Welche Synths klingen abseits des Mainstream?

Man hört ja bei Synths oft die Attribute fett, analog, warm, seidig oder dreckig, schmatzender Filter usw.
Mich würde mal interessieren, welche Synths Sounds produzieren, die so gänzlich abseits des Mainstreams liegen, weil sie nicht den Erwartungen entsprechen.
Hierbei interessieren mich Sounds, die die Assoziation "kalt", "dünn", "zerbrechlich" hervorrufen.
Also z.B. prägnante High und Bandpass-Sounds.
 
Es gibt eigentlich keinen Synthesizer, dessen Synthese total ungehört ist, es ist oft eher mehr abhängig davon was du damit machst. Vermutlich sind aber komplexere Synthesemethoden eher das, was viele unter dem verstehen was du suchst, also Modulares (Reaktor, G2, Analoge Modulars etc..) oder komplexere Synthesen, so man nicht damit schon sehr vertraut ist - also additive, FM und vielleicht Wavetable-Synthese mit EIGENEN Waves?

Vielleicht auch so Sachen wie die beiden Spezialisten von NI namens Prism und Razor (Siehe SynMag Bericht), ersterer ist Phys.Modeling - sie nennen es modale Synthese, klingt auch gut, Razor ist mehr ein Additiver mit der Bedienung eines Subtraktiven plus X, quasi wie wenn man die Idee des DS8 in die heutige Welt bringen würde und ganz neu ansetzen würde.

Bin aber der Ansicht, dass manchmal auch einfache Synths irgendwo so klingen können, dass du überrascht bist, so du es im Kontext besonderer Musik/Musikstrukturen tust.

Von mir aus zB Resonanzexperimente mit irgendeinem Teil oder so - Vielleicht V-Synth und so, alles nicht "neu" in dem Sinne ,aber speziell und eigen und sowas wird gern als "nicht Mainstream" bezeichnet.

uuuuund: Das gute alte Recording / Samples - kann immer viel. Auch wenn es sowas von nicht innovativ mehr ist. Aber man kann immer noch sehr viel mit Samplemanipulation machen, von Granularem bis zu einfach gut modulierten Looppositionen und ähnlichem - da geht schon was, der VSynth ist auch in diesem Boot zuhause. Vielleicht auch Neuron? Ist nur halt nicht mehr neu (wuhaaah) und ggf. schwer zu warten heute.
 
Taschenmusikant schrieb:
Zotterl schrieb:
FM kann kalt klingen, da gebe ich dir recht.
Welcher FM hat auch Bandpass?

FS1R, FM8, wegen 2 Filtern eigentlich auch der TG77/SY77/SY99

Filter braucht man allerdings idR nicht so dringend in FM, es vereinfacht nur die Arbeit für Einsteiger zu Beginn, da man ein starreres Spektrum einfach so filtern könnte.
Mit FM kann man leicht filterähnliches, phasing, PWM und so weiter "simulieren".
 
Moogulator schrieb:
Es gibt eigentlich keinen Synthesizer, dessen Synthese total ungehört ist, es ist oft eher mehr abhängig davon was du damit machst.

:supi:
Wenn du den passenden Synth für dich findest, dann hast du den Synth mit dem du "Ungehörtes" oder "neue sounds" hinbekommst. Für die einen ist es ein analoger, für die anderen ein Wavetable- oder FM-Synth. Für mich ist es nach 10 Jahren Analogie nun Synth1, so schnell habe ich noch nie mit Software versch. sounds gemacht. Und er inspiriert musikalisch. Wenn mal etwas zu dünn klingen sollte, dann kann es später immernoch durch einen analogen Synth ersetzt werden oder durch analoge Effekte geschickt wreden. Die Idee ist aber schonmal da und zum Ausarbeiten reicht es.

Gute sounds funktionieren gut komponiert am besten! Mehr Raum lassen, Überflüssiges entfernen, sounds differenzieren. Es kommt auf die Spielweise an.

