Klang (ohne) Körper, aus: Telepolis

kalyxos

Liquid Wave
Achtung, extrem verschwurbelter Artikel. Mir ist nicht klar, was der Autor eigentlich sagen will. Auch nach längerem Nachdenken bleibt mir die These unklar. Oder wird (nur) eine Beobachtung/Entwicklung beschrieben? Warum dann so kompliziert? Und was ist dann die Schlussfolgerung?
Aber vielleicht gibt es hier ja Experten, die sich gern an so was abarbeiten und Licht ins Dunkel der Erkenntnis bringen.
Danke schon mal im voraus.
 
Tipp: Man muss sich ein bißchen mit semiotik, strukturalismus oder mit (menschliche)sprache als system beschäftigen.
 
Das würde vielleicht helfen, manche Fachbegriffe zu kennen; zum Verständnis (z.B.der Einleitung) hilft das aber auch nicht:
Der Verlust der Körperlichkeit in der Musik und die Entgrenzung klanglichen Gestaltungspotenzials

Bis ins 20. Jahrhundert war jeder musikalische Klang Resultat und Ausdruck einer Bewegung, meistens einer menschlichen, zuweilen, etwa bei Musikautomaten, einer mechanischen. Das ändert sich in grundsätzlicher und für viele Zeitgenossen in beängstigender Weise mit der Erfindung der elektronischen Klangerzeugung.
Denn wieso ist es für manche Zeitgenossen beängstigend, wenn der Klang nicht mehr Ausdruck einer Bewegung ist?
Mal abgesehen davon, dass auch ein heutiger Synthie (oder auch eine DAW) sich noch nicht selbst bedient.

Also doch nur Gehirnschwurbel eines Elfenbeinturmbewohners?
 
kalyxos schrieb:
[...]wenn der Klang nicht mehr Ausdruck einer Bewegung ist? Mal abgesehen davon, dass auch ein heutiger Synthie (oder auch eine DAW) sich noch nicht selbst bedient.
Es bezieht sich darauf, dass nichts Mechanisches und daher Sichtbares schwingt: Saite einer Geige, der Bogen und Anne Sophie Mutter bewegen sich mehr oder weniger sichtbar. In dieser Form gibt es das nicht in der elektronischen Musik.

Ausnahme bestätigen die Regel: Bspw. ein anschlagdynamischer live gespielter Synth wird nicht weniger Bewegungserfahrung vermitteln als ein Klavier dessen Saiten verdeckt sind. Das ein Synth programmiert wurde, muss der Zuschauer einer Aufführung nicht mehr sehen.

Ob das nun als beängstigend oder faszinierend wahrgenommen wird, ist eine andere Frage. Zumind. der Erfolg von Menschmaschine lässt darauf schließen, dass auch einiges an Faszination dabei ist.

Gelesen habe ich den Artikel nicht.
 
Fragt man, für welches instrumentale Gerät elektronische Musik geschrieben sei, so kann man nur antworten: für Lautsprecher. Der Lautsprecher ist das eigentliche „Instrument“, das mit den Abspielgeräten gekoppelte Klanginstrument der Elektronischen Musik.

"Elektronische Musik", Seite 77
Herbert Eimert, Hans Ulrich Humpert
Das Lexikon der elektronischen Musik
Bosse Verlag Regensburg, 1973
 
Elektrokamerad schrieb:
Der Lautsprecher ist das eigentliche „Instrument“,
Genau, so sehe ich das auch. Somit bleibt der Artikel für mich rein herumtheorhetisierend - ohne letztlicher Konsequenz bzw. klarem Beleg. Vielen Dank für die Bestätigung.
 
kalyxos schrieb:
Genau, so sehe ich das auch. Somit bleibt der Artikel für mich rein herumtheorhetisierend - ohne letztlicher Konsequenz bzw. klarem Beleg. Vielen Dank für die Bestätigung.
Das klingt jetzt für mich so, als seist Du an einer Auseinandersetzung mit anderen Überzeugungen/Theorien nicht interessiert, sondern nur an der Bestätigung Deiner bereits vorhandenen Auffassung.
 
beim mechanischen musikinstrument bilden schallabstrahlenden elemente - zb bei der violine bogen, saite, decke korpus - und elemente, mit denen sich die tonhöhe, lautstärke und klangfarbe steuern lassen (bogen in der hand, finger auf der saite) eine einheit.

bei elektronischer musik ist diese einheit nicht nur physisch aufgeteilt in bedienfeld des schwingungserzeugers einerseits, verstärker und lautsprecher andererseits: das spielen des instruments und die darbietung lassen sich auch zeitlich trennen. das mag auf zuhörer körperlos wirken.
 
