Spekulation Warum haben so viele Synthesizer nur ADSR-Hüllkurven?

"Warum immer nur ADSR" ? Steile These, gefällt mir aber:

Wir hatten mal ne Türe, die hatte je nach Jahreszeit Dauer und Tempo der Bewegung ne andere Art von Knarren, Knarzen und Quietschen drauf. In Summe waren da alle Rises, Falls, Curves und Pegelchen mit dabei, die man sich vorstellen kann und das von tiefen harten Attacks und Pitchdrift über atemberaubend dynamische Releases (Türe Anschubsen) bis hin zu komplexen weichen Hüllkurvenverläufen beim Öffnen und Schließen in einem statischen Tempo. Filtermod war nicht so sehr dabei, da hätte man wohl mit Bettdecken arbeiten müssen, die man auf die Türe legt. Was Obertonverläufe angeht, klang das eher nach zwei drei harmonisch-verzerrten FM- oder Crossmod-Wavetables, die unter den Envelopes von den Scharnieren sanft interpoliert wurden. Das Spannende dabei war die Mischung aus Varianz, Zufall und Interaktion.

Ergo: Wir haben wohl auch deswegen am Synthesizer traditionell A, D, S und R Knöbbe, weil die Türe kein klassisches Musikinstrument ist. Sonst hätte es wohl schon viel früher einen oder mehrere "Morph"-Hebelchen am Synthesizer gegeben, die "DM" heißen: "Door Movement" und was Komplexeres abfeuern, als zwei lineare ADSRs.

Irgendwann fingen mein Sohn und ich an, mit der Türbewegung Musik-Battles zu machen. Also das diffuse ADSR-Geräusch "Tür" in organisierte und sich wiederholende Amplituden- und Zeitverläufe zu komponieren/improvisieren. Was darauf hindeutet, dass die Grenzen zwischen "Micro-Geräusche + kurze Hüllkurven" zu "Komposition" fließend sind. Ich nenn das hier mal mutig: Noise-Music-Hear-Drift (NMHC). Zumindest solange, bis sich die Wissenschaft diese Idee einverleibt und umbenennt :)

Apropos: "Abfeuern", also Automatisch-ablaufen-lassen: Das hat ja eine ganz spezielle Ästhetik. Und die ist wiederum eng an unsere Wahrnehmung von Wiederholungen geknüpft (Sequencing) – womit wir zu einer speziellen Form des NMHC kommen: Ab wann ist Wiederholung Musik? Also auch die von Hüllkurvenverläufen? Nennen wir es übermütig mal Subjektiv-Erlebte-Wiederholungs-Automatisierungs-Ästhetik (SEWAÄ).

Scheinbar kann die Dominanz von ADSR-EGs auch darauf zurückzuführen sein, dass die so erzeugten SWAÄs und NMCHs uns Musikern viele Jahrzehnte lang einfach ausreichten. Konservativ, wie wir sind. Zumindest denken die Hersteller das. Der Erfolg scheint ihnen recht zu geben. Euroräcker (vielleicht) mal ausgenommen.

Eines Tages hat leider die schwäbische Schwiegermutter mit dem Ölkännchen in einem unbeachteten Moment unserem wundervollen Tür-Hüllkurvenmonster den Garaus gemacht. Ignorierte, lieblos behandelte Envelopes sind also definitiv ein kulturelles Phänomen.
 
Naja, die Leute wollen das halt irgendwie automatisieren, ohne immer eine Hand an den Wheels haben zu müssen (oder mehrere Automationsspuren nacheinander aufzeichnen zu müssen). In sofern kann ich es bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen, dass man etwas mehr als ADSR haben will (und sei es nur ein zusätzliches Delay oder stufenlos zwischen Exp-, Lin- und Log-Verhalten einzustellen). Diese Hüllkurven kann man dann ja immer noch über die Modmatrix o.ä. durch Velocity oder Aftertouch beeinflussen (so dass sich z.B. Pressure nicht direkt auf den Pegel auswirkt, sondern nur auf die Decayzeit oder den Sustain-Level). Alternativ reicht es auch in vielen Fällen, wenn es einfach mehrere ADSR gibt (die kann man dann ja mit unterschiedlichen Zeiten/Leveln) auch demselben Ziel zuordnen.

Wer es richtig feinfühlig steuern will, nimmt halt einen Blaswandler, der auch Lippendruck o.ä. misst.
 
