Mahlzeit allerseits!
Ich habe den Juno Di jetzt seit einer Woche hier, und JA, das Teil ist vergriffen. Und zwar zu recht! In einem Shop in Frankfurt habe ich noch ein Ausstellungsstück gefunden, aber in allen großen Online-Shops und Musikläden, scheint das Ding bis November komplett vergriffen zu sein.
Ich mache seit 1985 Musik mit Synths. Mit billigen analogen Mitte der 80er, den ersten großen digitalen Ende der 80er, riesen Equipment in den 90ern und seit einigen Jahren als DSP-Pilot, Cubase, vielen VST-Teilen und Masterkeyboard. Bin so im Bereich Wave und Synth-Pop unterwegs. Nebenbei spiele noch Tasten in einer Band, und war eigentlich auf der Suche nach einem Gerät, das ich leicht zu den Proben transportieren kann, ohne all die Racks, Masterkeyboards und Effektgeräte mitschleppen zu müssen. Der Juno Di schien da von der Soundqualität , der Transportabilität und der Möglichkeit, MP3s abfeuern zu können, ideal zu sein.
Seit einer Woche steht das Gerät jetzt in meinem Studio, und ich bin jeden Tag von neuem überrascht, was es kann.
Habe dann den Thread hier gelesen. Beiträge wie "Tischhupe" sind meiner Meinung nach eher fundamentalistisch begründet, und lassen sich kaum auf Erfahrungen mit dem Gerät zurückführen.
Ja, der ROLAND JUNO DI kann was! Im ersten Eindruck taugt er auf jeden Fall als Anfängersynth und als Allrounder für Bandkeyboarder. Die komplett logische Organisation der Oberfläche und die Ordnung der Menüs machen einfach Spaß. Die Soundauswahl ist top organisiert und erstklassig. Die Piano-, Orgel- und Orchesterklänge sind für ein Gerät dieser Preisklasse hervorragend. Die Auswahl an Synthsounds ist sehr groß und deckt alles Wichtige und Basiswellenformen ab. Die restlichen Presetsounds sind - wie bei den meisten Digisynths - mal so, mal so.
Beim ersten Antesten präsentiert sich der Di als Presetplayer mit ein paar Knöpfen um die 5 wichtigsten Soundparameter verdrehen zu können. Was er in Sachen Synthesizerfunktionen wirklich kann, erschliesst sich erst nach der Installation der Editor-Software. Hier hat man Zugriff auf alle Klangparameter und der Juno Di zeigt sich hier als vollwertiger DigiSynth. Sounds können verbogen, gelayert (bis zu 4 Wellenformen) und mit Effekten versehen werden. Mit über tausend Wellenformen ist das Basismaterial sehr umfangreich. Das gesamte Routing, sowie der Signalweg durch die einzelnen Module (WG, Filter, Amp, LFO und FX) lassen sich ändern. 6 verschiedene Filtertypen werden zur Verfügung gestellt.
In diesem Editor können nicht nur Einzelklänge (Patches) erstellt werden, sondern bis zu 16 Sounds (Einzelsounds und Rythmsets) können in sogenannten Perfomances zusammengefasst werden. Diese können dann von einem externen Sequenzer oder von auf dem USB-Stick gespeicherten MIDI-Files angesteuert werden. Interessanterweise werden die MIDI-Daten eines gespeicherten SMF auch über den MIDI-Out ausgegeben, so dass ich auch andere externe Geräte damit ansprechen kann. D.h. ich kann in meinem Software-Sequenzer komplette Sets (inklusive aller Steuerdaten) fertigstellen, diese als SMF abspeichern, auf einen USB-Stick ziehen, in den Juno Di stecken und das alles live abrufen, ohne einen Computer oder Sequenzer auf die Bühne schleppen zu müssen.
Alternativ können auch komplette MP3 oder WAV abgespielt werden. Roland liefert auch ein Programm mit, um Live-Sets zu organisieren, d.h. Playlists zu erstellen.
Weiterhin bietet das Gerät einen Mikrofoneingang, dessen Signal mit einem Reverb versehen werden kann, oder es kann zur Vocodersteuerung geschaltet werden. Dieser kann eigentlich mehr, als zunächst vermutet. Aber auch hier erschliessen sich die kompletten Möglichkeiten erst mit dem Editor.
Roland bewirbt diese Möglichkeiten des Juno Di kaum. Die technischen Infos sind eher mäßig. Selbst das beiliegende Manual, schweigt sich zu vielen Möglichkeiten eher aus.
Wer Wissen möchte, was der Juno Di wirklich kann, sollte sich auf der Roland-Homepage den Juno-Di-Editor runterladen. Teil dieses Pakets ist auch eine umfangreiche PDF-Datei, die im Detail erklärt, was man mit dem Gerät alles anstellen kann.
Das einzige, was ich am Di wirklich schlecht finde, sind die Drumsounds. Gerade bei Roland, Hersteller der ganzen Kultmaschinen, ist die saumäßige Drumsoundauswahl komplett unverständlich. Auch hier kann man mit den Möglichkeiten des Editors etwas nachbessern, aber wirklich zu retten sind die Sounds nicht. Die Drumpresets sind - zumindest in meiner Musik - komplett unbrauchbar.
Mir persönlich gefällt das Konzept, die Klanggestaltung nur auf der PC-Oberfläche zu haben, und auf der Gerätefront nur das anzubieten, was ich beim live Spielen brauche, sehr gut. Meiner Meinung nach ist der Synth besonders gut geeignet, für Musiker, die viel am Computer arbeiten und ihre Musik auf die Bühne bringen wollen, ohne einen Rechner dafür zu bemühen.
Gruß
Bones