Spex Magazin - 1980-2018

Du meinst selbst Schuld wenn man Veränderungen verpennt?

Ich war sehr positiv überrascht von der Schreibqualität des Magazins als ich vor ein paar Monate zum ersten mal wieder reingeschaut hatte. Schreiben ist wie Musik machen und fotografieren heutzutage. Jeder meint er kann es, also tut er es auch....

RIP SPEX
 
Du meinst selbst Schuld wenn man Veränderungen verpennt?

Ich war sehr positiv überrascht von der Schreibqualität des Magazins als ich vor ein paar Monate zum ersten mal wieder reingeschaut hatte. Schreiben ist wie Musik machen und fotografieren heutzutage. Jeder meint er kann es, also tut er es auch....

RIP SPEX

Naja, geht schon los bei dem Begriff "Pop". Kann man jetzt 250 Seiten lang diskutieren, was Pop für jeden heutzutage bedeuten mag...Egal, ich war Abonnent von 2009-2015 und ich fand die Themen und Beiträge sind immer mehr Richtung Underground, Nischen, Nerdtum, sexuelle Aussenseiter etc. abgedriftet. Das per se ist natürlich kein Problem im Gegenteil, aber Pop (populär, erfolgreich, massenkompatibel, am Puls der Zeit...) war es eben oft nicht.

Durchschnittliches und Langweiliges wurde versucht zum heissen Scheiss zu machen, aber von (jetzt mal aus dem Bauch raus geschätzt) 60-70% der Heft- und CD-Beiträge hat man irgendwie dann doch nichts weiter gehört.

Im vorläufigen Abschiedstext wird ja dann, davon gesprochen, dass die Filterfunktion des Popjournalismus heute nicht mehr benötigt würde:

"Jahrzehntelang kümmerte sich der Pop-Journalismus nicht zuletzt darum, seinen Leser_innen einen Überblick über eine kaum zu fassende Menge an neuen Alben, Büchern, Filmen, Serien und Ausstellungen zu verschaffen. Heute sind beinahe alle Platten der Welt für beinahe alle Menschen gleichzeitig verfügbar. Die sogenannte Gatekeeperfunktion von Pop-Journalist_innen hat sich weitgehend erledigt."

Seh ich komplett anders, grade heute wo alles Do It Yourself ist. "Gatekeeper" mit Wissen und Hintergrund sind doch mehr gefragt den je. Ich habe genug Internetforenbeiträge in den letzten 10 Jahren gelesen, viele Diskussionen um aktuelle Musik gehen immer darum dass die eine Seite sagt, es gibt heute keine gute Musik mehr, wohingegen die andere Seite entgegnet, es gibt bessere Musik denn je, man muss sie nur suchen.
 
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Seh ich komplett anders, grade heute wo alles Do It Yourself ist. "Gatekeeper" mit Wissen und Hintergrund sind doch mehr gefragt den je. Ich habe genug Internetforenbeiträge in den letzten 10 Jahren gelesen, viele Diskussionen um aktuelle Musik gehen immer darum dass die eine Seite sagt, es gibt heute keine gute Musik mehr, wohingegen die andere Seite entgegnet, es gibt bessere Musik denn je, man muss sie nur suchen.

Schön geschrieben. Ich glaube auch daran das gut gemachte Musikredaktionen wieder zurückkommen werden, es ist nur eine Frage des Formates - heute wären sie jedenfalls wichtiger den je. Die über das Internet gewonnene Freiheit langweilt mittlerweile während die gigantische Masse total überfordert.

Aber ja, auch mir als jemand der früher vom Pausenbrotgeld fast jeden Tag ein Magazin oder eine Single gekauft hat und pünktlich zu Lieblingsmusiksendungen zu Hause war und sich jetzt noch an tolle Zeiten zurückerinnert fehlt die Bereitschaft in den Kiosk zu gehen oder zu einer bestimmten Uhrzeit mal das Radio oder den Fernseher anzuschalten.

Auch wenn ich sie nie besonders mochte. Die Spex war für die heimische Musikkultur auf jeden Fall sehr wichtig. :sad:
 
Schön geschrieben. Ich glaube auch daran das gut gemachte Musikredaktionen wieder zurückkommen werden, es ist nur eine Frage des Formates - heute wären sie jedenfalls wichtiger den je. Die über das Internet gewonnene Freiheit langweilt mittlerweile während die gigantische Masse total überfordert.

Aber ja, auch mir als jemand der früher vom Pausenbrotgeld fast jeden Tag ein Magazin oder eine Single gekauft hat und pünktlich zu Lieblingsmusiksendungen zu Hause war und sich jetzt noch an tolle Zeiten zurückerinnert fehlt die Bereitschaft in den Kiosk zu gehen oder zu einer bestimmten Uhrzeit mal das Radio oder den Fernseher anzuschalten.

