Zum Verständnis von Elektronischer Musik

memristor schrieb:
Dabei wär das vielleicht sogar interessant, mit Deinen Mitteln und Deinem Style, ein volkommen anderes Werk, vielleicht ein besseres?
Könnte jedenfalls interessanter sein als eine akademische Belehrung über das Original, und näher am wesentlichen dazu.
Könnte, muss nicht.
Bin dabei ;-) ...

...allerdings bei meinen eigenen Sachen; eben "mein Style".
 
Zotterl schrieb:
memristor schrieb:
Dabei wär das vielleicht sogar interessant, mit Deinen Mitteln und Deinem Style, ein volkommen anderes Werk, vielleicht ein besseres?
Könnte jedenfalls interessanter sein als eine akademische Belehrung über das Original, und näher am wesentlichen dazu.
Könnte, muss nicht.
Bin dabei ;-) ...
:supi:
Ich bin mir sicher, dass das für die Interessierten lehrreicher, weil zugänglicher sein wird.
Mich interessiert es sehr, weil ich mich in erster Linie mit Sounds auseinandersetze und kaum gar nicht mit Komposition.
Call mä Software-Eisenbahner! :cow:
 
Also das rein klangliche Nachbauen von dem, was in Kontakte passiert fände ich eher uninteressant. Sind aus heutiger Sicht auch unsäglich umständliche Werkzeuge gewesen, damals (Bandschleifen schnippeln, usw.) Aber sind denn die musikalischen Dinge, die da passieren nicht noch heute interessant: z.B. fließende Übergänge von Klang zu Rhythmus und zu Makrostrukturen vom Stück. Das hat ja erst mal gar nichts mit Technik oder elektronischen Instrumenten zu tun, sondern das waren aus meiner Sicht ganz neuartige musikalische Gestaltungsmöglichkeiten. Können wir mit denen heute etwas anfangen?
Andreas
 
nordcore schrieb:
König Alfons schrieb:
Es geht um musiktheoretische Grundbegriffe der Elektronischen Musik.
http://www.elektropolis.de/ssb_story_eimert.htm
mit Hörbeispielen
Der Text ist in weiten Teilen didaktisch zu weit reduziert und auf einem historischen Wissenstand, so dass man ihn heute nur noch als Zeitdokument betrachten kann. Wenn du ihn hier zitierst wird er zur pseudowissenschaftlichen Folklore zu der damaligen Kompositions-Philosophie(!).
Insofern vielleicht mal selber lesen, verstehen, und dann sauber formulieren worauf du hinaus willst.

Wir hören heute Post-FM. Spektren von stehenden Glockenklängen haben hier die meisten auf mindestens 3 verschiedenen Wegen schon mal gebaut, solche Klänge sind in vielen Produktionen zu hören, da ist nichts ungewohntes oder neues mehr. Das man so etwas damals 14/18 in den Ardennen noch mit der Hand aus selbst erlegten Tongeneratorknochen schnitzen musste ist doch von ausschließlich historischem, aber nicht von musikalischem Interesse.

Zotterl schrieb:
Evtl. bringt Dich das Anhören beider Versionen weiter.
Ich habe beide Versionen gehört. Muss jetzt aber los... vielleicht später mehr.

Ein Geräusch wird nicht weniger ein Geräusch, wenn man sich an das Klangspektrum gewöhnt hat. Selbstverständlich ist der Text historisch, darum habe ich auch den Erscheinungszeitpunkt der Lehrschallplatte für den Musikunterricht auf meiner Website vermerkt. Diese Seite wird regelmäßig von Besuchern aus der ganzen Welt aufgerufen, darunter auch namhafte Universitäten u.a. in USA. Ebenso die Seite zu "Vier Kriterien der Elektronischen Musik". Wer die Schallplatte von Eimert oder die Bücher "Texte zur Musik" bzw. den Vortrag aud Doppel-CD von Stockhausen besitzt, kennt das alles, für die Forumteilnehmer hier scheint das bei aller Qualifikation, Hard- und Software zu kennen und bedienen zu können, jedoch die musikalische Bildung im Bereich Neuer Musik weniger ausgeprägt zu sein. Das will ich nicht werten, erlaube mir aber, hier und in der Diskussion von Zotterl Hinweise zu geben, die anzunehmen ist dann nicht mehr meine Sache, muss halt jeder selber wissen.

