Was ist passiert ??...

TROJAX

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So Leute, ich wollte mal was ansprechen was mich schon länger beschäftigt, und mir irgendwie keine Ruhe lässt. Ich hatte vor Kurzem mit einem guten Freund darüber philosophiert warum Musik damals besser war, und warum heutige Musik meistens nur ein Abklatsch oder eine Reissue von damals ist und es ihr oft an Innovation und Inspiration mangelt. Warum war die Musik damals origineller/besser ? Schnell kamen wir zur der übereinstimmenden Meinung das es am Zeitgeist der Vergangenheit gelegen haben muss. Ich bin sogar noch einen Schritt weitergegangen und hatte diese These aufgestellt das wir uns kulturell und sozial auf dem absteigenden Ast bewegen, also auf einer Kurve die sich kontinuierlich nach unten bewegt, und diese neuen Umstände letztlich dazu führten das die Musik "schlechter" geworden ist. Vor kurzem wurde diese Theorie mehr oder weniger bestätigt als ich einem alten Kreuzberger-Punk (Mitte 50) eine New Wave Sampler zusammenstellte mit alten Underground Tracks aus der frühen Post Punk Ära, also spät Siebziger bis früh Achtziger Jahre. Der war sehr begeistert von dem Sampler, und meinte das es so´ne Künstler heute nicht mehr gibt, und auch nie wieder geben wird weil sich die Leute total verändert haben. Also wir saßen in dieser Kneipe in Kreuzberg, und er meinte:" Traurig was aus der Kneipe geworden ist, damals steppte hier der Bär ! Die Leute waren alle gut drauf, feierten miteinander, jeder schien irgendwie mit dem anderen zu interagieren, man kannte sich, hier wurde zusammen getrunken und getanzt, auf dem Flipper Apparat machten zwei Liebende heftig rum, manchmal gab es eine Schlägerei aber danach ging man wieder rein und trank ein Bier zusammen. Mit den Leuten von heute ist nix mehr los die kommen in eine Bar sitzen in Grüppchen und jeder ist dem anderen irgendwie suspekt, quatschst du eine Frau an guckt sie dich an als ob du ihr die Brieftasche klauen willst, wenn du überhaupt erst die Gelegenheit dazu bekommst, den in der Regel sitzen die da mit ihrem Apple Computer und sind im Internet vertieft. Bist du etwas angetrunken bist du schon ein halber Penner, und zum Rauchen musst du vor die Tür gehen". Ich konnte das alles gut im Kopf rekonstruieren, auch wenn das alles zugegebenermaßen etwas übertrieben war, konnte man nachvollziehen das der Zeitgeist damals anders war, und das sich das letzlich auf die Musik auswirkte, die Leute schienen freier im Geist zu sein, hatten noch ihre Ideale und glaubten daran alles verändern zu können, selbstredend beeinflusste das die Musik. Also was ist passiert ? Und wie seht ihr das ? Liege ich vielleicht mit meiner Erkenntnis falsch ?
 
Vielleicht guckst du in die falschen Szenen, Clubs und Gegenden. Natürlich gibt es viel Müll und bedeutungslose Sachen, aber auch sauviel tolle Sachen. Und sicher haben manche alten Sachen auch viel Charme, das ist ohne Frage. Aber ausschließlich an "Altem" festzuhalten wäre mir pers. dann auch zu wenig. Genieße, verlange und unterstütze das, was gut und qualitativ ist, dann wächst das.

Es leben ist auch wirklich das wichtige, nicht nur zuhause gucken, auch mal Geld reinstecken, mitmachen, sowas halt.
 
