Vintage ist derzeit doch ziemlich abgehoben.
1999 Euro für eine Korg M1 (!), 1450 Euro für einen Roland S-550 oder 4999 Euro für eine Roland TR-909, sind k r a n k. Selbst 275 Euro für eine TR-626 ebenso.
Hier ein paar Vintage-Erlebnisse, die ich in einigen Jahrzehnten erlebt habe.
Erlebnis Roland TR-626:
Ab Verkaufs-Beginn jahrelang damit Musik machen "müssen", weil ich nach dem Kauf (740 DM) halt pleite war.
Da gabs lange Zeit dann keine Neuanschaffung. Dass es zu seiner Zeit noch weitere Drummachines auf dem Markt gab, verschwieg mein Musikhaus nur zu gerne, weil der Stapel mit den TR-626 - Kartons ja kleiner werden musste.
Eine Kawai R-50 wäre aus heutiger Sicht für meine damaligen Bedürfnisse besser gewesen.
1991 die 626 für 300 DM (endlich) verkauft. Meine neue Boss DR-550 tat richtig gut. Einzel-Outs brauchte ich nicht.
2012 eine 626 dann nochmal für saure 100 Euro ersteigert und repariert; brauchte die BD und HHs dringend für ein Projekt.
Ein Jahr später für 170 Euro wieder versteigert, ich hatte ein schlechtes Gewissen, soviel Geld für eine so schlechte Drummachine zu erhalten. Aber zwei Tage Revidierungs-Arbeiten steckten ja auch drin.
Schlecht, weil sie bis auf BD, Toms und HH hart, leblos, plastisch und billig klingt.
Extrem mieserable Agogos, Tambourine, Rimshot z.B.; in der 727 sind diese um Welten besser und brauchbarer.
Die Haupt-SD ist in der 505 besser, runder, chrushiger, und in der 727 nochmals besser.
Die "Trigger-Pads" der 626 sind aus Hartplastik, geben haptisch ein Feedback wie im Kriegszustand und bleiben gerne mal in deren Führung stecken.
Drauf los drummen wie bei einer MPC ist also nicht, oder halt deutlich spaßbremsend.
Da war die DR-550 deutlich angenehmer.
Ich hatte die 626 nun sauber abgesampelt und war froh, sie wieder los zu sein.
Achtung: das closed HH ist der einzige Sound in der 626, welcher mit Accent nicht nur lauter wird, sondern sich auch im Decay verlängert !!!
Das sollte wohl etwas Lebendigkeit in die Patterns bringen. Wichtiger ist das aber fürs Absampeln zu wissen.
In diversen Verkaufsanzeigen wird um deren 626 geworben, welche bekannte Größen sie doch benutzt haben, auf dass sich die Balken biegen.
Erlebnis Roland Alpha Juno.
1988 im Musikladen angespielt und nach akustischen Dingen wie Piano, Strings und Brass-Sounds durchgesteppt.
Der VK kam hinzu und sagte O-Ton: "Du brauchst ein Roland-Masterkeyboard?" Er schämte und distanzierte sich für die längst unmodern gewordene subtraktive
Analog-Synthese, die da noch verbaut war. Ich fands ehrlich gesagt auch schlimm, kein richtiges Piano und nat. schon gar kein Chor.
Heute steht der Juno selbstverständlich in einem anderen Licht.
Folglich hielt ich Ausschau nach einem MKS-50 mit PG-300 und fing an mit zu bieten. Aber fast 900 erreichte Euro finde ich auch 2018 für die Kombi dann doch überzogen.
Übrigens, diese PGs kannte ich damals kaum, die hat mein Dealer nie im Laden stehen gehabt oder ein Wort drüber verloren. Auch nicht bei anderen Synthies wie z.B. den D-50. Erst in Roland Jahres-Kataloge habe ich diese Dinger gesehen (und für überflüssig gehalten, weil teuer, heute unglaublich).
Hab folglich nie einen Juno besessen, aber dieverse JX-3P, MKS-30 und -70. Alle ständig mit Probleme, wie z.B. Voice-Chips. Die PGs waren alle Top.
Erlebnis Yamaha A-3000.
Ich war im Besitz diverser CD-ROMS für diese Sampler-Serie.
Was liegt da näher, als einen A-3000 für 50 Euro zu kaufen und diese seltene Library sauber abzusampeln. Ich bot stolze 99,50 Euro für einen gerockten A-3000. Werde ich deutlich darunter erhalten. Dachte ich. Den Zuschlag bekam ich (dank eines abgesprungenden Höchstbieters), Ihr dürfts raten, bei 99,50. Fängt ja riesig an dachte ich. Habe dann eifrig die Library abgesampelt und den A-3000 wieder zur Versteigerung ins Netz gestellt. Pushen finde ich unsportlich und habe meine erzielten 35 Euro zähneknirschend hingenommen.
Erlebnis Yamaha TX-16W
Auch hier besitze ich noch Library-Disketten. Bis Heute kam es nicht zum Kauf eines TX-16W, weil ich 200 Euro für einen diesen ohne Speicher-Erweiterung zu teuer finde. Wenn ich ihn später wieder versteigere, bekomme ich wahrscheinlich keine 50 Euro mehr dafür. Das Teil kann aus heutiger Sicht fast nichts, ist schwer zu bedienen, und nur weil hinten begehrte 12-Bit rauskommen, ist das Teil Vintage und vor allem: teuer.
Gerade was Roland betrifft; Vergangenheit ist anscheinend momentan deren Lebenselexier.
Ansonsten finde ich die Preisentwicklung bei Vintage zum Teil echt schlimm. Ist aber wohl auch abhängig von bestehender Nachfrage.
Blos nicht GEARig nach Vintage werden. Ein DM-12 Modul ist doch wohl günstiger und besser als eine MKS-30/PG-300 - Kombi.