Warum mögen wir analogen Sound, warmen Sound, Lo-Fi-Sound etc

ZH

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Kleines Gedankenexperiment:

Stellen wir uns vor, die Aufnahmetechnik wäre aus irgendeinem Grund erst zu den Zeiten entstanden, in der digitale, cleane Technik herrschte. Und Synthesizer wären zuerst digital entstanden, d.h. statt dem Minimoog wäre der DX7 der erste populäre Synth gewesen. Würden wir dann heute diesem "digitalen Sound" nacheifern? Würden wir den "Vintage" finden? Würden wir dann trotzdem Plugins und Techniken nutzen, die die Aufnahmen wärmer macht, saturierter, analoger, mit Rauschen, mehr lo-fi, etc? Oder würden wir diesen Sound überhaupt nicht attraktiv finden, weil er ja klar "schlechter" ist als alles, was wir bislang kannten?

Oder ist es vielleicht eher so, dass analoge, warme Sounds mehr der "Natur" entsprechen, und uns deshalb ein entsprechendes Klangbild immer mehr ansprechen wird als ein kaltes, perfektes, cleanes, digitales?

Man kann es ja schon als kurios ansehen, dass wir gerne versuchen, unseren Aufnahmen mehr "Dreck", mehr "Schmutz", mehr "Unsauberkeit" zu verleihen, obwohl das ja objektiv gesehen zu einer Verschlechterung führt. Auch bei Fotos werden gerne Nostalgie-Filter eingesetzt - tun wir das wirklich nur, um nostalgische Gefühle zu erwecken, oder tun wir das, weil es einfach wirklich "besser" aussieht, weil es mehr mit uns als natürliche Wesen resoniert, weil es mehr verschwimmen lässt, weil es die harten Details glättet, etc?

Was ist eure Einschätzung dazu?
 
Ich glaube das hat u.a. was mit dem Sound von Sprache zu tun.

Kann es aber jetzt nicht an einem Ding festmachen, und zu bedenken ist auch daß es Menschen gibt bei denen das nicht so ist.

Es gibt ja zB das Phäneomen ASMR das u.a. durch Flüstern ausgelöst werden kann.

"Warme" Distortion ist unsymmetrsich und macht gerade und ungerade Obertöne, und manche betonen zB den dritten Oberton.

Ich denke auch das hat was mit "beruhigender Sprache" zu tun, und Formanten.
 
Kann es sein, dass wir vielleicht stets "unzufrieden" mit den jew. aktuellen Situationen sind und meist das gut finden, was wir gerade nicht vor uns haben?
Damals hat jeder nach möglichst akkuraten, sauberen und rauschfreien Sound gefordert. Belohnt wurde man mit der CD, den (neuen) digitalen Synths inkl. VAs. Inzwischen liegen uns PlugIns vor, die noch sauberer und tighter (sound, timings, etc.) klingen. Nun ist es auch nicht gut. Was wir Anfang der 80'er gefordert haben ist nun da und kann genutzt werden - und jetzt?
Jetzt wollen wir das, was damals ungenau, verrauscht und simple, teuer und kaum für "alle" verfügbar war, doch nutzen. Nun finden wir das besser/angenehmer und versuchen sogar die digitalen PlugIns dahingehend zu programmieren, als das diese genau die alten "Fehler" mit viel CPU-Belastung emulieren, damit wir wieder glücklich/er werden.
 
Granular

Tschernobyl_2013_1.jpg
 
Kann es sein, dass wir vielleicht stets "unzufrieden" mit den jew. aktuellen Situationen sind und meist das gut finden, was wir gerade nicht vor uns haben?
Damals hat jeder nach möglichst akkuraten, sauberen und rauschfreien Sound gefordert. Belohnt wurde man mit der CD, den (neuen) digitalen Synths inkl. VAs. Inzwischen liegen uns PlugIns vor, die noch sauberer und tighter (sound, timings, etc.) klingen. Nun ist es auch nicht gut. Was wir Anfang der 80'er gefordert haben ist nun da und kann genutzt werden - und jetzt?
Jetzt wollen wir das, was damals ungenau, verrauscht und simple, teuer und kaum für "alle" verfügbar war, doch nutzen. Nun finden wir das besser/angenehmer und versuchen sogar die digitalen PlugIns dahingehend zu programmieren, als das diese genau die alten "Fehler" mit viel CPU-Belastung emulieren, damit wir wieder glücklich/er werden.
Das KANN man natuerlich vermuten - dass es uns nur drum geht, das zu haben, was wir nicht haben, bzw. das, was wir aus der Vergangenheit kennen und verklaeren. Aus diesem Grunde habe ich auch den Thread gestartet, um diese Frage zu klaeren.
Es KANN aber auch eben anders sein, und die analogen, unperfekten, rauschenden, zerrenden Klaenge usw. "resonieren" einfach besser mit uns, weil wir natuerliche Wesen sind und solche klaren Klaenge, wie sie uns die Technik bieten kann, vielleicht gar nicht kennen bzw. in der Natur nicht vorkommen.

