Warum kann kein Synth mit Klavier oder Cello mithalten?

Ich staune immer wieder- Synthesizer gibt es seit vielen Jahrzehnten, und immer noch wird ihr Wert und ihre Berechtigung an akustischen Instrumenten gemessen!

Vielleicht ist das ja eine späte Rache an den Leuten, die vor Urzeiten Mal prophezeit haben, alle akustischen Instrumente würden jetzt überflüssig?
Dem stimme ich zu, schränke es aber ein. Es gibt natürlich Synthesiezr, dessen Zweck auch darin besteht, akustische Instrumente möglichst originalgetreu wiederzugeben. Diese werden zurecht daran gemessen, haben heute, wie ich oben schon schrieb, aber keine Probleme damit, diesen Zweck mit Bravour zu erfülllen. Alle anderen Synths sollten heute nicht mehr daran gemessen werden.
 
In puncto Stromverbrauch stellt ein Synthesizer jedes akustische Instrument unendlich weit in den Schatten.

Auch dürfte es schwierig sein, einem Cello reine Sinus zu entlocken und beide liegen exakt 1242 Cent auseinander, und Attack 0ms, wenn ich das will. Gut, der musikalische Wert ist fraglich. Aber Synthesizer-Benutzer legen einfach sehr viel Wert auf spontane Gestaltungsfreiheit, die bei Akustischen aufgrund akustischer Gesetzmäßigkeiten halt nicht gegeben ist.
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Zuletzt bearbeitet:
Geht in die richtige Richtung. Zuviele Parameter noch finde ich. Auch manche neuere Westcoastsachen, wenn die auch mono sind und es da auch am Interface hapert.
Gerade bei dem Westcoast Ansatz frag ich mich warums keiner mal poly versucht.
Die Synthbranche ist leider seit den frühen 90ern äußerst konservativ und phantasielos geworden.
Der physical modeling Weg war zwar ein Fehlschlag, aber man könnte daraus einiges lernen und sich abschauen, wie von akkustischen Instrumenten auch.
Es liegt aber auch mit daran daß Synthmusiker oft keine Instrumente beherrschen.
Die das doch tun nennt man dann Keyboarder. Offenbar ein anderes Instrument als Synthesizer.
Es liegt ausserdem mit an der Musik. Wenn die nur aus starr monoton sequenzierten
Events und vorgefertigten Standardklängen besteht und keine dynamisch melodischen Elemente hat, kann sich nicht viel entwickeln.
 
Bei mir läuft es seit gestern in Dauerschleife.
Vielleicht magst du es auch deswegen zu sehr (o.a.: dein Ohr hat sich daran gewöhnt)? Etwas Zeit vergehen lassen, andere Klänge entwerfen, dann wieder zurückkehren, das hilft mir eine Menge. Dann höre ich plötzlich wieder Dinge, die vorher aufgrund längerer Hördauer gar nicht mehr da waren. ;-)
 
Es liegt ausserdem mit an der Musik. Wenn die nur aus starr monoton sequenzierten
Events und vorgefertigten Standardklängen besteht und keine dynamisch melodischen Elemente hat, kann sich nicht viel entwickeln.
Es ist deine Aufgabe da Dynamik reinzubringen, wenn du ein Stück entwirfst. Wer sagt denn, dass alles starr sein muss? Es gibt Velocity, es gibt Primzahlen, es gibt unendlich viele Möglichkeiten der hauchfeinen Modulation.
 
Es ist deine Aufgabe da Dynamik reinzubringen, wenn du ein Stück entwirfst. Wer sagt denn, dass alles starr sein muss? Es gibt Velocity, es gibt Primzahlen, es gibt unendlich viele Möglichkeiten der hauchfeinen Modulation.
Offenbar werde ich bei dem Thema zT nicht verstanden, muss mich besser ausdrücken.
Was ich sagen will ist es liegt an der derzeitigen Musikkultur.
Was ich persönlich für Musik mache spielt da keine Rolle.
70er bis Ende 80er gab es noch so Dinge wie Blaswandler, Guitarrensynths, elektrische Violine, usw. u.a auch wegen den damals noch populären Guitarren"lamentos".
Heute dagegen: Ich hatte mal für nen Drumsynth physikinspirierte Algorithmen vorgeschlagen bei denen wiederholte Anschläge zu Variationen im Klang geführt hätten.
Wurde nicht mal 5 Minuten diskutiert, weil, dann klingt ja uU jede Hihat 16tel unterschiedlich, dh das ist nach heutigen Maßstäben unverkäuflich, ein Bug, kein Feature.
 
