G2 Waveshaping, Charakter einfangen und Wellenformbilder

Check Mate

Aquatic Beta Particle
Angeregt durch ein paar Threads und Patches im Electromusic Forum interessiere ich mich dafür, wie man den Charakter verschiedener Synthesizer mit dem G2 nachahmen kann bzw. wie man die Wellenformen der G2 OSCs in eine gewünschte Form bringt.
Es ist mir natürlich bewusst, dass das nicht 100% tig funktioniert aber es gibt dennoch schon sehr gute Patches die das recht gut können (z.B. der JX-8P Patch).
Ich will auch keine Diskussion vom Zaun brechen von wegen Analog ist nicht kopierbar etc. Ich will nur ein bisschen für mich selbst experimentieren.

Dazu wollte ich
1. mal fragen, ob jemand eine Website o.ä. kennt, wo Scope Bilder der reinen Wellenformen von verschiedenen Analog- Synthies zu finden sind (besonders die Roland Synths interessieren mich sehr).

2. würde ich gern lernen welche Möglichkeiten der Erzeugung , von verschiedenen Wellenformen es gibt (z.B. eine Saw aus einer Sinewave machen) weil das ja auch von Synth zu Synth unterschiedlich ist. Ich würde das gerne zu lernzwecken mal nachbauen wollen. Ich fand z.B. den Thread über den Korg Poly-800 recht interessant.

Insgesamt möchte ich das mal mit dem G2 nachbauen um auch die Funktion der einzelnen Module besser kennenzulernen.
Nen einfachen VCO-VCF-VCA Synth kann ja jeder patchen :D

Ich würde gern mit ner SH-101 anfangen, da das Teil noch recht überschaubar zu sein scheint. Ich kann leider keine Shematics lesen. Meine elektronik kenntnisse tendieren gegen 0 aber ich interessiere mich wie gesagt dafür und vielleicht gibt es da ja erstmal was interessantes zum Schmökern.

Ich würd mich über ein paar hilfreiche Tipps freuen.

Cheers,
 
Der Wellenform-Oszillogramme bringen dich nicht weiter, da sieht man nicht, was man wirklich hört. (Das Oszillogramm löst nur etwa 20dB auf, und stellt die Phase genauso groß wie die Amplitude dar - das hat einfach nix mit dem zu tun, was dem Ohr wichtig ist. )
 
Die Sinusformer sind übrigens oft Gleichrichter und dann eine Shaper-Stufe (typischerweise eine passend ausgesteuerte tanh Funktion, die passt ganz gut und ist in Hardware mit einer Differenzeingangstufe mit moderatem Aufwand machbar.)
Der Gleichrichter klappt die untere Hälfte vom Sägezahn nach oben, dann hat man einen Dreieck. Einfache Schaltungen sind nicht ganz symmetrisch und nicht richtig linear, d.h. in der Nähe der Knicks sind die Signale nicht gerade. Der folgende Shaper 'plättet' dann die Spitze passend.

Ein wesentlicher Punkt ist m.E. das "wellenförmige" Oszillatortracking, die Töne liegen alle so 1..3 Cent daneben. (Teils unrealistisch aber vorteilhaft: im Bass etwas mehr, im Diskant etwas weniger)
Bei den Polyphonen sind die 4..8 Stimmboards alle etwas unterschiedlich abgeglichen, das betrifft dann auch Filtertracking, und Resonanz. Vor allem bei weit aufgedrehter Resonanz knapp vor der Oszillation macht sich das bemerkbar, dann klingen die Stimmen recht verschieden.
 
Also man kann schon den Charakter eines Instrumentes mit Beobachtungen erfassen. Ich empfehle das Echtzeitansehen von Spektralanalysen.

Nehmen wir mal das Beispiel Korg 800DV:
Der hat OSC-Seitig offensichtlich so Kerben, weshalb ein Kerbfilter oder Phaser (nicht moduliert) bereits ein bisschen mehr nach DV klingt, macht man etwas ähnliches mit dem Filter, dann kommt man schon wieder näher heran, da das Filter der frühen Korgs echt mehr wie ein Kamm aussehen, zB mit 2-3 "Zähnen". Oder mit ein paar BPFs und etwas Dreck über Clipping oder Noise mit S/H oder Glättung kommt man dann schon mehr an ein Original ran.

