WDR 3 Studio Elektronische Musik - Allgemeines & Zukunft des historischen Studios

Systematischer Dummfunk mit Infotainment-Programmen hat nichts mit Bildung, sondern Verblödung zu tun. Systematische Verrohung und Sensationsberichterstattung hat auch nichts mehr mit Journalismus und Aufklärung im weitesten Sinne zu tun, ist aber seit Monika Piehl Richtschnur im Hause.

Ich vermisse keine Sendungen, sondern sorgfältig aufbereitete journalistische Inhalte, die von Leuten mit Sachverstand präsentiert werden, nicht von aufgekratzten Verhaltensoriginellen, die morgens um 6 schon auf irgendwas sind und sich volksdümmlich bei noch einfacher gestrickten Hörernaturen anbiedern, indem sie ihnen eine kuschelige, schulterklopfend kumpelige, joviale Welt vorgaukeln.

Das ist auf dem Niveau des durch Werbung finanzierten Privatradios; mit meinen Rundfunkzwangsabgaben möchte ich auf dem freien Arbeitsmarkt nur schwer vermittelbaren Minderbegabten nicht auch noch den Lebensstandard finanzieren müssen.

Habe ich aber bereits andernorts in diesem Forum erörtert.

Stephen
You made my weekend!
 
Museum... interessante Bilder, Plastiken, behauene Steine, güldene Amulette. Dafür kommen Leute. Wer will denn einen Haufen alter Kisten voller Drähte sehen? Außer ein paar Freaks? Wie sind die Downloadzahlen von Neuer Musik auf Spotify?
 
Museum... interessante Bilder, Plastiken, behauene Steine, güldene Amulette. Dafür kommen Leute. Wer will denn einen Haufen alter Kisten voller Drähte sehen? Außer ein paar Freaks? Wie sind die Downloadzahlen von Neuer Musik auf Spotify?

Du mußt das als Kulturdenkmal und Hochkultur anpreisen, dann kommt das Bildungsspießbürgertum quasi von alleine -- was sollen schließlich die Nachbarn denken, wenn man sich dort nicht blicken läßt?

Es soll sogar immer noch ein paar Leute geben (die nicht aus Köln und Umgebung stammen), die bei Stockhausen immer noch klatschen.

Stephen
 
Museum... interessante Bilder, Plastiken, behauene Steine, güldene Amulette. Dafür kommen Leute. Wer will denn einen Haufen alter Kisten voller Drähte sehen? Außer ein paar Freaks? Wie sind die Downloadzahlen von Neuer Musik auf Spotify?
Nun, da geht es nicht darum einen Emulator II anzufassen sondern da gibt es alle Werke in Mehrkanalton auf Analogband, später umüberspielt in den Rechner (inzwischen stark veraltete Macs) und du kannst das dort in 12kanal Ton aus JBL Boxen hören, dazu nachvollziehen wie sie gemacht wurden, weil dort die Gerätschaften zu sehen sind und das KnowHow wie das gemacht wurde in Büchern und Anweisungen haarklein aufgezeichnet wurde. Da könnte man wirklich studieren wie die Elektronische Musik der ersten Jahre funktioniert und wie sie entstand.

Das Problem war und ist eben, dass die die das konnten jetzt nicht mehr da sind oder nicht rechtzeitig übergeben wurden.
Jetzt gehört das ja der Stadt Köln - das schrieb ich in den News - der letzte Stand. Schade wäre es, wenn das wie Geräte im Museum gezeigt würde ohne die Idee zu präsentieren und zu erklären. Dazu benötigt man natürlich eine Art lebendige Rückschau - und das ist das eigentliche Problem - irgendwo ein Bild von einem EMS Vocoder oder einem Messgerät von Brüll und Dont'Care zu finden, sieht man bei Hainbach heute fast besser oder bei anderen Engagierten. Nur ist das eben auch anders.
Deshalb wäre das schon gewünscht gewesen - das ist alles Pre-Behringer, Pre-Massenware und vor dem Synthesizer und später auch mit ihm. Ich denke, es könnte viele Leute durchaus inspirieren. Aber nur zeigen von dem "Zeug" allein macht den Job nicht.
 
Yep, nur zeigen ist zu wenig, allerdings halte ich das weitergeführte elektronische Studio auch für einen Traum, der zu nichts führt. Zeigen, was es gibt, erklären, wie elektronische Musik in dieser Zeit gemacht wurde plus ein wenig Vorführung, so etwas wie die 12-Kanal-Anlage sollte man gut am Leben erhalten können, und die fand ich doch sehr beeindruckend.
 
