Brainstorm Muss Synthesizer Musik immer modern sein?

Und bei Second Decay muss man auch bedenken, die haben diesen klassischen Synthpop zu einer Zeit gemacht, als das dermaßen uncool war, dass ggf. man nur aufgrund des besseren Looks Wolfsheim nach vorne gepuscht hat. Die haben das bis zum Ende durchgezogen.
 
Wie oft liest man in Threads zu vintage Equiment, dass es ja so viele neue Klangerzeuger/Klänge zu entdecken gibt. Oder man fordert bei Reissues, doch eher mal wieder was Neues zu erfinden.
Man kann problemlos mit vintage Equipment moderne Sachen machen, und mit neuem Equipment Tracks, die sehr vintage klingen (wurde hier ja schon angemerkt) ... persönlich finde ich es gerade interessant, mit den unterschiedlichen Synths Klänge zu erzeugen, die eher untypisch für das jeweilige Gerät sind (bzw. zumindest vom Klischeebild abweichen).

Modern ist relativ.
Zeitlos finde ich wichtiger.
Zeitlos (im Sinne von "Evergreen") ist gar nicht so einfach. Andererseits: Vieles kommt (regelmäßig) wieder, und muss dann nur wieder entdeckt werden. Zeitlose Klassiker, die quasi pausenlos angesagt sind (oder zu einer beliebigen Zeit und Modewelle mit vergleichbarem Erfolg released werden können) sind m.E. eher selten ...

Es dürfte auch eine Binsenweisheit sein, dass neue bzw. innovative Stile eher von jüngeren Künstlern etabliert werden, als von älteren (oder?). Mit irgendwo zwischen 45 und 55 sind viele vielleicht auch mit ihrem 70s SciFi zufrieden (und wenn die Midlifecrisis kickt, wird entweder ein Moog One angeschafft, oder man fängt doch noch mal mit Punk an).
 
[...] (und wenn die Midlifecrisis kickt, wird entweder ein Moog One angeschafft, oder man fängt doch noch mal mit Punk an).

Ich mach jetzt Techno. Fumm-dich-fumm-dich.

Und bei Second Decay muss man auch bedenken, die haben diesen klassischen Synthpop zu einer Zeit gemacht, als das dermaßen uncool war, dass ggf. man nur aufgrund des besseren Looks Wolfsheim nach vorne gepuscht hat. Die haben das bis zum Ende durchgezogen.

Uncool oder konsequent, das ist hier die Frage. War halt zu jener Zeit eine Nischenmusik, genauso, wie der Zwischenfall in Bochum oder das Exx in Moers ein Nischenpublikum bedient haben.

Wenn Du nie 'in' bist, kannst Du niemals 'out' sein. (Harrison Ford)

Stephen
 
Das Wort "muss" existiert in meinem Wortschatz nicht einmal; ich muss sterben, sonst nichts. :) Ich mache das, wonach mir gerade ist und selbst wenn es nur mir allein gefällt, reicht mir das schon, denn ich bin ein reiner "Hobbymusiker" aus Spaß an der Freud... ;-)
 
Ich mach jetzt Techno. Fumm-dich-fumm-dich.



Uncool oder konsequent, das ist hier die Frage. War halt zu jener Zeit eine Nischenmusik, genauso, wie der Zwischenfall in Bochum oder das Exx in Moers ein Nischenpublikum bedient haben.

Wenn Du nie 'in' bist, kannst Du niemals 'out' sein. (Harrison Ford)

Stephen
Konsequent weil Sippel und Purwien musikalisch das (vermutlich) exakt so wollten obwohl man Anfang der 90s schon wusste, dass sich viele in der „Patschuli“ Szene oder sich das Nischenvolk generell anders orientiert hatte. Hatten außerhalb des damaligen Zeitgeistes trotzdem ihre Fans und Erfolg und nicht nur rückwirkend sind viele Songs gut. Und das passt ja auch wieder zum Thread, machen was man machen möchte…..
 
Konsequent weil Sippel und Purwien musikalisch das (vermutlich) exakt so wollten obwohl man Anfang der 90s schon wusste, dass sich viele in der „Patschuli“ Szene oder sich das Nischenvolk generell anders orientiert hatte.