Und nicht zu vergessen: Es fehlt auch weitgehend die Bereitschaft, etwas zu bezahlen, und zwar jenseits der mittlerweile x-fach abgegriffenen persönlichen Daten.
In Zeiten, in denen die Musik (also der eigentliche Gegenstand der Passion) quasi wert-los ins Haus gestreamt wird (sprich: Was kostet ein Song, was ist dir ein Song wert, wenn dir Millionen Songs für 5 EUR im Monat zur Verfügung stehen) ist es nicht einfach, für die redaktionelle Arbeit einen Preis aufzurufen, der auch bezahlt werden wird/würde. Vor allem vor dem Hintergrund, das es hunderte Foren, Blogs, Vlogs u.ä. gibt, die vermeintlich denselben Dienst kostenlos erbringen. Schwierig, in der Tat.
 
Und nicht zu vergessen: Es fehlt auch weitgehend die Bereitschaft, etwas zu bezahlen, und zwar jenseits der mittlerweile x-fach abgegriffenen persönlichen Daten.
In Zeiten, in denen die Musik (also der eigentliche Gegenstand der Passion) quasi wert-los ins Haus gestreamt wird (sprich: Was kostet ein Song, was ist dir ein Song wert, wenn dir Millionen Songs für 5 EUR im Monat zur Verfügung stehen) ist es nicht einfach, für die redaktionelle Arbeit einen Preis aufzurufen, der auch bezahlt werden wird/würde. Vor allem vor dem Hintergrund, das es hunderte Foren, Blogs, Vlogs u.ä. gibt, die vermeintlich denselben Dienst kostenlos erbringen. Schwierig, in der Tat.

Japp, das ist denk ich das größte Problem dem sich Journalisums in der Digitalen Ära stellen muss. Wir haben uns daran gewöhnt aktuelles sofort und kostenlos zu lesen und werden gefühlt in Newsstreams etc. mit tausenden Artikelvorschlägen zugemüllt.
 
zuerstmal: ich war SPEX-Abonnent von 1981(sic!) bis irgendwann in 2007, als die Redaktion nach Berlin zog; ein paar Hefte noch und dann hat es mir genügt.

ich fand die Themen und Beiträge sind immer mehr Richtung Underground, Nischen, Nerdtum, sexuelle Aussenseiter etc. abgedriftet
Das war zwar seit den Anfängen immer wieder so. Thematisch fand ich mich ab der Übernahme (aka. Rettungskauf) durch Piranha-Media im Jahr 2000 schon nicht mehr so richtig wieder. Und 2007 war es mir dann endgütlig zu sehr Deutschleistungskurs-Gymnasiastengeschreibsel.

Und nicht zu vergessen: Es fehlt auch weitgehend die Bereitschaft, etwas zu bezahlen
Hmm, die einzigen zwei Zeitschriften, die ich neben einer Tageszeitung noch kaufe, sind über weite Strecken werbefrei, und inhaltlich hervorragend gemacht, und kostenmäßig ziemlich teuer (beide um die zehn Euro pro Ausgabe). Für Qualität bin ich bereit zu zahlen. Die sprachliche und redaktionelle Qualität hat mir aber bei Spex gefehlt - zumindest 2005 - 2007. Danach kann ich nix mehr dazu sagen.
 
Hmm, die einzigen zwei Zeitschriften, die ich neben einer Tageszeitung noch kaufe, sind über weite Strecken werbefrei, und inhaltlich hervorragend gemacht, und kostenmäßig ziemlich teuer (beide um die zehn Euro pro Ausgabe). Für Qualität bin ich bereit zu zahlen. Die sprachliche und redaktionelle Qualität hat mir aber bei Spex gefehlt - zumindest 2005 - 2007. Danach kann ich nix mehr dazu sagen.
Fühle dich hiermit bei dem Begriff "weitgehend" exkludiert :)
 
Also im Mai hat Intro aufgehört, dann hab ich mir im August zum ersten Mal im Leben die Spex am Flughafen geholt. Fand ich in Ordnung...
Darin auch ein kurzer Nachruf auf die Intro!

Und jetzt zwei Monate später hören die selber auf. Hmm

Und die Groove will jetzt auch nicht mehr.

Haben die sich abgesprochen?
 
Im vorläufigen Abschiedstext wird ja dann, davon gesprochen, dass die Filterfunktion des Popjournalismus heute nicht mehr benötigt würde:

"Jahrzehntelang kümmerte sich der Pop-Journalismus nicht zuletzt darum, seinen Leser_innen einen Überblick über eine kaum zu fassende Menge an neuen Alben, Büchern, Filmen, Serien und Ausstellungen zu verschaffen. Heute sind beinahe alle Platten der Welt für beinahe alle Menschen gleichzeitig verfügbar. Die sogenannte Gatekeeperfunktion von Pop-Journalist_innen hat sich weitgehend erledigt."

