Stimme grundsätzlich zu, dass man den eigenen Wert kennen und entsprechend einfordern sollte. Ansonsten macht man sich selbst und Anderen i. d. R. das Geschäft kaputt. Dennoch schadet es ganz sicher nicht, wenn man daran denkt, dass Preisbildung eben auf einem Markt passiert und Angebot und Nachfrage zu berücksichtigen sind. Am Ende muss jeder für sich selbst die Untergrenze festlegen und das ist offensichtlich nicht ganz einfach. Und im Show-Business ist es auch nicht gerade unüblich, dass Gagen mit steigender Nachfrage steigen. Insofern, kann man das auch mal ganz locker ausprobieren.
Wenn ich bei meiner eigenen Preisuntergrenze flexibel wäre, würde ich z. B., ohne das Veranstaltergeschäft genau zu kennen, wie folgt rechnen:
UMSATZ
Brutto-Umsatz =
Ticketverkauf
+ Beteiligung bei z. B. Getränke/Essen
+ Sponsoring
+ x
Netto-Umsatz =
Brutto-Umsatz
/ 1,19 (19 USt.)
Dein Fall: Netto-Umsatz = (2.000 Besucher x 20,00 Euro) / 1,19 = 33.613 Euro
KOSTEN
Kosten =
- Miete
- Bühnenbau
- Beschallung
- Security
- Service
- x?
* netto
Dein Fall: Wenn du die einzelnen Kostenpositionen nicht kennst, könntest du diese ggf. schätzen. Relative Werte wie z. B. 50 Prozent sind dafür ganz gut zu gebrauchen.
GEWINNAUFSCHLAG
Unterstellen wir, der Veranstalter möchte einen Gewinn erzielen. Alternativ hierzu könnte sich diese Position auch in Form von „Löhne und Gehälter“ in den Kosten widerspiegeln. Kommt darauf an, wie „sauber“ kalkuliert werden sollte.
Dein Fall: Nehmen wir einfach mal 5 Prozent vom Netto-Umsatz an:
33.613 Euro x 5 Prozent = 1.680 Euro
KÜNSTLER-BUDGET
Künstler-Budget = Netto-Umsatz – Kosten – Gewinn
Dein Fall: (33.613 Euro * 50 Prozent) – 1.680 Euro = 15.126,50 Euro
SPIELZEIT
Anzahl der Std., an denen Musik dargeboten wird (z. B. bei 3 Tagen auf 6 Bühnen zu je 4 Stunden)
Beispiel: Spielzeit = 3 Tage x 6 Bühnen x 4 Stunden = 72 Stunden
KÜNSTLER-BUDGET/STD.
Künstler-Budget / Spielzeit
= 15.126,50 Euro / 72 Stunden
= 210 Euro
Dein Fall: 210 Euro * ½ Stunde = 105 Euro (inkl. Reisekosten, allerdings Netto, d. h. du kannst 19 USt. draufschlagen, falls du reguläre Rechnungen schreibst und nicht gemäß §19 UStG befreit bist.
Für die Kritiker dieser Berechnung:
1. Ist lediglich ein Ansatz: Werte können nach eigener Erfahrung eingesetzt und Positionen ergänzt werden.
2. Je genauer die Informationen über Umsatz und Kosten, desto besser die Berechnung.
3. In der Realität ist das Künstler-Budget selten paritätisch verteilt, wie in meinem Berechnungsansatz (Wenige bekommen deutlich mehr). Wenn man das weiß, kann man dies ebenfalls berücksichtigen.
4. Je detaillierter die Berechnung, desto besser kann man in Preisverhandlungen punkten. Möglicherweise hilft das auch dabei, die Seite des Veranstalters besser zu verstehen, aber auch, die eigene Position durchzusetzen.
5. Mit jeder Anwendung steigt die Erfahrung, sodass die Berechnung genauer werden sollte.
Wenn’s mit dem Ansatz klappt oder auch nicht, einfach mal Feedback geben. Fände ich interessant, da Theorie ☺
Alternativen:
- Wie bei Business Plänen üblich vorgehen: Lebenshaltungskosten + Betriebskosten + Investitionen als Ausgangssituation nehmen und darauf die notwendigen Stundensätze berechnen. (s. Informationen auf Gründerportalen).
- Opportunitätskosten ansetzen
- Benchmarking (s. Mookie’s Beitrag)
- Deckungsbeitrag (Variante für den Hobby-Bereich)