Du liegst falsch! Zwei Beispiele:

1) Gestern Abend war ich mit einem Kumpel nebenan in der Kneipe, um Tischfußball (auch Kicker genannt) zu spielen. Es ging ähnlich wild zu, wie du es für "damals" beschrieben hast. Wir haben gegen wildfremde Menschen gespielt, mit denen wir uns fast geprügelt hätten, mit anderen lagen wir uns später in den Armen. Ich habe mit einigen Damen gesprochen, die ich vorher noch nicht kannte. Zum Rauchen muss man tatsächlich raus gehen, allerdings kommt man da sehr locker mit vielen Menschen ins Gespräch. Obwohl ich nicht rauche gehe ich hin und wieder raus, um das zu tun.

2) Musik war früher nicht besser als heute. Ich bin aufgrund meines eher mittleren Alters natürlich nicht so ewig lange dabei, finde aber sehr sehr viele Sachen richtig gut, die heute gemacht werden. Aktuelle Ambient / Dark Ambient Sachen finde ich besser als ähnliche Veröffentlichungen aus den 80er oder 90er Jahren. Modernen Dub-Techno finde ich auch 100 mal besser als die entsprechenden "Originale". Viele recht neue Labels hauen ständig interessante und neuartige Sachen raus, wie zum Beispiel Denovali oder Ostgut.
 
Ich höre auch aktuelle Sachen, wenn auch nicht soviel wie die alten Sachen. Für mich ist gute Musik zeitlos, und ich picke mir mein Zeug einfach raus. Mir geht es hier mehr um den grundsätzlichen Aspekt, bin ja selber erst Mitte 30. Und das soll hier auch nicht als "Früher war alles besser" Thread verstanden werden. Aber gut, man kann ja philosophieren.
 
Keine Sorge, so dogmatisch sind die meisten nicht. Außerdem hast du ja ne Menge Zeugs gepostet, da kann man deine Ausrichtung auch sehen. Und es gibt immer noch mehr und anders, dann gehen die Türen auf.
Ich denke, dass so Threads wie der über Minimal Wave da auch helfen können und werden. Aber auch unbedingt Freunde und Leute, die das ausleben und tanzen und so weiter.
 
Ok find ich gut, will ja in keine Schublade gesteckt werden. Wobei es mir hier wirklich um die Musik geht, das Beispiel aus der Kneipe sollte auch nur etwas veranschaulichen. Ich selber bewege mich ja auch in einer Szene wo es "heftig" zugeht. Dennoch habe ich den Eindruck das es damals noch was anderes gegeben haben muss. Man sollte sich jetzt auch nicht zu sehr auf elektronische Musik versteifen, ich denke da zb an die Songs der 60/70er. Mir scheint als ob solche Musik heute garnicht mehr denkbar ist. Hatte vor kurzem einen Film gesehen wo auf einer Party zwischendurch Schmusesongs gespielt wurden, und die Protagonisten dann einen Tanzpartner ihrer Wahl aufforderten zum gemeinsamen Schmusetanz, etwas was heute scheinbar ausgestorben ist.
 
Wenn man den Blues hat, soll man ihn ausspielen! :)

Ich würde nicht so hart mit der aktuellen Zeit abrechnen. Wenn man jugendlich ist, erlebt man die Welt etwas anders, weil man direkt in Subkulturen verankert ist und evtl. auch vor der Bühne tobt und jegliche Musik einsaugt, die auf einen zukommt. Später selektiert man und wiegt auch schneller ab, was gut und schlecht ist, entfernt sich eher, steht dann auch vielleicht eher auf der Bühne oder im Studio statt alles mitzunehmen. Mir ging es ähnlich wie dir und ich habe in ganz anderen Subkulturen und sog. Genres interessante Musik gefunden und auch noch den alten Punkgeist, wie du ihn meinst.

Ich kann immer wieder empfehlen, einfach selbst das Problem anzugehen und sein Ding durchzuziehen, in andere Länder zu reisen und mit jungen Leuten zusammenzusein. Da merkt man schnell, das man sich irrt, wenn man glaubt, dass heutzutage der alte Geist tot ist. Im Westen ist man eben gesättigt und es kommt einem so vor, als würden alle nur reproduzieren. Wichtig ist, immer im Untergrund zu schauen, was so abgeht und wie Moog schon geschrieben hat, die tollen kleinen Sachen zu unterstützen.

