Synthesizer mit digitalen Wellenformen vor 1990

Hab so eine Gurke hier stehen (CTS 2K). Eigentlich ein sehr interessantes Gerät mit znappy Hüllkurven und MW Rev.I Filter, aber die ROM Samples und die Unterteilung in 5 Keyboard Edit Zonen sind unter aller S.. :)



grüsslies
ilse
 
Seiko DS-250, additiver Synthesizer von 1985, mit Zusatzmodulen zum Editieren der Hüllkurven der Harmonischen sowie zum Sequenzieren:
536586439_o.jpg
 
tholan schrieb:
Und nochwas zum D110:
Immer hin war oder ist das ein echter Synthesizer, Bj. vor '90, der zusätzliche ROM Sounds mitbrachte.

Naja, nicht wirklich. Die kleinen D-Modelle sind von der Hardware her mehr oder weniger identisch und von der Struktur her ebenfalls: waschechte ROMplesizer auf Basis von PCM-Samples.

Ein Kawai K4 mit seinen Cyclic-Wellenformen wäre da deutlich näher an Deiner Beschreibung.

Hier sind aber Hybridsynthis gefragt, also analoge Filter aber digitale Oszillatoren, da fallen die meisten der genannten Kisten eh raus und die Sampler mit analogen Filtern bilden den Grenzbereich.
 
microbug schrieb:
Hier sind aber Hybridsynthis gefragt, also analoge Filter aber digitale Oszillatoren
Ich richte mich danach, was DanReed vorgegeben hat:
DanReed schrieb:
Ja, aber auch wenn das Signal mit digitalen Filtern weiterverarbeitet werden sollte (wie z.B. im M1), also erst kurz vor den Ausgängen gewandelt wird.
viewtopic.php?f=3&t=83743#p914967

microbug schrieb:
Naja, nicht wirklich. Die kleinen D-Modelle sind von der Hardware her mehr oder weniger identisch
und von der Struktur her ebenfalls: waschechte ROMplesizer auf Basis von PCM-Samples.
Mitnichten. Man kann mit dem D110 auch Sounds kreiren, die nicht auf die PCM-ROM-Samples zurückgreifen.
Hier Ist ein Strukturbild über die beiden Klangformungsmöglichkeiten (PCM-Quelle UND Synthese-Quelle) im D110:
http://www.rolandmuseum.de/synth/html/D ... 0_or3b.jpg
Und hier eins über die Verschaltungsmöglichkeiten der beiden Klangquellen, Synthesizer UND PCM-Quelle:
http://www.rolandmuseum.de/synth/html/D ... 0_or4b.jpg
Hier noch ein Link zu der kompletten Seite:
http://www.rolandmuseum.de/synth/html/D ... ro.php?l=d

p.s.
@microbug:
Vielleicht verwechselst Du das mit der Roland U-Serie, die meines Wissens zeitlich parallel zu den D-Modellen angeboten wurde.
Da gab es auch einen U-110, der eben nicht die Synthesizerabteilung beinhaltete.
 
Du kannst sicher sein, daß ich da nichts verwechsele. Den D-110 hatte ich selbst eine Zeitlang bei mir stehen, kenne ihn also recht gut.

Es mag sein, daß Roland das so getrennt darstellen will, das liegt dann aber eher im Bereich des Marketing. Die Klangerzeugung aller LA-Synthesizer basiert immer auf dem gleichen Kunden-Chip: MB87136 von Fujitsu.

Im Blockschaltbild sieht das so aus, als hätte der Chip sozusagen einen eigenen Wellenformgenerator eingebaut, was aber nicht der Fall ist. Alle Wellenformen kommen aus dem daran angeschlossenen PCM-ROM, wie bei allen Anderen LA-Synthesizern auch. Zudem ist dieser Kundenchip ein reines Gate Array, kann also von sich aus keine Wellenformen erzeugen, jedenfalls keine außer Rechteck, und der Synthesizerteil bietet Rechteck und Sägezahn als Wellenform an. Die Sägezahnwellenform bräuchte einen Waveshaper, entweder analog (nicht der Fall) oder digital (geht nur mit DSP), beides aber ist nicht der Fall.

Die Unterscheidung liegt also im der steuernden Firmware und dem Inhalt der PCM-ROMs, die die Wellenformen liefern. Da sind dann einfach in einem Bereich die beiden Wellenformen drin, das ist alles.
 