Naja, eigentlich kann auch jeder Neureiche sich sowas zuhause aufbauen - das Ding dabei ist natürlich nicht das das die Vintage Technik steht aber der Geist des Machens mit diesen Mitteln -
das gilt es zu vermitteln.

ich höre auf zu reimen,
 
Das Siemens-Studio für elektronische Musik ist ja im Deutschen Museum gelandet. Schon länger. Dort steht es nun und gammelt vor sich hin, als ich vor Jahren das letzte Mal dort war, gab es so gut wie keine Informationen und im Hintergrund dudelte leise Musik, die dort produziert worden war. Erst auf Nachfrage hat man mir gesagt, dass das von einer CD stammt, die es aber weder im Museum noch im Handel zu kaufen gab. Ich habe mich dann quer durch die Republik telefoniert und konnte ein Exemplar noch bekommen.

Hoffen wir mal, dass Köln hier eine bessere Lösung findet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau das ist was ich meine - das ist das "Zeug" und vermittelt nur was wenn da genug steht und das vermitteln kann - was ich be2fleln würde. Ja, nur wenn da jemand ein bisschen empathisch ist und genug darüber weiss, wird das gelingen. Dh - vermutlich wird es ein totes Museum. Leider.
 
Aus der Szene sind ja auch fast alle tot. Und Nachwuchs wurde auch nicht wirklich aufgebaut.

Sonst würde sich viellleicht jemand finden, der zumindest ab und zu einen Kurs anbietet. Dann wäre da Leben.
 
Es gibt doch aber genug Leute, die genug wissen um das zu erklären und auch gut.
Und wenn ein paar ältere dabei sind wäre das auch nicht schlecht, das wären Jobs. Bildung ist ja nie schlecht. Ja, Möglichkeiten gäbe es schon etliche. Hängt aber alles an dem wie man es anbieten kann und der Kompetenz der Machenden, sollte es die geben - die schlimmste Version ist - Schulklassen durchführen "das ist ein Emulator II" - das war mal wegen Krach - thihi".
 
Ich denke, hier ist nun einfach Abwarten gefragt. Zerreden bringt ja nichts und immerhin ist der Kram nicht im Schrott gelandet.
 
Es gibt doch aber genug Leute, die genug wissen um das zu erklären und auch gut.
Und wenn ein paar ältere dabei sind wäre das auch nicht schlecht, das wären Jobs. Bildung ist ja nie schlecht. Ja, Möglichkeiten gäbe es schon etliche. Hängt aber alles an dem wie man es anbieten kann und der Kompetenz der Machenden, sollte es die geben - die schlimmste Version ist - Schulklassen durchführen "das ist ein Emulator II" - das war mal wegen Krach - thihi".

Das ist sicherlich richtig, aber angelesenes Wissen von irgendwelchen Bachelor-Studenten, die kein Wissen aus erster Hand haben -- und das auch nie vermittelt bekommen haben --, ist halt nur das: Angelesenes Wissen. Das wird also nie sonderlich dreidimensional plastisch und begreifbar im wahrsten Sinne des Wortes sein.

Aber egal, das kann demnächst die KI erledigen -- die hält dann die Vorträge für die Besucher, die eh keine Ahnung haben und sonntags mal ins Museum gehen, wegen bildungsbürgerlichem Bildungsauftrag und so.

Stephen
 
Man wird aber Techniker benötigen, die mit dem Museumsstücken klarkommen. Da sehe ich zusätzlich ein Problem. Das fällt doch alles auseinander.
 
Man wird aber Techniker benötigen, die mit dem Museumsstücken klarkommen. Da sehe ich zusätzlich ein Problem. Das fällt doch alles auseinander.

Was noch viel schwerwiegender ist: Wenn es ein Museum ist, darf an den Exponaten nicht einfach so herumrepariert werden, weil nämlich sonst der museale Charakter gefährdet ist.

Aus diesem Grunde darf im Gemeentemuseum Utrecht auch ein Novachord nicht restauriert und spielfertig gemacht werden: Die neuen Bauteile zerstören die Originalität des Exponats.

Was für ein Schwachsinn ist das?

Stephen
 
Studenten nützen hier doch eher garnicht. Wer kennt sich da denn heutzutage mit analogtechnik - schlimmer noch Tonbänder - aus?
 
Studenten nützen hier doch eher garnicht. Wer kennt sich da denn heutzutage mit analogtechnik - schlimmer noch Tonbänder - aus?