Wurde nicht mal 5 Minuten diskutiert, weil, dann klingt ja uU jede Hihat 16tel unterschiedlich, dh das ist nach heutigen Maßstäben unverkäuflich, ein Bug, kein Feature.
Ja stimmt, neue Dinge (Musikgenres, -arten, wasauchimmer) wurden immer deswegen "erfunden", weil man nach Schema F weiterverfahren ist. ;-)
 
Die das doch tun nennt man dann Keyboarder. Offenbar ein anderes Instrument als Synthesizer.

Nö, aber ggf. andere Rolle, andere Schwerpunkte. Wenn ich Synth in einer Band spiele, dann werde ich 'Keyboarder' genannt und nicht 'Synthisizerer'. Das impliziert - ja nach Band - mehr oder weniger eine gewisse Spielfertigkeit, um das auch life auf der Bühne abliefern zu können.

Wenn ich hingegen elektronische Musik am Conputer erstelle, dann muss ich nicht zwangsläufig gut spielen können, aber andere Fähigkeiten haben. Ich kann z.B. (noch) nicht mit einer DAW umgehen. Aber es nennt sich keiner 'DAWler'. :)

Sodann die Frage, ob man eher 'Toppfohti-Preset-Nutzer' oder 'Klangforscher' ist. Kann selbes Instrument sein, aber unterschiedlicher Umgang damit.

"Das ist ein weiters Feld."
-- Theodor Fontane

Grüße
Omega Minus
 
Wurde nicht mal 5 Minuten diskutiert, weil, dann klingt ja uU jede Hihat 16tel unterschiedlich, dh
Naja, vielleicht haben kleine Variationen in den Ohren deiner Kollegen auch einfach nicht zum Stil gepasst.

Es ist traurig, dass sich unsere Ohren so an die maschinelle Konstanz gewöhnt haben, dass organische Veränderung sich falsch manchmal sogar falsch anhört.

Liegt auch an den Schnittstellen auf Produzentenseite. Tastatur, Maus, Potis und Fader. Wenn jede Variation zusätzlichen Aufwand verursacht, ist hinter jedem Handgriff künstlerische Absicht primärer Motor. Bestimmte Parameter an alternative Controller zu binden, ist noch mal Aufwand, und sehr viel mehr Aufwand verursacht es, diesen Controller mit den angebundenen Parametern zu beherrschen zu lernen, über Jahre, in denen man sich jeden Tag eine viertel Stunde daransetzt und übt.

Aber erst das schafft die Grundlage für organisches Spiel und man lernt wieder, dass jede Variation, auch die von Hi hat hits, aus dem Kleinhirn, den Muskeln herauskommen muss, um einen hörbaren, eigenen Spannungsbogen zu besitzen, der auch beim Zuhörer nicht wie unbeholfen gesetzte Zufallsveränderungen ankommt, Inspiration von der Physik allein machen den Braten auch nicht fett.

Weißes Rauschen ist genauso langweilig wie Sinus.
 
Was ich sagen will ist es liegt an der derzeitigen Musikkultur.

Ja.

Was ich persönlich für Musik mache spielt da keine Rolle.
70er bis Ende 80er gab es noch so Dinge wie Blaswandler, Guitarrensynths, elektrische Violine, usw. u.a auch wegen den damals noch populären Guitarren"lamentos".

Für meine Eltern war noch alles mit Strom inhärent minderwertig. Der Spruch bei der Abkanzelung: "Der braucht ja Strom zum Spielen." Mit dem Hintergedanken: Das kann dann kein richtiger Musiker sein.

Heute dagegen: Ich hatte mal für nen Drumsynth physikinspirierte Algorithmen vorgeschlagen bei denen wiederholte Anschläge zu Variationen im Klang geführt hätten.
Wurde nicht mal 5 Minuten diskutiert, weil, dann klingt ja uU jede Hihat 16tel unterschiedlich, dh das ist nach heutigen Maßstäben unverkäuflich, ein Bug, kein Feature.