Du musst bitte korrekt lesen und korrekt zitieren, denn genau das entscheidende Wort meiner Aussage hast Du weggelassen: "im Prinzip".
Mit "im Prinzip" ist es genauso falsch, denn genau das Prinzip eines Streich- oder Blasinstrumentes ist, dass man beim Spielen die Lautstärke des gehaltenen Tones verändert. Ist aber auch egal, da geklärt wurde, dass es hier ausschließlich um Hüllkurvengeneratoren in Synths geht.


Zum Thema: Ich glaube, die ADSR-Kurve ist aus einer Not heraus entstanden. Bauteile waren teuer, je mehr sie können sollten, desto mehr Transistoren waren nötig, desto teurer wurden sie. Vier Parameter benötigen deutlich weniger Platz als die bis zu sechzehn Paramter der Casio-Kurven. Andere Hersteller dachten sich wohl, wenn es für Dr. Bob reicht, reicht es für alles - bis heute ...
 
Mit "im Prinzip" ist es genauso falsch, denn genau das Prinzip eines Streich- oder Blasinstrumentes ist, dass man beim Spielen die Lautstärke des gehaltenen Tones verändert. Ist aber auch egal, da geklärt wurde, dass es hier ausschließlich um Hüllkurvengeneratoren in Synths geht.
Es ist eben nicht falsch. Du verstehst den Sinn des Hüllkurvengenerators offenbar nicht. Oder willst ihn nicht verstehen oder eben nur Recht haben um jeden Preis. Der Hüllkurvengenerator ist nur einer von vielen möglichen Modulatoren im Modularsystem. Und mit den Elementen ADSR hat man alle Parameter zur Verfügung, die die Dynamik von natürlichen Klängen im Prinzip ausmachen. Dass es Instrumente gibt, die während der Sustain-Phase eine weitere Veränderung der Lautstärke (oder der Tonhöhe oder Klangfarbe) ermöglichen, hat mit dem Prinzip überhaupt nichts zu tun, dass man Dynamikverläufe mit den Phasen Attack, Decay und Release und der zusätzlichen Angabe des Sustain-Levels in ihrem Ablauf prinzipiell beschreiben kann. Und für die Dynamikveränderungen während der Sustain-Phase sind Hüllkurven-Generatoren eben gar nicht gedacht und auch nicht sinnvoll einsetzbar, denn dann wären diese Verläufe ja wieder starr bei jedem Ton gleich - eben anders als bei einem Blas- oder Streichinstrument, wo sie jederzeit von Hand (bei Streichern) oder mit Hilfe der Atmung (bei Bläsern) manipulierbar sind. Man braucht - wenn man das tatsächlich emulieren wollte - also auch Controller, die entweder von Hand oder durch die Atmung - oder eben mit dem Fuß gesteuert werden.

Zum Thema: Ich glaube, die ADSR-Kurve ist aus einer Not heraus entstanden. Bauteile waren teuer, je mehr sie können sollten, desto mehr Transistoren waren nötig, desto teurer wurden sie. Vier Parameter benötigen deutlich weniger Platz als die bis zu sechzehn Paramter der Casio-Kurven. Andere Hersteller dachten sich wohl, wenn es für Dr. Bob reicht, reicht es für alles - bis heute ...
EDIT: Der Minimoog hatte ja noch nicht mal vollwertige ADSR-Hüllkurven, sondern nur "ADS" (wie ein paar Mitglieder dieses Forums offenbar auch ;-)) mit schaltbarem Release. Nein, das ADSR-Prinzip ist nicht aus der Not geboren, sondern es hat sich etabliert, weil es für Zwecke elektronischer Musik eben meistens optimal funktioniert. Klassiker wie der ARP 2600 und der Odyssey haben noch nicht mal zwei davon, sondern eine von beiden EGs ist nur eine A(S)R Hüllkurve mit festem Sustain.
 
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Ich möchte sie sowohl modulieren können in ihrem Zeitverhalten als auch Zadar-like stauchen und strecken können, aber auch das Laufzeitverhalten (log/lin/exp) möchte ich beeinflussen können. Warum wird dieser Punkt so sträflich vernachlässigt?

letzeres ist natürlich rechenleistungsmäßig schon sehr teuer.

aber alles andere ist wenn es dir "fehlt" einfach nur die denkfaulheit des entwicklers gewesen.

viele leute meinen halt, dass so eine lineare 4-punkt hüllkurve irgendwie das maß aller dinge sei und das das schon richtig so ist, weil es ja schon immer so war.

genauso wie sie ja auch (fast) alle immer ihre hüllkurven der amplitude und der filterfreuenz fest zuordnen. total nervig das.

noch besser, viele bekommen nicht mal die lienare ADSR richtig hin... wer erinnert sich nicht noch an die knackser probleme mit dem virus A.


