wie realisiert man mt einem Synthesizer eine Snaredrum?

Rolo

Rolo

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Ich habe mich das irgendwie schon immer gefragt. Jetzt muß es raus. Wie kann ich mir meinem Modularsystem eine Snare bauen. Ich meine jetzt nicht so eine die
mit Rauschen erzeugt wird, wie bei alten Computerspielen, sondern so etwas mit hartem Anschlag wie eine 808 Snare.
 
Den Snare Body mit einem Sinus nachbilden, die Snares mit Rauschen - wenn vorhanden mit Bandpass filtern. Die Snares können ein bißchen länger ausklingen als der Sinus.
 
Der aufwendige und variablere Weg:
- Body: 2 x Sinus im Oktavabstand, 1 x Audiomischer oder Crossfader, 1 x Decay Envelope, 1 x VCA
- Snappy: 1 x Noise, 1 x Filter, 1 x Decay Envelope, 1 x VCA
- Attack: 1 x Sinus (ziemlich hoch stimmen), 1 x Decay Envelope (extrem kurz, nur ein "blipp"), 1 x VCA
- Audiomischer für die drei Signale

Der "authentische" Weg:
- Body: 2 x Filter, Resonanz bis kurz vor Oszillation einstellen, Cutoff ist dann der Tuneregler, 1 x Trigger zum anpingen
- Snappy: 1 x Noise, 1 x Filter, 1 x Decay Envelope, 1 x VCA
- Attack: Die beiden angepingten Filter sollten an sich genug Klick erzeugen
- Audiomischer für die zwei Signale

Variationen und Hinweise:
- statt Sinus kann man auch Dreieck nehmen (mehr Richtung 909) oder mit einem Wavefolder leicht "anbiegen"
- statt weissem Rauschen kann digitales Rauschen oft besser klingen
- für das Noisefilter unterschiedliche Filter probieren (LP/BP/HP)
- Die VCAs und Envelopes sollten logarithmisch sein, optimal wäre zwischen linear und log. einstellbar für variablen Charakter "weicher oder härter"

Kleiner Nachtrag:
Ganz simple Decay Envelopes funktionieren hier oft tatsächlich besser als AD Envelopes, weil auch bei kleinster Einstellung der Attack einige wenige Millisekunden "schlucken" kann.
z.B. Doepfer A-142-4 oder MI Stages (und clones davon)

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Zuletzt bearbeitet:
Das ist insofern irreführend, weil reine Decay-Envelopes auf analoger Basis natürlich auch eine Attack-Phase haben, es gibt dafür nur keinen Regler.
Natürlich, rein technisch vollkommen korrekt.

Bei regelbarer Attackphase einer AD-Envelope ist aber bei vielen Modulen (die ich im Laufe der Zeit hier hatte) die kleinste Attackzeit immer noch länger als bei reinen Decay-Envelopes. Ob jetzt der Attack < 1ms oder 3 ms ist, kann schon über hopp oder top entscheiden.
Noch extremer ist es beim digitalen Stages. Da ist die Attack bei einer reinen D-Envelope quasi 0 (technisch nicht möglich, aber wirklich extrem kurz!). Da schnappt es, daß es eine wahre Freude ist. Ideal für knackige Percussions.
 
Zwei Dinge, die vielleicht hier und da interessant sein können:

Viele Drumbrains mit analoger Klangerzeugung (Simmons, Tama Techstar etc.) hatten einen SENS-Regler, der die Anschlagsdynamik steuerte. Hier ist mir aufgefallen, dass mit zunehmender Anschlagsstärke erst nur die Lautstärke des Bodys, ab einem bestimmten Level erst auch die Lautstärke des Rauschanteils erhöht wurde, was extrem viel Leben in die Klänge brachte.
Ob das daran lag, dass der Noise-Anteil eine höhere Spannung zum Triggern benötigte oder an etwas anderem, weiß ich nicht, aber das könnte auch anderweitig beim Programmieren schicker Snares helfen.

