Muss man genau differenzieren, Mic.
Ein Zielvolk gibts nicht. Das sind dated Sprüche aus einer Werbewelt, die sich derzeit verabschiedet.
Was es gibt sind junge Leute. Die haben sicher so ihre eigenen Interessen und Vorlieben, keine Frage. Genauso wie das andere haben, ist aber nicht wirklich eine Altersfrage. Ich stelle gar nicht mal selten fest, dass jüngere Leute ziemlich alt und unbeweglich sind, ältere dagegen frisch und dynamisch.
Also kann man den Aspekt, der sich insbesondere aus so altbackenen Vorurteilen und Schubladen bedient, mal gleich weglassen.
Wir sind eh in einem Zeitalter der neu erkannten Bedarfsbefriedigung, alle Marketinggurus danken ab, weil sich ihre Prognosen und Sprüche nicht bewahrheitet haben.
Dazu zählt auch das Fernsehen. Die Werbefuzzies reden jetzt von Web 2.0 und viralem Marketing und die echte Welt lebt das schon seit 10 Jahren. Man lebte also teilweise aneinander vorbei, und die Konsequenzen aus diesen Parallelwelten sehen wir jetzt sehr deutlich. Den Quatsch mit ablaufendem Programm tun sich die Leute nur an, wenn sie Lust drauf haben, ansonsten sind die multi-dimensional dabei und lassen die Glubsche laufen, haben das Macbook auf dem Schoß und zwischendurch kommt ne SMS rein. Von all dem kriegen die Werbefritzen nix mit, weil sie sich in ihrer Arroganz und dank verschiedener Privilegien nicht mehr mit Fahrten im Stadtbus aufhalten, dabei würden sie da ihr "Zielvolk", wie du es nennst, antreffen und könnten ihnen zuhören und zugucken und dann rausfinden, wie die so leben.
Dass es daneben auch Leute gibt, die dermaßen overloaded sind, dass sie selbst die grellbuntesten Schnellschnitte und Dödelsound samt Flachlyrics nicht mehr bemerken, ist eine ganz andere Thematik und hat eher was mit der kulturellen und gesellschaftspolitischen Entwicklung zu tun. Das ist aber eben eine andere Zwiebelschale in dieser sehr differenzierten Medienwelt. Und berührt durchaus auch langfristige Entwicklungen so über die letzten 50 Jahre oder wahrscheinlich mehr. Hier fällt dann der Altersaspekt anders aus, weil Leute mit Erfahrung auf dem Buckel eine Perspektive haben, diese Folgen überhaupt beurteilen zu können. Die Entwicklungen sind da schleichend gewesen und spielen sich in Zeträumen von Jahrzehnten ab. Das merkt man nicht so, weil du keinen Schalter hast, der dir mal eben 1968 > 2008 umschaltet. Ist ein abendfüllendes Thema und da wundert es einen nicht, dass es Leute gibt, die mittlerweile ohne Verzichtsgefühl keinen Fernseher mehr haben, bzw. zumindest kein Fernsehprogramm mehr schauen.