Fürs Musizieren empfehle ich immer wieder die Reduktion aufs Wesentliche und bewusste Beschränkung der Arbeitsmittel und weniger Musikkonsum. Weniger ist mehr. Bringt mehr. Frischt auf.

Wenn man gezielt in der Vergangenheit sucht und die Gegenwart vernachlässigt, könnte man deine Meinung erhalten. Du solltest mal die Vergangenheit ruhen lassen und z.B. bei http://www.greenhell.de nach aktueller Musik suchen. Zwar nicht Italodisco und wenig Elektronik, aber viel Indie-Gemische. Zum Beispiel. Wann spielt mal wieder eine gute Indie-Band in deinem Dorf? Hin!
 
Dann muss ich irgendwas falsch machen, irgendwie finde ich nie diese aktuelle gute Musik, von der sie alle reden. :dunno:
 
Naja, die Synths sind allgemein in den 70/80ern verfügbar geworden und das hat sich natürlich auch auf die Masse der Musik ausgewirkt. Es gibt ja auch verdammt viel Schrott mit anderen Instrumenten und mit Synths klingt es bereits gut, wenn es musikalisch noch nicht so weit ist, das muss man auch eingestehen.

Nun, hier im Forum oder bei vielen Gelegenheiten und vorallem bei musikinteressierten Freunden, da kannst du dir was abholen an Musik. Anders geht es vielleicht auch, zB in Listen suchen und Blogs. Ich finde auch viel in FB. Und live und wo die Sachen so gespielt werden. Je nach Musikstil natürlich, denn nicht alles passt in Clubs, auch klar.

Ja, Songs - das ist schon richtig, wenn es um Clubsound geht, da sind es halt eher Sequenzen und keine "Songs", aber vielleicht musst du mal in die Songwriterecke schauen, die ist so ein bisschen liedermachig hier und da, aber es gibt ja auch elektronische Songschreiber, die da auch für glühen. Freundliche Tanzsongs - das ist schon richtig, DA ist was anders. Aber es gibt sie auch. Oder du musst die selbst machen, eine Aufgabe.
 
Ich hatte in Kreuzberg eine Zweitwohnung (Nähe O-Strasse).
Damals saß ich mit meinen Bandkollegen in einigen Läden und wir hatten eigentlich die gleichen Probleme.

Gruss Sudden
 
Vernetzten, selbst machen. Also ich lerne auch immer wieder was kennen, Neues und Altes, aber man muss halt danach auch wirklich suchen. Nicht jedes Video, Benadpage und Co ist/sind wertvoll. Und es gibt viel mehr Schrott, schon allein wegen des Geschmacks muss das erstmal vorsortiert werden.

"hatten"? also heute nicht mehr.
 
Das Angebot an medialem Müll ist einfach gigantisch geworden! Tippe den Namen eines beliebigen Instruments in die Youtube Suchmaske ein, und man bekommt den Eindruck, dass nur noch Menschen aus sozial benachteiligten Kreisen mit motorischen Störungen Musik machen. Aber auch im echten Leben finden in unserer Stadt extrem viele Konzerte statt, und bei der großen Mehrheit der Konzerte hat man den Eindruck, die Musiker hätten vieleicht einmal vorher proben sollen, damit ihre Bewegungen wenigstens einigermaßen synchron zum Backingtrack laufen. Bei der Kneipenlandschaft schauts - zumindest bei uns - ähnlich aus: Ohne sorgfältige Selektion landet man mit Sicherheit in einer Schickimickikneipe, in der es nur Prosecco gibt und in die man dich erst gar nicht reinlässt, wenn du keine schwarzen Socken trägst oder vielleicht sogar eine Moogulator-Frisur hast.

