Bei mir war es so, dass mir der Grundklang vom DE 1 besser gefallen hat als der vom deutlich flexibleren Microzwerg 1. Da war eine angenehme, fast schon knackige "Rundheit" und Wärme in den Bässen, die Filterfahrten waren oft einfach sehr schön, und sogar (trotz nur 1 OSC) Leadsounds ließen sich gut entlocken. Dazu kommen die bekannten Vorteile mit den High-Speed-LFOs - und eben auch eine sehr schöne Bedienung, Haptik und Optik.
Gerade nun das, was ich in klanglicher Hinsicht beim DE 1 gut gefunden habe, das finde ich beim DE 2 eben nicht mehr. Reinweg vom Papier her (z.B. verschiedene Filtermodi, weit besseres Moddingmöglichkeiten) sollte der DE 2 ein Fortschritt sein, und in Bezug auf Filter-FM ist er das tatsächlich. Für mich klingt das Filter vom DE 2 aber einfach nicht gut. Für mich ist ein gutes Filter entweder ein 12 dB-Filter, das stark färbt und viele, musikalisch interessante Resonanztöne erzeugt (z.B. SSM oder SED), oder eben ein in Richtung Moog (z.B.) gehendes 24 dB-Filter, das bei Bedarf sowohl schön rund, schön schneidend oder eben auch toll zur Produktion von Analogbässen und Seqeuncersounds ist. Das 12 dB-Multimode-Filter des DE 2 ist für mich aber ziemlich "arschlos" und neutral, außerdem vermag es nicht zu färben oder wirklich interessante Resonanzsounds zu erzeugen. Andererseits ist es überraschend gut geignet für Filter-FM-Spielereien, sogar deutlich besser als das Filter vom MS-404, welches ebenfalls in diesem Bereich punkten kann, und via Filter-FM zum Beispiel sehr stark stimmähnliche Laute erzeugen kann. Noch nicht gehört habe ich es, wie das DE2-Filter klingt, wenn man externes Material durchschickt - und dann eben Filter-FM anwendet. Das könnte interessant werden. Zur Filterung von externen Material - und zwar ohne Filter-FM - ist das DE 2-Filter jedenfalls in meinen Ohren sowas von langweilig und farblos, dass es mich staunen lässt.
Das tolle DE-1-Filter hat die Mängel des Designs (nur 1 OSC ohne Sub) wunderbar überspielen können - beim DE 2 liegen nun diese Mängel sehr offen zutage, und werden von der halbierten Flankensteilheit noch zusätzlich geschärft. Und: Die meisten Menschen erwarten bei neuanalogen Synthesizer in klanglicher Hinsicht nun einmal schöne Bässe, möglichst auch "fette Sounds" im allgemeinen. Genau das bietet der DE 2 deutlich weniger als sein Vorgänger.
Hingegen habe ich den Eindruck (obwohl MFB nichts dergleichen sagt), dass der Microzwerg 2 besser als der Microzwerg 1 klingt. Das Filter klingt imho weniger bratzig, und die Hüllkurven sind verbessert worden - jedenfalls ist das mein Eindruck. Vergleiche ich jetzt einen MFB Microzwerg 2 mit dem nahezu gleich teuren Doepfer Dark Energy 2, dann macht der DE 2 keine Schnitte - mit anderen Worten: in fast allen Bereichen klingt der MFB Microzwerg 2 besser. Wobei er allerdings an die Schönheit der Filter-FM des DE 2 nicht einmal ansatzweise heran reicht.
Ich würde ja gerne mal einen direkten Shootout machen, einen Gerätevergleich im Detail. Vielleicht sehe ich anschließend ein paar Dinge anders. Aber normalerweise habe ich ein sehr gutes akustisches Gedächnis und kann Feinheiten und Unterschiede der Klangerzeugung und -Charakteristik sehr gut heraushören.
In Sachen Bedienfreude und Haptik (und das zählt auch) sehe ich den DE 2 vorne. Möglicherweise würde ich den DE 2 gnädiger beurteilen, wenn ich mich mit seiner Filtercharakteristik irgendwie besser anfreunden könnte (das gelingt mir aber einfach nicht), und, wenn meine Enttäuschung über verpasste Designchancen (z.B. mehr Patchpunkte, Sub-Osc, 24 dB-Modus für Filter) geringer ausgefallen wäre.