"ADSR" und "LFO" sind für mich schon lange tot.

allerdings ist körperliches einwirken "live" oder das freihand-zeichnen von modulationsverläufer sicherlich nicht die alternative.

die alternative zu langweiligen linearen fest zuzuordnenden envelopes sind nicht-lineare, flexible, optionale, dynamische und polyphone envelopes.

es ist relativ einfach - egal auf welcher domain - z.b. eine lineare hüllkurve erst pro segment anders zu verzerren, und dann mehrere parallel davon zu betreiben, so dass man die verschiedenen hüllkurve miteinander addieren oder multiplizieren kann. freie zuordnung überhin wo man mag, sollte ebenfalls pflichtprogramm sein.



Ergo: Wir haben wohl auch deswegen am Synthesizer traditionell A, D, S und R Knöbbe, weil die Türe kein klassisches Musikinstrument ist.

ich möchte das umformulieren: wir haben deswegen ADSR an unseren gekauften synths, weil die hersteller dieser synths offenbar der auffassugn sind, dass elektronische instrumente vorwiegend dazu gedacht sind, klassische musikinstrumente nachzubilden.

sie denken also für dich und sagen dir, was du zu tun und zu lassen hast, damit du nicht selbst denken musst.

deswegen gibt es zur ADSR auch zwei meinungen, denn viele leute finden das ja toll. :)
 
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Der Minimoog hatte ja noch nicht mal vollwertige ADSR-Hüllkurven. Nein, das ist nicht aus der Not geboren, sondern das hat sich etabliert, weil es für Zwecke elektronischer Musik eben meistens reicht.

nur gut, dass horn immer alles verstanden hat und es seinem gegenüber erklären kann.

wir notieren also: moog synthesizer haben ADR hüllkruven weil das reicht.

und wer dem widerspricht, der tut das nur um recht zu haben.
 
Zum Thema: Ich glaube, die ADSR-Kurve ist aus einer Not heraus entstanden. Bauteile waren teuer, je mehr sie können sollten, desto mehr Transistoren waren nötig, desto teurer wurden sie.
Nein, es ist belegt, dass der Komponist Vladimir Ussachevsky (ein Komponist elektronischer Musik mit einer tiefsitzenden Abneigung gegen traditionelle Tastaturen zur Steuerung elektronischer Musikinstrumente) 1965 Bob Moog die Idee zum ADSR-Hüllkurvengenerator gab (auch wenn die Parameter damals noch T1, T2, E sus, und T3 hießen):
"…he simply figured it was the most efficient way to plot the contour of a sound."
(Albert Glinsky: "Switched On: Bob Moog and the Synthesizer Revolution", Oxford University Press, New York 2022, Seite 94)
 
überflüssige feststellung. alles wird gemacht, weil irgendjemand die idee dazu hatte.

das heißt aber noch lange nicht, dass es nicht auch anders geht und dass nicht auch andere ideen existieren.

oder dass seine behauptung falsch wäre, dass hüllkurven mit 17 punkten, dynamischer verzerrung, loop points usw. usf. 1965 schon finanziell realisierbar gewesen wären.

heute ist das alles problemlos realisierbar - und trotzdem machen es einige immer noch nicht.

die hüllkurven von buchla und moog waren ja damals auch eine radikale weiterentwicklung des gate-auf-und-zu prinzips von den blöden orgel keyboards zuvor. warum also heute dinge immer noch so machen wie 1960?


der RCA mkII hatte 1955 schon hüllkurven. bob moog hat sie dann 1960 noch einmal erfunden, indem ussachevsky sie erfunden hat. das prinzip ist bekannt, so funktioniert das immer.
 