Wenigstens müssen sie aber bei den kurzen Wellenformen noch was gezaubert haben, um die Funktionalität dieses "TVFs" anzubieten.
Insofern grenzt sich das schon von der reinen PCM-Wiedergabe ab, denn dafür steht der Filter im D110 nicht zur Verfügung.
Der klang auch recht lebendig, soweit ich mich erinnere.
However:
Dem Benutzer ist der Zugang transparent: Er sieht etwas, daß sich benimmt und (mehr oder weniger)so klingt, wie ein analoger Synth.
Hier:
http://www.youtube.com/watch?v=zRFH2M38_mo
gibts ne Demo, was man mit den PG-10-Programmer im Zusammenhang mit den Filtern der "Synth Sounds" des D110 machen kann.
 
microbug schrieb:
Du kannst sicher sein, daß ich da nichts verwechsele. Den D-110 hatte ich selbst eine Zeitlang bei mir stehen, kenne ihn also recht gut.

Es mag sein, daß Roland das so getrennt darstellen will, das liegt dann aber eher im Bereich des Marketing. Die Klangerzeugung aller LA-Synthesizer basiert immer auf dem gleichen Kunden-Chip: MB87136 von Fujitsu.

Im Blockschaltbild sieht das so aus, als hätte der Chip sozusagen einen eigenen Wellenformgenerator eingebaut, was aber nicht der Fall ist. Alle Wellenformen kommen aus dem daran angeschlossenen PCM-ROM, wie bei allen Anderen LA-Synthesizern auch. Zudem ist dieser Kundenchip ein reines Gate Array, kann also von sich aus keine Wellenformen erzeugen, jedenfalls keine außer Rechteck, und der Synthesizerteil bietet Rechteck und Sägezahn als Wellenform an. Die Sägezahnwellenform bräuchte einen Waveshaper, entweder analog (nicht der Fall) oder digital (geht nur mit DSP), beides aber ist nicht der Fall.

Die Unterscheidung liegt also im der steuernden Firmware und dem Inhalt der PCM-ROMs, die die Wellenformen liefern. Da sind dann einfach in einem Bereich die beiden Wellenformen drin, das ist alles.

Ein Rompler mit Pulsbreitenmodulation (Ok, modulieren kann man den Pulsbreitenparameter erst beim D50), hmmm... das findet man selbst bei aktuellen Geräten eher selten... ;-) Die PCMs von D50&Co lassen sich nicht Filtern, die Ringmod Operation passiert beim D110/D50 nach dem Filtern der Wellenform, was darauf schliessen lässt dass die Wellenformen und der Filter in irgend eine Form berechnet oder zumindest aus vorhandenen Daten umgeformt werden.
 
Ich versuche mal, noch deutlicher zu sagen, was die Synthesizer dieser Zeit so besonders und eben deswegen auch so interessant für mich macht:

Für die meisten großen Firmen war es das erste Mal, daß sie Synthesizer gebaut haben, die nicht mehr auf analog erzeugtem Sägezahn, Dreieck, Rechteck oder/und Sinus, aufbauten, sondern mittels digitaler Oszillatoren ein Stückchen ROM ausgelesen und als Welle ausgegeben haben.

So war es für Korg mit dem DW-6000 und seinen 8 Wellenformen das erste Mal. Ensoniq hatte zwar schon mit seinem Mirage-Sampler erste Erfahrungen gemacht, Speicher als Sound auszugeben, aber der ESQ-1 war für sie der erste Synthesizer mit Wellen-ROM. Für Sequential der Prophet VS. Kawai hatte dies erstmals beim K3 und dann beim wesentlich verbesserten K1 realisiert. Roland war ein echter Spätzünder und blieb lange still, kam dann aber mit einem Paukenschlag: D-50. Selbst Yamaha, die mit dem DX-7 den Meilenstein der 80er schlechthin setzten und der Technologie Jahre treu blieben, sahen sich gegen Ende des Jahrzehnts gezwungen, in Form des SY77 die FM-Synthese zu erweitern um die zunehmend erfolgreiche Wave- und Sample-Player-Welt, um dort auch mitzuspielen.