Auch ist die Radiosendung als Rückblick auf eine Realisation Stockhausens aus den Jahren 1958/59 ausgewiesen, ist sie daher per se für das Verständnis nicht uninterresant, besonders vor dem Hintergrund, dass der Komponist mehrfach zu Wort kommt? Die Sendereihe "Studio Elektronische Musik" wird von der Musikredaktion, Abteilung Neue Musik, betreut. Der WDR3 Hörfunk setzt sich von den anderen Radioprogrammen dadurch ab, dass hier der Fokus auf Kultur liegt. Vielleicht gibt es auch eine Sendung im Jugendprogramm 1Live "Wir basteln Sounds für dein YouTube Video und Smartphone" von und mit Jean Pütz.

http://www.wdr3.de/programm/sendungen/w ... ischemusik
http://www.wdr3.de/index.html
http://www.einslive.de/einslive/index.html

Und gerne zum Schluss noch Stockhausen selbst:

Prinzipiell geht es überhaupt nicht um die Verwendung ungewohnter, unbedingt neuer Klänge - derart modische Chocs verbrauchen sich sehr schnell-, sondern darum, daß die musikalische Ordnung in die Schwingungsstruktur der Schallvorgänge hinein getrieben wird, daß die Schallereignisse in einer Komposition integraler Bestandteil dieses und nur dieses Stückes sind und aus seinen Baugesetzen hervorgehen: Textur des Materials und Struktur des Werkes sollen eins werden; mikrotonale und makrotonale Form müssen gemäß der Formidee für jedes Werk wieder neu in Übereinstimmung gebracht werden.
Dabei sind die bisherigen Vorstellungen von musikalisch >tauglichen< Schallvorgängen zu revidieren: Jeder überhaupt nur vorstellbare Schall kann, wenn er aus der komponierten Struktur eines Werkes notwendig hervorgeht, musikalisch verwendet werden. Klänge, Geräusche - wie immer sie beschaffen sein mögen - sind zunächst bloßes Material, und nichts veranlaßt dazu, gewisse Schallvorgänge von vorneherein für den musikalischen Prozeß auszuschalten.

KHS - Arbeitsbericht 1952/53: Orientierung, Seite 35 unten
 
Zotterl schrieb:
salz schrieb:
...weil zugänglicher sein wird.
:floet:
Da gibt's doch gleich mal einen Dämpfer: vor kurzem hatte ich hier das gepostet bzw. einen Thread eröffnet:
viewtopic.php?f=19&t=101770&p=1182685&hilit=metallregen#p1182685
Eine Art "Vorstudie", die zwar nichts mit "Kontakte", aber mit geräuschhafter Musik zu tun hat.
Kein Track, eher 'ne Sounddemo (weil nix editiert oder gar komponiert):
1 Instanz Absynth + ein paar Samples aus meiner Küche mit 'nem Tool namens Holder

play:


Ich wollte eigentlich 'ne Minidrone für diesen Thread machen und hab's dann einfach laufen lassen
 
König Alfons schrieb:
für die Forumteilnehmer hier scheint das bei aller Qualifikation, Hard- und Software zu kennen und bedienen zu können, jedoch die musikalische Bildung im Bereich Neuer Musik weniger ausgeprägt zu sein.
Was mich angeht, ist das Fakt. Ich vermute, dass sich viele im Sound, bzw. bei dessen Erstellung/Programmierung im Detail verlieren. Das ist bei den heutigen Möglichkeiten auch kein Wunder. Mir fehlt die Disziplin, ab einem gewissen Punkt gezielt weiterzumachen. Das war mir vor Jahren schon klar, daher die Entscheidung, sich konsequent mit den Sounds an sich auseinanderzusetzen. Immerhin blieb die Welt so von allerlei Klangdurchfall verschont.
 
salz schrieb:
Kein Track, eher 'ne Sounddemo (weil nix editiert oder gar komponiert):
1 Instanz Absynth + ein paar Samples aus meiner Küche mit 'nem Tool namens Holder

play:
:supi:
 
So meine lieben Freunde, ich hab mir nun einmal ganz konzentriert dieses Video im Startpost komplett angesehen und möchte nun mein Verständnis darüber an Euch weitergeben:

Was hat Stockhausen mal ganz simpel ausgedrückt eigentlich gemacht? Er hat erst einmal festgestellt, dass sich aus rhythmisch erstellten "Geräuschfolgen", durch massive Beschleunigung derselben, Töne in einer Tonhöhe erzeugen lassen. Das Ganze hat er dann so weit mit verschiedensten elektronischen Gerätschaften ausgereizt, dass er letztendlich sich konstant entwickelnde Tonfolgen in ein ganzes Stück entwickeln, also verwandeln konnte. Um zu beweisen, dass diese Geräusche auch tatsächlich eine "Melodie" spielen, hat er das Ganze dann auch noch mit Instrumenten begleiten lassen und somit auch umfassend den Beweis erbracht. Trotz dieses Beweises, musste er allerdings dabei sogar zwei Profimusiker entlassen, weil selbst die, dem ganzen scheinbar nicht mehr so folgen konnten, um das auch perfekt begleiten zu können.