Das vermutlich kannst Du streichen -- der Andi hat das immer sehr konsequent verfolgt.

Schlußendlich wurde es auch zu einer Sackgasse für Second Decay -- als sie modern werden wollten und sich dem Geschmäckle der Musikwelt anpassten, um einen Majordeal an Land zu ziehen (Kaltes weißes Licht), war das eine ziemliche Bauchlandung, musikalisch wie künstlerisch wie kommerziell.

Der Majordeal ging dann an... ach, wie hießen die nochmal? Nicht Evils Toy, die anderen.

Hatten außerhalb des damaligen Zeitgeistes trotzdem ihre Fans und Erfolg und nicht nur rückwirkend sind viele Songs gut. Und das passt ja auch wieder zum Thread, machen was man machen möchte…..

Ich glaube, man muß völlig uncooles Zeug machen, wenn man in Ruhe seine Nische ausbauen und seine Handschrift entwickeln möchte, losgelöst von allen Zwängen und Erwartungshaltungen.

Vor allem von seiten der anderen.

Stephen
 
Was ist denn hier los - alle sind sich einig?
Da muss ich gegenhalten.

Elektronische Musik hat selbstverständlich den Auftrag, IMMER ganz was Neues zu bringen.
Elektronische Musik, die es, auch in ähnlicher Form, schon mal gegeben hat, gehört getilgt und ausgemerzt. Und akustische auch gleich mit weg.

Die wohlklingernden Klänge, die aus Synthesizern kommen können, sind ausgereizt, deshalb muss es jetzt IMMER quietschen und dengeln.
Und überhaupt können auch alle Synthesizer weg, die wie der uralte Scheiß von früher (also alles bis 2022) klingen.
Am besten alles per Smartphone und fertig.
So.

Schöne Grüße
Bert
 
Wie ich bereits andernorts anmerkte, finde ich Synthesiser und die Musik, die gemeinhin damit gemacht wird, furchtbar.

Stephen
 
Es gibt aber auch ekelhaft nervige Trends die echte Musiker zum Brechreiz bringen, aber Junge ahnungslose Küken diesen ekelhaften Kram aus Gruppenzwang mitmachen nur weil einer es gut findet.
Deshalb hasse ich auch den Kommerzkram. Hierbei ziele ich auf diesen ekelhaften EDM Kram.

Wenigsten wird gute Musik neu aufgelegt wie Synthwave.

Anscheinend trifft die Musik einfach nicht deinen Nerv, so wie ich mit vielen Jazz-Arten überhaupt nichts anfangen kann oder Gitarren recht oft für überbewertet halte.

Und grade im Synthwave gibt es eine Menge einfacher Musik, die die immer gleichen 80er Drumsamples und Sounds wie in jedem anderen Track auch nutzen ohne irgendwas von eigenen Einfällen. Trotzdem mag ich das Genre abgesehen von solchen Tracks sehr, da gibt es richtig viel geilen Scheiß, genauso wie in aber EDM auch. Da würde ich keins der beiden Genres als besser/schwächer bezeichnen.

Bei mir wechselt es immer zwischen ganz vielen komplett verschiedenen Genres hin und her, egal ob alter oder neu. Bei einem eigenen Synthwave Track zb fand ich den Sound nicht so gut und habe dann mal ein paar moderne Wavetable-Sachen ausprobiert und es war der übelst geile, fette Sound, der zwar überhaupt nicht zu dem Stück passte aber dann eben für Musik mit modernerem Anstrich.
 
Hm, ich kann mit dem elektronischen Kram der 70er nicht allzuviel anfangen... Dagegen lobe ich mir einige Kiffer-Dudel-Techno-Acts und mit normalen Techno kann ich gar nichts anfangen. Es ist mir einfach zu langweilig.

Ob wir wollen oder nicht, wir sind Kinder unserer Zeit. Was für einige in den 70ern modern klang, klingt für mich als Kind der 80er altbacken und angestaubt. Die Zeit, in der ich selber aktiv nach neuer Musik gesucht habe, liegt aber auch schon ein bisschen zurück und so haben mich die 90er und 2000er wohl am meisten geprägt. Ich persönlich sehe ab dem Zeitpunkt auch einen Niedergang der elektronischen Musik. Und da werden mir natürlich auch wieder die widersprechen, die später geboren wurden.