Zum Glück gibts immer weniger Brauereien, dann muss man sich wenigstens beim Bier nicht ständig mit einer Riesenauswahl beschäftigen.
 
psicolor schrieb:
Zum Glück gibts immer weniger Brauereien, dann muss man sich wenigstens beim Bier nicht ständig mit einer Riesenauswahl beschäftigen.

...dadurch wird man leider zu dieser gleichgeschalteten Becks-Kotze gezwungen, die heute leider in fast jedem Club verabreicht wird!
 
Je älter man wird, desto mehr hat man gehört/erlebt/wahrgenommen, desto weniger kann einen noch schocken/rocken und desto weniger Ereignisse haben das Überraschungspotential des allerersten Males. Gegen diesen ersten Eindruck, dieses erste Gefühl werden alle späteren Eindrücke aufgerechnet -- kein Wunder, daß vieles von dem Neuen sich nicht an den bereits etablierten Eindrücken messen kann. Das ist Neuem gegenüber unfair, aber so funktioniert nunmal unsere Wahrnehmung als Erwachsene. Das Kindlich-Spielerische wird uns systematisch aberzogen. Thomas Kagermann meinte mal, daß die große Kunst die sei, sein Instrument jeden Tag neu zu entdecken und sich neu daran zu erfreuen -- gerade uns Elektroniker langweilt nichts schneller als der Schnee von gestern. Dasselbe läßt sich auch für Musik sagen, denke ich.

Als ich elektronische Musik entdeckt habe, waren die meisten Erlebnisse "Aha!"-Erlebnisse. Je mehr und je länger ich mich mit dem Genre beschäftigt habe, desto mehr Altbekanntes habe ich gefunden und umso weniger konnte mich noch beeindrucken -- im Englischen nennt man das, glaube ich, "jaded".

Stephen
 
Schön auf den Punkt gebracht, ppg.


ppg360 schrieb:
… Thomas Kagermann meinte mal, daß die große Kunst die sei, sein Instrument jeden Tag neu zu entdecken und sich neu daran zu erfreuen -- gerade uns Elektroniker langweilt nichts schneller als der Schnee von gestern. …
Stephen
Das liegt ja auch am Überfluss. Elektrikoniker haben nicht "ihr" Instrument. Sie haben eine Armada an Instrumenten, Hard und Soft. Das kann doch nur verwirren. Not macht einfach erfinderisch. So wird es immer bleiben. Wir müssen uns dazu zwingen, weil uns heutzutage soviel zur Verfügung steht. Nicht leicht, aber wirksam.
 
ppg360 schrieb:
gerade uns Elektroniker langweilt nichts schneller als der Schnee von gestern. Dasselbe läßt sich auch für Musik sagen, denke ich.


Gut das wir nicht im Rock-Buiss unterwegs sind, da wäre nämlich vom "Schnee von gestern" nicht viel übrig, ausser ein paar Resten an Nasenhaaren ;-)
 
Könnte es (zusätzlich zu dem, was der Onkel Stephen geschrieben hat) nicht auch sein, dass wir von der Musik von damals (was immer wir darunter verstehen) nur die guten Sachen (was immer wir darunter verstehen) im Kopf haben, von der heutigen Musik aber hauptsächlich den Kleinster-gemeinsamer-Nenner-Mainstream-Kram hören, der im Radio dudelt? Das verzerrt natürlich ein wenig die Wahrnehmung.
Ich bin sicher, es hat sogar schon zu Mozarts oder Beethovens Zeiten schlechte Musiker gegeben, die trotzdem Musik gemacht haben - die kennt bloß heute keiner mehr.
Nur so 'ne Idee...

Schöne Grüße,
Bert
 
-[TROjAX]- schrieb:
(...) warum Musik damals besser war, und warum heutige Musik meistens nur ein Abklatsch oder eine Reissue von damals ist und es ihr oft an Innovation und Inspiration mangelt. Warum war die Musik damals origineller/besser ?

