Aliens-Project / Sailing

Bernie

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Habe nochmal was ganz altes ausgegrabbelt:



Aliens-Project
Song: Sailing
Album: Drop Out (2001)

recorded @ SynxsS-Studio Offenbach am Main

copyright: Bernd-Michael Land
 
Hmmm ... ich habe echt Schwierigkeiten, da sowas wie einen regelmäßigen Takt oder zumindest einen Flow zu erkennen.
 
fanwander schrieb:
Hmmm ... ich habe echt Schwierigkeiten, da sowas wie einen regelmäßigen Takt oder zumindest einen Flow zu erkennen.
Muss es auch nicht. Wahrscheinlich hast du auch Schwierigkeiten den Synthesizer herauszuhören. :)
 
Bernie schrieb:
Muss es auch nicht.
Ein Metrum muss nicht sein, aber einen Fluss sollte das haben. Für mich klingt es nach "Sängerin singt mal wo entlang wie es ihre gerade gefällt und Gitarrist stolpert(!) notdürftig hinterdrein". Sorry.
Alban Bergs Wozzeck hat auch kaum ein Metrum, aber jede einzelne Melodik ist dort zwingend.
 
fanwander schrieb:
Bernie schrieb:
Muss es auch nicht.
Ein Metrum muss nicht sein, aber einen Fluss sollte das haben. Für mich klingt es nach "Sängerin singt mal wo entlang wie es ihre gerade gefällt und Gitarrist stolpert(!) notdürftig hinterdrein". Sorry.
Alban Bergs Wozzeck hat auch kaum ein Metrum, aber jede einzelne Melodik ist dort zwingend.
Es war ein Experiment.
Und noch was, es gab auch keine Gitarre, denn es ist alles komplett synthetisch, bis auf die Samples mit dem Wasser, die Möven und die Stimme.
Die Gitarre ist aus hunderten Minischnipseln einzeln im Synclavier programmiert und danach im Fairlight zusammengepuzzelt worden. Auch das Quitschen auf den Saiten ist Fake, es sind meine Finger an einer Klavierseite, wo das Sample dann hochgepitcht wurde. Der Frettless Bass ist vom Kurzweil K2500.
Es ist eben eine andere Art von Experimentalmusik, also alles nur Plastik.
Mir war danach.
 
Ach ja, ich hab eine ganze Woche nur für die Klampfe gebraucht, ein Gitarrist hätte es in 4 Minuten sicherlich "besser" hinbekommen.
 
Wow... echt geil Bernie, nach deiner Beschreibung finde ich den Track noch besser, ich liebe solch Elektronik Gefrickel!!! Gerade wenn es manch anderem in seinen analytisch trockenen Hörgewohnheiten überfordert. Hast du denn die Einzelspuren noch in deinem Archiv?
 
tomk schrieb:
Wow... echt geil Bernie, nach deiner Beschreibung finde ich den Track noch besser, ich liebe solch Elektronik Gefrickel!!! Gerade wenn es manch anderem in seinen analytisch trockenen Hörgewohnheiten überfordert. Hast du denn die Einzelspuren noch in deinem Archiv?
Die ganzen kleinen Einzelsamples hatte ich im Fairlight bearbeitet, den habe ich allerdings verkauft.
Habe früher oft solche schrägen Sachen gemacht, interessiert halt kein Aas.
Hab z. B. einen Eventide in die Knie gezwungen, in dem man mit dem Rogue einen Glide-Effekt eingespeist hat und es in Echtzeit korrigieren läßt -herrliche Sounds kommen da heraus.
Das Album "Drop-Out" hat sich aber trotzdem überraschend gut verkauft, hat mich selbst damals gewundert.

Mein Fairlight CIIIx:
Fairlight-CIIIX3.jpg


und das Synclavier S2:
Synclavier.jpg
 
weinglas schrieb:
Mir hat es jedenfalls gefallen. Es muss (soll?) ja nicht alles eine perfekte Struktur haben :supi:
Bei dem Album "Drop Out" war eher der Weg das Ziel. Ich habe da recht viele Dinge ausprobiert, die uns heute ganz einfach erscheinen, jedoch vor 14 Jahren so noch nicht möglich waren.
Der eingesetzte Fairlight hatte noch 8-Zoll Disketten, an Speicherplatz brauchen wir also nicht mal ansatzweise denken, auch der aktuelle EPS war ziemlich schwach.
Es gibt auf dem Album z. B. einen Song (The Moon), bei dem der Bass aus einer Frauenstimme generiert wird -auch recht ungewöhnlich.
 
