wer produziert noch/ wieder auf tape?? pro u con.

So ein kleiner Release mit winzigen Stückzahlen is auf Kassette sicherlich billiger zu realisieren als eine kleine Menge Platten ritzen zu lassen. Da kaufst du dir dann ein Doppeltapedeck und ein paar Leerkassetten und überspielst das halt. Wies klingt im Vergleich zur Viniyl Kleinserie...steht auf einem anderen Blatt, bzw. is es im Fall von elektronischer Tanzmusik dann auf MC auch unangenehmer/schwieriger aufzulegen.

Ich hab Kassette irgendwann ende der Neunziger aus meinem Leben verbannt und alle lustigen und wichtigen Kassetten auf Minidisc überspielt. Jaja ich weiss - Minidisc :)
Aber sie hat alle depperten Eigenschaften von Kassette ersetzt. Es wurde dann eh ziemlich schnell auf dem Rechner aufnehmen, CDs brennen, MP3s.

Vinyl war immer eine Konstante, seit der Kindheit, die in der Jugend eine kleine Schlafphase hatte.

Wenn ich im Jahr 2017 einen Release NUR auf MC seh, muss ich lachen und schau weiter. Die Typen haben offensichtlich Kassetten nie verwenden MÜSSEN... aber so is das nun mal.
Das was 20 Jahre her is und wo wir noch eine Spur zu klein waren um es wirklich mitzubekommen/mitzumachen kramen wir heraus und reviven es und verehren es nostalgisch.
Habe ich mit den 70ern in den 90ern und mit den frühen 80ern in den 2000ern genauso gemacht...
 
komm, spiel mal kurz den nächsten Song an!
ratter, ratter schwurbel, schwurbel, spul, spul ...
 
Bernie schrieb:
komm, spiel mal kurz den nächsten Song an!
ratter, ratter schwurbel, schwurbel, spul, spul ...
Ja schon irgendwie, aber auf der anderen Seite ist mir, sobald ich eine Bandmaschine hatte, auch der positive Effekt dabei direkt aufgefallen. Man entscheidet sich bewusst für ein bestimmtes Album, das man jetzt hören möchte. Bei dem MP3-auf-Handy Ansatz ist es oftmals doch auch ein Rumgezappe wie beim Fernsehn.. "Ah komm, schalt mal weiter" und dann wie Apfel direkt nach Birne gespielt, obwohl da nur zweimal abgebissen wurde.
Und falls du mir nicht mit Klage drohst, werde ich mir dein Transmitter Album auch noch auf Tape überspielen.

Hier rauscht übrigens nix und abgefahren ist es obendrein.


Sowas kann und muss aber natürlich auch nicht jeder machen. Und in der heutigen Zeit ist das Produzieren mit einer DAW als Mehrspurrecorder schon unendlich praktischer. Aber ich nehme manche meiner Stücke dann doch als Summe nochmal auf Band auf. Hat einfach was, wenn sich die großen Rädchen drehen. Das dieses Feeling aber nicht jeder braucht, ist mir schon auch klar.
 
kassette-ec6e0e8eb8a64a76.jpg
 
Bernie schrieb:
komm, spiel mal kurz den nächsten Song an!
ratter, ratter schwurbel, schwurbel, spul, spul ...

in einer zeit wo inflationär nichts mehr wirklich von wert5 ist, alles multifach kopierbar, tausendfache auswahl, ist es gerade mal wohltuend sich etwas zeit zu nehmen, anstatt mit dünner luft zu spekulieren, ein band einzufädeln, schauen dass die mechanik gut läuft, dem surren zuzuhören, das gezwitscher des schnellaufs.... natürlich nix für die ewig getriebenen gestressten... hat eben was meditatives... 8)
 
Feldrauschen schrieb:
in einer zeit wo inflationär nichts mehr wirklich von wert5 ist, alles multifach kopierbar, tausendfache auswahl, ist es gerade mal wohltuend sich etwas zeit zu nehmen, anstatt mit dünner luft zu spekulieren, ein band einzufädeln, schauen dass die mechanik gut läuft, dem surren zuzuhören, das gezwitscher des schnellaufs.... natürlich nix für die ewig getriebenen gestressten... hat eben was meditatives... 8)
Das sehe ich ja auch so, aber wer hat denn heute noch ein Tapedeck?
Mittlerweile treffe ich Leute, die nicht mal mehr einen CD-Player haben.
 