Probier mal ein paar freeware softsynths und Demos aus und benutze nicht die mitgelieferten presets, sondern bastle selbst ein wenig. Nimm den, mit dem du am schnellsten arbeiten kannst. Vielleicht brauchst du einfach nur einen, der nicht analog emuliert und Wavetables und Audio laden kann. So kannst du Türquietschen samplen und ein Theremin draus erstellen. Wie wärs mit Umweltaufnahmen? Recorder an und los gehts zum Stahlwerk, in die Großküche oder den Zoo. Ab damit in den Sampler, in den Softsynth, ins Audio-In des Analogen. Weg vom Rechner, mal wieder die Gitarre misshandln, im Keller beim Aufräumen den Recorder mitlaufen lassen. Es gibt genug organisches, was Klaaaaaaang macht.

Denn was nützt ein etwas anderer Klang eines ausgeeierten Arpeggiosounds. :opa:
 
Wenn du magst, schau mal in die Threads "ist Analog noch spannend" thread und den, wo es darum geht wie viele und welche Sounds die Modularisten NUR auf Modulars hinbekommen würden. Ist nicht unspannend.

Mit nem Andromeda oder sowas kann man deshalb auch Sounds machen, die irgendwo doch komplex und speziell sind, um genug "aaaahh" zu machen, aaaber nur wenn man nicht so abgefucked ist wie meinereiner, denn ich finde kaum noch etwas "besonders" in Sachen Sound. Aber hab die letzten Tage sehr viel spannendes gesehen und so - und das war immer was, wo die Menschen dahinter einfach was zu bieten haben. Und jeder auf seine Weise.

Da muss man im Gegenzug natürlich nicht auf "Nullensuche" gehen, das ist eher banal. Du erkennst gute Musik wenn du sie hörst. Pengsen!
 
Taschenmusikant schrieb:
Man hört ja bei Synths oft die Attribute fett, analog, warm, seidig oder dreckig, schmatzender Filter usw.
Mich würde mal interessieren, welche Synths Sounds produzieren, die so gänzlich abseits des Mainstreams liegen, weil sie nicht den Erwartungen entsprechen.

Gänzlich anders: Meine Metasonix Wretch Machine, kann man nur lieben oder hassen :phat:

Taschenmusikant schrieb:
Hierbei interessieren mich Sounds, die die Assoziation "kalt", "dünn", "zerbrechlich" hervorrufen.
Also z.B. prägnante High und Bandpass-Sounds.

Das sollte eigentlich aus vielen Digitalen Nicht-VAs rauszuholen sein. Durchaus sogar aus Romplern oder aber aus einem Buchla :mrgreen: Am Rechner gäbe es sicher vieles von SampleBibliotheken für Soundtracks bis zum Absynth.
 
Versuch mal mit Delays zu experimentieren - also Karplus Strong und so. Ist idR auch als "nicht so mainstream" gestempelt, wenn man so will - aber in einigen Synths mit drin, zB Radias, Q, Blofeld etc. oder selbst bauen mit dem G2 oder was, siehe NI Prism. Ist ein bisschen wie Lives "Tension", nur einfach besser im Klang.

FM Synths empfehle ich sowieso immer, daher lass ich das hier mal - ist natürlich passend, auch so Teile wie Alchemy, die additiv und resynthese mit ein wenig Granular verbinden sind sehr cool für deine Zwecke.
 
RMI Synthesizer, also v. a. der KC-2 Keyboard Computer und der Harmonic Synthesizer. So wie die klingt eigentlich kaum ein Gerät. Drahtig, eher dünn -- aber komplex --, sehr spezielle Filter (im HArmonic) und selbst mit PPG, Kawai 5000 oder Prophet VS nicht wirklich nachzuahmen.

PPG-Monosynths (v. a. der 1020, aber auch der 1002) klingen ebenfalls sehr untypisch für ihr Konzept. Irgendwie schärfer, britzeliger und rauher als die Konkurrenz von Moog, ARP oder Roland. Ich wünschte, ich hätte meinen 1020 nie verkaufen müssen.

