Analoge Bandmaschinen

Nostalgie und Tradition spielen sicher auch mit. Für mich als Pragmatiker ist aber das klangliche Resultat der Hauptfaktor. Ich hatte überhaupt keine Mühe, DAT, MiniDisc, CD-Recorder, HD-Recorder, und letztlich Computer anzuschaffen und als Aufnahmemedium zu verwenden. Im Gegenteil, ich war heilfroh, das Problem mit dem Bandrauschen und der Synchronisation los zu sein. Bin es heute noch, und verwende Tape nur noch für einzelne Spuren. In den 90er Jahren wurden einem Mehrspurtonbandmaschinen geradezu nachgeworfen, und ich rang oft mit der Versuchung, so eine grosse Maschine anzuschaffen. Vielleicht hätte ich es tun sollen, vielleicht auch nicht, da so eine grosse Sache schon viel mehr Aufwand und Kosten erzeugen.

Es kommt draufan, wo das persönliche Klangideal liegt. Meines liegt bei den Beatles-Aufnahmen der späten 60er Jahre. Abbey Road ist in letzter Zeit in aller Munde wegen dem Konkurs und den neuen Samplelibraries, aber bei mir war das schon seit längerem das Non-Plus-Ultra. Dynamik und Frequenzgang sind da nicht an erster Stelle, es ist, wie mokkinger schrieb, der Klang an sich. Wenn das Klangideal bei moderner Digitalprodukton liegt, dann ist die ganze Sache mit Tape obsolet und "esoterisch". Es ist eine Sache der Gewohnheit bzw. in welcher Klangwelt man aufgewachsen ist. Für jüngere Zeitgenossen ist Tape eben eher etwas mystisches, da sie es nie richtig kennengelernt und im Radio bzw. Mp3-Player nur selten gehört hatten.

Tape sehe ich heute als Luxus an. Und ich finde es gut, dass man mit relativ wenig Aufwand und Kosten in den Genuss dieses Luxus gelangen kann (im Sinne einer Insert-Effektes). Als Hauptaufnahmemedium ist es Luxus pur.
 
Noch mal ganz langsam zum mitschreiben:
Tape selber ist natürlich nicht esoterisch - die Effekte sind eindeutig zu hören. Und wer die toll findet ist noch lange kein Audioesoteriker.

Esoterisch ist es, wenn Leute davon reden, das Tape an irgendeiner Stelle dichter am (technischen) Ideal des transparenten Speichermediums ist, und daher (unbedingt) besser Klänge.
Esoterisch ist es, wenn man den guten Klang 70dB und mehr unter dem Nutzsignal sucht - obwohl einem das Tape gerade vormacht, dass es darauf gar nicht ankommt.

Übrigens hört man doch auch heute noch genug Tape, gibt ja genug Vintage-Aufnahmen.
In Beatles-Dosen finde ich analogen Klirrfaktor überbewertet - ist so wie Ketchup auf dem Essen. Mal ganz ok, aber nicht wirklich gute Küche, und überall muss man das auch nicht drauf haben. Aber *das* ist natürlich Geschmackssache.
 
Purer Luxus...hmmm...
Ich würde sagen dass Masterrecording auf Tape gar nicht mal sooo der riesen Luxus ist. 1/4" Tape gibts für schon unter 20 Euro pro 1000Meter, das sind 45 Minuten bei 38ipm... klar, Festplatten kosten sogut wie gar nix, aber wenn ich mir überlege dass ich pro 2-3 Tracks eine 1000er Rolle Tape verbrauche finde ich das nicht so unglaublichen Luxus. Ich arbeite 1-x Tage an einem Track, da ist mir das schon nen 10er fürs Recording wert.

Wartungskosten für die HW sind natürlich was anderes. Wobei ich dann gar nicht dran denken will was ein Pult, diverse Synths und er ganze Kabelwust an Geld verschlingen.