Natürlich ist das arbeiten mit einer DAW superbequem. Knopf drücken, kein Rauschen, Dynamik ohne Ende (die man dann aber lustigerweise wieder wegkomprimiert....), unendlich viele Spuren, keine Kosten für Bänder und die Hardware zum Preis von weit unter einer Bandmaschine. Soweit so gut.

Andererseits habe ich den Eindruck, dass auf Band aufgenommenes mit weit mehr Sorgfalt produziert ist, einfach weil man sich schon vorher ein Mindestmass an Gedanken machen musste, wenn das Endergebniss wirklich gut ausfallen soll.

Das scheint mir heute ein wenig verloren gegangen zu sein, es wird einfach mal drauflosrecordet. Was ja im Sinne des kreativen Flusses gut ist, nur bekommt man dann auch mit einer DAW nur sowas wie eine Skizze hin, die aber dann in HIFI.

Aus dieser Sorgfalt ist dann auch der besondere Sound dieser Aufnahmen entstanden, diese Magie die aus handwerklichem Können und nicht aus der Bandsättigung herrührt kann man manchmal auch auf vollDAWigitalen Aufnahmen spüren, aber halt nur manchmal und nur wenn ein Könner am Werk ist.

Bitte beachten, über die individuell empfundenen klanglichen Vor- oder Nachteile von Bandmaterial sage ich hier nix..... denn das ist Geschmackssache und wer bin ich über Deine persönliche Empfindung zu urteilen?

Ich persönlich find Rauschen nicht so doll. Aber die Arbeitsweise gefällt mir besser. Ich würd gerne wieder auf Band aufnehmen, denn der ganze Arbeitsfluss hatte etwas entschleunigendes, du hast immer ein paar Sekunden Zeit vor dem neuen Take, das tut manchmal ganz gut einen Augenblick zum nachdenken und Luft holen zu haben statt innerhalb von einer Sekunde den gleichen Fehler wieder einzuspielen. Es ist ein Unterschied ob du eine pause machen kannst oder eine machen musst. Dafür würd ich dann das Bandrauschen gerne in Kauf nehmen.

Was das publizieren auf Casette angeht: da kommt immer so ein heimeliges Gefühl auf....

Ich mag auch wie sich mein TC-D5 anfühlt und nehm damit immer noch Skizzen oder Mitschnitte auf, sogar Fieldrecording ist damit lustig. Was ich eigentlich an physischen Medien mag ist nicht die (bewusste) technische Limitation, sondern die Tatsache dass man es eben wirklich anfassen kann, eine Cassette, CD, oder sogar Vinyl und das dazugehörige Abspielgerät gibt mir ganz anderes optisches und haptisches Feedback und spricht damit mehr Sinne an und erreicht mich emotionaler als eine Datei (und sei sie technisch nich so gut) auf einem Player (und sei der noch so sexxy). That simple.
 
Gesättigte Bandaufnahmen haben etwas warmes und angenehmes, aber wir sprechen ja hier über eine Compactcassetten.
Das schmale Tape und die Bandgeschwindigkeit von 4,75 können eigentlich alles nur schlechter klingen lassen, mit einem Tapedeck kann man eine Aufnahme nicht "veredeln".
Es sei denn, man möchte LoFi haben, dann kann man damit experimentieren.

