Nachdem ich die ersten 28 Jahre erfolglos Musik gemacht hatte, habe ich mich mit 30 ganz von der Musik abgewandt. Das hat aber nur 5 Jahre funktioniert: 1997 hab ich angefangen Lyrics zu schreiben, die zum Sprechen gedacht sind. Die Idee: man spricht in einem normalen, aber durchgehenden Sprechtempo, die Laute werden rhythmisch aufgelöst gesprochen. Also fast normales Sprechen, kein Rap. (Die Stimme "erzeugt" keine Beats/Musik durch Betonungen, Wiederholungen oder Reime, es gibt nur die Ästhetik der natürlichen Sprechrhythmik.) Die Sprache selbst ist der "Rap", die Musik quasi. Für mich ist der Text, wenn man ihn so spricht, ein Musikstück.
Jahre später haben ich und ein Freund dann ein paar von den gesprochenen Lyrics mit Electronica vertont, hier als Bsp. "Du schläfst 2004".
2010 hab ich den Text wieder vorgeholt und eine Klavierversion von der gesprochenen Sprache gemacht. dh, ich habe damit angefangen, das Gesprochene als Klavierklang umzudeuten – etwas langsamer, pianistischer dargeboten und dabei versucht allem, was beim Sprechen (mit mir) so passiert, kompositorisch Ausdruck zu verleihen. Also das Sprachlauteerzeugen mit den Gedanken und Empfindungen zu verbinden und zusammen mit Atmo, Bildern und Farben, die beim Sprechen entstehen, als Klavierklang umzuarbeiten. Es wurde aber, auch nach mehreren Anläufen, nie fertig, weil ich so noch nie Klavier gespielt, geschweige denn komponiert habe. Erst im Sommer 2019 habe ich es dann durchgezogen. Das hat 2 Wochen fulltime gedauert (für 2 min Musik).
Als nächstes lass ich den Text ins Chinesische übesetzen und sprechen und mach das gleiche nochmal. Vorausgesetzt die Chinesin, die sagte, sie wolle das machen, kommt mal endlich in die Puschen.