Vielleicht denke ich aber auch nur so weil ich auch noch aus der Zeit der Verbrauchsmaterialien komme. Ich habe mit Film fotografieren gelernt, Video wurde auf Band aufgenommen, aufgewachsen bin ich mit Kasettendeck und LP. Im Studium habe ich alle Arten von Tusche, Tinte, Karton und Papier in Mengen verbraucht, kopiert wurde auf Papier :) heute macht man Grafik, Fotos, Videos und Musik auf Festplatten. Dass man da aber bisweilen den Überblick in den tausenden MP3, den unzähligen Foldern voller Digibilder und Videos und den unglaublichen Möglichkeiten verliert hat mich wieder dazu gebracht auf manchen digitalen Zauber zu verzichten... Ohne dass ich den Euros fürs Tape lange nachheule 8)

EDIT: habs aber evtl. auch falsch ausgedrückt - einzelne spuren auf tape zu recorden um die dann zu cutten, oder mehrspurige sessions hin und her zu kopieren bis der master mix stimmt - das ist sicher luxus pur, vor allem was die zeit angeht die man mit dem rumwurschteln verbringt :D
 
mokkinger schrieb:
Für einen Homestudiobetreiber ist alleine die Maschine ja schon richtig Geld - das ist mehr als mancher für seine Monitore hingeblättert hat. Und das finde ich dann schon bedenklich. (Eben Klangwunder kaufen statt selber machen. )

Wenn man für andere Leute arbeitet, würde ich mir so was schon alleine wegen der Arbeitsweise hinstellen - das Material & der Einspielvorgang bekommt doch einen ganz anderen Touch, wenn es in einem Stück auf so einem edlen Apparat gespeichert wird.
 
Fetz schrieb:
Noch mal ganz langsam zum mitschreiben:
Tape selber ist natürlich nicht esoterisch - die Effekte sind eindeutig zu hören. Und wer die toll findet ist noch lange kein Audioesoteriker.

Esoterisch ist es, wenn Leute davon reden, das Tape an irgendeiner Stelle dichter am (technischen) Ideal des transparenten Speichermediums ist, und daher (unbedingt) besser Klänge.
Esoterisch ist es, wenn man den guten Klang 70dB und mehr unter dem Nutzsignal sucht - obwohl einem das Tape gerade vormacht, dass es darauf gar nicht ankommt.

Übrigens hört man doch auch heute noch genug Tape, gibt ja genug Vintage-Aufnahmen.
In Beatles-Dosen finde ich analogen Klirrfaktor überbewertet - ist so wie Ketchup auf dem Essen. Mal ganz ok, aber nicht wirklich gute Küche, und überall muss man das auch nicht drauf haben. Aber *das* ist natürlich Geschmackssache.

klar, das bin ich voll deiner Meinung. Das betrifft im Übrigen fast jedes Vintage-Gerät...

Und der Faktor der frühen Beatles-Aufnahmen wär mir dann doch auch eine "Spur" too much, die späteren Aufnahmen jedoch haben IMHO einen recht coolen Klang, ob der allerdings in erster Linie vom Magnetband herrührt oder von den damals verwendeten PreAmps, Konsolen und den Studios an sich sei mal dahingestellt...
 
Fetz schrieb:
mokkinger schrieb:
Für einen Homestudiobetreiber ist alleine die Maschine ja schon richtig Geld - das ist mehr als mancher für seine Monitore hingeblättert hat. Und das finde ich dann schon bedenklich. (Eben Klangwunder kaufen statt selber machen. )

Wenn man für andere Leute arbeitet, würde ich mir so was schon alleine wegen der Arbeitsweise hinstellen - das Material & der Einspielvorgang bekommt doch einen ganz anderen Touch, wenn es in einem Stück auf so einem edlen Apparat gespeichert wird.

auch wieder wahr. Es ist halt auch immer eine Frage was man bereit ist für das Gesamtpaket auszugeben.
Aber im Vergleich zu manch anderm Gear was hier gehandelt wird und worauf einige hier vertrauen ist eine gute Bandmaschine ja noch recht human in der Anschaffung;
Allerdings ist das wie mit einer alten Konsole - ohne Risiko ist das sicher nicht. Und wo wir uns denke ich absolut einig sind: eine Wunderwaffe ist es gleich zweimal nicht. genauso wenig wie ein sündhaft teurer Mastering Comp oder High-End Wandler ;-)
dafür ist aber der Spassfaktor riesig!
 
EDIT: habs aber evtl. auch falsch ausgedrückt - einzelne spuren auf tape zu recorden um die dann zu cutten, oder mehrspurige sessions hin und her zu kopieren bis der master mix stimmt - das ist sicher luxus pur, vor allem was die zeit angeht die man mit dem rumwurschteln verbringt :D

ja, genau, ich meinte das Multitrackrecording mit Tape, wo eine Spule 200-300 Euro kostet. Vom Schneiden von Band reden wir gar nicht, das ist eine Kunstform für sich. Vielen Dank übrigens für den Telefunken-Link, war sehr interessant zu lesen.

