Aus meiner Sicht sind alle Popmusiker bedeutend, die die deutsche Sprache vom Schlager, vom Kunstlied und von der 'Liedermacherei' entwöhnen und weitere Musizierhaltungen in deutscher Sprache populär machen (Nicht Genres verdeutschen). Wobei das kein Rant ist, sondern meint, dass die deutsche Sprache mit vorher unbekannter Energie neu aufgeladen wird: Genres, die Partymusik auf deutsch, Liederlein auf deutsch und Ernste Musik auf deutsch bedienen, sind ja etabliert.
Weiteres Kriterium: Es gibt deutsch singende Musiker, bei denen einzelne Lieder fast zu Volksliedern geworden sind. (nicht Volksmusik, das ist was anderes!). "Über den Wolken", "Marmor, Stein und Eisen bricht", "Männer", "99 Luftballons", "66 Jahre", "Dadada" und "Katzeklo" gehören mE dazu. Trio, DAF und Ideal haben ein ganz eigenes Genre in D angeschoben – vielleicht kommt ja noch ein NDW-Revival von irgendwelchen 80ies-verstrahlten Kids, ich fänds geil.
Ich kann meine Thesen auch noch steiler anfahren: Falco steht symbolisch für Unerschrockenheit. Grönemeyer symbolisch für "Eigenheit". Und Verstärker für Pop mit Sprachkunst. Anette Humpe steht symbolisch dafür, das alles seit 40 Jahren als Checkerin und Könnerin bedienen zu können. Steilomator: Bands wie die Ärzte, Die Sterne und Tocotronic variieren populäre Rezepte für Musikköchelei, wobei sie dem Volk sehr gut aufs Maul schauen – auch das kein Rant, denn das muss man erstmal können. In der Gesamtheit: Bedeutend. Was Rammstein da veranstaltet ist auch nicht ohne Einfluss. "Mein Herz brennt" in der Klavierfassung ist grandios. Unabhängig davon, dass das für mich ein Kunstlied ist, ich den Menschen nicht von seinem Werk trenne und ich über niemanden urteile, den ich nicht persönlich kenne, weil ich kein Richter bin.
Wer es jemals wirklich ernsthaft versucht hat, auf deutsch zu texten und zu singen der wird merken wie fkucnig schwer es ist, etwas Klares, Ästhisches, Relevantes zu erzeugen und nicht irgendwelche Fun-Herzschmerz-Pillepalle-Märchenonkel-Gesten auf deutsch durchzuträllern. Zusätzlich: Bei vielen Texten von Bargeld, Distelmeyer und manchmal auch bei Grönemeyer (u.a.) finde ich es bedeutend, wie sie mit Sprache umgehen: dass sie tolle, glaubwürdige (Seelen-)Bilder zu schwierigen Themen finden und dass sie sich humanistisch positionieren, ohne bekehren zu wollen – sie sind da natürlich nicht die einzigen! "Für mich" ist das bedeutend.