Wie weit kann man den Ohren trauen?

In wie fern ist eine Art objektives Hören überhaupt möglich, wenn einen z.B. die Optik und die Haptik ein viel besseren Klang suggeriertt als wenn wir es nur blind hören? Oder wenn ein wenig mehr Lautheit schon besser klingt. Oder wenn nach ein paar Sekunden schon die Vergleichsmöglichkeit flöten geht? Oder, oder, oder, ...

Was fallen euch für Gegebenheiten ein wo man den Ohren nicht trauen kann?
 
Die Frage ist nicht schlecht, zumal ja einige bestimmte Eindrücke durchaus sehr stark einarbeiten - Gerade bei Soft vs Hard und allen anderen Subspielformen mit Doppelblindtest A-B Vergleich und Co.

Wichtig ist aber - da macht einer ein Video und die Klänge sind unterschiedlich laut und ähnliches, wenn das mal etwas genulllter wäre, würde das schon helfen. Oder auch entscheidendere Teile genutzt werden, wo man das auch mehr bemerkt und ggf. dynamischer.

So auch sehr gern genommen - unser letztes Musotalk-Thema - das Ding mit dem teuren Analogsummierer und das aus der DAW - einfach mal so reingeben - und - vielleicht ist das mit dem teuren Ding sogar schlechter? Man will nicht, dass das so ist - weil war teuer…

So Dinge sind wichtig, Ohren lügen weniger - aber was wir nicht können ist mit zeitlichem Abstand etwas beurteilen. Dh - es muss echt unmittelbar sein - sonst kann man nur noch sage - Zufall und Sympathie - aber nicht immer echte 1:1 Ohr-Vergleiche.

Psychoakustik und Co mal ganz außen vor, so weit müsste man also nicht mal gehen. Aber - sagen wir bei Synths - da denkt man der Meister aller Frequenzen zu sein und dann macht das Ding bei 9kHz schon zu, darüber ist nichts mehr oder ein bisschen künstlicher Sternenstaub, wird viel gemacht - und es gibt Synths, die ich für gelungen halte, die das genau so tun.
 
Das Problem sind doch oft weniger die Ohren als vielmehr die Augen, d.h. ein veränderter Höreindruck durch bspw. ein Video.
 
Ja, das Gehör ist wirklich sehr suggestibel. Man kann es sehr leicht täuschen und viele Faktoren, nicht nur die Augen, können einen gravierenden Einfluß haben!
 
Ich denke die Erwartungshaltung spielt auch eine ganz große Rolle. Hier ein sehr schönes Beispiel davon:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/klassik-in-der-u-bahn-kleingeld-fuer-den-star-1.801038
Der weltberühmte Violinist Joshua Bell verkleidete sich als Straßenmusiker und geigte in der Washingtoner Metro. Bilanz: In 43 Minuten verdiente er vor 1070 Zuhörern 32,17Dollar.

Die Welt der klassischen Musik ist erhaben und kostbar - voll von einzigartigen Begebenheiten und makellosen Augenblicken, bevölkert von exquisiten Künstlern und deren bewundernswerten Taten. Heutzutage muss sie aber auch voller Kühnheit, Risiko und populistischer Abenteuer sein. Marketing, Werbung, Aufmerksamkeitserregung gilt als Hauptgebot.

Um das zu begreifen, nehme man einen weltberühmten Geiger, am besten den vielleicht brillantesten und seriösesten der Vereinigten Staaten, und mache mit ihm etwas Nicht-Erhabenes, inszeniere man den Trash. Er muss also in einem Ambiente musizieren, wo ihn niemand vermutet, natürlich ohne Frack, und das so, dass keiner aus dem Publikum ihn und sein kostbares Instrument überhaupt erkennt und würdigt. Ein Experiment, geschehen in der Hauptstadt

...
 
Man muss die Stärken und Schwächen des Gehörs kennen, um halbwegs vernünftige Vergleiche (HW/SW etc.) machen zu können. Ein weiterer Fehler ist imho der Versuch irgendwelche Schaltungen zu simulieren, da wird viel Aufwand betrieben, für Details die man unmöglich wahrnehmen kann. Für meinen Standpunkt zum Vergleich statischer (ohne Vibrato etc.) Oszillatoren/Wellenformen, hab' ich mir schon in div. Threads den Unmut der Ersteller von Beispielen zugezogen ;-)
 
Der teure Wein schmeckt besser. Wenn die preiswerte Plörre mit viel Brimborium im Feinschmecker-Ambiente serviert wird, suggeriert der Belohnungs-Bereich im Hirn einen besseren Geschmack. Dieser Effekt fällt durch individuelle Konditionierung unterschiedlich aus, man kann sich dem jedoch nicht entziehen, der Wein schmeckt in diesem Moment tatsächlich besser. Dave Stewart wurde gefragt, mit welchem Mikro Annie Lennox am besten klingt und er hat geantwortet, gib ihr irgendein Mikro, Annie klingt immer gut.