Ich persoenlich tendiere vermutlich doch eher zur zweiten Theorie, aber wirklich belegen kann ich sie nicht. Ich beobachte aber dass es aehnliche Phaenomene auch in anderen Bereichen gibt, naemlich wie gesagt Fotografie, Film, Kunst usw. Wenn dort etwas wirklich perfekt, glasklar ist usw, dann wirkt es schnell unnatuerlich. Mir geht es sogar haeufig so, dass ich viele heutige semi-professionelle Musikvideos extrem unansprechend finde, also solche, die nicht mit einem Millionenbudget produziert werden. Diese sind oftmals professionell genug, um nicht mehr wie ein Amateur-Video aus den 90ern zu wirken, aber wirken auf mich auch oft so unnatuerlich, banal, weil die Kameras inzwischen sehr "HD" sind und alles ziemlich detailliert ablichten, aber damit auch jede Banalitaet ans Tageslicht kommt, die sich vorher eher ein bisschen ins Grundrauschen eingebettet haette. Erst wenn richtig viel Aufwand betrieben wird (Millionenbudget), ist sowas oftmals wieder ausgemerzt, allerdings bekommen solche Videos dann auch gerne wieder einen insgesamt kuenstlerischen Touch verpasst, sodass auch hier nicht einfach nur die banale Wirklichkeit abgelichtet wird.

Mit Musik ist es denke ich das gleiche. Wenn der Gesamtsound rein technisch gesehen nicht perfekt ist, dann verschwimmen auch viele kleine ansonsten stoerend wirkenden "banalen" Details eher zu einer Gesamtmasse.
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: oli
Das Problem in diesem Thread sind div. Sterotypen, die du mit FM-Sounds verbindest, der DX7 ist deutlich weniger perfekt (rauscht, zerrt etc.) als z.B. ein moderner mathematisch exakt arbeitende FM-Synth. Aber wenn man nur die langweiligen Presets kennt, könnte man meinen das man tonnenweise FX braucht damit FM funktioniert.
 
Ich denke, da wird es nicht den EINEN Grund geben, sondern ein Bouquet an Gründen, die auch individuell sein können und werden. Fakt ist aber, dass es psychoakustische Effekte des Ohres gibt, die da eventuell eine Rolle spielen könnten, wie z.B. die Gewöhnung an ein sich nicht änderndes Geräusch, was dann in der Wahrnehmung ausgeblendet wird. Mit Rauschen, Verzerrern und nicht 100%ig korrekten (difgitalen) Sounds, wird der Effekt eventuell umgangen. Aber wie gesagt, das dürfte nur ein Bruchteil der "Wahrheit" sein.
 
Ich glaube es hat was mit der "Natur" zu tun. Vielleicht ja sogar etwas mit den Geräuschen, die wir als Säugling wahrnehmen.
Ich tendiere definitv, auch in der Fotografie, zum Rauschen etc.. Ich glaube nicht, daß dies Nostalgie bei mir ist.
Mir gefallen auch Tracks die nicht so perfekt gemastert sind meist besser.
Das Rauschen des Windes, das Rauschen des Wassers etc.. Das Rauschen des Waldes.....
Auch das Britzeln von Lp´s gefällt mir, es hat etwas warmes. Vielleicht erinnert es an das Knacken des Feuerholz. Mag für manchen ein Hirngespinst sein. Ich nehme das definitv so war und ich gehe davon aus, daß man das mit feinen Meßinstrumenten für meinen Streßlevel, sogar nachweisen könnte. Wie gesagt für meinen Zustand, daß dies bei jedem so ist will ich nicht behaupten.
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: ZH
Das Problem in diesem Thread sind div. Sterotypen, die du mit FM-Sounds verbindest, der DX7 ist deutlich weniger perfekt (rauscht, zerrt etc.) als z.B. ein moderner mathematisch exakt arbeitende FM-Synth. Aber wenn man nur die langweiligen Presets kennt, könnte man meinen das man tonnenweise FX braucht damit FM funktioniert.
Das "Problem" mit Deinem Post ist, dass Du Dir hier eine Sache herauspickst, die eigentlich gar nichts mit der Kernfrage des Threads zu tun hat. Der DX7 war lediglich ein Beispiel, die Frage ist eigentlich nicht ob FM digital oder analog, kalt oder warm klingt, sondern ob unsere Hoergewohnheiten bzw. die Entwicklung der Aufnahmetechnik usw. daran schuld ist, dass wir einer nostalgischen Verklaerung unterliegen, und nur deshalb warme, rauschende, analoge Sounds toll finden, weil wir sie von frueher kennen (und somit subjektiv gefaerbt ist), oder ob wir diese Klaenge auch objektiv besser faenden, selbst wenn wir zunaechst mit einer perfekt digitalen, glasklaren Klangaesthetik aufgewachsen waeren und die analogen, warmen, rauschenden Sounds erst spaeter entdeckt haetten.
 