Seh ich komplett anders, grade heute wo alles Do It Yourself ist. "Gatekeeper" mit Wissen und Hintergrund sind doch mehr gefragt den je. Ich habe genug Internetforenbeiträge in den letzten 10 Jahren gelesen, viele Diskussionen um aktuelle Musik gehen immer darum dass die eine Seite sagt, es gibt heute keine gute Musik mehr, wohingegen die andere Seite entgegnet, es gibt bessere Musik denn je, man muss sie nur suchen.
Der Abschiedstext steht im Gegensatz zu dem, wie die beiden letzten - von mir gekauften - Ausgaben der Spex auf mich gewirkt hatten. Ich habe durch die Rezensionen wieder Bock bekommen mir Sachen anzuhören, die ich so nicht beachtet hätte. Für mich hat das Magazin somit sein Ziel erreicht, mehr geht nicht....
 
Die Spex war mir immer irgendwie zu abgehoben. Der Intellektuelle isoliert sich ja gerne selbst und schiesst sich damit ins Knie. Keine Kritik, sondern eine/meine Meinung dazu. Natürlich schade, dass dieses Kulturgut verschwindet!

Andererseits findet man im Netz auch gute Plattformen und die sind halt leider schneller. Ich denke der Journalismus verlagert einfach sein Medium. Ob es damit weniger wert wird, ist die große Frage. Kann ich nicht beantworten.
 
machen die nun online weiter oder hören die ganz auf? ich mein die könnten doch jetzt verstärkt online weitermachen und sich durch Werbung etc. finanzieren, so ähnlich wie z.B. amazona.de.
 
Zuletzt bearbeitet:
Andererseits findet man im Netz auch gute Plattformen und die sind halt leider schneller. Ich denke der Journalismus verlagert einfach sein Medium. Ob es damit weniger wert wird, ist die große Frage. Kann ich nicht beantworten.
Der grösste Teil der Journalisten wird den Gürtel enger schnallen müssen, so viel anders als in der Musikindustrie ist das schlussendlich auch nicht.
Oder sie betreiben es noch als Hobby und schreiben um gut Geld zu verdienen Texte für Firmen, Werbung usw.
So stelle ich mir das vor als Aussenstehender...

Amazona wurde erwähnt, ich denke deren Schreiber bekommen auch fast nichts dafür.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich mag Interviews von Musikern. Was irgendein Jornalist über Musik denkt ist mir Schnurz und das ist auch keine hohe Kunst andere zu kritisieren nach seinen
Individuellen Werten. Ich habe mir letztens den Musikexpress gekauft, aber auch nur weil da ein Bericht von Richard James abgedruckt ist.
Ich lese Interviews nur von meinen wenigen Lieblingskünstlern. Wollte ich von allen deren Musik ich o.k. finde die Interviews lesen käme ich nicht zum Musikmachen.
Und Musikmachen ist für mich wichtiger als eine Musikzeitschrift zu lesen die sagt wie toll ein Musiker ist oder wie toll ein Konzert von ihm war. Aber ich hab trotzdem ne alte Spex ..
von 1993 mit einem Interview von Richard James, ebenso eine Groove von 2001 ebenso mit einem Interview von ihm
 
Und Musikmachen ist für mich wichtiger als eine Musikzeitschrift zu lesen die sagt wie toll ein Musiker ist oder wie toll ein Konzert von ihm war.
Zumal noch nie einer fürs Lesen von Musikzeitschriften interviewt wurde, aber um so mehr Leute fürs Musikmachen.
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: oli
Und nun ist es (wieder) vorbei:

„Es lief eigentlich gut, die Zahlen waren positiv“, erklärt Dennis Pohl, „wir verzeichneten mehr und mehr Abos.“ Pohl war seit Februar 2019 Chefredakteur, hatte mit seinem Team erheblichen Anteil am Erfolg des Onlineservice, dem viele ein jähes Ende prophezeit hatten. Stattdessen war das neue Abo-Modell mit gerade einmal 24 Euro pro Jahr durchaus angenommen worden.
...
Während der Verlag indes auf einen Neustart hofft, stünde die gerade gekündigte Redaktion der Spex-Geschichte „in dieser Form nicht bereit“, so Pohl. Damit könnte der Titel des (womöglich) letzten Beitrags aus der Feder des begnadeten Kristoffer Cornils kaum passender lauten: „Tod und Spiele“. Doch könnte selbst dieser zweite Tod nicht endgültig sein; es werden Stimmen laut, die einen Verkauf der Marke fordern und auf einen Neustart bauen. Bis dahin darf man leise trauern."
 


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