Ich schaue jetzt rüber zum neuen Kopfhörer-Verstärker für 400 Euro und frage mich: klingt das Ding wirklich besser, oder ist es nur lauter? Egal, es macht jedenfalls Spaß!
 
Mich würde ja mal interessieren wie viele Menschen z.B. einen Minimoog der ein VST spielt für besser vom Klang empfinden als wenn man das VST direkt auf einem PC sehen und spielen würde. Ob das so ausgeht wie beim Stargeiger? Es muss auch kein VST sein, reicht ja auch ein andere VA wie System-X von Roland oder so.

Oder im Studio:"Das wurde von einem AD Wandler höhste Güte aufgenommen" dann der andere: "Oh ja, das hört man aber auch!" In Wirklichkeit wars die OnBoard Soundkarte.

Wie weit das wohl geht? Und wie viele allgemein anerkannte Techniken und Geräte mit dem Wissen über den "Betrug der Ohren" eigentlich überflüssig sind?

Was brauch es unter dem Strich wirklich damit was "gut" klingt? Ist es wirklich allein der Sound oder müssen dazu auch die anderen Sinne, neben dem Hören, der Erwartungshaltung oder auch positive Kindheitserinnerungen stimmen?

Ist "das klingt besser" somit völliger Quatsch und was ganz individuelles, abhändig auch von der Situation, dem Drumrum und dem was gerade im Kopf abgeht?
 
Das gleiche mit Hardware Instrumente (u.a. Synthesizern (*gähn* jaja Opa)) als auch in Home/Master Studios:
Bilder von sündhaft teuren, audiophilen Geräten, Verstärker, Abhöre ... .
Also besser >> Take my money!

Ohren kann man nicht schließen. Dort dringt ein Reiz ungehindert in uns.
Ohren kaschieren die "Wirklichkeit" nicht.
Augen dahingegen nehmen nur einen bestimmten punktuellen externen Reiz ~wahr und selbst diesen gleichen sie, das ~Gehirn?, ab, ~ver -fälsche -schönigen diesen.
etc. pp.
Aber: wir sind Augenmenschen: Wie eine Gewehrkugel in die Schläfe eindringend.
 
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Als objektives Messinstrument traue ich meinen Ohren nicht weiter, als ich sie schmeißen kann.
Aber sie sagen mir jeden Tag, was ich mag und was nicht. Und ob das von meinen Hörgewohnheiten in der Jugend (Metal) abhängt oder den optischen/haptischen/olfaktorischen Begleitreizen oder meiner Tagesform, ist mir ziemlich egal.
Meine Ohren verarschen mich täglich, und ich hab Spaß dran!

Schöne Grüße,
Bert
 
Es sind nicht die Ohren die angeblich ermüden und keine Fehler im Mix mehr hören, oder die Augen die bei einer guten UI das PlugIn gleich besser erklingen lassen.
Es ist unser Gehirn - dort wo alle Fäden zusammen laufen.
 
Wenn man ein Stück macht und sich dann alle das über unterschiedliche Hardware anhören, wirds wohl überall ein wenig anders klingen. Ich jedenfalls habe immer nur mit ner billigen SBLive meine Sachen gemacht/gemixt, aber über den Klang hat sich noch keiner wirklich beschwert. Und wenn das dann sowieso über unterschiedliche Systeme bei den Leuten abgehört wird - woran ich ja nichts ändern kann-, dann wirds halt überall unterschiedlich klingen. Meine ich mal so. Glaube jedenfalls soweit meinen Ohren, dass da was besseres an Soundkarte auch nicht zu einem besseren Klang bei mir geführt hätte.

Ich habe aber meine Sachen auch nur Rechner intern gemacht, also nichts von außen mit der Soundkarte aufgenommen - jedenfalls nur ein mal, aber das hat mir gereicht und für mein Zeug habe ich auch einfach nichts besseres gebraucht.

Momentan kann ich meinen Ohren aber gar nicht trauen, da bei mir gerade eine Mittelohrentzündung am abklingen ist.
 