Meine Theorie ist, dass das Rauschen in den Klängen unser Gehirn einlädt etwas dazuzudichten was gar nicht da ist, so höre ich zum Beispiel manchmal im Lärm des Wasserkochers Musik. Und das geht nicht nur mir so. Das Gehirn ist ständig dabei Muster zu erkennen und nutzt jede Chance. Das ist auch der Grund, warum man in der Abenddämmerung eher etwas in den Schatten vermutet als am hellichten Tag. Bei ganz reinen, klaren Aufnahmen bleibt einfach weniger Raum zur Spekulation und unser Gehirn ist damit auch entsprechend wenig beschäftigt. Warme Sounds sind einfach komplexer als ein steriler Sinuston.
 
Meine Theorie ist, dass das Rauschen in den Klängen unser Gehirn einlädt etwas dazuzudichten was gar nicht da ist, so höre ich zum Beispiel manchmal im Lärm des Wasserkochers Musik. Und das geht nicht nur mir so. Das Gehirn ist ständig dabei Muster zu erkennen und nutzt jede Chance. Das ist auch der Grund, warum man in der Abenddämmerung eher etwas in den Schatten vermutet als am hellichten Tag. Bei ganz reinen, klaren Aufnahmen bleibt einfach weniger Raum zur Spekulation und unser Gehirn ist damit auch entsprechend wenig beschäftigt. Warme Sounds sind einfach komplexer als ein steriler Sinuston.
In die Richtung habe ich auch schon gedacht. Man kennt es ja, dass z.B. beim Lesen eines Buches das Gehirn extrem viel dazudichtet. Man koennte nun sagen, je abstrakter ein Medium ist, desto mehr hat das Gehirn zu tun und desto mehr kann man sich vielleicht auch mit etwas identifizieren, weil es allgemeingueltiger wird. Wenn nun etwas sehr konkret vorgegeben wird, sinkt die noetige Phantasie. Beispielsweise glaube ich auch, dass die Grafik von alten Computerspielen oftmals diesen Reiz hat, denn wir sehen bunte Pixelwelten, aber im Kopf entsteht trotzdem "mehr", waehrend heutige Spiele oftmals sehr realistisch wirken und somit natuerlich weniger Gehirn-"Extrapolation" (oder vielleicht auch Interpolation?) noetig ist.

Mir faellt z.B. auch oftmals unangenehm auf, dass bei moderner Musik mit Gesang der Text oftmals viel zu klar verstaendlich ist, und ich ihn dann oftmals banal finde, oder mich nicht so gut damit identifizieren kann. Bei aelteren Aufnahmen kann es auch heute noch sein, dass ich laengst nicht den kompletten Text verstehe, aber vielleicht gefaellt er mir drum besser, weil ich ihn ein stueckweit auch so interpretiere, wie ICH denke, und nicht Wort fuer Wort das uebernehme, was der Saenger singt.

Vielleicht ist es daher wirklich so, dass auch bei "nicht so gutem Klang" das Gehirn ein bisschen mehr ausbuegelt, ein bisschen mehr kittet, ein bisschen mehr verbindet und zusammenschweisst als das der Fall ist, wenn alles superklar klingt. Und vielleicht kann man sich mit dem, was das Gehirn selbst tut, einfach mehr identifizieren als mit dem, was einem rein vorgegeben wird.
 
FM Sounds gefallen mir einfach nicht, was nicht am Alter der Klangerzeugung liegt sondern am typischen Klangbild. Dabei spielt es keine Rolle, ob FM von 1960 oder 2022 stammt.
 