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ich möchte das umformulieren: wir haben deswegen ADSR an unseren gekauften synths, weil die hersteller dieser synths offenbar der auffassugn sind, dass elektronische instrumente vorwiegend dazu gedacht sind, klassische musikinstrumente nachzubilden.
Fast. Ich möchte das nur ganz zart umformulieren: Wir haben deswegen ADSR an unseren gekauften Synths, weil die Hersteller dieser Synths offenbar der Auffassung sind, dass neue elektronische Instrumente sich leichter verkaufen, wenn die Parameter denen von bereits erfolgreich verkauften elektronischen Instrumenten entsprechen. (Das mit den klassischen Muskkinstrumenten und dem Nicht-Denken-müssen steckt da automatisch mit drin.) :nihao:
 
Den hier kann ich mir angesichts der hochintelligenten Beiträge eines gewissen Kollegen einfach nicht verkneifen. Der Text sagt alles, was es zu sagen gibt:

immer wieder besetzt 110
 
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Du verstehst den Sinn des Hüllkurvengenerators offenbar nicht. Oder willst ihn nicht verstehen oder eben nur Recht haben um jeden Preis.
Den hier kann ich mir angesichts der hochintelligenten Beiträge eines gewissen Kollegen einfach nicht verkneifen.
Dank dieser Unverschämtheiten ist die Diskussion für mich endgültig beendet. Ich glaube weder, dass Du Musik studiert hast, noch, dass Du ein Wort von dem, was ich schrieb verstanden hast. Gab es nicht gerade ein Diskussion über den rauer gewordenen Ton? Solche Heißluftgebläse wie Du, tragen immens dazu bei.
 
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Nein, es ist belegt, dass der Komponist Vladimir Ussachevsky (ein Komponist elektronischer Musik mit einer tiefsitzenden Abneigung gegen traditionelle Tastaturen zur Steuerung elektronischer Musikinstrumente) 1965 Bob Moog die Idee zum ADSR-Hüllkurvengenerator gab (auch wenn die Parameter damals noch T1, T2, E sus, und T3 hießen):
"…he simply figured it was the most efficient way to plot the contour of a sound."
(Albert Glinsky: "Switched On: Bob Moog and the Synthesizer Revolution", Oxford University Press, New York 2022, Seite 94)
Aha, danke für die Info. Dann war Ussachevsky diesbezüglich doch einigermaßen kurzsichtig und realitätsfremd.
 
Ich habe mir den Zadar von Xaoc zugelegt.
Ich bin echt beeindruckt, was man mit Hüllkurven alles anstellen kann.
 
Dank dieser Unverschämtheiten ist die Diskussion für mich endgültig beendet. Ich glaube weder, dass Du Musik studiert hast, noch, dass Du ein Wort von dem, was ich schrieb verstanden hast. Gab es nicht gerade ein Diskussion über den rauer gewordenen Ton? Solche Heißluftgebläse wie Du, tragen immens dazu bei.
Es tut mir sehr leid, dass Du Dich so auf den Schlips getreten fühlst. Ich habe sehr genau verstanden, was Du geschrieben hast, stelle aber bei Dir keinerlei inhaltliches Eingehen auf das fest, was ich geschrieben habe. Das lässt mich vermuten, dass Du tatsächlich nicht verstanden hast, was ich meine. Wenn diese Einschätzung meinerseits falsch sein sollte, müssten wir uns einigen, uns eben nicht einig zu sein.

Im Übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass ich gegenüber Dir nicht beleidigend geworden bin, während Du mich als "Heißluftgebläse" bezeichnest und mir außerdem Hochstapelei vorwirfst. Gleichzeitig beklagst du den rauen Ton. Das ist aus meiner Sicht ein großer innerer Widerspruch. Den Seitenhieb auf den Kollegen @einseinsnull hätte ich mir in der Tat sparen können, aber seine permanenten Anfeindungen gegen meine Person haben eben schon eine Geschichte in diesem Forum. Ab und zu muss man dann auch mal einen kleinen Hinweis geben, dass man sich unsachliche, persönliche Attacken nicht permanent gefallen lässt.
 
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Mein Kronos hat so vielfältige Hüllkurven mit gefühlt tausend Zeiten und Leveln.
Und ich denke jedesmal, dass mir doch bitte jemand meine simplen ADSR vom
Prophet 10 auf den Kronos nageln möge…

So tickt wahrscheinlich jeder anders.
Was ich aber, entgegen mehr Parameter der Hüllkurve, klasse finde sind die Modulationsoptionen einzelner Hüllkurvenparameter.
Velocity auf Decay, Pressure auf Sustain, Notenumber auf Release oder einen der LFOs ganz leicht auf einen oder mehrere Parameter für noch mehr Lebendigkeit…
Da liessen sich feine Sachen machen und um den Punkt beneide ich definitiv die
REV2-User !