Auf meinem Album "Drop Out" von 2001 habe ich den letzten Song (The Rag) komplett auf Cassette überspielt, das Band anschließend herausgezogen, zwischen den Fingern kräftig zerknittert, bin mit den Schuhen darauf herumgetreten und habs danach wieder mühsam eingefädelt und in die DAW überspielt.
Das ergab dann sehr schöne Effekte.
 
Ich kenne genau noch drei Leute (von etwa 200), die noch einen funktionierenden Kassettenrecorder besitzen. Mich, meine Großtante und einen Freund in einer fernen Stadt, der auch glaubt, dass die Cassette das nerdige Superding des nächsten Jahrzehnts wird. Woher weiß ich die Zahl? Ich wollte meinem nerdigen Freund, eine meiner Cassetten kopieren, und habe verzweifelt jemanden mit einem zweiten Deck gesucht. Meiner Großtante wollte ich das nicht antun. Schließlich hab ich einfach eines für 7 Euro in der Bucht gekauft (1 Euro + 5,99 Versand). Soviel zur Verbreitung des Mediums bei den Consumern
 
fanwander schrieb:
Ich kenne genau noch drei Leute (von etwa 200), die noch einen funktionierenden Kassettenrecorder besitzen. Mich, meine Großtante und einen Freund in einer fernen Stadt, der auch glaubt, dass die Cassette das nerdige Superding des nächsten Jahrzehnts wird.
Das wundert mich nicht. Habe eine Tascam 112B im Studio, da immer wieder mal einer vorbeikommt und seine seltene Uralt-Cassette auf CD kopiert und entrauscht haben möchte.
 
Bernie schrieb:
Das wundert mich nicht. Habe eine Tascam 112B im Studio, da immer wieder mal einer vorbeikommt und seine seltene Uralt-Cassette auf CD kopiert und entrauscht haben möchte.

Wenn du mal Platz brauchst, denk an mich :opa:
 
Der Walkman damals war natürlich die Revolution. Aber im Nachhinein bin ich froh drüber, dass die MC weg ist. Und auf MC Veröffentlichen: Wie oft kann man eine Kassette verwenden, bis sie durch ist? Ich erinnere mich, wie die Haltbarkeit der Mechanik der Kassette sehr vom Preis abhing (Maxell Metall war top). Dann doch lieber eine 12inch für zuhause und flash speicher für unterwegs.
 
Ganz ehrlich? Ich bin frohe das die Zeit vorbei ist. Mir reichen Wav und MP3 völlig aus. Aber wer das toll findet soll das natürlich nutzen. Wenns Spaß macht dann ist das ja ok, nur würde ich bestimmt nichts auf Tape machen wollen, da für mich diese Zeit einfach vorbei ist.
 
Ich vermisse Mixtapes.
Ich meine man kann ja schlecht eine Soundcloud Playlist verschenken.
Aber Mixtape mit Liebe aufgneommen und mit Herz Cover gestaltet war immer gern gesehn.
 
Nochmal die Frage von mir. :)
Gibt es ein DAW Plugin, welches die diversen Noise Compander irgendwie simulieren kann?
 
starling schrieb:
Ich vermisse Mixtapes.
Ich meine man kann ja schlecht eine Soundcloud Playlist verschenken.
Aber Mixtape mit Liebe aufgneommen und mit Herz Cover gestaltet war immer gern gesehn.

Ich hab vor ein paar Tagen seit langem mal wieder ein Mixtape für eine Freundin gemacht. Das hat richtig Spaß gemacht. Ich habe sogar noch ne kleine Kollagen aus Flyern zusammen grschnipselt.
 