Vielleicht liegt das an der Vorstellung und Erinnerung (😉) an den Aufenthalt im Mutterleib. Warm und geborgen… 🤪🤓
 
Weil Bruzzeln, Knistern, Rauschen, Zischen, Knacken, Pfeifen, Dröhnen, Zerren und sowas natürlich erscheint und unser Gehör/Gehirn da seit Millionen von Jahren drauf geschult ist, das es natürlich ist.
Künstlich und anders kann zwar auch interessant sein, aber nicht gefällig gewohnt.

Sonst noch fragen?
 
ich glaube es hat etwas mit einer gewissen Unberechenbarkeit oder auch Unsauberkeit des Klanges zu tun. Ganz besonders bei vco´s oder bei lofi Klängen.
Ein total ungestimmter vco klingt i.d.R. Kacke, aber wenn es nur Nuancen sind wird das als besonders organisch wahrgenommen.

Das ist ja ähnlich mit z.B. Gesichtern: ein extrem asymmetrisches Gesicht (ala Glöckner von Norte Dame) wird von den wenigsten als ansehnlich empfunden, wenn die Asymmetrie jedoch eher gering ist wird das im Gegensatz zur "perfekten Symmetrie" widerum als ansehnlicher empfunden.

Wieder zurück zur Musik könnte man sagen, dass dem perfekten digitalen Klang etwas Asymmetrie fehlt - bzw. Unsauberkeit - Unberechenbarkeit.
 
Beispielsweise glaube ich auch, dass die Grafik von alten Computerspielen oftmals diesen Reiz hat, denn wir sehen bunte Pixelwelten, aber im Kopf entsteht trotzdem "mehr", waehrend heutige Spiele oftmals sehr realistisch wirken und somit natuerlich weniger Gehirn-"Extrapolation" (oder vielleicht auch Interpolation?) noetig ist.
Ja, das denke ich auch. Allerdings muss man bedenken, dass die Spiele früher auf einer Röhre dargestellt wurden und auch als scharf empfunden wurden. Die Röhren haben die exakten Pixel in ein angenehmes Bild umgewandelt, welches aber noch Raum zur Interpretation hatte, weil die Schattierungen und Details ja eher grob waren. Schaut man sich die alten Spiele heute auf einem LCD an, dann ist das deutlich unangenehmer.
 
Das "Problem" mit Deinem Post ist, dass Du Dir hier eine Sache herauspickst, die eigentlich gar nichts mit der Kernfrage des Threads zu tun hat. Der DX7 war lediglich ein Beispiel, die Frage ist eigentlich nicht ob FM digital oder analog, kalt oder warm klingt, sondern ob unsere Hoergewohnheiten bzw. die Entwicklung der Aufnahmetechnik usw. daran schuld ist, dass wir einer nostalgischen Verklaerung unterliegen, und nur deshalb warme, rauschende, analoge Sounds toll finden, weil wir sie von frueher kennen (und somit subjektiv gefaerbt ist), oder ob wir diese Klaenge auch objektiv besser faenden, selbst wenn wir zunaechst mit einer perfekt digitalen, glasklaren Klangaesthetik aufgewachsen waeren und die analogen, warmen, rauschenden Sounds erst spaeter entdeckt haetten.
Sorry, war was beschäftigt den Strom in der Garage meine Mutter wieder herzustellen, den die Handwerker im Hof bei der Restaurierung des Kanals beschädigt hatten, daher hab' ich das nicht komplett verfolgt. Bin jetzt auch was müde 🥱
Ende der 80er ist mir das erste digital Mehrspurtonabend in einem eher kleinen Studio begegnet, in dem ich bei Aufnahmen für ein Jingle geholfen hab'. Ich hab gelesen dass es auch schon damals div. Kistchen gabs um den Sound bewusst zu "verbessern", der Sound ist vielleicht schon damals eine ganz bewusste Entscheidung des jeweiligen Toningenieur gewesen.
 