Eben, bei 'Foor to the Floor' hat man da ein anderes Mindset als bei Jazz. Wenn ich mir anhöre und ansehe, mit welche Variation unser Drummer in der Big Band seinen Sound gestaltet, dann ist das bemerkenswert und passt zur Musik.

Ich nehme ja auch nicht den berühmten Orgelpreset von der Korg M1, wenn das Hochzeitspaar einschreitet. Da erwartet man dann doch eher das große Ding mit den vielen Pfeifen. Also, ich persönlich sowieso nicht, aber meine Freundin ist Organistin.


Für mich persönlich stellt sich die Frage 'Warum kann kein Synth mit Klavier oder Cello' mithalten nicht. Wenn ich Synth spielen will, spiele ich Synth. Wenn ich Klavier spielen will, spiele ich Klavier. Cello habe ich nicht, aber Baritonsaxophon, selbe Stimmlage.

Grüße
Omega Minus
 
Was ich mich die letzten Jahre/Jahrzehnte immer wieder gefragt habe ist, wie klingen idealisiertes synthetisches Hxperklavier und Hypercello?

Irgendwie sind wir da seit den 1930er und 40er Jahren nicht viel weiter gekommen.
 
Was ich mich die letzten Jahre/Jahrzehnte immer wieder gefragt habe ist, wie klingen idealisiertes synthetisches Hxperklavier und Hypercello?

Auch da gibt es wieder Geschmacksunterschiede.
Der eine mag Steinway, der andere lieber Bösendorfer. Mir gefiel der Bösendorfer (stand im Gemeindehaus) besser als der Steinway (stand im Musiksaal der Schule).
Den besten Flügel, den ich unter die Fingers hatte, war ein Bechstein aus den 1930ern.
Der Steingrebe in Herzogenrath (gehörte vorher Karajan) war auch sehr gut.
Es gibt auch Leute, die schwören auf Blüthner, Fazioli ist auch im Rennen, Yamaha baut einen exzellenten Konzertflügel.

Irgendwie sind wir da seit den 1930er und 40er Jahren nicht viel weiter gekommen.

Kann auch bedeuten, dass man irgendwie verdammt nah am Optimum ist. Die Fortschritte sind sehr kleinschrittig. Der allergrößte Umbruch war der gusseiserne Rahmen, um höhere Saitenspannungen zu erzeugen, und die Repetitionsmechanik.

Grüße
Omega Minus
 
Kann auch bedeuten, dass man irgendwie verdammt nah am Optimum ist. Die Fortschritte sind sehr kleinschrittig. Der allergrößte Umbruch war der gusseiserne Rahmen, um höhere Saitenspannungen zu erzeugen, und die Repetitionsmechanik.
Das trifft vermutlich sogar zu.
Ich meinte allerdings mehr eine Abstraktion, wenn Trautonium die Abstraktion eines Kammerensembles ist.
Warum nennt man E-Pianos Piano wo sie doch ganz anders klingen und ganz anders funktionieren? Was ist das pianoide daran? So dachte ich.
Ich hab da im Piano und auch im Cello einiges identifiziert was es zumindest für mich ausmacht.
Interessant am Piano ist zB daß es ohne Soundboard wesentlich weniger gehämmert perkussiv klingt. Die Filterfunktion macht ungefähr "pock" und dieses pock macht viel am Klang aus.
Beim Cello ist ein Ah ähnlicher Formant wichtig. Die Wellenform und das Notch durch den Anschlagspunkt macht dagegen weniger aus. Am Cello sind auch fixe Formanten bzw Notches durch den Anstrichspunkt wichtig. Die genaue Lage der Notches jedoch eher egal. Usw.
 
Warum nennt man E-Pianos Piano wo sie doch ganz anders klingen und ganz anders funktionieren? Was ist das pianoide daran? So dachte ich.

Die Erklärung könnte im zweiten Satz des Wikipedia-Eintrags liegen:
"... Ursprünglich als transportabler Klavierersatz gedacht, ..."

Es hatte halt Vollpolyphonie und Anschlagsdynamik. Und es wird etwas angeschlagen, das dann leiser wird.
"Wann ist ein Klavier ein Klaviehiehier?"
-- frei nach H. Grönemeyer

Bezeichnungen sind halt so 'ne Sache. Erdbeeren sind keine Beeren, Erdnüsse keine Nüsse und Erdmännchen können auch weiblich sein.