Diese Synthesizer der Zeit zwischen 1985 und 1990 markieren einen entscheidenden Wendepunkt im Synthesizerbau, denn danach ging es nie wieder zu den echt Analogen zurück sondern immer weiter in Richtung ROMpler mit mehr und mehr Speicher und mehr und mehr Modifikationsmöglichkeiten. Im Grunde war diese Technologie zwingend als Symbiose aus analoger Klangformung (VCO-VCF-VCA), die trotz Sync, Ringmodulation, AM und FM wegen des begrenzten Wellenformvorrats an ihre Grenzen stieß, und Sampler-Technologie, die zwar alles konnte, aber aufgrund des geringen Speichers und schlechten Rauschabstands dringend Nachbearbeitung in Form von Filtern benötigte (Ensoniq MIrage, Sequential Prophet 2000, Korg DSS-1, ...). Ich hatte schon gesagt, daß mir bei der Liste nicht wichtig ist, ob die Filter echt analog waren (PPG Wave, Korg DW, Ensoniq ESQ, Prohpet VS, ...) oder später digital realisiert wurden (Roland D-50, Kawai K1, Korg M1, ...).

Dank an Doctor Jones, microbug und andere für weitere Einträge:

1974: RMI Harmonic Synthesizer (2 Generatoren à 16 Osc, 1 Waveform, ? Bit, ? kB, 1 Voice)
1974: RMI Keyboard Computer KC-1 (? Osc, 25 Waveforms + 4 von Lochkarte, ? Bit, ? kB, ? Voices)
1976: PPG Sonic-Carrier ???
1978: PPG Wavecomputer 360 (a) ???
1982: PPG Wave 2.2 (2 Osz, 31 Wavetables, 8 Bit, ca. 256 kByte, 8-stimmig)
--------- ab hier wirds kommerziell -----------
Frühjahr 1985: Korg DW-6000 (2 Osz, 8 Waves, 8 Bit, 64 kByte, 6-stimmig)
Herbst 1985: Korg DW-8000 (2 Osz, 16 Waves, 8 Bit, 128 kByte, 8-stimmig)
Herbst 1986: Ensoniq ESQ-1 (3 Osz, 32 Waves, 8 Bit, 64 kByte, 8-stimmig)
1986: Sequential Circuits Prophet VS (4 Osz, 96 Rom + 32 Ram Waves mit je 128 Samples, 12 Bit, ca. 24 kByte, 8-stimmig)
1986: Kawai K3 (2 Osz, 32 Waves, 8 Bit, 64 kByte, 6-stimmig)
1987: Roland D-50 (2 Osz, Saw + Pulse + 28 Waves + 47 Attack-Samples, 512 kByte, 8 Bit, 16-stimmig)
1987: Keytek CTS-2000 (2 Osc, 72 oder 76 Waves?, ? kByte, 8-stimmig)
Anfang 1988: Ensoniq SQ-80 (3 Osz, 75 Waves, 8 Bit, 256 kByte, 8-stimmig)
1988: Kawai K1 (4 Osz., 256 Waves, 8 Bit, ? kByte, 16-stimmig)
1988: Korg M1 (1 Osz, 144 Waves, 16 Bit, 4MByte, 16-stimmig)
1989: Kawai K4 (2 Osz, 96 Waves + 160 Samples, 16 Bit, ? kByte, 16-stimming)
Nov. 1989: Waldorf Microwave (2 Osz, 81 Wavetables mit je 64 Waves, 10 Bit, ? kByte, 8-stimmig)

Tja es fehlen noch immer reichlich Eckdaten und vor allem von 1986 bis 1988 braucht man den tatsächlichen Erscheinungsmonat, um die Chronologie korrekt hinzubekommen.

EDIT: Vielen Dank an microborg für weitere Fakten, die ich hier nachgetragen habe.
 
So Sachen wie M1&Co sind ja erst mal nur kastrierte Sampler mit minimalistischen Synthese Moeglichkeiten, die 16 digitalen Wellenformen der Korg DW Serie ja auch nur ein leidiger Ersatz fuer die unterschiedlichen Spektren die man alleine beim verschieben der Pulsbreite aus 'nem Oszillator kitzeln kann. Zu dieser Zeit war die Bezeichnung digital ein Synonym fuer neu und besser, was aber nicht immer der Fall war.
 
Summa schrieb:
Ein Rompler mit Pulsbreitenmodulation (Ok, modulieren kann man den Pulsbreitenparameter erst beim D50), hmmm... das findet man selbst bei aktuellen Geräten eher selten... ;-) Die PCMs von D50&Co lassen sich nicht Filtern, die Ringmod Operation passiert beim D110/D50 nach dem Filtern der Wellenform, was darauf schliessen lässt dass die Wellenformen und der Filter in irgend eine Form berechnet oder zumindest aus vorhandenen Daten umgeformt werden.