Bernie schrieb:
Feldrauschen schrieb:
in einer zeit wo inflationär nichts mehr wirklich von wert5 ist, alles multifach kopierbar, tausendfache auswahl, ist es gerade mal wohltuend sich etwas zeit zu nehmen, anstatt mit dünner luft zu spekulieren, ein band einzufädeln, schauen dass die mechanik gut läuft, dem surren zuzuhören, das gezwitscher des schnellaufs.... natürlich nix für die ewig getriebenen gestressten... hat eben was meditatives... 8)
Das sehe ich ja auch so, aber wer hat denn heute noch ein Tapedeck?
Mittlerweile treffe ich Leute, die nicht mal mehr einen CD-Player haben.

mein cd player ist ausrangiert und die cd s zu meisst entsorgt!, wer hört eigendlich noch cd s?

läuft dach alles fast nur noch übers netz. digital ist schon praktisch, mit allen tücken. für s gemütliche hören: tape.
in meinem umfeld gibt es einige deck besitzer. sind aber auch eher leute die experimentelles mögen.


 
Feldrauschen schrieb:
mein cd player ist ausrangiert und die cd s zu meisst entsorgt!, wer hört eigendlich noch cd s?

läuft dach alles fast nur noch übers netz.
Nicht wirklich.
Es gibt immer noch genug Leute, besonders die etwas ältere Generation, die gerne eine CD kaufen und ein schönes gedrucktes Booklet dazu in der Hand halten wollen. Das ist eben etwas wertiges, das kann man sogar auch mal verschenken.
Die Qualität ist eben auch besser, als 128er MP3 Schlunz.
Die meisten Autos haben noch einen CD-Player.
Natürlich sind es nicht mehr die Mengen wie früher, aber elektronische Instrumentalmusik ist ja eh kein großes Massending.

Wäre das nicht so, würde ich künftig keine Alben mehr produzieren.
 
Bernie schrieb:
Feldrauschen schrieb:
mein cd player ist ausrangiert und die cd s zu meisst entsorgt!, wer hört eigendlich noch cd s?

läuft dach alles fast nur noch übers netz.
Nicht wirklich.
Es gibt immer noch genug Leute, besonders die etwas ältere Generation, die gerne eine CD kaufen und ein schönes gedrucktes Booklet dazu in der Hand halten wollen. Das ist eben etwas wertiges, das kann man sogar auch mal verschenken.
Die Qualität ist eben auch besser, als 128er MP3 Schlunz.
Die meisten Autos haben noch einen CD-Player.
Natürlich sind es nicht mehr die Mengen wie früher, aber elektronische Instrumentalmusik ist ja eh kein großes Massending.

Wäre das nicht so, würde ich künftig keine Alben mehr produzieren.

für den handel ist es natürlich immer noch praktisch!! ausserdem : deine booklets sind super gemacht! da steckt viel arbeit drinnen! was cd s angeht da finde ich kreative hüllen auch interessant : metall box, holz ( einer hatte sogar mal ein betonteil!)
 
fanwander schrieb:
Ich kenne genau noch drei Leute (von etwa 200), die noch einen funktionierenden Kassettenrecorder besitzen. (...)
Mich kennst Du nicht, aber ich besitze auch noch einen. Hatte mehrmals den Impuls ihn wegzuwerfen, aber letztendlich habe ich so ca. 20 alte Kassetten, die ich irgendwann mal digitalisieren will, doch aufgehoben und eben das Kassettendeck. Für die ganzen alten 8-Spur-Kassetten hatte ich mir irgendwann mal ein gebrauchtes Tascam 238 gekauft, alle meine alten Aufnahmen digitalisiert und archiviert und dann das Tascam 238 wieder verkauft und die alten Kassetten weggeschmissen.

Habe auch noch einen DAT-Recorder und mein geliebtes Tascam 32 Offenspul-Tonbandgerät. Allerdings streikt das gerade, ist wahrscheinlich wieder mal was mit dem Capstan-Riemen.
 
Ich hab vor drei Wochen meine letzten Tapedecks und alle Kassetten - ob digitalisiert oder nicht - zum Elektroschrott gegeben.