Am Ende höre ich schon ein bisschen Musik aus den 70ern aber eben nur wenig, weil mein Gehirn mit anderer Musik überladen ist. Und manchmal klingt dann etwas langweilig, was ich ohne meine späteren Erfahrungen vielleicht richtig gut gefunden hätte.

So wie Blade Runner, ich liebe den Film. Aber ich kann jeden verstehen, der aus heutiger Sicht sagt, dass er nicht besonders gut und/oder langweilig ist.
 
Ich glaube, man muß völlig uncooles Zeug machen, wenn man in Ruhe seine Nische ausbauen und seine Handschrift entwickeln möchte, losgelöst von allen Zwängen und Erwartungshaltungen.
Das trifft aber auch nicht immer zu.
Ich denke schon, das es auch sehr viel cooles Zeug gibt, das abseits der üblichen Pfade wandert.
Das gab es aber schon immer, beispielsweise Frank Zappa.
 
Gute Musik klingt und ist sowieso zeitlos.

Stephen

Es gibt aber auch genug Musik, die zeitlos ist aber dadurch langweilig, weil die aus den 80ern oder genauso gut aktuell sein könnte, ohne das sie irgendein herausragendes Merkmal hat. Wenn mir jemand zB irgendeinen aktuellen Rocksong zeigt, habe ich öfters das Gefühl, die Gitarre hätte auch jemand so schon vor Jahrzehnten spielen und effektieren können und dadurch ist es langweilig.

Dagegen gibt es dann andere Musik, bei der ich denke, geil, das ist der Sound, den man nur aktuell so produziert und den es vor einigen Jahren so noch nicht gab.
 
Das trifft aber auch nicht immer zu.
Ich denke schon, das es auch sehr viel cooles Zeug gibt, das abseits der üblichen Pfade wandert.
Das gab es aber schon immer, beispielsweise Frank Zappa.

Ist das Zeug vielleicht gerade deswegen cool, weil es sich abseits der ausgetretenen Pfade bewegt und somit allgemein als uncool betrachtet wird?

Es gibt aber auch genug Musik, die zeitlos ist aber dadurch langweilig, weil die aus den 80ern oder genauso gut aktuell sein könnte, ohne das sie irgendein herausragendes Merkmal hat.

Das muß dann aber nicht unbedingt gute Musik sein -- klar klingen die Sachen durch die Bank nach 1980ern, aber die wirklich guten Nummern aus den 1980ern -- Tears For Fears Pale Shelter oder Mad World, vieles von Talk-Talk, Thompson Twins, Howard Jones --, kann ich mir auch heute noch anhören, ohne dabei in den Teppich beißen zu müssen -- Jeannie oder Amadeus von Falco fallen mir da als ganz üble Beispiele für verkokst-vergeigten Zeitgeist der 1980er ein.

Andere rennen jetzt schon zwanghaft ejakulierend durch die Gegend, weil sie genau das so grandios finden.

Wenn mir jemand zB irgendeinen aktuellen Rocksong zeigt, habe ich öfters das Gefühl, die Gitarre hätte auch jemand so schon vor Jahrzehnten spielen und effektieren können und dadurch ist es langweilig.

Weil in der Rockmusik seit den Kinks und den Stones und den Beatles und Led Zeppelin und AC/DC und... nichts Neues mehr gemacht wird -- es muß ganz klar innerhalb der definierten Grenzen bleiben, um als Rockmusik wahrgenommen zu werden. Alles andere würde den Rahmen sprengen, und schon sind wir im Prog Rock.

Was auch ziemlich uncool war und ist, spätestens seit Punk (was als solcher noch uncooler war, aber was weiß ich schon).

Dagegen gibt es dann andere Musik, bei der ich denke, geil, das ist der Sound, den man nur aktuell so produziert und den es vor einigen Jahren so noch nicht gab.

Und in einigen Jahren auch nicht mehr geben wird -- siehe Produktionen aus den 1980ern: Das, worauf alle abgefahren sind, ist heute nostalgisch verbrämt und gerade mal noch Futter für eine 1980er Party. Hide and Seek von Howard Jones oder Leipzig von Thomas Dolby wird man da wohl eher nicht zu hören bekommen, wohl aber Modern Talking oder Milli Vanilli.

