RetroSound schrieb:
Der JP-8 klingt ziemlich eigenständig und die einzigste, wirkliche Alternative wäre meiner Meinung nach nur der MKS-80, wenn du nur auf den Klangcharakter zielst. Allerdings gibt es auch hier klangliche und konzeptionelle Unterschiede. Läßt man die Funktionen des 2. VCO´s , wie Sync, Crossmod. etc außen vor, kommt der JU-60 vom Klangbild her dem JP-8 sehr nahe.
Es kommt drauf an, was man vom JP8 will.
In der Stimmarchitektur gibt es vier Aspekte deren Zusammenspiel den JP8 einzigartig machen.
1.) er hat zwei echte VCOs
2.) er hat Hardware Envelopes
3.) er benutzt das IR3109 als vierpol Tiefpassfilter
4.) es gibt die Möglichkeit sounds zu layern.
Alle vier Aspekte zusammen gibt es bei keinem anderen Synth.
Will man zwei echte VCOs, dann gibt es von Roland nur noch den JP6, bzw. den MKS80, aber die haben ein deutlich anders klingendes (und andersaufgebautes) Filter (obgleich mit dem gleichen chip). Allerdings kann zumindest der JP6 kein Sound-Layering (MKS80 weiss ich grade nicht).
Sonst gibts mit zwei echten VCOs nur noch Prophet 5 und seine Ableger (T8, P10), OB8/OBX, MemoryMoog und den Polykobol. Die als "Ersatz" für einen JP8 zusehen, ist nun doch etwas absurd. Zudem klingen sie einfach allesamt anders.
Akzeptiert man DCOs und digitale Hüllkurven, so kommt der JX8P dem JP8 am nächsten. Aber hier fehlt schon jede Menge an Schwebung (und urgewalt beim Unisono-Mode).
Nimmt man weiterhin die Einschränkung mit nur einer Hüllkurve hin, dann ist der JX3P ok. Vorallem das Filter ist identisch zum JP8 und in vielen Aspekten klingt er dem JP8 ähnlicher als der JX8P.
Akzeptiert man dann auch noch das fehlen des zweiten Oszillators, dann erst ist man bei der Juno-Serie. Die ist aber meines Erachtens schon sehr weit vom JP8 weg.
Dann kommen andere DCO-Synths die dann allerdings nicht mehr das Roland-Filter haben, und die machen sich den Ranglistenplatz mit diversen Emulationen streitig.
Ganz am Rande gibt es dann noch einen anderen Aspekt, den man aber mit jedem beliebigen Synth adaptieren kann: Produktionen mit dem JP8 wurde defakto nie aus einem Sequencer heraus gemacht, sondern immer von Hand gespielt - schlicht, weil Workstation-Sequencer im heutigen Sinne extrem selten waren. Das höchste der Gefühle war die Synchronisation des Arpeggiators mit einer Rhythmusmaschine.
Ich denke, dass diese Arbeitsweise sehr großen Einfluss auf den "Sound" hat, den man gemacht hat. Dass dann da ein JP8 dabei war, ist ggf zweitrangig.