Aber was den eigentlichen Tonverlauf im musikalischen Kontext betrifft, finde ich die ADSR-Hüllkurve genial und freue mich, dass man da irgendwann drauf gekommen ist.
Zumal : Es sind ja meist 2 oder gar mehr davon da, was das Klangspektrum in seinem
Verlauf ja nochmal deutlich vielfältiger klingen lassen kann.
 
Es gibt hier ganz offensichtlich (wie bei analog vs. digital, Apple vs. PC, Äpfel vs. Birnen etc.) zwei unversöhnlich gegensätzlich denkende Lager, und nur die Wenigsten lassen sich dazu herab, auch die jeweils andere Meinung anzuerkennen.

Offenbar gibt es sehr viele Synthesizer (und auch spezielle Hüllkurvenmodule für Modularsysteme), die mit simpler ADSR, ADS oder gar AD auskommen. Warum, darüber kann man nur spekulieren (oder die Anbieter fragen) - ich vermute, weil es, in Zusammenarbeit mit anderen Modulationsmöglichkeiten, offensichtlich für sehr viele Musiker ausreicht.
Extrembeispiel zum besseren Verständnis: Wenn ich eine Orgel programmieren will, habe ich keinen Bedarf und keine Lust, mich mit einem drölfzigstufigen Hüllkurvengenerator herumzuschlagen, bei dem ich jeden Wert einstellen muss.

Andererseits gibt es aber auch eine ganze Menge Instrumente mit vielstufigen, loopbaren oder sonstwie komplexen Hüllkurvengeneratoren. Warum siehe oben - ich vermute, weil es eben auch Musiker gibt, denen ADSR nicht bzw. nicht immer ausreicht.
Extrembeispiel: Wenn ich ein zehnminütiges Drone-Werk mithilfe eines einzigen Hüllkurvengenerators realisieren möchte, lässt mich ein ADSR-Generator ziemlich im Regen stehen.

Und jetzt?
Na und?
Es gibt doch beides, schon seit ewigen Zeiten!
Kauft euch doch halt genau den Synth, der das kann, was ihr wollt, und lasst die jeweils anderen im Regal stehen, anstatt euch hier Grabenkämpfe zu liefern!
Wenn JEDER Synthesizer ALLES könnte, hätten wir genau EINEN Synthesizer, und das wäre total langweilig.

Schöne Grüße
Bert (Team Simpelheimer, der aber zu Komplexhüllkurvlern nicht gleich "krummer Hund" sagt)
 
(...) es ist belegt, dass der Komponist Vladimir Ussachevsky (ein Komponist elektronischer Musik mit einer tiefsitzenden Abneigung gegen traditionelle Tastaturen zur Steuerung elektronischer Musikinstrumente) 1965 Bob Moog die Idee zum ADSR-Hüllkurvengenerator gab (auch wenn die Parameter damals noch T1, T2, E sus, und T3 hießen):
"…he simply figured it was the most efficient way to plot the contour of a sound."
Schätze auch, dass die ADSR-Hüllkurve sich wegen dieser Effizienz durchgesetzt hat. Sie ist einfach zu bedienen und deckt vieles ab, wenn auch nicht alles. Wenige Parameter, große Wirkung.

Wo das Optimum liegt ist natürlich Ansichtssache. Dem Minimoog hat es offenbar nicht geschadet, dass Decay und Release vom selben Knopf gesteuert werden. Ich finde es dagegen sehr bereichernd, wenn noch eine zweite Decayphase und Tastatur-Tracking dazukommen - das sind dann 6 Parameter im DX-21-Stil.
 
Andererseits gibt es aber auch eine ganze Menge Instrumente mit vielstufigen, loopbaren oder sonstwie komplexen Hüllkurvengeneratoren.
Es gibt auch Systeme bei denen man das gerade benötigte Modell einstellen kann und selbst beim Casio CZ kann man Ende und Sustain Phase selbst bestimmen und selbst bei komplexen Hüllkurven lassen sich die Segmente zum Echtzeitzugriff oder Anpassung z.B. auf ADSR übersetzen.