Bernie schrieb:
Habe früher oft solche schrägen Sachen gemacht, interessiert halt kein Aas.
Und heute nicht mehr; nur weil es kein Aas interessiert?

Allgemein gesprochen + zum Mutmachen:
Ich denke mal es geht hier um "Erfolg" und dessen Quantifizierung: man freut sich über jeden gewonnenen Hörer.
Und jede verkaufte CD oder gut besuchtes Konzert ist eine Form von Erfolg/Bestätigung.

Aber: uns als Nicht-davon-leben-Müssende sollte die musikalische/künstlerische/kreative Narrenfreiheit die wir
haben (und die wir uns immer wieder vergegenwärtigen sollten!) wichtiger sein, als die Frage ob wir nun 5, 50 oder 500 CDs
(frei gewählte Hausnummer) absetzen können.

Klar, wichtig ist die Frage, ob wir hinter dem was wir musikalisch fabrizieren wirklich stehen können, oder ob es
nur ein Zugeständnis an die Hörer ist, um fröhlicheweinbergmäßig unsere Brötchen damit zu verdienen?
Um Letztere soll es hier aber nicht gehen, da wohl die meisten von uns sich in irgendeiner Form prostituieren müssen,
um ihr Leben zu bestreiten. ;-)

Übrigens: Deine Sachen fand ich immer dann am besten, wenn o. g. Narrenfreiheit und Experimentiergeist zu spüren war
und Du Deine eigenen Duftmarken setzen konntest.
 
Bernie schrieb:
Es war ein Experiment.
Und noch was, es gab auch keine Gitarre, denn es ist alles komplett synthetisch, bis auf die Samples mit dem Wasser, die Möven und die Stimme.
Die Gitarre ist aus hunderten Minischnipseln einzeln im Synclavier programmiert und danach im Fairlight zusammengepuzzelt worden. Auch das Quitschen auf den Saiten ist Fake, es sind meine Finger an einer Klavierseite, wo das Sample dann hochgepitcht wurde. Der Frettless Bass ist vom Kurzweil K2500.
Es ist eben eine andere Art von Experimentalmusik, also alles nur Plastik.
Mir war danach.

das war dann die sogenannte Tomita-Phase ;-)
Finde ich prima wenn man möglichst viel selbst macht, wozu haben wir die Möglichkeiten wenn man sie nicht nutzt, oder? :phat:
Der Track klingt auch ohne deutlich erkennbaren Rhythmus usw. gut.
 
Nachdem ich die ganzen Erläuterungen gelesen habe, kann ich nur feststellen, dass mal wieder die sicher großartige Qualität der Form fälschlich dem Inhalt zugeschrieben wird. Ich bleibe dabei: technisch brilliante Ausführung, inhaltlich mehr als dürftig. Mich würde Schnuffis Meinung hierzu interessieren.
 
fanwander schrieb:
Nachdem ich die ganzen Erläuterungen gelesen habe, kann ich nur feststellen, dass mal wieder die sicher großartige Qualität der Form fälschlich dem Inhalt zugeschrieben wird. Ich bleibe dabei: technisch brilliante Ausführung, inhaltlich mehr als dürftig. Mich würde Schnuffis Meinung hierzu interessieren.
ich kann ja mal demnächst etwas massenkompatibleres hochladen, das sind dann eher so normale Elektronicsongs, wie es eigentlich viele andere auch produzuieren.
 
Bernie schrieb:
ich kann ja mal demnächst etwas massenkompatibleres hochladen,
Es geht mir nicht um Masseninkompatibilität, sondern um die Inhaltsfreiheit - sowohl musikalisch als auch textlich.

Das ganze als Sampling-Etüde (oder meinetwegen Zauberkunststück) ist ja völlig in Ordnung, aber es gibt sich die Attitude des Songs, und da musst Du schon akzeptieren, dass es dann von mir an dem Maßstab des Konzepts "Song" gemessen wird.
 
