beaty schrieb:
Achwas, ist ja interessant! Und woran liegt das?
Alle Modelle laufen Digital, was ist besser an den alten Kisten, das muss doch objektivierbar sein?
Oh Mann, das ist eine Frage der Hardware und möglicherweise auch von Myhten und Legenden. Ich versuch's kurz zu machen:
Die MPC60, die MPC60 II und die MPC3000 sind die klassischen MPC's, an denen Roger Linn maßgeblich mitgewirkt hat. Die MPC60 hat 12 Bit Sampling, die MPC 3000 hat 16 BIt Sampling. Das ist schon mal ein Unterschied, der sich im Klang bemerkbar macht. Wenn dich das interessiert, dann recherchier mal ein bisschen nach Roger Linn. Der hat in Interviews erklärt, wie er – trotz der nur 12 Bit – den Sound der MPC60 so hinbekommen hat. Die MPC60/3000 sind noch richtige Qualitätsprodukte, die für Profimusiker entwickelt wurden. Roger Linn hat seine gesamte Erfahrung einfließen lassen und war davon überzeugt, dass es sich um eine ganz neue Form von Instrument handelt, das zu spielen gelernt werden muss. Das haben die Hip Hopper getan und auf zahlreichen klassichen Hip Hop Scheiben eingesetzt. Dadurch ist die MPC unsterblich geworden. Alle drei Varianten wurden von Akai Japan produziert. Die MPC3000 hat – wenn ich mich nicht irre – einen S-Serien-Sampler (S3000/3200) drin: Mir war aufgefallen, dass Martin Gore diese Sampler sehr wegen ihres Drucks bei Drum-Sounds den Emu-Samplern vorzog. Wenn diese beiden Aussagen zutreffen, hat das Entwicklungsteam einfach nur gute Arbeit geleistet und halt einen Standard gesetzt. Dass solche Standards von vor zwischenzeitlich 20 Jahren heute nicht mehr erreicht werden, ist zwar traurig, hat aber wohl etwas damit zu tun, dass die betroffenen Unternehmen einfach nicht mehr an der hohen Qualität ihrer Produkte interessiert sind, wie das früher halt mal der Fall war. Der Markt hat sich verändert.
Die MPC 2000 bzw. die 2000xl waren quasi die Billigschiene für die Leute, die sich die MPC 3000 nicht leisten konnten. Roger Linn war an deren Entwicklung bereits nicht mehr beteiligt. Dann kam die MPC4000. Die hatte Anfangs ein Betriebssystem, das ziemlich buggy war. Dadurch hat die sich erstmal einen schlechten Ruf eingehandelt. Zudem ist die MPC4000 derart mit Features wie z. B. komplexem Multisampling (quasi Akai Z-Sampler-Serie) ausgestattet, dass manch einer, der mit den wenig komplexen Vorgängern aufgewachsen war, nicht damit klarkam. Das hat der MPC4000 einen zu Unrecht schlechten Ruf eingebracht. Das Ding ist die Killer-MPC schlechthin und stellt alles was es vorher und was es nachher gab, in den Schatten. Die letzte OS-Version 1.71 ist stabil und einfach Hammer. Hinzu kommen wahnsinnig gute Midi-Steuermöglichkeiten: Sowas hat keine andere MPC. Aufgrund von Größe und Gewicht ist die MPC4000 heutzutage etwas für's Studio, insbesondere dann, wenn man mit Hardware statt mit Computer und Software arbeiten möchte. Die MPC4000 war das letzte von Akai Japan hergestellte Gerät (die weiße Version).
Dann kam die Übernahme durch Numark. Manchmal sprechen die Leute auch von Nukai. Die damals vorhandenen MPC'S wurden mit blauem Gehäuse verkauft. Bei der MPC4000 traten die ersten Fertigungsprobleme (Hauptprozessordefekte) auf. Die später produzierten MPC1000 und 2500 sind quasi wieder die alten MPC-Konzepte in neue, billiger zu produzierende Hardware verpackt. Die frühere Fertigungsqualität von Akai Japan wurde dabei kaum mehr erreicht. Produkte wie MPC1000 und 2500 mussten jahrelang auf eine Software-Update warten. Das war die Stunde für das JJOS, dass nur auf den beiden Modellen läuft und quasi Akai vorführt: Dort werden bis heute Features implementiert, die sich die User wünschen und die zudem zeigen, welches Potenzial in den Kisten und im MPC-Konzept gesteckt hätte. Das alles ist zwar löblich, an der Hardwarequalität von MPC1000 und 2500 ändert das dennoch nichts.
Die letzte Hardware MPC war dann die MPC5000. Hier hat Akai einen recht guten Kompromiss zwischen dem ursprünglichen MPC-Konzept und der gepimmten MPC4000 gefunden. Leider ist die Umsetzung nur bedingt gelungen. Immerhin hat man noch ein OS 2.0 nachgereicht, sodass einige Verbesserungen durchgeführt werden konnten. Aus Sicht einiger MPC5000-Kunden hat das OS aber noch Entwicklungsbedarf. Ich sehe das etwas differenzierter, wie ich auch im entsprechenden Thread geschrieben habe.
Unterm Strich würde ich sagen, dass new Akai die Chancen nicht genutzt und zu viele unfertige Produkte auf den Markt geworfen hat. Mit der Ankündigung der MPC-Renaissance hatten die MPC-Jünger gehofft, dass sich das ändert. Wenn man die Fach- und Onlinemagazine liest, könnte man das auch tatsächlich glauben. Ich hab' die Kiste selbst getestet und das war alles andere als das, was man als eine stabile und zukunftsweisende Lösung bezeichnen konnte. Seither bringt Akai zwar regelmäßig Updates raus die bestehende Probleme beseitigen, aber meist kommen doch irgendwelche neuen Probleme hinzu. Und über die Preissenkungen freuen sich die US-Amerikaner auch nicht sonderlich, weil die Produkte so stetig an Wert verlieren. Und der Preis ist auch ein Indikator für Qualität, wie man z. B. bei NI Maschine, Access, Clavia, Eleltron, usw. sehen kann.
Wie auch immer: Das ist nur meine ganz bescheidene, subjektive Meinung. Akai kann auch gutes Zeugs herstellen: Ich habe einen Push und bin damit zufrieden