Wenn man sich längere Zeit mit Gestaltung und Kunst ganz allgemein auseinandersetzt, bemerkt man, dass es eigentlich immer ein Spiel zwischen Ordnung und Chaos ist. Das jedenfalls wurde bei uns im Studium immer mal wieder thematisiert

Und das findet sich in allem, was irgendwie gestaltet ist:

Zu viel Ordnung ist langweilig. Da gibt es nichts zu entdecken. Das erfassen wir sofort vollständig. Und verstehen, was gemeint ist. Da gibts nix neues zu lernen.
Und zu viel Chaos ist dann im Grunde nicht mehr gestaltet. So ist man bei allem, was analog funktioniert, wie Malerei, analoge Instrumente, Bildhauerei, eher damit beschäftigt, Ordnung zu schaffen, um irgeneine Ästhetik hervorzubringen. Die Unordnung kommt ganz von allein, da wir mit der Hand ohne Hilfe kaum einen gerade Strich ziehen können oder mit einem analogen Instrument einen Sinuston erzeugen.

Und das Problem, was nun bei elektronischer Musik, aber auch "elektronischer" Bilderzeugung (zB Computerspiele) das erste Mal auftaucht, ist die Notwendigkeit, diese "natürlichen" Unregelmäßigkeiten nachzuahmen. Und das ist dann schon absurd, da die Menschen Jahrhunderte oder Jahrtausende eher versucht haben, Regelmäßigkeiten herzustellen und plötzlich ist das überhaupt kein Problem mehr.

Und wenn das mit dem Spiel zwischen Ordnung und Chaos gut funktioniert, dann haben wir ein spannendes Stück Kunst von uns, dass wir als solches wiedererkennen. Also zB, dass es eine bestimmte Musikrichtung ist. Dann wiederum gibts aber auch irgendwas, was vielleicht nicht 100% da rein passt und uns stutzig macht. Und genau das macht es dann interessant.

Sieht man auch gut bei Fernsehserien. Gerade sowas, wie NCIS oder der Tatort sind meist ziemlich ähnlich aufgebaut. Dann gibt es aber hin und wieder etwas, was da nicht so recht reingehört. Was den "perfekten" Ablauf stört und schon wirds interessant :)

Ein anderes Thema sind auch Referenzen innerhalb von einem Stück "Kunst" zu einem anderen. Das bringt auch wieder etwas mehr Ordnung da rein und wir sehen zB eine Verbindung. Da freut man sich dann meist, sowas entdeckt zu haben ;-)

Und ich denke auch, wie einige hier schon meinten, dass wir dieses Stück Unregelmäßigkeit einfach brauchen, weil es uns aus unserer natürlichen Umgebung gewohnt sind. Perfektion macht uns da vielleicht eher Angst, weil wir es möglicherweise nicht so richtig verstehen, wie sie zustande gekommen ist?
 
Was ist eure Einschätzung dazu?

Meine Einschätzung: Bis auf wenige Ausnahmen ist das überwiegend Placeboeffekt!
Ich kann mit dem HydraSynth oder der VAST des Kurzweil genau so "warme" Klänge machen, wie mit dem Moog. Und mit dem UDO Super6 ging das auch.
Ich muss da nur der Versuchung widerstehen, alles das zu benutzen was die können und der Moog nicht.

Mach ich natürlich selten (außer mal aus Neugier und Langeweile) denn wenn ich einen warmen Moog-typischen Sound will, dann nehme ich einfach den Moog dafür.

Und mir geht es tatsächlich so, dass ich bestimmte Vintage-Synth-Lead-Sounds ganz besonders mag, weil die eben bestimmendes Element der Musik waren, die ich schon als Jugendlicher gemocht habe.
Aber wegen mir müssen die nicht aus einem 70er-Jahre Transistor-VCO kommen. Ich bin dafür einfach nicht esoterisch genug veranlagt.
Das einzige was mich z.B. am Analog-Design des Matriarch reizt ist das damit verbundene UI-Konzept.
 
Die Zauberwörter sind:

- analoge Verzerrungen/Harmonische
- Timing - exakt klingt nicht nur des Grooves wegen scheisse, sondern auch weil alle Transienten
auf einmal ertönen. Live gespielt oder per Midi wesentlich unwahrscheinlicher
- Klang bzw Form der Hüllkurven, der Transienten. Hängt aber mehr damit zusammen, wie gut
eine Software programmiert ist. Analog klingt von sich aus angenehmer/runder
- und letztendlich auch musikalischer Kontext

Ich denke nicht, dass analog, digital, software oder hardware die richtige Begriffe sind, um die
es hier geht. Die Emulation des Virus zeigt wie gut Software als Plugin klingen kann und genauso
gibt es genug (analoge und digitale) Hardware die scheiße klingt.

Die Wahrscheinlichkeit an schlecht gemachte Software zu geraten ist aber deutlich höher,
da die finanzielle Hürde für den Hersteller sehr gering ist und praktisch jeder Mist veröffentlicht wird
und davon auch so mancher Mist overhyped wird.

