Ich habe mich heute morgen intensiv mit dem Diva auseinandergesetzt und bin begeistert. Das passiert mir äußerst selten! Dem Test von Scaramouchè kann ich mich nur anschließen. Zum Vergleich stand ein Moog Little Phatty neben mir - ich habe mich zunächst nur auf die dem Moog nachempfundenen Bauteile beschränkt.
Es ist zu beachten, dass die Modulationsziele teilweise mit unterschiedlicher Intensität arbeiten. Wenn ich die ENV aufs Filter schicke, habe ich am UHE bei 50% die selbe Modulation wie beim Moog mit 100%. Das sollte man wissen, bevor man vergleicht!
Was fällt auf?
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Es ist kein Unterschied zwischen den Oszilatoren hörbar. Mit der Verstimmung hat es UHE sogar etwas übertrieben, ich bekomme den Moog bei einem 2-OSC Patch "cleaner" hin als den UHE in Standardeinstellungen. Allerdings gibt es ja dieses versteckte Panel, auf dem man das einstellen kann. Wenn der richtige Wert gefunden ist höre ich keinen Unterschied mehr.
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Das Filter des UHE verhält sich in fast allen Lagen genauso wie das des Moog. In extremen Einstellungen kam mir der UHE manchmal etwas voluminöser vor, dafür kreischte der Moog bei komplett aufgedrehter Resonanz etwas weniger penetrant.
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Nun habe ich die Hüllkurve auf die Filterfrequenz gelegt. Auch hier kein Unterschied erkennbar. Auch ultrakurze Decay Zeiten, bei denen ich mit anderen Softsynths Probleme habe, steckt der DIVA problemlos weg. Stilsicher in allen Lagen! Zwischendurch wusste ich nicht mehr, ob ich am MOog oder am UHE schraube. So was habe ich bis zum heutigen Tag von keinem Softsynth gehört.
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Als nächstes muss der LFO das Filter modulieren. Auch hier verhalten sich beide Geräte gleich. Bei besonders schnellen Modulationen steigt der DIVA allerdings aus. Das letzte Fünftel holt beim Moog noch mal ganz neue Töne hervor, beim DIVA ist dann Schluss. Also bitte: schnellere LFOs!!!
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Ähnliches gilt für Sync. In den mittleren Einstellungen klingen Moog und UHE identisch. In den extremeren, vor allem hohen Lagen, spielt der Moog den UHE aber deutlich an die Wand. Ein Interface-Problem macht sich außerdem bemerkbar: Der Tuning-Regler schaltet, wenn man ihn bei Midi fernsteuert, automatisch den Fußlagenschalter mit um. Am Moog kann man lediglich eine Oktave von Hand drehen, der UHE geht durch alle Lagen. Feine Einstellungen werden durch die automatisch größer werdende Rasterung unmöglich. Besonders bei Sync merkt man schnell, wie wenig 128 Steps sind.Wie gesagt, Sync klingt super, allerdings nur in den etwas zivilisierteren Einstellungen. Wie beim LFO wünsche ich mir da etwas mehr Biss in den extremeren Lagen.
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Die "Königsdisziplin" Filter-FM: hier zeigt der DIVA deutliche Schwächen. Moog und UHE sind gleich eingestellt: Ein Oszilator geht in das halb geöffnete Filter, ein zweiter Oszilator moduliert die Filterfrequenz. Der Moog produziert hier sehr schnell interessante Sounds und klingt in allen Lagen irgendwie geil, der UHE leider nicht. Mit viel Mühe bekommt man ein paar gute Einstellungen hin, die dann auch exakt so klingen wie der Moog. Das klassische Argument für "Echtanaloge", in fast jeder Einstellung sinnvolle Klänge zu produzieren, kann der DIVA nicht vorweisen.
Fazit:
Trotz der Einschränkungen bei schnellen LFOs, Sync und FilterFM ist der DIVA ein absolutes Monster. Mein Vergleichs-Moog hat es nun mit der Angst zu tun bekommen! Nur in extremen Einstellungen kann er seine Stärken ausspielen und sich klar vom DIVA abheben. Für alle halbwegs normalen Einstellungen, die 95% des beruflichen Alltags im Umgang mit analogen Synthesizern ausmachen, kann der DIVA den Moog in Rente schicken.
Noch ein Wort zur CPU-Belastung: Das Teil haut auf meinem Macbook Pro (Core2Duo 2,4Ghz bei 128Samples) locker 12% weg bei einem monophonen Patch. Angesichts der klanglichen Leistung finde ich das angemessen. Die Steuerung per Midi ist in Ableton sowieso und auch in Cubase schön gelöst.