Fetz schrieb:
Noch mal ganz langsam zum mitschreiben:
Tape selber ist natürlich nicht esoterisch - die Effekte sind eindeutig zu hören. Und wer die toll findet ist noch lange kein Audioesoteriker.
danke Dir, das wollte ich eigentlich sagen. Man wird aber schnell als Esoteriker abgestempelt, wenn man die Vorzüge nur schon erwähnt, vor allem von jüngeren Zeitgenossen. Die interpretieren das als inhaltsloses Gebrabbel eines peinlich nostalgischen, alten Sackes. Ich muss jeweils die Diskussion abbrechen, da der Kenntnisstand nicht gleich ist. Da finde ich den Hinweis wichtig, dass es hör- und messbare Unterschiede gibt, also nix Esoterik. Über Geschmack lässt sich reden, aber Fakten sind Fakten, die sind einfach so und lassen sich nicht wegdiskutieren.

Beatles/Abbey Road: es ist die Kombination von allen Parametern, die die späteren Aufnahmen so grossartig machten. Der Raum, die Mikrophone, die Hall- und Echogeräte, das Mischpult, die Filter, die Instrumente, und schliesslich auch das Tape. Wenn nun aber einer glaubt, mit einer Studer Maschine könne man wie die Beatles klingen, liegt natürlich falsch, da es noch viel mehr braucht dazu. Da bin ich auch Fetz' Meinung, das ist dann Esoterik. Deshalb habe ich auch geschrieben, meine Tapebearbeitung von Drums klingt wie aus den 60er Jahren, nicht wie die Beatles. 60er Jahre heisst eben auch dumpfes, kaum hör- und erkennbares Schlagzeig, also nicht unbedingt besser oder empfehlenswert. Man höre sich Produktionen von Phil Spector an, da ist manches sehr schwammig. Dennoch, im Kontext, also das Gesamtresultat, kann musikalisch gefallen, trotz der technischen Unzulänglichkeiten.
 
Es ist völliger Unfug, Analogbandtechnik äquivalent zu digitalen Wortbreiten zu setzen nur wegen irgendwelcher Rauschabstandswerte auf dem Papier.
Digitale und analoge Aufnahmegeräte verhalten sich völlig unterschiedlich.
Wer nicht völlig vernagelt durch die Welt läuft - einfach mal ausprobieren und anhören (sofern man überhaupt richtig hinhören kann).

Was ich an Studiomastermaschinen momentan hierhabe: Telefunken M 20, M 10, M 5, Studer A 80, Thurow R 722/1.
Alles 2 Spur 1/4".

Ich werde aber wohl irgendwann mal auf 1/2" umsteigen, das ist doch noch ein spürbarer Schritt nach vorne.
 
Markus Berzborn schrieb:
Ich werde aber wohl irgendwann mal auf 1/2" umsteigen, das ist doch noch ein spürbarer Schritt nach vorne.

Kannst Du das noch etwas konkretisieren? Würde mich auch interessieren was der Umstieg auf 1/2" wirklich bringt. Geschwindigkeit nehme ich an dann auch 38? oder 76?
Und denkst du dann eher an eine Umrüstung deiner vorhandenen Maschinen? Wie schätzt du den Aufwand ein zb. eine M15a auf 1/2" umzurüsten?
 
mokkinger schrieb:
Markus Berzborn schrieb:
Ich werde aber wohl irgendwann mal auf 1/2" umsteigen, das ist doch noch ein spürbarer Schritt nach vorne.

Kannst Du das noch etwas konkretisieren? Würde mich auch interessieren was der Umstieg auf 1/2" wirklich bringt. Geschwindigkeit nehme ich an dann auch 38? oder 76?
Und denkst du dann eher an eine Umrüstung deiner vorhandenen Maschinen? Wie schätzt du den Aufwand ein zb. eine M15a auf 1/2" umzurüsten?

Ja, ich nehme meistens 38 und 76. Bei letzterem wird messtechnische der Bass etwas schlechter, aber das hört man wohl auch nur bei entsprechendem musikalischem Material. Ist allerdings auch eine Kosten- und Zeitfrage. Bei 30 ips ist die Spule ja schnell voll.

Unter dem Strich dürfte der Kauf einer guten 1/2"-Maschine sogar eher günstiger kommen als eine Umrüstung.