Kauft euch doch halt genau den Synth, der das kann, was ihr wollt, und lasst die jeweils anderen im Regal stehen, anstatt euch hier Grabenkämpfe zu liefern!
Wenn JEDER Synthesizer ALLES könnte, hätten wir genau EINEN Synthesizer, und das wäre total langweilig.
Es gibt Synthese technisch immer noch so ein paar Bereiche die man besser ausleuchten könnte, wo es Platz für neue Klangerzeuger gibt oder man sich von anderen Herstellern absetzen könnte.
Aber wenn der Synth schon zu gut ist kann der Hersteller ein paar Jahre später keine verbesserte Version mehr verkaufen, so wie da so mancher Hersteller im Moment macht oder man macht sie gleich monotimbral, damit keiner auch nur auf die Idee kommt alles nur mit einem Klangerzeuger machen zu können. :roll:
 
ein Konzept, das LFO, ENV und andere Modulatoren miteinander verschmelzen würde... Touchscreen und Softencoder (Iridium). In den Grundeinstellungen klassisch und dann intelligente morphing Algorithmen an den Encodern (am G2 kann man komplexe Modulationen mit einem Encoder realisieren).
Die Algorithmen könnten die Spielweise analysieren und die Modulationen entsprechend anpassen (iARP im Jupiter X wertet ähnliche Informationen aus). Dabei sollte die Spielweise mit der Zeit immer weiter analysiert werden, so dass jedes Gerät am Ende ein Unikat darstellt und sich anders Verhält und ggf. anders klingt (ohne Reset Funktion, dann bekommt der Handel mit den Geräten eine ganz neue Dimension)...
 
Es gibt hier ganz offensichtlich (wie bei analog vs. digital, Apple vs. PC, Äpfel vs. Birnen etc.) zwei unversöhnlich gegensätzlich denkende Lager, und nur die Wenigsten lassen sich dazu herab, auch die jeweils andere Meinung anzuerkennen.
Meinungen anerkennen und Meinungen teilen ist ja nicht dasselbe. Und wenn das Gegenüber glaubt, weil man diese oder jene Meinung vertritt, könne man als Person in irgendwelche vermuteten Kategorien "einsortiert" werden, beginnt das Problem. Solche persönliche Übergriffigkeit gehört sich einfach nicht.

Ich glaube aber, dass es sich bei dem "Streit" in weiten Teilen einfach um ein Missverständnis handelt. Einer der Aspekte, die bisher kaum erwähnt wurden, ist zum Beispiel die Bedeutung unterschiedlicher Arbeitsweisen.

Wer seine Musik in der DAW "programmiert" und längere zeitliche Abläufe zum Beispiel polyphoner Synth-Sounds in ihrem Verlauf automatisieren möchte, für den machen Multisegment-Hüllkurven natürlich viel mehr Sinn als für jemanden, der seinen Monosynth über ein Keyboard von Hand spielt und die andere Hand sowie die Füße frei hat, um nach Herzenslust manuelle Controller zu bewegen - weshalb Multisegment-Hüllkurven meiner Meinung nach bei einem Odyssey oder Minimoog schlicht überflüssig wären, bei zum Beispiel meinem Blofeld aber durchaus Sinn machen.
 
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Wer seine Musik in der DAW "programmiert" und längere zeitliche Abläufe zum Beispiel polyphoner Synth-Sounds in ihrem Verlauf automatisieren möchte, für den machen Multisegment-Hüllkurven natürlich viel mehr Sinn
hm - könnte man auch genau umgekehrt sehen, denn in der DAW habe ich alle Zeit und Möglichkeiten, Parameterverläufe zu automatisieren oder bei Bedarf in mehreren Durchgängen aufzuzeichnen, während man live oft nur begrenzt Extremitäten frei hat. ;-)
 
hm - könnte man auch genau umgekehrt sehen, denn in der DAW habe ich alle Zeit und Möglichkeiten, Parameterverläufe zu automatisieren oder bei Bedarf in mehreren Durchgängen aufzuzeichnen, während man live oft nur begrenzt Extremitäten frei hat. ;-)
Guter Punkt. Aber die Übereinstimmung unserer Aussagen ist, dass es sehr von der individuellen Arbeitsweise abhängt, was für welchen Anwendungszweck sinnvoll ist und was nicht.
 
hm - könnte man auch genau umgekehrt sehen, denn in der DAW habe ich alle Zeit und Möglichkeiten, Parameterverläufe zu automatisieren oder bei Bedarf in mehreren Durchgängen aufzuzeichnen, während man live oft nur begrenzt Extremitäten frei hat. ;-)
Aber erst seit kurzem polyfon und auch nur bei Synths die MPE unterstüzen.
 


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