Beim Boss Handclapper HC-2 (keine Snare, aber artverwandt und evtl. übertragbar) wirkt sich die Velocity auch auf die Länge der Decayzeit aus (höhere Triggerspannung = längeres Decay).
Auch damit lässt sich eine hohe Lebendigkeit erzeugen.

Überhaupt fand ich schon immer, dass die Velocity bei Percussionsounds das Allerwichtigste ist - und ich prangere es schon lange an, dass die wenigsten Triggersequencer dynamische Trigger, ähnlich alten Syndrumpads, rausschmeißen, bzw. dass die meisten Drumsynths nicht auf dynamische Trigger reagieren. Aber da scheint sich langsam was zu tun...

Schöne Grüße
Bert
 
Zwei Dinge, die vielleicht hier und da interessant sein können:
Da stimme ich grundsätzlich voll zu in allen Punkten.

Eine solche dynamische Velocitysteuerung mit Modular umzusetzen - wie im Eingangspost beschrieben - verlangt einen Wust an Modulen. Entweder hat man die "eh schon" vorhanden, ansonsten machen spezialisierte externe Drummodule mehr Sinn und ist auch wesentlich günstiger. Natürlich mit Abstrichen bei der Vielfalt.

Bei Modular sehe ich eher den Vorteil von dynamischer Steuerung der Klangkomponenten durch Stepsequencer, LFOs, Random usw. Möglich ist alles, ist nur eine Frage des Aufwands.
 
Das Synthesekonzept für Snares kann man ja auch noch in alle beliebige Richtungen ausbauen.

z.B.
- Pitch-Envelope für Simmonsartiges
- Oszillator und Filter FM
- zusätzliche serielle oder parallele BP- oder Notchfilter für Resonanzen
- frequenzselektives Anzerren durch Filter und EQs

Solange man kein Monstersystem hat, kann es auch Sinn machen die Sounds zu sampeln, natürlich auf Kosten der Dynamik. Ich habe mir auf diese Weise meine eigene Samplebibliothek aufgebaut mit Einzelsamples und auch mit mehrtaktigen Loops, um Modulationen einzufangen. Die Samples kann man so viel nachbearbeiten, wie man will, die Loops kann man wieder slicen usw.
Manchmal macht es auch Sinn etwas festzuhalten und dingfest zu machen, um sich nicht in den unendlichen Möglichkeiten zu verlieren. Sonst ist man eigentlich mit einem Track schon fertig, aber dann fängt man wieder an, z.B. an der Snare herumzubasteln. Oftmals nur um später festzustellen, daß der Ausgangssound doch der Beste war.
 
verlangt einen Wust an Modulen.
das ist gut zu wissen im Vorfeld um zu entscheiden wie wichtig einem das wirklich ist. Aber auch gut zu wissen daß es in diesem Fall besonders viel zur Dynamik eines Sound beiträgt.
Bei Modular sehe ich eher den Vorteil von dynamischer Steuerung der Klangkomponenten durch Stepsequencer, LFOs, Random usw. Möglich ist alles, ist nur eine Frage des Aufwands.
ja, zumal es ja auch Lfo's gibt die von rdm. oder anderen Lfo's beeinflußt werden können.
Danke übrigens für deine ausführlichen Aufstellungen ,Hinweise und Erklärungen 👍:cool:
 
Ein Filter wird mir bei dieser Sache hilfreich sein und zwar mein A-106-6 Xpander Vcf. Das verfügt über alle Filtertypen und zudem Kombinationen derer.
 
Solange man kein Monstersystem hat, kann es auch Sinn machen die Sounds zu sampeln, natürlich auf Kosten der Dynamik.
klar ,Ich habe sowieso vor meine eigenen Snares dann zu sampeln. Vieleicht jeweils in 2-3, 3-4 verschiedenen Einstellungen. Beim Arrangieren entsteht bei mir
eh genug dynamik bei Snares wenn ich z.B mehrere Snares und in gewissen abständen z.B. einen leisen clap oder Synth Sound drauflege. Ein ganzes Modular für eine Snare beim Musik machen
wäre mir zu viel Aufwand.
 