Tja, was bringt uns kleinen Menschen auf der Erde aber das nun letztendlich?

Wenn ich mir beispielsweise sein Kontakte mit Instrumenten anhöre, dann höre ich da zwei Dinge. Das zwar die akustischen Instrumente mit den Geräuschen durchaus perfekt harmonieren, aber das Ganze insgesamt für mein Harmonieempfinden einfach nur nach einer immensen Ansammlung von Disharmonien klingt. Er hat es also geschafft, akustische Instrumente und elektronische Geräusche in Einklang disharmonisch spielen zu lassen, oder?

So bewundernswert er das für die damalige Zeit umgesetzt hat, was bitte soll das nun einem Musiker im Jahre 2015 wirklich bringen? Ich musste jetzt fast 3 Jahrzehnte lang unterschiedliche Musik und auch vieles davon weit entfernt vom Mainstream hören, um das hier wenigstens so ein bisschen im Ansatz zu verstehen, wie ich es nun wahrscheinlich immer noch bloß zu 50% verstanden habe. Tja, aber 99,99999% der Menschen auf unserer ganzen Welt hören nicht einmal ihre geliebte Chartmusik so intensiv, manchen ist Musik sogar schon völlig egal oder sie sind gar so besoffen, dass sie nur noch die lauten Frequenzen hören und die tiefen gerade noch spüren.

Daraus folgt für mich, dass die sogenannte "neue Musik" nichts an wirklich ertragbarem Musikalischem enthält, dass der Welt nun wirklich neue Musik bringen wird, denn dazu müsste sich jeder Mensch erst einmal Jahrzehnte durch "normale" bis "anspruchsvolle" Musik erziehen, um bei sowas hier auch nur im Ansatz Musik überhaupt darin erkennen zu können!

Zum Glück wachsen ja ständig Menschen nach, die mit ihrer musikalischen Kompetenz erst einmal beginnen müssen, was ja auch noch dazu kommt, denn wer wird schon "ausentwickelt" geboren? Ja und die sind mit den immer gleichen Tönen und Standards wieder ganz genauso zufrieden, wie die Generation davor und davor und davor. Und genau deshalb wird sich das auch nie richtig ändern, die Beweise dafür gibt es ebenfalls bereits seit Jahrzehnten. Und das diese Art von ertragbaren Facetten der Musik bereit so gut wie völlig ausgereizt wurde, auch das lässt sich sogar mathematisch beweisen!

Jetzt kann sich jeder überlegen, ob er Musik für eine Handvoll Leute machen will, die diesen "Entwicklungsstand" vielleicht irgendwann einmal erreicht haben oder ob er einfach nur Musik für die Menschen machen will! :D

clipnotic (2015)
 
clipnotic schrieb:
Jetzt kann sich jeder überlegen, ob er Musik für eine Handvoll Leute machen will, die diesen "Entwicklungsstand" erreicht haben oder ob er einfach nur Musik für die Menschen machen will!
Auf der anderen Seiten gibt es Leute wie Robert Henke, die so sagenhafte Instrumente wie den Granulator programmieren. Diese Sachen sind nicht für Chartmusik gedacht.
Presets aus Absynth wiederum hör ich in jedem 3. Filmscore (ich hab das Teil seit der 3.0, daher kenn ich auch die Presets).

Der Appetit kommt beim Essen. Aber wie gesagt: je tiefer du in den Sound einsteigst, umso weniger Zeit bleibt dir, um dich mit den kompositorischen Aspekten auseinanderzusetzen. Vermutlich gab es deswegen früher sogenannte "Bands", wo jeder seine Aufgabe hatte.
 
Für Filmmusik kann sowas auch prächtig wirken, machen ja viele auch so! Aber da dient sowas der Unterstützung der bildhaften Darstellung, was den Zuschauer dann auch völlig anders erreichen kann, denn da hört UND sieht er und setzt somit gleich mehrere Sinne zusammen ein, um das überhaupt interpretieren zu können!

Aber alles an nur ganz normal angehörter Musik kann von diesen Sachen nicht wirklich profitieren, außer im Hintergrund auf einem Beat oder so! In dem Maß hören wir uns hier das vielleicht an, weil wir ja auch mit Synthesizern herum experimentieren, aber den Menschen auf der Straße wird so etwas nie erreichen, wenn es nicht mindestens einen Grund an leichter Struktur mit darin zu hören gibt, wie es ja auch bei den vielen Frickelsachen sogar noch ist. So komplex sich da manche vielleicht anhören, auch die bieten eine folgbare Grundstruktur, sonst könnte denen auch bald fast gar keiner mehr folgen!

