es gibt ein unendlich grosses Potential an Entwicklung in der Musik.
1956 wurden Louis und Bebbe Barron beauftragt, eine Musik der Zukunft zu kreieren. Was zu dem mittlerweile berühmten "Krell-Patch" geführt hat. Selbstgenerierende Klangereignisse, die sich nicht wiederholen. Oder die Kompositionen von György Ligeti, die in exzellenter Weise im Film "2001 Odyssee im Weltraum" eingesetzt wurden. Dann Minimalismus, bahnbrechende Werke von Terry Riley, John Cage, Phil Glass, etc.
2025 stehen wir an einem Punkt, wo es nicht mehr so viel Innovation gibt. Die Genres sind alle schon erstellt und bekannt. Es kann so wie keine neuen Genres geben, denkt man. Aber das ist nur eine kulturelle Zwischenphase. Es wird neue Genres geben, die natürlich auf alten Traditionen aufbauen, aber etwas ganz Neues zum Hören geben. Wir, die mit den notwendigen Methoden und Geräten ausgerüstet sind, können dieser Weiterentwicklung Vorschub geben.
Ein wichtiger, wenn auch nicht notwendiger Schritt ist, sich von der gleichstufigen Unterteilung der Oktave zu lösen, und sich wieder vermehrt den natürlichen Obertonspektren von Holz und Metall, oder auch Plastik, zu widmen. Das muss nicht Katzenmusik sein, so wie die meisten mikrotonalen Kompositionen jüngerer Zeit. Da wird oft Schräges produziert, um einfach als etwas besonders zu gelten. Eher um die Zuhörerschaft zu nerven. Nicht um die Zuhörerschaft zu verzaubern. Mir kommt es vor wie wenn ein Architekt sich sagt: ach, all diese Proportionsregeln, der Goldene Schnitt, das brauche ich nicht mehr, ich baue von jetzt an modern mit meinem eigenen System. Dessen Haus dann recht schnell zerfallen wird. Denn wer nicht den Gesetzen der Harmonie folgt, wird vom Architekten wieder zum Schüler. Einfach so als Beispiel.
Sich von der gleichstufigen Unterteilung der Oktave zu lösen heisst nicht, die Harmonielehre zu vergessen. Ganz im Gegenteil. Man kann mit Mikrotonalität Intervalle erzeugen, die näher der Natur sind. Das ist zugegebenermassen nicht so einfach wahrzunehmen mit dem Gehör. Aber dann gibt man diese Intervalle in einen Verzerrer. Der ja Obertöne hinzufügt. Dann ist der Unterschied von mathematischen Intervallen und natürlichen Intervallen evident. Das eine klingt harsch, das andere klingt angenehm. Wir haben uns mittlerweile an die harsche Version gewöhnt. Sie prallt gewaltig, schreisst ein, derweil wir die natürlich harmonische Verzerrung vielleicht gar noch nicht kennen. Und nicht einmal davon gehört haben, dass dies ein wesentlicher Unterschied ausmacht.
Das sind Dinge, die allgemein nicht bekannt sind. Wie sich das Obertonsprektrum verhält.
Ein weiterer Punkt ist die Aufnahmetechnik. Ein Live Konzert ist immer besser als eine Aufnahme. Man kann noch so viele Mikrophone aufstellen, noch so viel Arbeit in die Produktion stecken. Denn in einem Konzertraum, oder auch in offenen Gelände wo eine Gruppe spielt, gibt es eine Interaktion von Schallwellen von den Instrumenten, die sich nicht so leicht auffangen lässt. Die heutige Technik ist in diesem Bereich zwar schon sehr fortgeschritten, aber noch nicht ganz da. Auch da gibt es noch einiges Potential an Verbesserungen, die ja stattfinden. In diesem Bereich sind wir schon recht gut ausgestattet.
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Aber wieder zurück zu der Musik und der Komposition. Wendy Carlos hat manche grossartige Musik geschrieben und selber produziert, jedoch halte ich ihr Werk "The Beauty in the Beast" als ihr wahres Meisterwerk. Ebenfalls zu erwähnen, was mit dem Thema Weiterentwicklung in der Musik zu tun hat, ist die Arbeit von Morton Subotnick. Es gibt noch manch andere. Zuletzt gilt die Würde eines Innovators natürlich Arvo Pärt. Er hat den Klang an sich wieder neubelebt mit seiner Kompostitionstechnik, nur ein Instrument spielen zu lassen, derweil das andere Instrument folgt. Der mittlerweile bekannte Tintinnabuli Stil. Der sich auf die natürlichen Obertöne bezieht. Pärt hat diesem Prinzip zwar nicht ganz genau folgen können mit der Instrumentalmusik, jedoch sehr gut in den Choralen, also den von Menschen gesungenen Stimmen.