Es ist nicht einfach, mit den seit einigen Jahren quasi unbegrenzten Möglichkeiten noch etwas völlig neues zu machen.
Im Bereich elektronischer (Pop-)Musik komme ich immer wieder dahin, dass mir die Sachen aus den späten 70ern und frühen 80ern (Moogulator hatte schon Minimal Wave angesprochen) am besten gefallen. Offensichtlich hat damals der technische Fortschritt, die erstmalige Verfügbarkeit von Synthesizern viel kreatives Potential freigesetzt.

Bei Rockmusik ist es ähnlich. Die ersten, die die Gitarre in dieser Richtung eingesetzt haben, sind die ganz frühen Bluesmusiker. Wenn Du Dir Aufnahmen von Blind Willie Johnson aus den 20er Jahren anhörst, hast Du diese Essenz und Spiritualität. Dagegen ist alles, was später an Rockmusik gemacht wurde, ein Abklatsch.

Bei dem zitierten Alt-Punk kann es natürlich sein, dass er im Rückblick auf seine Jugend in eine Art Nostalgie-Melancholie verfällt. Ich bin Mitte 30 und habe die meiste Musik erst in der Retrospektive kennen gelernt, also insofern einen weniger emotionalen Bezug dazu, als wenn ich jeweils "dabei" gewesen wäre. Dennoch berühren auch mich i.d.R. die "originalen", authentischen Stücke einer Musikrichtung am meisten.

Das Problem heute ist wohl, etwas Neues zu schaffen, ohne irgendetwas zu kopieren.
 
ppg360 schrieb:
Je älter man wird, desto mehr hat man gehört/erlebt/wahrgenommen, desto weniger kann einen noch schocken/rocken und desto weniger Ereignisse haben das Überraschungspotential des allerersten Males. Gegen diesen ersten Eindruck, dieses erste Gefühl werden alle späteren Eindrücke aufgerechnet -- kein Wunder, daß vieles von dem Neuen sich nicht an den bereits etablierten Eindrücken messen kann. Das ist Neuem gegenüber unfair, aber so funktioniert nunmal unsere Wahrnehmung als Erwachsene. Das Kindlich-Spielerische wird uns systematisch aberzogen. Thomas Kagermann meinte mal, daß die große Kunst die sei, sein Instrument jeden Tag neu zu entdecken und sich neu daran zu erfreuen -- gerade uns Elektroniker langweilt nichts schneller als der Schnee von gestern. Dasselbe läßt sich auch für Musik sagen, denke ich.

Als ich elektronische Musik entdeckt habe, waren die meisten Erlebnisse "Aha!"-Erlebnisse. Je mehr und je länger ich mich mit dem Genre beschäftigt habe, desto mehr Altbekanntes habe ich gefunden und umso weniger konnte mich noch beeindrucken -- im Englischen nennt man das, glaube ich, "jaded".

Stephen

Damit bin ich nicht ganz einverstanden, das würde nämlich bedeuten das ich Musik nur aus meiner Generation gut fände, und ich die Qualität der Musik an der eigenen Wahrnehmung messen würde. Aber in der Tat ist es so das ich zu der Musik zu der ich damals in meiner Jugend feiern gegangen bin, und haufenweise Kohle ausgegeben hatte, heute überhaupt nicht mehr interessiert, da ich sie im Nachhinein als minderwertig bewerte, insofern gibt es bei mir keine musikalischen Referenzen an der sich neue Sachen messen müssen.

Musik in der Tat begeistert mich immer wieder aufs Neue, das ist ja das schöne an der Musik, das dieser "jaded" Effekt nie bei mir auftritt und es hoffentlich auch nicht in Zukunft wird. Ich entdecke zb fast täglich neue alte Musik, die mich total inspiriert und zu der ich total abgehen kann, aber es ist halt echt fast ausschließlich "alte" Musik. Und ich bin auch der festen Überzeugung das es nicht was mit Nostalgie oder mit einem Retrofetish zu tun hat, da ich teilweise erst garnicht höre aus welcher Zeit sie ist. Ganz oft werde ich auch überrascht, wo ich denke ich höre grad was aktuelles, und sich dann rausstellt das dass Stück schon 30 Jahre alt ist.
 