Man sollte sich also lieber mal damit beschäftigen, diese Grundstrukturen drauf zu kriegen, bevor man dermaßen in solche Galaxien abdriftet, zumindest wenn man auch mal gehört werden will!
 
König Alfons schrieb:
Viele Menschen glauben, Elektronische Musik sei keine richtige Musik, da bei dieser Klänge und Geräusche quasi beliebig durcheinander ohne Sinn und Verstand vorkommen. Das stimmt aber gar nicht, sieht man einmal von der Musik des musikalischen Klick-Klack-Prekariats ab.
Wer einmal mehr über die Kompositionsweise und Gedankenwelt der Vordenker erfahren möchte, mag sich diesen Beitrag anhören. Vielleicht eröffnet sich dann ein Zugang zu einer neuen Welt der Töne und Klänge. Ich denke, dass das durchaus ein Gewinn sein kann.
Viel Erfolg dabei wünscht König Alfons der Viertel vor Zwölfte. Wir sprechen uns später.

Danke für den Beitrag sowie für die beiden anderen Links zum Vortrag bzw. Werk.

Der Beitrag ist schön produziert: Peter und der Wolf der elektronischen Musik :)

Spaß beiseite, er erklärt nachvollziehbar, welche großartige Grundlagenforschung Stockhausen für die elektronische Musik betrieben hat. Dazu folgende Fragen an dich:

1. Wen würdest du mit Stockhausen, rein von dem Forschungsaspekt betrachtet, auf eine gleiche bzw. annähernd ähnliche Stufe stellen? Oder anders gefragt: Von wem kann man ähnliche tiefgebende Aspekte der Klangerzeugung, räumlichen Anordnung, Transformation, Komposition, usw. aus einer anderen Betrachtungsweise erfahren?

2. Kann man den Komponisten Stockhausen und den Klangforscher trennen? Oder gehören beide Aspekte untrennbar zusammen?

3. Ist denn mit und nach Stockhausen nicht schon alles zum Thema "Neue Elektronische Musik" gesagt? Oder erwartest du neue Erkenntnisse?

4. Wer könnte das Werk "Kontakte" vollenden?

5. Wenn bereits alles gesagt und möglicherweise geschrieben ist, welche Literaturempfehlungen kannst du mit auf den Weg geben?

Für den Fall, dass meine Fragen blödsinnig sind, darfst du das auch gerne in der Deutlichkeit schreiben. Ich komme aus dem Prekariat und kann das vertragen. Schönes WE an Alle!
 
Hier an der Uni Würzburg gibts eine Fakultät für Musikwissenschaften. Die Forschen in unter anderem auch in Richtung elektronsicher "Musik".

("Musik" in Anführungszeichen, da die akademische Interpretation des Wortes offenbar dem entspricht, was das Prekariat zuerst mal als Lärm identifiziert. Ich weis nicht wie ich das ausdrücken soll ohne dabei meine Aversion dagegen zum Ausdruck zu bringen, aber vielleicht hilfts ja trotzdem auch dem Verständnis)
 
clipnotic schrieb:
Daraus folgt für mich, dass die sogenannte "neue Musik" nichts an wirklich ertragbarem Musikalischem enthält, dass der Welt nun wirklich neue Musik bringen wird, denn dazu müsste sich jeder Mensch erst einmal Jahrzehnte durch "normale" bis "anspruchsvolle" Musik erziehen, um bei sowas hier auch nur im Ansatz Musik überhaupt darin erkennen zu können!

Frage: Wenn Sie so viel Zeit darauf verwenden, Ihre Musik herzustellen und zu kommunizieren, stört es Sie dann nicht, daß sie nicht mit einer großen Zahl der Menschheit kommuniziert?

Stockhausen: Oh nein. Wenn ich das gewollt hätte, so wäre ich der beste Konkurrent der Beatles gewesen, und was die für nur sieben Jahre geschafft haben, hätte ich wahrscheinlich ein bißchen länger geschafft, denn Sie können sicher sein, daß ich niemals in solch einem Quartett gearbeitet hätte. Nein, wann immer die große Menge sich nach der Mode richtet, dann richtet sie sich nach Mittelmäßigkeit und Banalität.

Karlheinz Stockhausen, „Texte zur Musik 1970 – 1977“, Band 4
Ausschnitt aus „Frage und Antworten zu den ‚Vier Kriterien ...’“
 
So redet doch so gut wie jeder Künstler daher, der plötzlich Erfolg mit etwas hatte und sich nun für Gott hält. Stockhausen hat das zudem ja auch zu einer Zeit gemacht, in welcher es elektronische Musikinstrumente im Prinzip ja noch gar nicht gab. Also der hat tatsächlich was neues und noch nie dagewesenes erschaffen für die damalige Zeit! Tja, aber die Zeiten sind rum, das genauso zu machen wie er oder den gar anzubeten, bringt einem nicht viel im Jahr 2015!