Sag ich ja: Die meisten wissen noch nicht einmal, daß früher Telefone Wählscheiben hatten und Schallplatten jeweils nur eine Rille auf der Vorder- und Rückseite hatten.

Stephen
 
Oskar Sala hat mal bei einem Konzert erzählt, dass sein Mixturtrautonium von Studenten der Hochschule der Deutschen Bundespost gebaut wurde. In unserem Alter könnten da noch ein paar Leute mit dem nötigen Know-how sein.
 
Hans-Jörg Borowicz, Dietmar Rudolph und Helmut Zahn waren Professoren an der Berliner Fachhochschule der Bundespost
als sie in den 80er-Jahren das "Mixturtrautonium nach Oskar Sala" mit Hilfe moderner Elektronik nachbauten.
Präsentiert wurde es auf der Funkausstellung 1983, danach war es Salas Konzertinstrument.

Realisiert wurde es von Studenten und Diplomanden der FH im Studiengang Nachrichtentechnik.
Aber die Konzeption war kein Studentenwerk.
 
Das ist sicherlich richtig, aber angelesenes Wissen von irgendwelchen Bachelor-Studenten, die kein Wissen aus erster Hand haben -- und das auch nie vermittelt bekommen haben --, ist halt nur das: Angelesenes Wissen. Das wird also nie sonderlich dreidimensional plastisch und begreifbar im wahrsten Sinne des Wortes sein.

Aber egal, das kann demnächst die KI erledigen -- die hält dann die Vorträge für die Besucher, die eh keine Ahnung haben und sonntags mal ins Museum gehen, wegen bildungsbürgerlichem Bildungsauftrag und so.

Stephen
Ja, diese Bedenken teil ich auch - aber - sagen wir so - wenn die Leute die es machen es "mit Liebe" machen wäre das schon mal gut, und mit Wissen. Man kann alles schneller "versauen" als so machen wie es der Sache angemessen wäre.

Aber - wenn es denen die da sind es näher gebracht wird und inspiriert wäre es richtig gut, und die Leute dabei noch mitbekommen wie man da gedacht und gearbeitet hat - schonmal einen Punkt.

Leider war er auch jemand der sich nie um einen Nachfolger bemüht hat - deshalb gab es da also auch nichts mehr was diesen Geist und Wissen weiter brachte. Klar - andere können das übernehmen - aber das ist hier eben auch der Fall - das ist ja leider mehr als einen Abschnitt von die Vögel laufen zu lassen und das Ding hinter Glas zu sehen - das ist dann halt nur ein Aperillo™
 
[...] Aber - wenn es denen die da sind es näher gebracht wird und inspiriert wäre es richtig gut, und die Leute dabei noch mitbekommen wie man da gedacht und gearbeitet hat - schonmal einen Punkt. [...]

Da greift dann aber wieder Obiges: Wenn das, was da erzählt wird, nicht auf Kompetenz und Erfahrung, sondern nur auf angelesenem Wissen beruht, wird es schwer sein, den Zuhörer kompetent auf eine Reise mitzunehmen.

Das ist dann so wie diese unsägliche Ausstellung elektronischer Musik in Düdeldorf vor nicht allzu langer Zeit, die zwar nette Exponate zu bieten hatte, inhaltlich aber so dürftig aufbereitet war, daß es selbst jemandem ohne tieferes Expertenwissen die Haare zu Berge stehen ließ. Der Synthorama-Sequenzer...

Womit dann beim nächsten Punkt wären, der verschiedentlich schon andernorts angesprochen wurde: Scheiße, die sich multipliziert und festigt, weil sie abgelesen und nachgeplappert wird, aber nicht durch Sachkenntnis als das identifiziert wird, was sie ist: Scheiße.

Ich sage nur: Bandschleifen im Mellotron und so...

Die Präsentation ausschließlich angelesenen, aber nicht verinnerlichten Wissens erinnert mich fatal an ein Erstsemester-Propädeutikum an der Uni, wo irgendwelche Frischlinge über Popper, Adorno, Horkheimer, Marcuse und wissenschaftliche Erkenntnistheorie fabulierten, dabei aber ein Thesenpapier ablieferten, das vor Komma- und Rechtschreibfehlern nur so wimmelte.

Stephen
 
Ohweih - ja, die Kraftwerk -Electro - Sache aus frz. Sicht ohne die ganzen britischen Bands und fast nur Daft Punk kam mir auch komisch vor ;-)
Die Platten die da hingen waren ok - die Hinterglas-Synths waren schon ok - es ist aber da so das Gesamtbild - da schien mir das sehr willkürlich - zusammengehauen.

