Reflektion und Wahrnehmung: Entwicklung musikalischher Inhalte

Hintergrund ist eher persönlicher Natur.
Ich suche eine Verbindung persönlicher Präferenz und dem was heute so "in" ist
und komme beim Hören moderner Platten, fast egal welche Musik, von anfangs "is ja sehr interessant" zu relativ schnell "meine Fresse ist das langweilig".

Und da die Forendiskrepanz zw. Genre, Anspruch, "level" relativ hoch ist, sind solche Fragen zur provokativen Reflektion immer gut!

Meine Frage an ChatGPT
"
Woran mag es liegen, dass moderne Musik nicht mehr an großartige Künstler/Alben herankommt?

Neben wirtschaftlichem Druck und Ablenkung durch digitale Medien und auch der Globalisierung des Marktes, dass es keine regionalen Szenen mehr gibt und sich auch nicht entwickeln können - es gibt eben kein Sound mehr, der für eine bestimmte Stadt oder Land steht -, denke ich, dass es möglicherweise daran liegt, dass Intelligenz, intellektueller Tiefgang abnimmt?

Studien dazu?"

Antwort ChatGPT:
Deine Beobachtung ist sehr treffend und deckt sich mit vielen kritischen Analysen aus Musikwissenschaft, Soziologie und Popkulturforschung. Es gibt keine einfache Antwort, aber eine Vielzahl an sich überlappenden Faktoren – sowohl wirtschaftlicher, technologischer als auch kultureller Natur. Die These vom „abnehmenden Tiefgang“ ist ein Teil davon und wird in der Forschung durchaus diskutiert.

🔍 Mögliche Gründe, warum moderne Musik seltener große künstlerische Tiefe erreicht:

1. Ökonomisierung und „Streaming-gerechtes“ Produzieren
  • Songs werden heute oft für den Algorithmus gemacht, nicht für ein kohärentes Albumkonzept.
  • Spotify & Co. belohnen kurze Songs mit früher Hook, weil Abspielzeit und Skip-Raten entscheidend sind.
  • Alben als Kunstform (Konzeptalben, durchkomponierte Werke) sind dadurch fast verschwunden.
📚 Studie: Serra et al. (2012): „Measuring the Evolution of Contemporary Western Popular Music“

→ Zeigt u.a. Rückgang harmonischer Komplexität, kleiner werdendes Klangvokabular und mehr Homogenisierung seit den 1960ern.

2. Kulturelle Fragmentierung durch Globalisierung und Digitalisierung
  • Früher war ein Sound lokal geprägt (z. B. Detroit Techno, Hamburger Schule, Bristol TripHop).
    Heute sind Szenen eher online und weniger räumlich oder sozial verortet.
  • TikTokisierung: Musik wird oft als Meme, nicht als Werk rezipiert.
    Sound = Begleitmaterial, nicht Zentrum des Erlebens.
3. Abnehmende intellektuelle Tiefe / Bildung als Einflussfaktor
  • Einige Soziologen argumentieren, dass die kulturelle Kapitalbildung (Bourdieu) heute weniger Gewicht hat, weil Instant-Zugänglichkeit wichtiger ist als Auseinandersetzung.
  • Musik galt früher oft als identitätsstiftendes Ausdrucksmittel mit Anspruch, heute eher als Konsumgut im Strom von Content.
📚 Studie: Mauch et al. (2015): „The evolution of popular music: USA 1960–2010“

→ Zeigt einen Rückgang musikalischer Innovation (Akkorde, Instrumentierung) und kreative Zyklen, aber auch punktuelle Wiederaufleben (z. B. Punk, Hip-Hop).

📚 Literatur: Neil Postman: „Wir amüsieren uns zu Tode“ (1985)

→ Frühe Medienschelte: Unterhaltung ersetzt Tiefgang – prophetisch für heutige Kultur.

4. Technologische Vereinheitlichung
  • Plugins, Presets, AI-Mastering, Sample-Packs: Produktionen klingen oft identisch, besonders in Pop, Trap, EDM.
  • Künstlerische Handschrift verblasst. Ein Musiker muss heute kein „Erkennbarkeitsträger“ mehr sein.

5. Wandel der Hörgewohnheiten
  • Albumhören ist fast verschwunden. Playlistkultur und Shortform dominieren.
  • Der Hörer bringt selbst weniger Geduld und Aufmerksamkeit auf – was wiederum das Angebot formt.
🧠 Intelligenz und musikalischer Anspruch – ein Rückgang?
  • Studien zeigen: Der Wortschatz in Songtexten nimmt ab, besonders im Mainstream.
  • Komplexe Musikstile (Jazz, Prog, klassische Musik, IDM) sind in Nischen abgewandert.
  • Musikalische Bildung in der Breite nimmt ab: Weniger Musikunterricht, weniger Instrumentenlernen.
📚 Beispiel: „Lyric Intelligence in Popular Music: A Ten-Year Analysis“ (Musixmatch, 2015)

→ Durchschnittliches „Lesealter“ von Songtexten sank von 3. Jgst. (2005) auf 2. Jgst. (2015)

Fazit: Die „Verdummung“ allein wäre zu einfach – es ist ein Zusammenspiel:
  • Marktlogik & Algorithmen
  • Verschwinden lokaler Szenen
  • Medienüberflutung & verkürzte Aufmerksamkeit
  • Verlust von musikalischer Bildung
  • Technologische Normierung
Aber: In der Nische lebt Innovation. Künstler wie Autechre, Anna von Hausswolff, Sevdaliza, Tim Hecker, Rival Consoles oder Underground-Techno-Acts beweisen: Wer sucht, findet Tiefe. Nur ist sie nicht mehr im Rampenlicht.