Spantax schrieb:
-[TROjAX]- schrieb:
(...) warum Musik damals besser war, und warum heutige Musik meistens nur ein Abklatsch oder eine Reissue von damals ist und es ihr oft an Innovation und Inspiration mangelt. Warum war die Musik damals origineller/besser ?

Es ist nicht einfach, mit den seit einigen Jahren quasi unbegrenzten Möglichkeiten noch etwas völlig neues zu machen.
Im Bereich elektronischer (Pop-)Musik komme ich immer wieder dahin, dass mir die Sachen aus den späten 70ern und frühen 80ern (Moogulator hatte schon Minimal Wave angesprochen) am besten gefallen. Offensichtlich hat damals der technische Fortschritt, die erstmalige Verfügbarkeit von Synthesizern viel kreatives Potential freigesetzt.

Bei Rockmusik ist es ähnlich. Die ersten, die die Gitarre in dieser Richtung eingesetzt haben, sind die ganz frühen Bluesmusiker. Wenn Du Dir Aufnahmen von Blind Willie Johnson aus den 20er Jahren anhörst, hast Du diese Essenz und Spiritualität. Dagegen ist alles, was später an Rockmusik gemacht wurde, ein Abklatsch.

Bei dem zitierten Alt-Punk kann es natürlich sein, dass er im Rückblick auf seine Jugend in eine Art Nostalgie-Melancholie verfällt. Ich bin Mitte 30 und habe die meiste Musik erst in der Retrospektive kennen gelernt, also insofern einen weniger emotionalen Bezug dazu, als wenn ich jeweils "dabei" gewesen wäre. Dennoch berühren auch mich i.d.R. die "originalen", authentischen Stücke einer Musikrichtung am meisten.

Das Problem heute ist wohl, etwas Neues zu schaffen, ohne irgendetwas zu kopieren.

+1 guter Beitrag :supi:
 
Wenn man bei "seiner" Musik bleiben will - also die, mit der man aufgewachsen ist - sind Enttäuschungen
vorprogrammiert. Für mich ist Musik spannend geworden, als ich mir Auszeiten von der elek-
tronischen Musik/Synthesizermusik nahm. Irgendwann stieß ich auf die sogen. Neue Musik (wo ich früher
eher das Radio abgeschaltet habe...).

Ich würde ein Livekonzert mit Neuer Musik empfehlen und dann versuchen dort etwas einzutauchen.
Natürlich ohne Erfolgsgarantie ;-)
 
Zotterl schrieb:
[...] Ich würde ein Livekonzert mit Neuer Musik empfehlen und dann versuchen dort etwas einzutauchen.
Natürlich ohne Erfolgsgarantie ;-)

Oder einen Besuch in Köln unter kundiger Begleitung durch Herrn Müller. Danach ist man schlauer.

Oder auch nicht.

Stephen
 
Wann hast du denn zum letzten mal gleichgesinnte in einem Plattenladen getroffen ? *schmunzel*

Internet, Ipad, Beatport, Mp3 Player, Cd Player in Club´s, interne Effektgeräte in Synth´s ...

ein schirr endloser Teufelskreis. Zieh rauf nach Hamburg zum Land der See´n,
da findet man hin und wieder noch Kommunen mit alten Kraut Rock Band´s ..

Habe ich selber auch schon überlegt ... und werde in 1 bis 2 Jahren
bestimmt wieder darüber nachdenken ... Natur ... und weg vom Konsum der Gesellschaften.

 
es gibt einfach phasen in der eigenen entwicklung in denen man sich mehr prägt als in anderen - das ist normal - auch ich werde das was ich mit 14 geil fand auch mit 80 noch geil finden weil ich da ne ganze assoziationskette damit verbinde - mit objektivität hat das aber nichts zu tun... es ist jede zeit und jede musik für "irgendwen" die "gute alte zeit"
 
Warum nicht den Freundeskreis erweitern und sich evtl neue Ideen austauschen?..
 