Elektrokamerad schrieb:
Fragt man, für welches instrumentale Gerät elektronische Musik geschrieben sei, so kann man nur antworten: für Lautsprecher. Der Lautsprecher ist das eigentliche „Instrument“, das mit den Abspielgeräten gekoppelte Klanginstrument der Elektronischen Musik.
Ja, die Lautsprecher bringen die Luft in Schwingung, was wir dann hören können. Nach obiger Aussage wäre also "ein instrumentales Gerät" etwas, was Luft in Schwingung bringt. Um die Verbindung zur Bewegung herzustellen: Die "Bewegung" wäre dann das eintreffende Signal, die Energie, die Information. Jede Art von Medium was Energie weiterleiten kann wäre solch ein "Bewegungskanal", also nicht nur Mensch mit Arm, Hand, Finger, Mund, Fuss oder Elektronen und Strom, sondern auch Licht und elektromagnetische Wellen oder Wasser. Kurz: Mit Bewegung kann man sich immer auch die Energiequelle des Klanges vorstellen. Keine Energie --> Keine Bewegung. Wenn man es noch genauer haben wollte müsste man den Begriff "Bewegung" durch "Beschleunigung" ersetzen. Zum Beispiel einen Sinuston mit konstanter Frequenz würde unser Gehirn wohl auch nach einer bestimmten Anpassungszeit wieder aus der Wahrnehmung "herausfiltern", da eben auch keine Beschleunigung der Frequenz stattfindet. Jetzt seid Ihr mit Gegenargumenten dran. :D
 
TonE schrieb:
Ja, die Lautsprecher bringen die Luft in Schwingung, was wir dann hören können. Nach obiger Aussage wäre also "ein instrumentales Gerät" etwas, was Luft in Schwingung bringt. Um die Verbindung zur Bewegung herzustellen: Die "Bewegung" wäre dann das eintreffende Signal, die Energie, die Information. Jede Art von Medium was Energie weiterleiten kann wäre solch ein "Bewegungskanal", also nicht nur Mensch mit Arm, Hand, Finger, Mund, Fuss oder Elektronen und Strom, sondern auch Licht und elektromagnetische Wellen oder Wasser.
Im Sinne des verlinkten Artikels nicht. Dort geht es um vom Menschen ohne Hilfsmittel (Oszilloskop, Voltmeter, ...) wahrnehmbare Bewegungen. Bei rein elektronischer Musik ist es tatsächlich der genannte Lautsprecher, der Bewegungserfahrung vermittelt (Einschränkung: siehe mein Posting oben).

Hat nun der Autor auf der Suche nach Bewegung zu lange auf eine schwingende Lautsprechermembran gelinst und schrieb deswegen von "beängstigend"?

TonE schrieb:
Zum Beispiel einen Sinuston mit konstanter Frequenz würde unser Gehirn wohl auch nach einer bestimmten Anpassungszeit wieder aus der Wahrnehmung "herausfiltern", da eben auch keine Beschleunigung der Frequenz stattfindet. Jetzt seid Ihr mit Gegenargumenten dran. :D
Bei Tinituspatienten passiert das nicht.
 
Ja, Tschuldigung und völlig OT aber ich haue mich jetzt hin und wollte das noch loswerden.

Hat eigentlich jemand mal so ein Neurophone ausprobiert? Das wäre doch wirklich mal was für unsere DIY-Ecke.


So, N8 *gähn*
 
Vielleicht in diesem Zusammenhang auch noch mal der Buchtipp "Gendertronics":
viewtopic.php?f=55&t=47218

Die Ver-Körperlichung findet halt an anderer Stelle statt. Sei es am Lautsprecher,
wie weiter oben festgestellt wurde, oder "extern", sozusagen der Tanz.
Ich kann mit der Entkörperlichung der Musik leben, da es letztendlich darauf
ankommt, was "unten raus kommt", bzw. was an meinem Ohr ankommt.
 


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