Wenn du magst, kann ich dir auch eine aktuelle Playlist mit Tiefgang-Künstlern 2025 zusammenstellen, die nicht nach Fastfood-Musik klingen.
 
So funktioniert das für mich nicht. Du startest mit "Reflektion und Wahrnehmung...", was ich spannend finde.
Und am Ende des Einstiegspostings landest du bei "Verdummung" – was mich null interessiert.

//

Falls du das meinst:
"Reflektion, Wahrnehmung und die Entwickung musikalischer Inhalte" sind – zumindest bei mir – davon abhängig, wie gut ich mich sich selber kenne (die eigene Entwickung eingeschlossen), und das abrufen kann (Tagesform). Wenn ich dabei unbekanntes Territorium betrete, ist das am spannendsten, aber das Ergebnis ist sehr oft auch Müll. Die Hälfte der Zeit bin ich eher planlos, aber nicht desorientiert, weil ich Ahnungen nachgehe – und je mehr Klangvorstellungen ich durch "stilles Entwicklen" (als "Medium") bekomme und mit mir herum trage, also ohne Geräte- oder Computerbedienung ersinne, desto planvoller wird es. Für mich gilt: Medium sein ist besser als Ego bedienen. Aufmerksamkeit ist besser als Konzentration. Wahrnehmung braucht Fokussierung. Entwicklung braucht seine Zeit. Reflektion sollte schnell gehen. Und ich schaue, dass ich beim Schwimmen möglichst oft gleichzeitig im Maschinenraum und auf der Brücke bin (Flow). Je mehr Klangvorstellungen mir ein Gerät ermöglicht und desto besser ich sie damit verwirklichen kann, desto mehr Musikinstrument ist es.

Wenn ich bei Null anfange Musik zu machen, beginnt es mit einer Ahnung: einer indifferenten Suppe aus Gefühl, Geräusch und Klang. Als erstes entsteht entweder eine unkonkrete rhythmische Abfolge aus Impulsen und Ghostnotes oder es kristallisieren sich ein paar Akkorde heraus ... das alles passiert/entsteht auf emotionaler, intuitiver Ebene. Sobald der Klang konkreter wird, kann ich Strukturen mit dem inneren Ohr hören, also Audiation betreiben. Zu 80% arbeite ich dann intuitiv. Und je nach dem aktuellen Mix aus Ahnung/innerem Hören wird daraus dann ein halb-konkreter Beat/Bass oder eine vage Chordprogression. Mit der Zeit bin ich auch besser darin geworden Melodien zu entwickeln, aber das ist dann eher kognitiv.

Lange Zeit habe ich viel am Klavier und auf Tastaturen Musik entwickelt, weil ich ganz gut spielen konnte. Aber irgendwann, so vor 20 Jahren etwa, habe ich mich zu oft selbst wiederholt, weil mein Repertoire als Spielender ausgeschöpft war. Seitdem komponiere ich nur noch in der Pianoroll: Dann werfe ich blind einen 8-tel-fertigen, aber inspirierenden Sound, der zur Musik-Ahnung passt, in eine Midi-Region und schiebe intuitiv Töne. In einer halben Stunde können bis zu 20 verschiedene Sounds, Bruchstücke, Atmos, Beatelemente und unspielbares Tastenzeug dabei rauskommen ... Ordnung entsteht dabei durch gezielt eingesetztes oder verdrehtes Fachwissen (Kontrapunkt, Harmonielehre, Synthwissen, Schlagzeug- und Keyboardererfahrung, Genrekentnnisse, Skalenanwendung etc.). Ich nähre mich dabei, wie ne KI im Vektorraum, an den Klang an, den ich wahrscheinlich ahne. Zu 60% arbeite ich dann intuitiv. Es lässt sich hinterher nicht sagen, wieviel dabei auf technischen Happy Accidents beruht und wieviele Teilergebnisse ich tatsächlich schöpferisch in mir "getragen" habe. Es ist aber auch wurscht.

Irgendwann während des Entstehungsprozesses – ich habe immer noch keine echte konkrete Klangvorstellung, aber eine Richtung gefunden, die der Ahnung entspricht (Ansätze für Beats, Chords, Atmos, Verläufe, Struktur, Bässe und Melodie-Ideen – stelle ich fest, ich bin schneller, wenn ich zum Medium werde: Dann mache ich das, was das "Stück" braucht und ab dann habe ich echte Klagvorstellungen und arbeite bis zu 90% kognitiv. Am schönsten ist es aber, wenn ich im Flow bin.

Soviel zur "Entwicklung". "Inhalte" habe ich unendlich viele. Mich inspiriert sehr viel. Es geht nur darum Klang-Ahnungen daraus zu entwickeln und denen nachzugehen. Darum ist es besser, wenn ich mit anderen Musikern zusammenarbeite, die mich inspirieren und wir die Vereinbarung haben "jeder darf alles.". Wenn ich mich dazu diszipliniere, mich nicht selbst zu verwirklichen", sondern "ein Medium" zu sein, wird es am Besten – das ist für mich die bessere Arbeitshaltung. Am Ende finde ich mich sowieo in der Musik wieder, an der ich beteiligt war.
 
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