Und was die Gründe für Tapes ("Sorgfalt", "sich Zeit nehmen", "Werte", ...) anbelangt, sehe ich das völlig anders: Die Digitaltechnik selbst ist gewiss nicht schuld dran, dass wir dem Datenträger mehr Wert zuerkennen als der Musik selbst. Oder dass wir uns keine Zeit nehmen. Oder den Wert hauptsächlich an der Kopierbarkeit festmachen.

Gleiches gilt für "DAW vs. Tape" und die vermeintlich schlechtere Musik heute. Digitaltechnik hat eine Menge Freiheiten zusätzlich gebracht. Aber vielleicht sind Freiheiten gar nicht so gut für Menschen.
 
Cyclotron schrieb:
Gleiches gilt für "DAW vs. Tape" und die vermeintlich schlechtere Musik heute.
ich denke nicht, das die Musik von heute grundsätzlich schlechter ist als früher.
Zwei Dinge haben sich aber geändert. Heute haben die Leute viele Hobbys, darunter ist eines davon eben die Musik.
Damals musste man viel länger auf einen Synthesizer sparen, da hat man sich dann viel intensiver damit auseinandergesetzt.
Dadurch ist natürlich auch viel Rauschen dazwischen, denn jeder kann mal eben etwas veröffentlichen.

Zweitens: Durch dieses Überangebot von Musik nehmen sich nur wenige noch Zeit zum Hören.
Man konsumiert das unterwegs übers Handy oder es quäkt im Hintergrund aus den PC-Lautsprechern.
Wer 15 Euro für eine CD ausgibt, der möchte die auch noch in Ruhe anhören, aber das werden immer weniger.
 
Ich höre Musik noch genauso wie früher an. Nehme mir also die Zeit dafür. Allerdings höre ich heute weniger als früher. Das man sich früher viel intensiver mit seinen Geräten beschäftigt hat als heute (beispielsweise) mit Plug-INs, würde ich zumindest für meine Person verneinen Bernie.

Zu Tape noch: Ich fand Tape damals ganz klasse, eben weil man sich so die Schallplatten überspielen konnte und jene dann wieder in den Schrank wanderte, ich also dann nur mit Tape gehört hatte. Das schonte die Scheibe und das fand ich ganz gut so.
 
Bernie schrieb:
Zwei Dinge haben sich aber geändert.[...]

Da stimme ich zu. Ich denke aber, dass nicht die Technik selbst Dinge entwertet, sondern vor allem die Art, wie wir mit ihr umgehen und wie weit wir uns von der Bequemlichkeit zur Beliebigkeit verführen lassen. Sprich: Es müsste so nicht laufen, aber irgendwie tut es das doch, weil wir Menschen vielleicht so ticken und da nur schwer raus kommen.

Das endet dann ggf. damit, dass uns alles nichts mehr Wert ist, weil es jederzeit ohne Aufwand "gemacht" werden kann. So eine Art digitales Schlaraffenland, in dem man das, was man hat, nicht mehr recht zu schätzen weiß, weil der Gegenwert fehlt, den wir offenbar real "erfahren" müssen. Das gilt sicher auch für andere Bereiche.

Das fatale daran ist: Viele haben genau danach immer gestrebt (Stichwort "Demokratisierung der Produktionsmittel" im Studio): Und heute, wo man mit geringsten Aufwändungen schon sehr weit kommen kann, beklagen wir vor allem Wertlosigkeit der Ergebnisse. Der eine schmeißt dann das Handtuch, der nächste wird technisch Gesehen zum Einsiedler (nicht abwertend gemeint) und mancher klebt nur noch ein paar fertige Loops zusammen, weil es eh kaum keiner merkt (denn dafür müsste man sich das ja anhören und nicht nur auf HD archivieren).

Und ich nehme mich davon auch nicht aus, denn ich beobachte das bei mir ganz genau so. Dabei hatte ich mal sooo euphorische Ideen, was alles werden würde, wenn denn mal die Technik so weit ist. Heute geht zehnmal mehr, aber irgendwie ist ja alles öde, wenn man "allmächtig" ist. Zurück will ich aber auch nicht, denn sooo schön fand ich die Zeit mit Tapes o.ä. auch nicht.
 