Stimmt, PWM bei einem ROMpler geht nicht, außer mit fiesen Tricks.

Allerdings ist eine Rechteckwellenform eh digital und läßt sich ohne Probleme in einen solchen Gate Array erzeugen, schrieb ich ja schon. Da geht dann auch PWM.
Sägezahn braucht einen Waveshaper. Den kann man auch digital realisieren, braucht aber eigentlich ne Fließkommaeinheit, genau wie für einen digitalen Filter, es gibt da auch ein paar Gemeinsamkeiten.
Wenn sich die PCMs nicht filtern lassen, spricht das für ein entsprechendes Design des MB87136, der offenbar deutlich begrenzte Resourcen hat. PCMs filtern geht erst beim D70 und den davon abgeleiteten Rhodes 660/760, die haben einen extra Filterchip drin, der Kundenchip, der zum Auslesen der PCMs dient, ist da allerdings ein Anderer, vor allem einer mit deutlich größerem Adreßbereich.
 
DanReed schrieb:
1986: Kawai K3 (2 Osz, 32 Waves, ?Bit, ?kByte, 6-stimmig)

1989: Waldorf Microwave (???)

Der K3 hat 64Kilobyte Wellenform-ROM, auf 2x32 aufgeteilt. Zusätzlich 2Kbyte x2 RAM für die Benutzerwellenform. Die Wandler sind 8bit, die Wellenformen ebenfalls.

Der Microwave erschien im Novenber 1989 und ist 8stimmig, hat 2 Oszillatoren, 81 Wavetables zu je 64 Waves, die Wandler sind 12Bit, es werden aber nur 10 Bit davon benutzt. Die Wellenformen umfassen 32Kilobyte und werden offensichtlich beim Start des Synths aus den Firmware-EPROMs 2x64Kilobyte) in ein RAM geladen und vorn dort aus per ASIC ausgelesen.
 
microbug schrieb:
Der Microwave erschien im Novenber 1989 und ist 8stimmig, hat 2 Oszillatoren, 81 Wavetables zu je 64 Waves, die Wandler sind 12Bit, es werden aber nur 10 Bit davon benutzt. Die Wellenformen umfassen 32Kilobyte und werden offensichtlich beim Start des Synths aus den Firmware-EPROMs 2x64Kilobyte) in ein RAM geladen und vorn dort aus per ASIC ausgelesen.

Die Daten der vom angewählten Sound/Mulit genutzten bis zu 8 Waveslots werden geladen, wenn ein Wave relevanter Dump kommt oder ein Wechsel im Sound, dann jeweils auch. UPAW und Algorithmische Wavetables werden dann jeweils berechnet und in diesem RAM abgelegt.
 
swissdoc schrieb:
Die Daten der vom angewählten Sound/Mulit genutzten bis zu 8 Waveslots werden geladen, wenn ein Wave relevanter Dump kommt oder ein Wechsel im Sound, dann jeweils auch. UPAW und Algorithmische Wavetables werden dann jeweils berechnet und in diesem RAM abgelegt.

Ahja, vielen Dank, das erklärt die Sache. Demnach greift der ASIC also für den Transfer direkt auf die Firmware-EPROMs zu? Ich denke ja nicht, daß die Wellenformen im ASIC selbst abgelegt sind, aber wer weiß, solche ASICs sind ja je nach Hersteller komplett kundenspezifisch, und dieser hier scheint aus keinem der üblichen Baukästen von Fujitsu, NEC oder Toshiba zu stammen.
 
microbug schrieb:
swissdoc schrieb:
Die Daten der vom angewählten Sound/Mulit genutzten bis zu 8 Waveslots werden geladen, wenn ein Wave relevanter Dump kommt oder ein Wechsel im Sound, dann jeweils auch. UPAW und Algorithmische Wavetables werden dann jeweils berechnet und in diesem RAM abgelegt.

Ahja, vielen Dank, das erklärt die Sache. Demnach greift der ASIC also für den Transfer direkt auf die Firmware-EPROMs zu? Ich denke ja nicht, daß die Wellenformen im ASIC selbst abgelegt sind, aber wer weiß, solche ASICs sind ja je nach Hersteller komplett kundenspezifisch, und dieser hier scheint aus keinem der üblichen Baukästen von Fujitsu, NEC oder Toshiba zu stammen.
Den ASIC hat Wolfgang Palm für Waldorf entwickelt.
 


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