A-106-6 Xpander Vcf
Das ist mein günstigstes Filter und zu dem greife ich immer wieder, weil es so gur klingt und flexibel ist. Meiner Meinung nach ist es völlig unterbewertet.
Zusammen mit dem Doepfer Crossfademodul kann man da völlig verrückte Filterfahrten machen oder auch neue Filtercharakteristiken erstellen, wenn man zwei oder mehr Filterausgänge mischt.
 
Das ist mein günstigstes Filter und zu dem greife ich immer wieder, weil es so gur klingt und flexibel ist. Meiner Meinung nach ist es völlig unterbewertet.
Ja, ich mag es auch sehr. Ich hatte es dummerweise mal verkauft vor Urzeiten, mir dann aber wieder gekauft. Das werde ich kein 2. mal hergeben.
Zusammen mit dem Doepfer Crossfademodul kann man da völlig verrückte Filterfahrten machen oder auch
Das ist ein interessanter Tip :nihao:
neue Filtercharakteristiken erstellen, wenn man zwei oder mehr Filterausgänge mischt.
ja, das ist eine der vielen guten Seiten von Modular daß sowas möglich ist. Das wird dann für besondere, Eigene Snares zu gute kommen.
 
und ich prangere es schon lange an, dass die wenigsten Triggersequencer dynamische Trigger, ähnlich alten Syndrumpads, rausschmeißen, bzw. dass die meisten Drumsynths nicht auf dynamische Trigger reagieren
 
Danke, Florian - das kenn ich, wurde mir auf der Superbooth erklärt.

Ich sag ja: Es tut sich was.
Die Vermona DRM1MkIV verarbeitet zum Beispiel auch dynamische Trigger.

Schöne Grüße
Bert
 
Vor langer Zeit gab es mal von Waldorf das VST-Plugin "Attack", ein Drumsynthesizer. In dem Manual gab es ein Kapitel über "Programming Drum Sounds". Da wird eine Menge erklärt.
Glücklicherweise gibt es dieses Kapitel auch noch im auf deren Webseite erhältlichem Manual zum Hardware-Pendant "Rack Attack" (ab Seite 84): https://cloud.waldorfmusic.com/index.php/s/6fMnS5WmMf7epdk/download

Auf einer externen Webseite gibt es auch noch die deutsche Anleitung des Plugins mit den gleichen Details (ab Seite 29): https://www.manualslib.de/manual/5662/Waldorf-Attack.html
 
Damit analoge Sounds snappy sind solltest du einen OSc mit HSM Sync benutzen. Genau das unterscheidet die 808 sounds von normalen analogen Sounds. Das bedeutet, das die Sounds phasengenau getrigger werden können. Der Tiptop Z3000 Osc kann das z. b.
 
Englischsprachige Artikelserie im SOS Magazin, hier Bassdrum, in den Links auf der rechten Seite geht es weiter, auch für Snare Sounds:
 
Wow, Danke 👍 Das ist echt guter Stoff. Das VST ist echt was besonderes. Vorher nie von gehört. Werde aber trotz allem lieber mein Modular benutzen zum basteln.
Ja klar, verständlich; aber evtl. kommst Du jetzt Dank der Anleitung etwas schneller zum gewünschten Resultat. ;-)
 
kleiner Energiespar Tip

bei Snares für 4/4 Bassdrums .. spare ich mir auch mal den kompletten Body
 
im weglassen liegt die kunst. :)

das attack plug-in ist übrigens 25 jahre alt und so ziemlich das erste kommerzielle dieser art. aber eigentlich ist es ziemlich schrecklich und heute gibt es da digital ganz andere möglichkeiten als "virtuell analog".

mit doepfer selbst patchen und dann sampeln ist generell keine schlechte arbeitsweise.
 


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