Cyclotron schrieb:
Bernie schrieb:
Zwei Dinge haben sich aber geändert.[...]

Da stimme ich zu. Ich denke aber, dass nicht die Technik selbst Dinge entwertet, sondern vor allem die Art, wie wir mit ihr umgehen und wie weit wir uns von der Bequemlichkeit zur Beliebigkeit verführen lassen. Sprich: Es müsste so nicht laufen, aber irgendwie tut es das doch, weil wir Menschen vielleicht so ticken und da nur schwer raus kommen.

Und ich nehme mich davon auch nicht aus, denn ich beobachte das bei mir ganz genau so. Dabei hatte ich mal sooo euphorische Ideen, was alles werden würde, wenn denn mal die Technik so weit ist. Heute geht zehnmal mehr, aber irgendwie ist ja alles öde, wenn man "allmächtig" ist. Zurück will ich aber auch nicht, denn sooo schön fand ich die Zeit mit Tapes o.ä. auch nicht.

es ist doch eher die qual der wahl. bis du bei dem 100 sten plugin durch bist, hast du an der groovebox schon 3 tracks gebaut.
weniger ist mehr. das bewahrheitet sich immer wieder auch i d künstlichen reduktion des angebots. mein laptop ist voll ! mit mp3 s... gigabites um gigabites... u tube... ebenso. so schön es auch ist, immer auf alles zugriff zu haben, tut es ( in meinem sinne) einfach gut ein altes chrometape einzuwerfen um ein paar schön geschnittene sachen durchlaufen zu lassen. und ja ich muss mir sogar die mühe machen das tape umzudrehen! ist mir aber lieber als die pc möhre anwerfen zu müssen um mukke laufen zu lassen. vinyl umdrehen hat auch was. da ist man noch i d materie drinnen. sehr uhrig. heisst nicht das digi nicht auch vorteile hat , klar, nutze ich auch. mich wundert das comeback der mc garnicht . bin mal gespannt wie sich s entwickelt.
 
Feldrauschen schrieb:
es ist doch eher die qual der wahl. bis du bei dem 100 sten plugin durch bist, hast du an der groovebox schon 3 tracks gebaut.
weniger ist mehr.

Aber das ist doch eher Quark. Ich habe als Klanglieferanten meist nur 2 Plung-Ins gebraucht. Von 100 kann also keine Rede sein. Zumindest bei mir nicht. OK, wenn ich noch was mit Drums gemacht habe, dann war es eines mehr, also dann eben 3, aber das war es dann auch.
 
Das fatale daran ist: Viele haben genau danach immer gestrebt (Stichwort "Demokratisierung der Produktionsmittel" im Studio): Und heute, wo man mit geringsten Aufwändungen schon sehr weit kommen kann, beklagen wir vor allem Wertlosigkeit der Ergebnisse. Der eine schmeißt dann das Handtuch, der nächste wird technisch Gesehen zum Einsiedler (nicht abwertend gemeint) und mancher klebt nur noch ein paar fertige Loops zusammen, weil es eh kaum keiner merkt (denn dafür müsste man sich das ja anhören und nicht nur auf HD archivieren).

man kann halt nicht beides haben, "Demokratisierung" und "Wertigkeit". Das war, würde ich behaupten, auch schon immer so. "Früher" gab es halt die ("wertlose") Volksmusik, und die ("elitäre", aber "ästhetisch wertvolle") Kunstmusik. In den letzten hundert Jahren hat sich dazwischen noch die kommerzielle Form der Volkmusik aus der Kulturindustrie geschoben, in der man mit Produktionsmitteln in ganz anderen Größenordnungen operiert, also ent-demokratisiert, ästhetisch aber weiterhin beim Volk anknüpft, also weiterhin auf Distanz zur Kunstmusik bleibt. Bezahlbare E-Gitarren, Tapes, Portastudios etc. haben es ab den 70ern dem Amateur dann erlaubt, für sich selbst ein Stückchen Kulturindustrie zu imitieren, also seine eigenen kleinen Ramones aufzumachen -- eine Entwicklung, die sich dann digital natürlich nochmal deutlich weiterentwickelt hat.