Finde also den Ansatz nicht so falsch, nur die Methode hilft nicht so viel. Man muss halt mehrere Bewegungen anschauen und Charakteristika der einzelnen Baugruppen erfassen.
 
Moogulator schrieb:
Also man kann schon den Charakter eines Instrumentes mit Beobachtungen erfassen. Ich empfehle das Echtzeitansehen von Spektralanalysen.

Das ist auch was anderes als "Wellenform". Spektralanalyse ist schon viel dichter dran am hören, man sieht aber auch auf den Dingern Dinge ganz doll, die man nicht hört und Dinge, die man gut hört gehen unter.
Bei statischen Klängen, wie einem Oszillatorsignal kommt man damit allerdings sehr weit.
 
Moogulator schrieb:
Finde also den Ansatz nicht so falsch, nur die Methode hilft nicht so viel. Man muss halt mehrere Bewegungen anschauen und Charakteristika der einzelnen Baugruppen erfassen.

Ahh, interessant.
Ich denke, es scheitert hier allerdings oft daran, alle Synths zum ausgiebigen analysieren zur Verfügung zu haben.
Für mich fällt das jedenfalls aus.
Ich hab mir überlegt, ich könnte aber zumindest versuchen, die "puren" Sounds (ohne Effekte) die man so im Netz findet zu analysieren und die Charakteristik nachzubauen. Das wär immerhin schonmal was.
Nur da weiss man nicht, was vor und was nach dem Filter passiert. Der "dynamische Verlauf" und das Filter scheinen ja sowieso eher der Knackpunkt zu sein
Na mal sehen.

Das eigentliche Ziel ist ja, den G2 besser kennen zu lernen.
Mich übberrascht der Synth jedenfalls ständig aufs neue, was die Möglichkeiten angeht.
Ich würd gern das Maximum rausholen, weil z.B. ne teure Vintage Sammlung nicht in Frage kommt. Da mach ich lieber mehr Musik.



@Fetz
Wenn ich dich richtig verstanden habe wär es daher auch sinnvoller, auch nach dem Gehör zu gehen.
Was sind denn Dinge, die man nicht sirekt sieht, aber hören kann?
Hat das mal jemand untersucht, Analysen und Vergleiche erstellt? Das fänd ich wirklich interessant.
Ich denk mir immer, da muss es doch schonmal jemanden gegeben haben. Andererseits ist das sehr Zeitaufwändig und wahrscheinlich von so geringem Interesse, dass sich der Aufwand nicht lohnt?!
Ich würde auch gern mal den Blindttest machen und zwar zwischen G2 (mit Tims OSC- Warmth und Filter Patch) und nem Analogen und zwischen verschiedenen Analogen, ob ich da überhaupt den Unterschied höre.

Danke erstmal für den Input,

Cheers
 
Moogulator schrieb:
... weshalb ein Kerbfilter oder Phaser (nicht moduliert) bereits ein bisschen mehr nach DV klingt...

Ich habe vor einiger Zeit einen Oszillator-Wärme-Trick gemacht, der eben genau so mit einem Phaser arbeitet. Dieser trackt zusammen mit dem Oszillator und ist so getuned, dass damit (regulierbar) die unteren Partials ganz leicht geboostet und die oberen subtil weichgezeichnet werden. Ist nicht ein spezifischer Nachbau eines bestimmten Analogsynths, sondern einfach eine allgemeine Technik um den Standard-VA-Oszillatorwellenformen mehr "analogen" Druck und Wärme zu verleihen. Zusammen mit subtilem Oszillator-Drifting (langsame Smooth-Random-LFO) und dem ClassicFilter kommt das für meine Ansprüche recht gut, ich mache alle meine "Analogsound"-Patches für den Live-Einsatz damit.

Ich hab's bei electro-music.com vor einiger Zeit publiziert, und zwar als "building block" den man in seine eigenen Patches übernehmen kann, sowie als ein netter kleiner 1-Osc Polysynth (à la Polysix/Juno) zum rumspielen.
:arrow: Building Block: http://www.electro-music.com/forum/topic-34508.html
:arrow: Synth: http://electro-music.com/forum/post-245901.html

Ausserdem ist diese Technik eben ein Beispiel dafür, dass man von der Wellenform auf dem Oszilloskop nur bedingt Rückschlüsse auf den Klang ziehen kann, da das PhasingFilter die Phasenlage der Partials verdreht und dadurch die Wellenform zur Unkenntlichkeit deformiert.