Stephen
 
Ich fand den Spectral Audio Neptune 2 ungewöhnlich. Irgendwie dünn aber markant
 
Moogulator schrieb:
Es gibt eigentlich keinen Synthesizer, dessen Synthese total ungehört ist
Doch, aber die Haltbarkeit ist leider extrem gering. Ich hatte schon viele, aber immer nur für ein paar Sekunden, höchstens Minuten nach dem Kompilieren, dann war das Ungehörtsein wieder dahin.
 
DU hast wirklich tolle Ideen und Sachen, das stimmt. Aber sieh meine Worte mehr als von einem, der wirklich nur schwer zu beeindrucken ist mit dem Begriff "das hab ich wirklich noch nie gehört". Hab jedenfalls nichts in der Art irgendwo die letzten Jahre mehr gehört - aaaber in Zusammenhang/Kontext mit Musik - da schon.

Fänds gar nicht schlecht, wenn du das auf dem Münchener Treff gezeigte Soft-Teil mal als Video via YT hier zeigen könntest, fand ich prima.
 
Xpander-Kumpel schrieb:
...ich würde Dir den Kawai K5000 empfehlen, das ist ein additiver Synthesizer mit dem man auf jeden Fall auch "kalt, dünn und zerbrechlich" machen kann!

sowas in die richtung macht auch ein quasimidi polymorph = einzigartig zu sein ;-)
 
Wenn ich einen Soundtrack für meinen Kühlschrank erstellen müsste würde ich dafür meinen ESQ-1 nehmen. Mit diesem Hybridteil bringt man dank der einfachen Bedienung in wirklich kurzer Zeit noch nie gehörte Sounds hin. Ist allerdings ein seltenes Gerät geworden.
 
Find ich ein bischen sinnlos die Frage, denn es kommt in erster Linie auf die Fähigkeiten des Bedieners an. Man kann auch die "mainstream" Schleuder Virus o.ä.recht leicht dreckig, kalt, abgedreht oder what ever klingen lassen. Der Synthi ist doch eher nur ein Fahrrad und der Fahrer bestimmt wo es lang geht.
 
Wenn der Synth bestimmte Moeglichkeiten/Eigenschaften nicht besitzt oder die noetigen Funktionen wurden ungeschickt implementiert, sind bestimmte Sachen entweder gar nicht oder nur sehr muehsam oder in schlechter Qualitaet zu schaffen.
 
Zolo schrieb:
Find ich ein bischen sinnlos die Frage, denn es kommt in erster Linie auf die Fähigkeiten des Bedieners an. Man kann auch die "mainstream" Schleuder Virus o.ä.recht leicht dreckig, kalt, abgedreht oder what ever klingen lassen. Der Synthi ist doch eher nur ein Fahrrad und der Fahrer bestimmt wo es lang geht.

:supi: :supi: :supi:

Es macht Sinn, zu beschreiben, ob man weiten Ambient, Hypersawtranceheaven-Dorfdisko oder Elektropunk oder doch lieber feine Elektronika mit zarten Klängchen macht/machen will. So können dann die Leute aus diesen Ecken besser drauf eingehen. Manche Synths bieten gute Tiefen für tiefe Bässe und klingen nicht zu matschig dort.

Mein Tipp: Nimm mal Ringmod und Highpass und Bandpass zur Hand, dann nimmst du den Synth, mit dem du bestens und schnellstens Klänge bastelst und ballerst nicht 100%, sondern nur 50% der obigen Sachen drauf. Schon hast du die dicke Bassdecke der Analogen aufgemacht!

Automat auf OSX (Freeware) schon probiert?
 
Ich nehm mal die Frage so, dass Sie nicht nach dem Gerät, sondern nach Synthese-Prinzipien oder Tricks frägt.