Zotterl schrieb:
Ich denke mal es geht hier um "Erfolg" und dessen Quantifizierung: man freut sich über jeden gewonnenen Hörer.
Und jede verkaufte CD oder gut besuchtes Konzert ist eine Form von Erfolg/Bestätigung.
Ich mache immer nur das, wozu ich gerade Lust habe. Wem das nicht gefällt, der muss weder zum Konzert kommen, noch meine CDs kaufen.
Profit war nie mein Antrieb, dann würde ich auch eine ganz andere Musik machen und wäre einer von ganz vielen, die alle dasselbe Geschrabbel produzieren.
Mag sein, das mein Zeugs oft ziemlich mieserabel ist, besonders wenn man es mit den üblichen Standards vergleicht.
Meine Musik ist unquantisiert, untight, chaotisch, oft fehlerhaft eingespielt, hat (bewußt) keine typische Songstruktur und genau das macht sie einzigartig.

Zotterl schrieb:
Aber: uns als Nicht-davon-leben-Müssende sollte die musikalische/künstlerische/kreative Narrenfreiheit die wir
haben (und die wir uns immer wieder vergegenwärtigen sollten!) wichtiger sein, als die Frage ob wir nun 5, 50 oder 500 CDs
(frei gewählte Hausnummer) absetzen können.
Naja, für die Finanzierung vom Studio hat mein musikalisches Herumrödeln ja gereicht.
Obwohl ich seit letztem Jahr keine andere Einnahmequelle mehr habe, ist mir Erfolg mit Musik trotzdem völlig egal, bin mittlerweile zu alt dafür.

Zotterl schrieb:
Klar, wichtig ist die Frage, ob wir hinter dem was wir musikalisch fabrizieren wirklich stehen können, oder ob es
nur ein Zugeständnis an die Hörer ist, um fröhlicheweinbergmäßig unsere Brötchen damit zu verdienen?
Um Letztere soll es hier aber nicht gehen, da wohl die meisten von uns sich in irgendeiner Form prostituieren müssen,
um ihr Leben zu bestreiten. ;-)
Darum geht es mir nicht.
Musik ist / war für mich immer eine Art der Kommunikation. Meine Musik ist wie ein gesprochenes Wort, was gesagt ist, ist raus.
Da wird nichts mehr hinterhereditiert, das muss nicht perfekt sein, wozu auch?
Jedem ist doch freigestellt und kann meine schlampig hingerotzten Kompositionen nehmen und gerne auf höherem Level Remixen.
Ich editiere auch keine Liebesbriefe.

Zotterl schrieb:
Übrigens: Deine Sachen fand ich immer dann am besten, wenn o. g. Narrenfreiheit und Experimentiergeist zu spüren war
und Du Deine eigenen Duftmarken setzen konntest.
Besonders interessant fand ich immer die Art von experimenteller Musik, bei der niemand was davon gemerkt hat.
 
fanwander schrieb:
Das ganze als Sampling-Etüde (oder meinetwegen Zauberkunststück) ist ja völlig in Ordnung, aber es gibt sich die Attitude des Songs, und da musst Du schon akzeptieren, dass es dann von mir an dem Maßstab des Konzepts "Song" gemessen wird.
Ich verstehe sehr gut was du meinst.
Dieses Stück ist ganz absichtlich und genau geplant exakt so geworden, wie es später sein sollte.
Wir wollten keinen 08/15 Song machen, wozu auch?
Durchschnittliche Klampfenmucke gibt's zu hundertausenden bereits auf diesem Planeten, da sehe ich einfach keinen Sinn drin.
Warum sollte ich das tun und anderen hinterherrennen?
Ich hätte ja einfach jemanden mit ner Klampfe hinsetzen können, aber genau das wollten wir aber nicht.

Sehe es mal nicht als "Song" mit den üblichen konventionellen Maßstäben, sondern verstehe es als musikalisches Experiment.
Der Text ist übrigends von Bine Morgenstern, der wurde einfach so übernommen.
 
fanwander schrieb:
Bernie schrieb:
ich kann ja mal demnächst etwas massenkompatibleres hochladen,
Es geht mir nicht um Masseninkompatibilität, sondern um die Inhaltsfreiheit - sowohl musikalisch als auch textlich.