Ist vermutlich nie perfekt - das ist wahr - ich hätte die auch anders gemacht und ganz andere Leute und Vertreter betont als die dort. Aber was soll's - alles wird karnevalisiert und auskonsumiert. Alles kult.
T3chno Hellaaaaauuuuu!
 
Mmmh, dieses Problem der verstorbenen Protagonisten dürften doch wahrscheinlich alle (oder so gut wie alle) museale Einrichtungen haben?
Irgendwann sollte man halt damit anfangen das Wissen auch an nachfolgende Generationen weiterzugeben und irgendwie zu erhalten...
Ich glaube, dass es schon möglich sein dürfte, aus den diversen Büchern/Notationen, Audio-Aufzeichnungen und noch lebenden Personen, die dazu was Sinnvolles erzählen können, ein museales Konzept zu entwickeln, welches das Wissen und den Geist dieses Studios transportiert.
Ist ja am End auch keine Raketenwissenschaft dieses "Quasi-Reverse-Engineering", finde ich...
 
Naja, das ist Musikgeschichte die sich ein bisschen mit Technik kreuzt und "Kenntnis" der Werke und Ziele.
Man kann das auch kleiner ausführen und das trotzdem rüberbringen - wichtig wäre meiner Auffassung nur, dass es zündet und lebendig genug ist. Sonst ist es eben einfach schwer. Ein Museum ist daher auch nur so gut wie das was es vermittelt.

Es kann sein, dass die Hainbachs dieser Welt und Dokus oder so das ggf. auch schaffen oder einen Teil in Zusammenarbeit. Man muss es also nicht zu hoch stellen, dass das keiner mehr erfüllen kann.
Ja, Raketenwissenschaft ist das nicht - man könnte auch sagen "höhö. guck mal wie die das noch alles gemacht haben" - Aber das käme dem nicht so nahe und gerecht - da liegen ja viele kreative Ideen davor und dazwischen.
Das ist vielleicht auch nicht schwerer als die ersten Flugzeugkonstrukteure "zu erklären". Aber das in-die-Hose-gehen ist leichter als das es ein guter Versuch ist - dann wäre ich schon eher für den Versuch oder die Versuche.

Na, und soweit ist das jetzt auch was, wo ich nicht weiss ob Politiker Leute sind, die sowas gut in die richtige und passende Bahn bringen kann - weiss ich nicht - An der KHM sind ja auch interessante Leute die das ggf. hinkriegen.
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: oli
Oskar Sala hat mal bei einem Konzert erzählt, dass sein Mixturtrautonium von Studenten der Hochschule der Deutschen Bundespost gebaut wurde. In unserem Alter könnten da noch ein paar Leute mit dem nötigen Know-how sein.
Oskar Sala war bis kurz vor seinem Ende immer sehr darum bemüht, das niemand Anderes das Spielen an dem Trautonium erlernen konnte.
Die vielen Anfragen von Schülern sah er immer als eine direkte Konkurrenz an.
 
Oskar Sala war bis kurz vor seinem Ende immer sehr darum bemüht, das niemand Anderes das Spielen an dem Trautonium erlernen konnte.
Die vielen Anfragen von Schülern sah er immer als eine direkte Konkurrenz an.
In Interviews hat er beklagt, dass es keinen Nachfolger gibt.

Laut Sala war es ein Gebot der Bundespost, dass nur er das von dieser gebaute "Mixturtrautonium nach Oskar Sala" spielen dürfe.
 
In Interviews hat er beklagt, dass es keinen Nachfolger gibt.

Ja, und gleichzeitig hat er jeden verbissen -- oder wenigstens äußerst argwöhnisch beäugt --, der in die Nähe seines Instrumentes kommen wollte.

Da gibt es einige schöne, beredte Szenen in der Doku Die vergangene Zukunft des Klanges.

Laut Sala war es ein Gebot der Bundespost, dass nur er das von dieser gebaute "Mixturtrautonium nach Oskar Sala" spielen dürfe.

Ob das so stimmt, weiß man heute nicht mehr. Überliefert ist, daß Sala eine Verschwörung seitens des Postprofessors witterte, der damals das Trautonium mit seinen Studenten gebaut hatte. Sala soll wohl in seinem Wahn die einzelnen Module rausgenommen und nach Spuren von was auch immer gesucht haben.

War am Ende wohl schon etwas speziell, der Gute. Noch spezieller, als er es ohnehin schon immer gewesen war.

Stephen
 



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