Anfang 80 war ich 22. Es war nicht alles besser früher, aber vieles war neu. Zumindest in Westdeutschland brauchte man in der Zeit nicht um seine berufliche und soziale Existenz so zu kämpfen, wie das heute schon oft normal ist. Deutschland war das vorraussichtliche kriegsgebiet für den 3. Weltkrieg und wir sind in den 80ern viel enger an so einen Krieg vorbeigeschlidert, als viele wissen (zwei mal Fehlalarm auf den Radarschirmen der Sowjets) und nur die Einschätzung eines kleinen Offiziers, das es sich tatsächlich um einen Fehlalarm handelte, rettete uns vor dem großen Knall. In Westdeutschland lagerten 700 geheime Atomwaffen und alles war irgendwie wie ein Tanz auf dem Vulkan, auch wenn einem das nicht immer bewußt war. Das hat viel zum Zeitgeist beigetragen und zu dem streben nach neuen Ansichten, Lebensweisen, Musik, Film, Kunst usw. . Ich höre ja auch von Ostdeutschen das sie jetzt zwar die "Freiheit" haben, aber der Zusammenhalt der Menschen untereinander nicht mehr so groß ist. Heute geht es primär nur noch um Karriere und Geld, das hat natürlich auch Auswirkungen auf die Musik. Insofern teile ich die Beobachtungen von Trojax.
 
kann als baujahr 67 dem neo und dem trojax zustimmen.

die 80er waren schon ein seltsames jahrzehnt: kalter krieg, jeden moment konnten die lichter ausgehen, und unter helmut kohl ging alles seinen gang, als ob nichts wäre, während die regierung ihre eigene bevölkerung in wackersdorf und frankfurt bekämpfte. auf plattenlabels wie sst oder zickzack brüllten sich typen wie bob mould und blixa bargeld die seele aus dem leib.
soundtrack, location, outfit und wut definierten uns, alles aussenstehende war ganz klar feind und nach dem motto "anger is an energie" ging halt auch die luzie ab.

heute ist alles viel differenzierter, komplizierter geworden. natürlich auch, weil man ständig das eigene betriebssystem wie ein wahnsinniger upgraden muss, um nicht total veraltet zu sein.

einen ganz wichtigen aspekt habe ich aber eben auf arte von john cleese in der monty pythons-doku übernommen, dort sagte er sinngemäss, dass das einzige am älterwerden, das ihn stört, ist, dass man nicht mehr so oft lacht, weil man die meisten witze schon kennt.

ich denke, das kann man problemlos 1:1 auf die musik übertragen.
 
Feinstrom schrieb:
Könnte es nicht auch sein, dass wir von der Musik von damals (was immer wir darunter verstehen) nur die guten Sachen (was immer wir darunter verstehen) im Kopf haben, von der heutigen Musik aber hauptsächlich den Kleinster-gemeinsamer-Nenner-Mainstream-Kram hören, der im Radio dudelt?

Definitiv! Derben Schrott gab es früher auch. Aber mit fortschreitendem Alter saugt man immer seltener neue Impulse auf. Dadurch entgeht einem so einiges interessantes. Bei 1Live gibts abends (weiß jetzt nicht welcher Tag) eine Musiksendung in der vorwiegend "Independent"-Zeug vorgestellt wird. Häufig wirklich tolle Musik, nur kenn ich heute quasi keine von den Bands.
 
tronique schrieb:
Bei 1Live gibts abends (weiß jetzt nicht welcher Tag) eine Musiksendung in der vorwiegend "Independent"-Zeug vorgestellt wird. Häufig wirklich tolle Musik, nur kenn ich heute quasi keine von den Bands.

Sonntags ab 22 Uhr Klaus Fiehe?
 


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