Wenn man weiss wie, kann man aus jedem Signal ein passendes Signal machen.
 
Und ich denke auch, wie einige hier schon meinten, dass wir dieses Stück Unregelmäßigkeit einfach brauchen, weil es uns aus unserer natürlichen Umgebung gewohnt sind. Perfektion macht uns da vielleicht eher Angst, weil wir es möglicherweise nicht so richtig verstehen, wie sie zustande gekommen ist?
Als ich zum ersten mal eine Computersequenz gehört hatte war das etwas unmenschliches ,maschinelles für mich. Alles andere als ängstlich ich war ;-)

Kann es sein daß hier suggeriert werden soll daß alte analoge wohliger klingen als moderen analoge? Das ist nicht so (Punkt) Und die Zeit darüber nachzudenken ist reine Zeitverschwendung.
Sogar ein Virus1 klingt sehr warm wenn man das so einstellt. Den analogen fehlt es mehr oder weniger an brillianz, da ist was dran, aber mein digitaler JV2080 Beispielsweise kann sehr wohlig klingen und
guten Bums untenrum machen mit viel Substanz und zudem Brillianz die mir z.B. mein Synth pro nicht bietet. Deshalb ist das auch einer von meinen Instrummenten die hier einen absolut festen Platz haben.
Das einzig blöde an dem ist halt das Filter ,wenn es bei hoher resonanz digital vertzerrt. Das ist wahrlich nichts schönes und für solche Späßchen sind dann die analogen einfach besser.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich einen C64 Sid Chip durch einen Neve Preamp laufen lasse, klingt der auch warm...hmmmm
Mache ich das gleiche mit einen B******** oder noch günstigeren Preamp... Dann klingt es halt wieder ganz anders...

Ich denke wir sollten uns nicht so sehr mit der Klangästhetik einzelner Synthesizer Konzepte aufhalten, sondern das ganze real auch in einer Produktion sehen und den damit verbunden Mix und Master...

Wieviele Tracks aus den 80ern usw. gibt es, wo das DX Piano warm und sehr schön geklungen hat? und alles andere als "digital"...

Die von euch so hochgehaltene Wärne ist mit jeden Synth möglich...wenn man die entsprechende Recording Hardware hat. Nicht umsonst wird heute viel produziert (btw. auch mit Software) und die Spuren über eine Großformatkonsole gemixt... Sei es eine SSL Duality oder eine Neve Genesys usw...

Heute können wir ja froh sein, dass man auch relativ günstig an so eine Hardware herankommt...Sei es nun die Neve 8424 oder die SSL Matrix2 oder XXL Desk...
Aber es geht noch besser... SSL Six und der Neve Summing Mixer...zum Beispiel...

Ihr könnt mir sicher beantworten, welcher analog Synthesizer der "wärnste" und somit der wohlklingenste ist...

Oberheim Sem (8Voice), Minimoog, Prophet 5 usw...

Viele vergessen auch; Vor dem DX7 gab es z.b das Synclavier...

Egal
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn du den Synthesizer nicht mehr siehst und nur die Musik hörst und tanzt denkst du darüber (Analog/Digital) nicht mehr nach.
Besonders nicht wenn sie dich emotional packt.
Das sind doch nur technische Dinge und Begriffe.
Das Wort Analog klingt in unserern Ohren auch schöner wie wenn man Digital sagt.
Natürlich kann digital auch warmen Sound und umgekehrt kann Analog auch ollen Sound.
Die Sinne spielen uns oft auch einen Streich.
Zum Musik machen find ich dieses Thema mittlerweile unfrei wenn man sich unaufhörlich damit beschäftigt.
 
...
Zum Musik machen find ich dieses Thema mittlerweile unfrei wenn man unaufhörlich damit beschäftigt.
Bravo! Ich sollte auch besser an einem meiner neuen Songs weitermachen und ein bißchen experrimentieren. Hab ja noch soviel vor und was mach ich? Ich sitz hier und lese und schreibe über digital vs. analog :achso:
Man hofft halt immer im Forum auf was interessantes und dann ist's wie immer dieser analogkäse ;-) Und noch nicht mal Klangbeispiele gibt's dazu. :sad: Aber klar , sorry! Für manche ists halt wichtig und es ist ja auch
legitim darüber schreiben zu wollen, aber irgendwie habe ich immer den leisen Verdacht daß hier gewisse Produkte schlechtgeredet werden sollen.
 


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