Bei digitalem Waveshaping mit steilflankigen Ausgangswellenformen (Sägezahn, Puls) würde ich sehr vorsichtig sein. Die Flanken sind durch das Anti-Aliasing geglättet und durchfahren den Shaper daher nochmals "im Schnelltempo", was je nach dem ziemlich hässliche Artefakte erzeugt. Das lässt sich mit DIY-Oszillatoren umgehen, welche nur auf einer integren Anzahl Samples schwingen. Nur hat man dann kein sauberes Tuning mehr.
 
Hallo Tim,

Ich war von dem Patch echt beeindruckt + den Filter Patch dazu. Ich hab mir schon ein paar Patches rausgesucht, wo ich den Cirquit einbauen möchte.
Allerings verstehe ich den Patch nur bedingt (wie so viele andere auch). Bei Modulen wie z.B. Flip Flop oder Oszillatoren die aus Clock- Teilern bestehen ? hört es gleich ganz auf. Da fehlen mir einfach die Grundlagen.
Ich muss mir das immer bildlich vorstellen können damit ich es verstehe. Es gibt ja Patches bei Electro Music, die auf Schematics aufgebaut sind. Da wird es interessant.
Kannst du ein Tutorial o.ä. empfehlen, was sich mit der Thematik befasst.
Das Hanbuch ist manchmal etwas zu spärlich.
Vielleicht muss ich auch einfach mehr Zeit investieren und auf eigene Faust experimentieren?!
 
Nee, du. Das ist nichts was man von einem Handbuch verlangen sollte. Das ist ja dann schon einfach Kreativität oder Forschung und so. Vom Handbuch erwartest du lieber nur, dass du nachher weisst, wie welche Module funktionieren. Und wenn du mal das Reaktor Handbuch gelesen hast weisst du, dass du ohne manchmal mehr lernst.

Das mitm Phaser hab ich auch einfach so durch anschauen rausgefunden und ein Patch gebaut, so wie Tim oben. Und ich war erstaunt, wie gut man einen 800DV "bauen" kann. Ok, man müsst noch mehr tun, aber es geht halt, dass man sich annähert. Ich gestehe auch gern uneingeschränkte Liebe zum G2 ein. Die Analyse fertiger Klänge geht nur teilweise. Der 800dv ist nur ein Beispiel, weil ich das für mich privat halt mal versucht hab und ich das noch ganz gut zusammenkriege. Es war dort auch so offensichtlich.

Die Analogen machen oft so komische Dinge, die eigentlich ein Fehler sind. Sie klingen toll, weil sie eigentlich total komische komplexe Dinge machen. Das darf man dem armen G2 per Standard noch nicht zutrauen. Man könnte natürlich eine Reihe Patches bauen, die quasi so vorher beforscht wurden. Ohren: Ja, das ist immer das beste. Schließlich fragt keiner nachher wie das gemacht wurde. Naja, hier schon - Aber woanders nicht so sehr. Es muss halt gefallen. Hab das auch mit dem MS20 mal gemacht, diese Grundlage führte zu meinem heute Lieblingssound für Synthpop Sequencerloopsounds.
 
Gut, dann forsche ich mal!

Ist evtl. ein guter Ausgleich, da ich momentan auch in Englischer Literaturwissenschaft forsche.
Da sind aber wesentlich mehr Grundlagen vorhanden.

Anyway,

Danke auf jeden Fall für die Hinweise / Tipps.
Die haben mich auf jeden Fall schon ein Stück weitergebracht.

Cheers,
The X
 
Ich hab mal wieder ne Frage,

Ich habe mal einen ganz einfachen Patch mit 2 osc's und langem Filtersweep gebaut und den Matrix-6 mit dem G2 verglichen.
Beim Matrix ist es so, dass die OSCs "von allein" verschoben sind bzw. frei laufen, auch wenn sie nicht gegeneinander verstimmt sind.
Beim G2 starten alle 2 OSCs immer genau auf den Punkt gleich (wenn beide absolut gleich gestimmt sind).
Kann man das "Freilaufen" bei gleich gestimmten OSCs beim G2 auch hinbekommen oder gibt es da nix dran zu rütteln?

Vielen Dank,
 


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