Und ich glaube nicht, dass der auch nur im Ansatz solche Musik wie die Beatles Songs überhaupt hätte komponieren können, dafür war er schon viel zu weit davon entfernt in seiner Galaxie! Und wer diesen Weg geht, landet auch im Schwarzen Loch ... :D
 
TGM schrieb:
König Alfons schrieb:
Viele Menschen glauben, Elektronische Musik sei keine richtige Musik, da bei dieser Klänge und Geräusche quasi beliebig durcheinander ohne Sinn und Verstand vorkommen. Das stimmt aber gar nicht, sieht man einmal von der Musik des musikalischen Klick-Klack-Prekariats ab.
Wer einmal mehr über die Kompositionsweise und Gedankenwelt der Vordenker erfahren möchte, mag sich diesen Beitrag anhören. Vielleicht eröffnet sich dann ein Zugang zu einer neuen Welt der Töne und Klänge. Ich denke, dass das durchaus ein Gewinn sein kann.
Viel Erfolg dabei wünscht König Alfons der Viertel vor Zwölfte. Wir sprechen uns später.

Danke für den Beitrag sowie für die beiden anderen Links zum Vortrag bzw. Werk.

Der Beitrag ist schön produziert: Peter und der Wolf der elektronischen Musik :)

Spaß beiseite, er erklärt nachvollziehbar, welche großartige Grundlagenforschung Stockhausen für die elektronische Musik betrieben hat. Dazu folgende Fragen an dich:

1. Wen würdest du mit Stockhausen, rein von dem Forschungsaspekt betrachtet, auf eine gleiche bzw. annähernd ähnliche Stufe stellen? Oder anders gefragt: Von wem kann man ähnliche tiefgebende Aspekte der Klangerzeugung, räumlichen Anordnung, Transformation, Komposition, usw. aus einer anderen Betrachtungsweise erfahren?

2. Kann man den Komponisten Stockhausen und den Klangforscher trennen? Oder gehören beide Aspekte untrennbar zusammen?

3. Ist denn mit und nach Stockhausen nicht schon alles zum Thema "Neue Elektronische Musik" gesagt? Oder erwartest du neue Erkenntnisse?

4. Wer könnte das Werk "Kontakte" vollenden?

5. Wenn bereits alles gesagt und möglicherweise geschrieben ist, welche Literaturempfehlungen kannst du mit auf den Weg geben?

Für den Fall, dass meine Fragen blödsinnig sind, darfst du das auch gerne in der Deutlichkeit schreiben. Ich komme aus dem Prekariat und kann das vertragen. Schönes WE an Alle!

Darf ich, bevor ich darauf antworte, die Fragen einmal an die Forumgemeinde weitergeben? Ich antworte dann gerne später, werde mich mit Sicherheit nicht darum drücken. Meine ganz persönliche Einschätzung zu sagen, mag sie auch noch so stümperhaft sein.
 
psicolor schrieb:
Hier an der Uni Würzburg gibts eine Fakultät für Musikwissenschaften. Die Forschen in unter anderem auch in Richtung elektronsicher "Musik".

("Musik" in Anführungszeichen, da die akademische Interpretation des Wortes offenbar dem entspricht, was das Prekariat zuerst mal als Lärm identifiziert. Ich weis nicht wie ich das ausdrücken soll ohne dabei meine Aversion dagegen zum Ausdruck zu bringen, aber vielleicht hilfts ja trotzdem auch dem Verständnis)

Genau, diese komischen Studenten und verschrobenen Professoren, kennt eh keiner, braucht keiner... und Prekariat und Proletariat ist eh das selbe.

SDIF, MAX/Msp, wer braucht schon den den Schrott? Und wie war das nochmal mit MP3 und diesem Fraunhofer? Klingt ja fürchterlich, diese verrückten Forscher haben die Musik ruiniert!

Ein Hoch auf das Preklariat! Revolution, stürmt die Wissenschafts-Paläste!

<Sarkasmus off>Man kann gar nicht soviel essen wie man kotzen möchte...