Grüße
Omega Minus
 
Schon. Aber für mich klingt ein EPiano klavieriger als zB das Urklavier Gravicembalo von Christophori das technisch sehr viel ähnlicher ist. Warum ist das so?
Ich denke es hängt in dem Fall mit von dem brickwallartigem Spektrum ab.
Ganz genau weiß ichs aber nicht.
 
Gerade jetzt erst fängt es an, dass Generationen heranwachsen bei denen Synthesizer den gleichen Stellenwert haben wie (um beim Beispiel zu bleiben) Cello und Klavier. Vorher ist das Hören in unserer Gesellschaft Jahrhunderte lang von den gleichen Instrumenten bestimmt worden. Dadurch ist damals für die Meisterschaft dieser Instrumente ein traditioneller Perfektionismus entstanden und auch das Hören wurde standartisiert. Es dauert ein paar Generationen bis diese Kultur sich ändert vor allem weil grosse Teile des Hörens und die zugehörigen Kategorisierungen im Unterbewusstsein passieren, und wir sind grade mittendrtin. Vorher hat sich der Fortschritt nur auf das Musikalische beschränkt. Vielleicht wird es in der elektronischen Musik auch bald so? Ich denke, dass zB. die Subtraktive Synthese auch noch in 50 Jahren wichtig sein wird. Vor allem weil die Gesellschaft sich drauf "eingehört" hat.
 
Gerade jetzt erst fängt es an, dass Generationen heranwachsen bei denen Synthesizer den gleichen Stellenwert haben wie (um beim Beispiel zu bleiben) Cello und Klavier. Vorher ist das Hören in unserer Gesellschaft Jahrhunderte lang von den gleichen Instrumenten bestimmt worden. Dadurch ist damals für die Meisterschaft dieser Instrumente ein traditioneller Perfektionismus entstanden und auch das Hören wurde standartisiert. Es dauert ein paar Generationen bis diese Kultur sich ändert vor allem weil grosse Teile des Hörens und die zugehörigen Kategorisierungen im Unterbewusstsein passieren, und wir sind grade mittendrtin. Vorher hat sich der Fortschritt nur auf das Musikalische beschränkt. Vielleicht wird es in der elektronischen Musik auch bald so? Ich denke, dass zB. die Subtraktive Synthese auch noch in 50 Jahren wichtig sein wird. Vor allem weil die Gesellschaft sich drauf "eingehört" hat.
Klingt stimmig, aber ich bin nicht sicher ob es ganz stimmt.

Ich und viele hier sind auch schon mit Jarre, Kraftwerk, Tomita, Depeche Mode etc aufgewachsen und dann kam eh Techno.

Popmusik ist schon mehr als eine Generation vorwiegend synthetisch.

Aber ich denke auch daß subtraktive Synthese ein Klassiker ist der bleibt.

Interessant ist daß Filmmusik heute oft immer noch rein orchestral ist.
Hat wohl auch was mit Hollywood Gewerkschaften zu tun.

Aber es stimmt schon trotzdem irgendwie, weil unsere Generation noch mit Telefonen aufgewachsen ist die mechanisch klingelten, und auch Türklingeln zT.

Für die Generation heute ist das nur ein Sound den man vielleicht aus dem Film kennt oder so, wenn überhaupt.
 
Für die Generation heute ist das nur ein Sound den man vielleicht aus dem Film kennt oder so, wenn überhaupt.
Fahradklingeln sind noch analog. Was Klassische Musik betrifft wird es immer auch junge Menschen geben die das gerne hören. Ich wurde auf der Arbeit zwar immer verflucht ,wenn ich einen Kultursender einstellte
in dem gerade Klassik gespielt wurde, aber das war mir egal. Mich inspiriert Klassische Musik und auch die Instrumente die da dazugehören. Ich habe mir erst kürzlich ne Schallplatte mit der Sinfonie Nr.6 (H-moll)
von Tschaikowsky und die Bilder einer Ausstellung von Mussorgsky das ist sehr lecker Sound in meinen Ohren und ich lege diese Schallplatten immer gerne auf wenn ich hier Ordnung mache im Gemach.
 


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