Tatsächlich ist es bei einem analogen Polysynth musikalisch ja sehr ergiebig, wenn jede Einzelstimme leicht anders klingt, und dazu auch noch untershiedlich im Stereopanorama verteilt werden kann. Wenn ich mich recht entsinne, lässt sich das beim Perfourmer MK II in verschiedenen Modi sehr schön einstellen.
Die "Nervigkeit" ergibt sich imho eher daraus, dass es keine Speicherplätze gibt...
Als Polysynth würde ich den Perfourmer MK II für - alles in allem - unterlegen halten (doch Vorsicht: sehr unterschiedliches Konzept), v.a., weil die Einzelstimme nicht die Komplexität einer einzelnen DSI-Stimme erreicht. Sobald man aber beginnt, beim Perfourmer MK II die Stimmen zu kombinieren (z.B. eine monophone Monsterstimme oder 2/2) dreht sich das aber. Dazu kommt imho, dass sich der Perfourmer MK II im Vergleich "analoger" anhört (ist vermutlich aber Geschmacksfrage). Geradezu riesig wird der Unterschied, sobald FM oder Sync ins Spiel kommen.
Dazu kommt noch Folgendes (persönliche Sichtweise):
* Die PWM klingt am Perfourmer besser (finde ich)
* echte VCOs (und extrem hochaufgelöste, großartige VCOs zudem)
* Das Filter klingt sehr angenehm (irgendwie zwischen Roland und Moog)
* Einsatz als Mega-4-fach-Filterbank möglich
* Für Liebhaber von Analog-FM ist der Perfourmer MK II die ultimative Sache
(u.a. wird hier die komplette Synthesizerstimme als Carrier eingesetzt, sodass sich auch Einstellungen von VCA, VCF und Hüllkurve auswirken - und das dann mit analoger 4-fach-FM..., nun, und ziemlich abgefahren ist dann noch die Möglichkeit über den Insertkanal pro Stimme externe Bearbeitungen der Stimme bzw. FX in die FM einzubinden)
* Ich habe noch nie (!) einen so schönen Sync-Klang gehört wie beim Perfourmer (besonders mit Rechteckwelle)
(außerdem sind wunderbare, noch nie gehörte, komplexe Mehrfach-Sync-Sounds möglich, zudem lässt sich Sync mit FM kombinieren)
* Ausgesprochen komplexe Cross-Modulationen der Synth-Stränge untereinander sind möglich (und dann noch via Insert untereinander verknüpfbar)
* Die analogen VCOs ermöglichen unfassbar klare, helle Analogstimmen in den hohen Lagen
(VCOs lassen sich aber im "Lo-Modus" auch als langsame Modulatoren einsetzen)
Aber: Der Tetra4 hat Speicherplätze und
pro Stimme mehr Filtermodelle (24 dB und 12 dB LP) und OSCs (2 DCOs plus Sub) und LFOs (4 !!) und Hüllkurven (3), dazu u.a. eine Art Step-Modulationssequenzer auf Stimmenebene - und klingt eben auch schön, gerade als polyphoner Synthesizer, finde ich. Für Tom F (als talentierter Bequemlichkeitsmusiker

) sind die experimentellen Möglichkeiten am Perfourmer eher nervig. Wenn der Fokus auf polyphon gelegt wird, kann der Tetra4 in der Summe mehr (abzüglich einiger Spezialitäten des Perfourmer MK II...). Der Tetra4 lässt sich auch z.B. als vierfacher Mopho betreiben. Das Curtis-Filter klingt durchaus sehr schön.
Sobald aber die Möglichkeiten als monophoner Synthesizer und die diversen Spezialitäten des Perfourmer MK II (siehe Auflistung oben) ins Spiel kommen, kann der Tetra 4 nicht mehr mithalten. Vergessen werden sollte auch nicht, dass es am Tetra4 nur DCOs gibt. Manchmal sind auch subtile Unterschiede sehr bedeutsam (siehe: Jupiter 4) und werten einen Synthesizer stark auf. In gewisser Weise (jedenfalls für meine Ohren) ist der Perfourmer MK II ganz nebenbei auch ein netter Jupiter-4-Ersatz, was für den Tetra4 halt nicht gilt. Interessieren einen die "quasimodularen" Möglichkeiten des Perfourmer MK II, so ist der Tetra4 erneut vergleichsweise unspannend.
Summa Summarum: Ich täte mich mit einer Entweder-oder-Entscheidung auch schwer...
(Aber bei mir ist es die Lust auf Experimentelles, was den Ausschlag (trotz Mehrpreis!) für den Perfourmer MK II gäbe)
@ Tom F
Lustig: Hinsichtlich des "strahlend" vs "schwammig" sehe ich das bei JX3P und Juno 106 exakt umgekehrt...
Ich habe beide Synthesizer
sehr geliebt, aber im Nachhinein vermisse ich den JX3P deutlich mehr, und das, obwohl dieser nicht diese großartigen magisch-dunklen PWM-Flächen hinbekommt, die ein Juno 106 fast unersetzbar machen...