Hier eine Mini-Auswahl an unbedeutenden Institutionen, akademisch und aus dem akademischen Umfeld:
http://iem.kug.ac.at/
http://www.elakwien.at/
http://www.degem.de/
http://www.ircam.fr/
http://velak.klingt.org/
http://www.elektronmusikstudion.se/
http://steim.org/
http://computermusic.org/
http://cnmat.berkeley.edu/
http://www.seamusonline.org/
http://www.notam02.no/web/
http://digital.music.cornell.edu/
http://acma.asn.au/
http://www.soundandmusic.org/
http://cec.sonus.ca/
http://www.essim.gr/
http://www.cime-icem.net/
http://sdif.sourceforge.net/
https://cycling74.com/products/max/
 
TGM schrieb:
1. Wen würdest du mit Stockhausen, rein von dem Forschungsaspekt betrachtet, auf eine gleiche bzw. annähernd ähnliche Stufe stellen? Oder anders gefragt: Von wem kann man ähnliche tiefgebende Aspekte der Klangerzeugung, räumlichen Anordnung, Transformation, Komposition, usw. aus einer anderen Betrachtungsweise erfahren?

2. Kann man den Komponisten Stockhausen und den Klangforscher trennen? Oder gehören beide Aspekte untrennbar zusammen?

3. Ist denn mit und nach Stockhausen nicht schon alles zum Thema "Neue Elektronische Musik" gesagt? Oder erwartest du neue Erkenntnisse?

4. Wer könnte das Werk "Kontakte" vollenden?

5. Wenn bereits alles gesagt und möglicherweise geschrieben ist, welche Literaturempfehlungen kannst du mit auf den Weg geben?

Für den Fall, dass meine Fragen blödsinnig sind, darfst du das auch gerne in der Deutlichkeit schreiben. Ich komme aus dem Prekariat und kann das vertragen. Schönes WE an Alle!

Frage 1:
Auf eine ähnliche Stufe kann man so gut wie keinen stellen, weil er ja so gut wie der erste war, der das so umgesetzt hat, oder? Und Nachäffer zählen auch nicht, oder? Klangforschung wird allerdings heute noch betrieben und es gibt ja auch immer noch ein paar "alte Hasen", die nicht Presets aus dem Synthesizer spielen oder gar noch selbst ihre Geräusche erstellen / aufnehmen etc.

Frage 2:
Stockhausen war für mich ein klangforschender Komponist, der leider viel zu gerne in Disharmonien herum forschte und das als Erschaffung Gottes interpretierte :mrgreen:

Frage 3:
Natürlich ist damit alles gesagt, die sogenannte "neue Musik" funktioniert nur bei Wissenschaftlern und Menschen aus anderen Galaxien, einer brachte bereits die 4. Dimension mit ins Spiel

Frage 4:
König Alfons kann das bestimmt :mrgreen:

Frage 5:
Auf Amazon gehen und Synthesizer eingeben und schon findest Du bestimmt ein paar höchst wissenschaftliche Werke, die Dir zwar fantastisches auf Ingenieurniveau bieten werden, aber ob Du damit dann das Sounds bauen lernst, ich glaub eher nicht. Aber nicht verzagen, bald kommt ein Werk von mir dazu "Sounds bauen für Unrat Produzenten". Das gibt es dann for free auf meiner Webseite und erklärt wie man step by step Unrat Sounds mit Unrat Software programmiert! :mrgreen:
 
clipnotic schrieb:
TGM schrieb:
5. Wenn bereits alles gesagt und möglicherweise geschrieben ist, welche Literaturempfehlungen kannst du mit auf den Weg geben?
Frage 5:
Auf Amazon gehen und Synthesizer eingeben und schon findest Du bestimmt ein paar höchst wissenschaftliche Werke
Nix da, erst das lesen:
salz schrieb:
http://www.amazon.de/Physikalische-psychoakustische-Grundlagen-Musik-Roederer/dp/3540613706
 
TGM schrieb:
Danke für den Beitrag sowie für die beiden anderen Links zum Vortrag bzw. Werk.

Der Beitrag ist schön produziert: Peter und der Wolf der elektronischen Musik :)

Spaß beiseite, er erklärt nachvollziehbar, welche großartige Grundlagenforschung Stockhausen für die elektronische Musik betrieben hat. Dazu folgende Fragen an dich:

1. Wen würdest du mit Stockhausen, rein von dem Forschungsaspekt betrachtet, auf eine gleiche bzw. annähernd ähnliche Stufe stellen? Oder anders gefragt: Von wem kann man ähnliche tiefgebende Aspekte der Klangerzeugung, räumlichen Anordnung, Transformation, Komposition, usw. aus einer anderen Betrachtungsweise erfahren?

2. Kann man den Komponisten Stockhausen und den Klangforscher trennen? Oder gehören beide Aspekte untrennbar zusammen?

3. Ist denn mit und nach Stockhausen nicht schon alles zum Thema "Neue Elektronische Musik" gesagt? Oder erwartest du neue Erkenntnisse?