Das ganze als Sampling-Etüde (oder meinetwegen Zauberkunststück) ist ja völlig in Ordnung, aber es gibt sich die Attitude des Songs, und da musst Du schon akzeptieren, dass es dann von mir an dem Maßstab des Konzepts "Song" gemessen wird.

kompliziertes bild ''
 
Bernie schrieb:
Meine Musik ist unquantisiert, untight, chaotisch, oft fehlerhaft eingespielt, hat (bewußt) keine typische Songstruktur und genau das macht sie einzigartig.
Da bist du sicher nicht allein.

Das Stück finde ich irgendwie beunruhigend, ein Chaos ohne Auflösung sozusagen.
 
hertzdonut schrieb:
Das Stück finde ich irgendwie beunruhigend, ein Chaos ohne Auflösung sozusagen.
da gebe ich dir recht, sehe ich auch so.
Es fehlt der übliche Songaufbau, hat keinen Spannungsbogen und hört am Ende einfach nur so auf.
 
@Bernie
Zotterl: Allgemein gesprochen + zum Mutmachen
Mein Kommentar war nicht nur auf Dich gemünzt.
Sich der eigenen Freiheit gewahr zu sein – künstlerische + finanzielle UNabhängigkeit – und
aus dieser Situation heraus versuchen etwas Neues/Anderes zu schaffen…das zählt für MICH.
 
Ein herrvoragender Track...

Fand ich bereits gut bevor ich das gelesen habe wie der gemacht wurde - im Prinzip ist es ja auch egal wie - aber in dem Fall macht es das ganze noch geiler...

...und das wo ich doch sonst gerne auch mal recht unhöflich bin hier...
 
super song !!! ist doch alles top , was soll daran jetzt schräg oder sowas sein , also sorry ist doch ganz normale schöne und auch recht intressante musik.

muss man sich für sowas hier rechtfertigen ???

bis auf kalles sachen war hier doch noch nichts besseres....

und schnuffis meinung dazu kennt doch auch jeder , irgendwas mit sockenhausen :kaffee:
 
jonny-bremsklotz schrieb:
bis auf kalles sachen war hier doch noch nichts besseres....
:lollo: Mich würde auch mal Schnuffis Meinung zu Kalles Songs interessieren. Aber da wird es eine Parallelsituation geben zu dieser: Marcel Reich-Ranicki (R.I.P.) weigerte sich vehement, ein Buch von Helge Schneider auch nur in die Hand nehmen oder rezensieren zu wollen. Hohe komplexe Kunst halt - da kapitulieren die routiniertesten und abgebrühtesten Kritiker! ;-)
 
Fanwander schrieb:
[...]Inhaltsfreiheit
jaaa, let it all hang out...
Dazu mal eins meiner Lieblingsgedichte:

Liedchen
Die Zeit vergeht,
Das Gras verwelkt,
Die Milch entsteht,
Die Kuhmagd melkt.

Die Milch verdirbt.
Die Wahrheit schweigt.
Die Kuhmagd stirbt.
Ein Geiger geigt.

Joachim Ringelnatz

Auf Inhalt und Form ist gehustet, wenns trifft und man weiß nicht warum.
 
maradona schrieb:
Ein herrvoragender Track...

Fand ich bereits gut bevor ich das gelesen habe wie der gemacht wurde - im Prinzip ist es ja auch egal wie - aber in dem Fall macht es das ganze noch geiler...

...und das wo ich doch sonst gerne auch mal recht unhöflich bin hier...
:mrgreen:
 
Bei vielen Dingen, die ich so im Internet höre, "skippe" ich minutenweise weiter, weil nichts passiert. Hier bin ich dabei geblieben, weil's ein wirklich spannendes Stück ist, gute Sängerin, wirklich schöne Musik und das Ganze "aus einem Guss".

Massenkompatibel? Lass' es sein - aber das tust Du ja sowieso, mehr davon! Und es ist immer wieder gut, wenn man erfährt, wie die Stücke entstanden sind...wir sind a schließlich Nerds hier. Das Video hat mir auch gefallen, wenn auch mit dem Main(?) ein bißchen wenig Wasser für "Sailing"...
 


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