Ich geh da eher mit Vorsicht/Gelassenheit ran, wenn's um die alte Leier geht von wegen "heute, wo alle irgendwie Musik machen, ist der Output kaum noch was wert". Wenn man den Betrachtungszeitraum groß genug wählt, sind die vermeintlichen Unterschiede zwischen der "Ära Soundcloud" und der "Ära Mixtape" plötzlich gar nicht mehr so groß.

Das Mengenverhältnis zwischen qualitativ hochwertiger und fragwürdiger Musik hat sich in meinen bisherigen 30 Jahren als Musikrezipient nicht verändert. Es liegt bei gefühlt 2 zu 98%. Auch empfinde ich kein "Überangebot". Es kommt halt auf die Haltung an. Man darf sich halt nicht vornehmen, immer den kompletten Überblick über den ganzen Kosmos dessen zu haben, was einen interessiert. Sondern muss es aushalten können, dass es neben dem bislang entdeckten Guten noch eine Riesendunkelziffer von vielleicht noch großartigerem Zeug gibt, das man noch nicht kennt, und in den verbleibenden Lebensjahrzehnten auch nicht mehr kennenlernen wird. Das ist doch auch in anderen Lebensbereichen so. Wer in einer Großstadt lebt, muss aushalten können, dass es neben den Angeboten, die man wahrnimmt, auch noch mehr gibt, die man nicht wahrnehmen kann, oder von denen man evt. gar nichts weiß. Wer je eine wissenschaftliche Arbeit abgeschlossen hat, wird sich auch irgendwann einen Lesestopp verordnet haben, auch wenn es noch so viel andere spannende Forschung zum selben Thema gibt. Usw.

Was die Medien angeht: hier im Haushalt herrscht entspannter Pluralismus. Ein Plattenspieler, ein CD-Player, ein Tascam 112, ein 234, nochmal Tape+CD im Kinderzimmer, allesamt funktionsfähig, plus ein Tascam 122, das zur Wartung muss. Oh, und ein Laptop plus regelmäßig genutztes Bandcamp-Konto. Gekauft wird auf dem Medium, das zur jeweiligen Musik passt (Jazz und Klassik ausschließlich auf CD, etc.), oder ästhetisch/haptisch am meisten überzeugt (sehr gerne eine schön aufgemachte Platte/Kassette + FLAC-download via bandcamp).

Kaufentscheidungen aus reiner Vernunft sind möglich, aber nicht zwingend.

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http://shop.cpurecords.net/album/floptrik
 
Klanglich für mich relevant ist der nette Bassbump den es bei Bandaufnahmen gibt. Was ich allerdings noch mehr mag ist die Entfernung vom "gerasterten" Medium. Digitale Aufnahmen können je nach Workflow zu sehr zur Perfektion verlocken. Ein Track ist nie wirklich fertig, Spuren können z.b.: quantisiert werden und ein sloppy Timing oder Spielfehler (die einiges ausmachen können) werden gnadenlos korrigiert / quantisiert. Ich hab selbst sehr viele Aufnahmen die besonders dadurch funktionieren weil ich mich von den offenen Möglichkeiten distanziert hatte, Z.b. in dem ich Spielerische Mängel (zum Beispiel das abrutschen eines falschen C# auf C in einem C Dur Akkord behalten habe oder seien es einfach nur Aufnahmen mit Übersprechen.

So sehr ich viele meiner legendären Kassetten die ich in meinem alten Renault R19 gehört und dort "gereift" waren mochte - billiges Kassettenmaterial muss nicht wirklich sein.
 


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