4. Wer könnte das Werk "Kontakte" vollenden?

5. Wenn bereits alles gesagt und möglicherweise geschrieben ist, welche Literaturempfehlungen kannst du mit auf den Weg geben?

Für den Fall, dass meine Fragen blödsinnig sind, darfst du das auch gerne in der Deutlichkeit schreiben. Ich komme aus dem Prekariat und kann das vertragen. Schönes WE an Alle!

zu 1. Mit Sicherheit Herbert Eimert, vielleicht auch Gottfried Michael König, der ja für die Realisation von "Gesang der Jünglinge" und "Kontakte" verantwortlich war.

zu 2. Nein, dazu empfehle ich dir seine Bücher "Texte zur Musik, Band 1 bis 4".

zu 3. Nach "Revolver" und "Sgt. Pepper" von den Beatles ist letztendlich auch schon alles zu Popmusik gesagt worden. Eine ähnliche Innovationskraft und musikalische Qualität lässt immer noch auf sich warten. Ähnlich ist es bei den elektronischen Werken der 60er von Stockhausen. Das hat er selber später nicht mehr toppen können.

zu 4. Peter Eötvös

zu 5. Da bin ich überfragt, die ersten 4 Stockhausen Bände (s.o.) mit Sicherheit und"Elena Ungeheuer - Wie die elektronische Musik >>erfunden<< wurde, Quellenstudium zu Werner Meyer-Epplers Entwurf zwischen 19149 und 1955". Aber da müsstest du dich zusätzlich mal im akademischen Umfeld umsehen, vielleicht Herrn Prof. Michael Beil anschreiben.
http://ifnm.hfmt-koeln.de/de/studio-fue ... musik.html

Wie gesagt, alles meine persönliche Einschätzung ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Bitte das zu beachten. Hinweise nehme ich gerne entgegen, habe nichts dagegen, schlauer auf dem Gebiet der Elektronischen Musik* zu werden.

* http://www.zem.de/heft/25/25_von.htm
 
clipnotic schrieb:
und es gibt ja auch immer noch ein paar "alte Hasen", die nicht Presets aus dem Synthesizer spielen oder gar noch selbst ihre Geräusche erstellen / aufnehmen etc.

Genau das halte ich für unwahr. Es gibt nicht nur alte Hasen. Presets werden nach einer gewissen Zeit sowieso zur Hölle und dann fangen die Leute an automatisch selbst Klangforschung zu betreiben. Du musst dir von den bekannteren Produzenten halt nicht das anhören was die als Ware am Markt verkaufen, sondern das was die eher für sich privat machen. Kreativ sind die alle, die trauen sich nur nicht mit sowas an den Markt zu gehen, da deren wirtschaftliche Situation sich eh schon fernab von Gut und Böse befindet. Die Hoch-Zeit der Technoszene ist auch nur mit der Wende begründbar.

Das ist einer der Flüche des Kapitalismus. Solange wir den Kapitalismus haben werden solche Erfolgeschichten wie in der Nachkriegszeit nicht mehr möglich sein. Außer man resetted mit einem weiteren Krieg.
 
Psychotronic schrieb:
Außer man resetted mit einem weiteren Krieg.
Na dann lasset und beten, dass der Russe bald kombt. Endlich anspruchsvolle Poppmusik.

Ich werde die Einschläge der Marschflugköper recorden: Neue Deutsche Marschmusik!
 
Psychotronic schrieb:
clipnotic schrieb:
und es gibt ja auch immer noch ein paar "alte Hasen", die nicht Presets aus dem Synthesizer spielen oder gar noch selbst ihre Geräusche erstellen / aufnehmen etc.

Genau das halte ich für unwahr. Es gibt nicht nur alte Hasen. Presets werden nach einer gewissen Zeit sowieso zur Hölle und dann fangen die Leute an automatisch selbst Klangforschung zu betreiben. Du musst dir von den bekannteren Produzenten halt nicht das anhören was die als Ware am Markt verkaufen, sondern das was die eher für sich privat machen. Kreativ sind die alle, die trauen sich nur nicht mit sowas an den Markt zu gehen, da deren wirtschaftliche Situation sich eh schon fernab von Gut und Böse befindet. Die Hoch-Zeit der Technoszene ist auch nur mit der Wende begründbar.

Das ist einer der Flüche des Kapitalismus. Solange wir den Kapitalismus haben werden solche Erfolgeschichten wie in der Nachkriegszeit nicht mehr möglich sein. Außer man resetted mit einem weiteren Krieg.