Nur als Beispiel.

Aber gute Musik übersteht diesen Zeitgeist -- sie klingt nach 50 Jahren noch immer so spannend wie zu dem Zeitpunkt, als sie veröffentlicht wurde. Deswegen kann ich mir heute noch mit Begeisterung Pink Floyd mit Syd Barrett anhören, kriege aber bei allem ab spätestens Dark Side of the Moon das kalte Kotzen.

Ist denn nicht jede aktuelle "moderne" Musik morgen schon langweilig und ein alter Hut?

Wenn sie mit dem Anspruch gemacht wurde, hier und jetzt zu unterhalten und sich in möglichst großen Stückzahlen zu verkaufen: Höchstwahrscheinlich.

Oder kennt heute noch jemand irgendeine Popsingle von 2000 (außer Titney, meine ich)?

Stephen
 
Ist das Zeug vielleicht gerade deswegen cool, weil es sich abseits der ausgetretenen Pfade bewegt und somit allgemein als uncool betrachtet wird?
"Man ist nicht cool, indem man coole Dinge tut. Man ist cool, indem man uncoole Dinge tut und dabei cool bleibt."
(Max Gold, glaube ich, und auch nur sinngemäß)

Weil in der Rockmusik seit den Kinks und den Stones und den Beatles und Led Zeppelin und AC/DC und... nichts Neues mehr gemacht wird -- es muß ganz klar innerhalb der definierten Grenzen bleiben, um als Rockmusik wahrgenommen zu werden. Alles andere würde den Rahmen sprengen, und schon sind wir im Prog Rock.
Wenn ich mal bitte kurz glockenhell auflachen dürfte? HAHAAAA! Danke.
Progrock ist doch mit weitem Abstand der unprogressivste und reaktionärste abgestandene Krug Dünnbier EVER. Das Rock-Rahmenwerk wird lediglich durch Mellotron und krumme Takte erweitert - die MÜSSEN dann aber auch drinnen sein, und das unverändert seit den frühen 70ern. Ich hör's aber trotzdem manchmal ganz gern.
Aber mit dem Rahmen hast du schon recht - und der wird tatsächlich nur selten gesprengt, aber eben garantiert nicht von irgendwem, der im Progrock aktiv ist.

Deswegen kann ich mir heute noch mit Begeisterung Pink Floyd mit Syd Barrett anhören, kriege aber bei allem ab spätestens Dark Side of the Moon das kalte Kotzen.
Popschlampe Bert mag natürlich besonders gern "A Momentary Lapse Of Reason".

Oder kennt heute noch jemand irgendeine Popsingle von 2000 (außer Titney, meine ich)?
Ich kannte schon damals nur ganz wenige, und Popsingles von heute kenne ich keine einzige. Jetzt schon nicht.

Schöne Grüße
Bert
 
Hier unterhalten sich doch eh nur alte Männer (mich eingeschlossen), die stolz darauf sind mit dem ganzen neumodischen Kram nichts zu tun zu haben und davon auch nichts zu halten. Lauter Individualisten halt. ;-)
 
[...] Progrock ist doch mit weitem Abstand der unprogressivste und reaktionärste abgestandene Krug Dünnbier EVER. Das Rock-Rahmenwerk wird lediglich durch Mellotron und krumme Takte erweitert - die MÜSSEN dann aber auch drinnen sein, und das unverändert seit den frühen 70ern [...]

Also der Gipfel des Uncoolen. Drywank, wie Julian Cope es wahrscheinlich ausdrücken würde.

Du hast Typen mit langen Haaren und schlimmen Bärten vergessen. Ohne die sind krumme Takte und eierndes Mellotron nur die halbe Miete.

Hier unterhalten sich doch eh nur alte Männer (mich eingeschlossen), die stolz darauf sind mit dem ganzen neumodischen Kram nichts zu tun zu haben und davon auch nichts zu halten. Lauter Individualisten halt. ;-)

Immerhin habe ich viel Lebenszeit darauf verwendet, meine Vorurteile und Abneigungen zu zementieren.

Stephen
 


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