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Ich habe mir heute amtliches Hörgerät gekauft (so um die 70 € teurer), da kann nichts mehr gefälscht werden.
 
Passt vielleicht hier rein, der Bericht über eine blinde Astrophysikerin... Zitat:"Sound can make something clear when it is not just clear to the human eye".
 
Es sind nicht die Ohren die angeblich ermüden und keine Fehler im Mix mehr hören, oder die Augen die bei einer guten UI das PlugIn gleich besser erklingen lassen.
Es ist unser Gehirn - dort wo alle Fäden zusammen laufen.

:supi:

Wie weit kann man den Ohren trauen?

gar nicht, oder zumindest nicht wenn es um Nuancen geht.
Egal was die Ohren liefern, der "Gesamthöreindruck" entsteht im Gehirn.
Und da spielt eine entscheidende Rolle was ich glaube, oder zu wissen glaube.
Wenn ich einen echten Minimoog spiele, ist der Höreindruck der im Gehirn entsteht tatsächlich besser als beim VST, auch wenn das Audiosignal was von den Ohren aufgenommen wird möglicherweise identisch ist, weil ich weiß, dass ich einen echten Minimoog spiele.
 
- Ähnliches gilt auch für andere Sinne?

Wie weit kann man den Augen trauen? Wenig?
...

- Dualismustest: Auge gegen Ohr: Monochord: Teilungsverhältnisse von Saiten erforschen?
NUR MIT EINEM SINN! ANDERE SINNE FÜR DIESEN TEST BITTE ~ZUHALTEN. DANKE.
- Dem Gehirn ist es so dermaßen egal was "ich glaube, oder zu wissen glaube", "Gehirn" != "ich"?
- Bei 100% akustische Instrumente/Musik erhält man weniger Fehler als bei elektronisch Verstärkten (E-Schweinedarm, ...) Instrumenten/Musik?

# Persönlich mag ich alles was Noise{Klang} macht, ~spiele selbst u.a. digitale SynthZ.
 
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Wie weit kann man den Ohren trauen?

Das sollte man dann wohl mal einen professionellen Foley fragen. Hoffe mal das ist so auch richtig geschrieben.
 
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Es sind nicht die Ohren die angeblich ermüden
Die Hörzellen in den Ohren werden nur über die Nerven und die Lymphe versorgt, die haben keine Blutgefäße.
Das dauert daher ganz schön lange, bis sich das Gehör erholt. Und der "Verbrauch" akkumuliert sich, wenn man länger andauerndem Schall ausgesetzt ist.

Daher auch die relativ niedrigen Schwellen, ab der man in der Industrie Gehörschutz tragen muss.
 
Wie weit kann man den Ohren trauen?

gar nicht, oder zumindest nicht wenn es um Nuancen geht.
Egal was die Ohren liefern, der "Gesamthöreindruck" entsteht im Gehirn.
Und da spielt eine entscheidende Rolle was ich glaube, oder zu wissen glaube.
Wenn ich einen echten Minimoog spiele, ist der Höreindruck der im Gehirn entsteht tatsächlich besser als beim VST, auch wenn das Audiosignal was von den Ohren aufgenommen wird möglicherweise identisch ist, weil ich weiß, dass ich einen echten Minimoog spiele.
Sehr schön erklärt :supi:
 
Ich bin - also höre ich. Joachim-Ernst Berendt lag gar nicht falsch damit. Sein Buch kam vor 25 Jahren auf den Markt, und ist offenbar immer noch aktuell.

Natürlich kann man den Ohren trauen, die sind das beste Sinnesorgan, das ein Musiker hat. Mit dem Extra-Bonus: Selektives Hören.
 
Zum Beispiel die Shepard Skala bzw. Shepard Tonleiter:
https://de.wikipedia.org/wiki/Shepard-Skala

Der anscheinend unendlich ansteigende Ton.

Es gibt da verschiedene Psychoakustische Phänomene.

Also ich höre da immer, wenn der nächste Ton anschwellend einsetzt. Hat bei mir noch nie funktioniert.

Hatte dazu gerade ein besseres Beispiel von jemandem hier geschickt bekommen, wo das nicht mehr so leicht zu hören ist, aber ich höre das trotzdem. Hier mal der Clip wo ich den Link zu zugeschickt bekam.


Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=-4fh4lfWeck

Das schlechtere Beispiel dafür, also wo ich finde das man das recht leicht raushört ist das hier.


Ansehen: https://www.youtube.com/watch?v=BzNzgsAE4F0
 
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