Da triffst Du es schon gut auf den Punkt, aber es gibt gerade auch im Bereich der Filmmusik zum Beispiel schon auch heute noch Leute, die selbst Sachen machen und auch selbst etwas recorden usw.! Das werden aber auch immer weniger und wie Du richtig sagst, kann so mancher Produzent bestimmt einiges mehr, als das was er letztendlich als Massenkasperli zeigt. Da braucht man sich von so manchem Mega Star ja auch bloß einmal die alten Sachen anhören oder einmal heraus finden, wer so hinter manchen "Hüpfdollen Projekt" wirklich steckt. Aber jawohl, sie sind scheinbar alle noch nicht reich gestopft genug und haben eine dicke Packung Schiss ohne Windel in der Hose, nun endlich einmal etwas anderes einfach direkt in die Mainstream Fresse durch zu setzen mit ihrer großen Allmacht. Tja, aber die machen dafür die dicke Kohle, während so mancher moderne in höchsten Galaxien umher reisende Götzenanbeter wohl sein Leben lang im kleinen Kämmerlein herum "wissenschaftelt", in der Hoffnung den gleichen Ruhm wie vor 40 Jahren zu erlangen und Dinge zu finden, die schon längst zig mal gefunden wurden! Und wenn es nicht klappt, werden einen dann schon die nächsten Generation verehren und man lebt ewig und so ... :D
 
König Alfons schrieb:
Wie gesagt, alles meine persönliche Einschätzung ohne Anspruch auf Allgemeingültigkeit. Bitte das zu beachten. Hinweise nehme ich gerne entgegen, habe nichts dagegen, schlauer auf dem Gebiet der Elektronischen Musik* zu werden.
Vielen Dank für deine persönliche Einschätzung. Ich werde mich mit deinen Hinweisen in der nächsten Zeit beschäftigen.
Die elektronische Fassung von "Kontakte" habe ich zwischenzeitlich gehört: Für mich war es wertvoll, dass du den erklärenden Beitrag zuerst geschrieben hattest. Ich hätte sonst keine Zugang zu Stockhausen bzw. zu seiner Musik gefunden.

Ähnliche Erfahrungen kenne ich auch aus der bildenden Kunst: Dem abstrakten Expressionismus konnte ich mich nur dadurch annähern, indem ich über eine "Erklärung" von Gerhard Richter gestolpert bin. Apropos Kunst: Danke an der Stelle für deine damalige Literaturempfehlung "Wa(h)re Kunst": Ein sehr gutes Buch und ein wahre Empfehlung.

Für mich persönlich bin ich noch nicht damit durch, wie ich zur Frage stehen möchte, ob ich "Kontakte" als Musik bezeichne. Vernünftigerweise werde ich allerdings meine Definition von Musik zunächst überdenken, bevor ich zu Stockhausen etwas Anderes unterstelle.

In Bezug auf die Popmusik und die Beatles war ich leicht irritiert: Ich hätte von dir eher "Kraftwerk" erwartet. Wie dem auch sei: Danke nochmals und ein schönes Wochenende!
 
Ach, wenn der Stockhausen nur ein bissschen gewollt hätte, dann hätte er das alles locker aus dem Ärmel geschüttelt, ob das nun Kraftwerk oder Pink Floyd oder Aphex Twin gewesen wäre, scheiß wurscht, der hätte das am Fließband raus gedonnert. Und wer ein richtiger Stockhausen werden will, der steht weeeeee iiii iii ii ii iii tttt über allem, was die Musik jemals präsentiert hat! Das ist dann genau die richtige Musik für den Tag, an welchem uns die Außerirdischen aus einer fremden Galaxie besuchen kommen, denn nur mit Stockhausens Jüngern kommunizieren die dann, der Rest wird ausgelöscht, ok ein paar Scientologen wie der Tom Cruise bleiben vielleicht auch noch am Leben ... :D
 
clipnotic schrieb:
Tja, aber die machen dafür die dicke Kohle, während so mancher moderne in höchsten Galaxien umher reisende Götzenanbeter wohl sein Leben lang im kleinen Kämmerlein herum "wissenschaftelt", in der Hoffnung den gleichen Ruhm wie vor 40 Jahren zu erlangen und Dinge zu finden, die schon längst zig mal gefunden wurden!

1. Bin bin ganz persönlich dafür, dass alle Menschen mit sofortiger Wirkung den Wunsch nach Ruhm aufgeben und übe das an mir selbst so weit es mir möglich ist jeden Tag.

2. Die Moderne ist vorbei, wir leben aktuell in der Postmoderne und sollten uns mit dem Gedankengut des Poststrukturalismus beschäfftigen.

Hier eine Einführung.
http://cre.fm/cre091-poststrukturalismus
http://cre.fm/cre192-poststrukturalismus-2

Darüber kann man ja mal nachdenken und das dann musikalisch für sich privat anwenden und zwar zwingend nur aus reiner Freude daran es getan zu haben.
 


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