Gaaanz wichtig: keine Schwebungen! Entweder nur ein Oszillator, oder mehrere in schwebungsfreier Stimmung oder mit Softsync.

1.) Hoch- oder Bandpass-Klänge mit parallel durchgeführtem Sinusgrundton (also das Prinzip der Yamaha CS-Serie)

2.) Parallele Filterung (Prinzip Synton Syrinx)

3.) Additive Prinzipien. Kann man durchaus auch mit analogen Synths machen. Der gerade erwähnte ESQ1 ist da sicher gut. Die drei Oszillatoren auf unterschiedliche Obertöne (oder Untertöne!) stellen, und dann mit unterschiedlichen Pegeln und Kurvenformen dieser Partialtöne spielen. Ich hab grade einen SH-7 da mit dem geht sowas auch ganz toll.

4.) Effekte: Keine Modulation (kein Chorus, kein Phaser, Flanger ggf ja). Stattdessen statische Effekte: resonierende Kurzdelays (stehender Flanger), Spiralhall.

Nicht zu vergessen sei, dass der kälteste Sound nix nützt, wenn man warm liebliche Melodien in ein satt randvolles Arrangement spielt. Im gegenteil, können die lieblichsten Klänge im gut ausgedünnten Arrangement und mit den richtigen Harmonien fies und kalt klingen. Ein Beispiel (wenn auch aus der Gitarrenecke) sind für mich The XX.
 
Moogulator schrieb:
wirklich nur schwer zu beeindrucken ist mit dem Begriff "das hab ich wirklich noch nie gehört". Hab jedenfalls nichts in der Art irgendwo die letzten Jahre mehr gehört - aaaber in Zusammenhang/Kontext mit Musik - da schon.
Deine Hörerfahrungen werden nicht angezweifelt.
Wollte nur daran erinnern, dass irgendwo in Notizbüchern noch Seltsames schlummert, das nicht bloß immer wieder MehrVonDemselben™ erreichen will.
Hmm, interessanter Punkt, dass mehr Neues dort passiert, wo Sounds zu Musik zusammengesetzt werden. Aber das gehört wohl in einen anderen Thread.

Oh, wo wir gerade beim Namesdropping sind: Ensoniq Fizmo. Der ist einfach nur verrückt, im positiven Sinne.
 
Taschenmusikant schrieb:
Mich würde mal interessieren, welche Synths Sounds produzieren, die so gänzlich abseits des Mainstreams liegen, weil sie nicht den Erwartungen entsprechen.
Hierbei interessieren mich Sounds, die die Assoziation "kalt", "dünn", "zerbrechlich" hervorrufen.
Ich würde da mal diverse FM-Kisten nennen wobei man natürlich mit fast jedem Synthie und den richtigen Effekten viel erreichen kann. Ist es nicht eher eine Frage der Programmierung, statt die Frage nach dem Synth?
 
Also beim Juno 106 kann ich mich anstrengen wie ich will, den bekomme ich nie kalt und zerbrechlich hin :mrgreen:
 
Danke an alle für die lieben Tips. Da werde ich mal drinstöbern.

@ Bernie & Zolo.
Klar kann man mit jedem Allround-Synth ungewöhnliche Sounds machen.
Genauso wie man theoretisch auch mit dem Fahrrad nach China fahren kann.
Der Programmieraufwand ist doch recht hoch, z.B. einen Roland oder Moog nicht nach Roland oder Moog klingen zu lassen, so dass man am Ende wiederbei den typischen Stereotypen landet.
Ich habe mich einfach an meinen Roländern und Moog satt gehört und suche etwas klischeefreie Abwechslung. FM ist teilweise doch auch recht klischeehaft.

Komisch dass keiner hier Filterbänke erwähnt hat. Damit kann auch extreme Sounds bauen.

Ich habe hier mal ein Beispiel (nicht von mir) gepostet, was ich unter dünnem Lead-Sound verstehe (klingt wie Nadelstiche):

src: http://soundcloud.com/fluxusanais/cold-sound
 


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