snowcrash schrieb:
und b) finde ich es nicht so prickelnd, wenn andere Leute dieselben Sounds benutzen wie ich.
klar, denke das gilt wohl gerade fuer deine art musik... wobei sich fuer mich schon die frage stellt, ob nicht zB auch die wahl eines geraetes wegen des grundsounds auf eine gewisse art und weise eine art "presetting" bedeutet.
Das stimmt schon, gerade, wenn man an so ein Gerät wie den CS80 denkt, bei dem selbst erstellte Klänge und Presets nicht wirklich große Unterschiede aufweisen, weil das Gerät als solches nicht furchtbar flexibel ist. Da könnte man fast schon wieder die Kategorie "Stringgerät" greifen lassen (huch, jetzt bin ich aber ketzerisch!). Aus diesem Grunde habe ich auch seit einiger Zeit keine Aufnahmen mehr mit dem CS80 gemacht; das ist wie Mellotron und Buttercremetorte... zuviel davon, und mir wird übel. Außerdem wird´s langweilig. Das ist so wie immer wieder 808 und 909 und 303... irgendwann kann man es nicht mehr hören.
Gerade bei meinen Ambient Music Sachen -- die sich deutlich von dem unterscheiden, was ich *offiziell* auf CD pressen lasse -- ist Klangforschung das Wichtigste. Ich arbeite viel mit dem Prophet VS und dem Technics WSA-1 und merke jetzt, nach vier Jahren VS und drei Jahren WSA, daß ich langsam das Potential der Geräte ausgelotet habe. Jetzt wird´s Zeit für etwas Neues... nicht nur, was Synthesiser angeht, sondern auch andere Klangquellen (v. a. Field Recordings) und Herangehensweisen.
Was Klangerstellung angeht... wenn man ein Gerät gut kennt -- was einem u. U. beim Presetdudeln abgehen könnte --, dann geht das in fünf bis zehn Minuten, auch wenn das Gerät komplex ist; zumindest steht dann schon ein Rohgerüst, mit dem sich arbeiten läßt. Der Feinschliff kann dann nochmal länger dauern, je nachdem, wie intensiv da noch modifiziert wird. Meist wird ja erst beim Arbeiten mit dem Klang deutlich, wo noch nachgearbeitet werden muß, damit sich das jeweilige Instrument bzw. die Klangfarbe in den Zusammenhang einfügt.
*Berliner Schule* als modernes, rückwärtsgewandtes Genre hat in der Regel eigentlich nicht viel mit Sounddesign zu tun... ein Mellotron klingt nunmal immer nach Mellotron, ein Sequenzerbass bleibt immer ein Sequenzerbass, ein paar Synthieffekte lassen sich auch ohne große Mühen einstellen, ein Stringgerät hat die Sounds auch schon an Bord, und Gitarre mit Zerrer und anderen Tretminen sind nun auch nicht sooo furchtbar anspruchsvoll. Einer der Gründe, weshalb mir irgendwann das Ganze aus dem Hals hing...
Im Gegensatz zu früher wird heute mit diesem Genre nicht mehr experimentiert, sondern nur noch Klischees bedient und Versatzstücke -- strukturell, inhaltlich und klanglich -- verwendet, die vor 35 Jahren andere Leute mal ge- und erfunden haben. Man rennt, musikalisch betrachtet, offene Türen ein, die schon ein anderer geöffnet hat; ich finde Türen spannender, die noch nicht entdeckt oder zumindest noch nicht so weit geöffnet worden sind. Meine Meinung. Ich suche heute noch nach einer aktuellen "Retro"-Platte, die ich *interessant* nennen würde. Node (Ed Buller, Flood, Gary Stout, Dave Bessell) waren vor über zehn Jahren mal die einzige löbliche Ausnahme... und viel zu interessant für "retro". Und inhaltlich viel zu weit weg von Froese und Co., um sie m. E. noch als "Berliner Schule" durchgehen zu lassen.
Stephen