Ich habe mittel- bis langfristig vor, zunehmend analoge Live-Aufnahmen von Konzerten zu machen und die bei Interesse der Musiker bzw. finanzieller Machbarkeit auch zu veröffentlichen, auf LP oder als direkte Bandkopie. Mal sehen.
 

Anhänge

  • prody.jpg
    prody.jpg
    572,7 KB · Aufrufe: 4
okay, danke. habe eben auch zu dem thema umrüstung etwas gegoogelt, das kommt wohl für mich nicht in frage; war auch nur eher so rein interessenhalber... eine Studer A80 umzurüsten auf 1/2" kostet laut einiger quellen ca. 4500$ für den umrüstsatz :shock: :shock: Eine gute 1/2" masteringmaschine sollte schon für weit weniger zu haben sein; Für Telefunken habe ich ncihts gefunden, liegt aber sicher ähnlich. bandkosten sind dann natürlich auch um einiges höher...
 
So gesehen ja. Zumal die Geräte von Hilpert Audio wohl absolut spitzenmässig gewartet und eingestellt sind.
Allerdings sind seine Preise generell nicht die günstigsten... aber er ist sicher einer der absoluten Fachmänner auf dem Bandmaschinenterrain;

Die 1/2" M15A würde mich ja schon sehr reizen, aber das ist mir dann doch etwas zu viel Geld. Hier in ZRH stehen derzeit bei einem Ausverkauf mehrere Studer und Revox Maschinen zum verkauf, gegen Gebot. (Auch eine 2" 8 Spur A80 ist dabei, inkl. Rollwagen und allem Zubehör) Falls jemand hier interesse daran hat gebe ich via PM gerne Auskunft;
 
1/2" sind m.E. 3dB mehr Rauschabstand. Die muss die Elektronik aber auch rüberbringen. (Weil: 6dB mehr Signal auf dem Band - da hat man die doppelte Fläche (korreliert), aber nur 3dB Bandrauschen mehr, denn das ist ja unkorreliert. )

Die übrigen Effekte bewegen sich wohl eher in Berzbornschen Regionen - gefühlt doppelt Klangwuppdizität.

Markus Berzborn schrieb:
Es ist völliger Unfug, Analogbandtechnik äquivalent zu digitalen Wortbreiten zu setzen nur wegen irgendwelcher Rauschabstandswerte auf dem Papier.
Hat dir das Universum eigentlich irgendwo mal Unterschrieben, das es nicht komplizierter sein darf, als du es dir vorstellen kannst?

Die Arroganz, mit der du hier Sachverhalte, die du offensichtlich nicht mal im Ansatz verstehst, mit billiger Polemik vom Tisch wischen möchtest, ist jedenfalls schon bemerkenswert.

Vielleicht solltest du deine Hörversuche mal etwas ergebnisoffener angehen - die üblichen zeremoniellen Hörerfahrungssitzungen, nach den bewährten Regeln pseudoaudiophiler Selbstverarschung durchgeführt, liefern nun mal nur die Bestätigung religiöser Vorstellungen, keine Erkenntnis über real technisch begründete Klangunterschiede.
 
Dein Fachwissen in allen Ehren, und auch mit Dank, dass Du es hier kundtust, jedoch muss man Markus zustimmen, dass Dein Argument mit der Wortbreite unangebracht ist. Auch ein Fachmann ist per se nicht frei von Polemik. Aber wir gleiten in eine religiöse Diskussion ab, was ja zu vermeiden ist in technischen Diskussionen.
 
Phil999 schrieb:
...dass Dein Argument mit der Wortbreite unangebracht ist.

Kannst du das begründen?
Der einzige Unterschied zwischen (typischem heutigen) Wandler und (typischem) Band ist ein unterschiedliches Rauschspektrum, wenn ich das original-Rauschspektrum der Bandmaschine haben will (ver-)brauche ich dafür etwas (nicht viel) extra Dynamik (so ca. 1 Bit) .

Die wesentlichen Punkte sind aber, dass
a) das Störgeräusch beides mal nur Rauschen ist (es sei denn, man beharrt auf obsolete Verfahren aus der digitalen Steinzeit).
b) die aufgezeichnete Informationsmenge beides mal auf den gleichen Wert begrenzt ist.
 
ach, das fällt mir etwas schwer, darüber weiter zu diskutieren, ich wollte nicht in die Richtung abgleiten. Aber ich schulde Dir eine Begründung, deshalb mache ich einen Versuch.

Ich finde, Du betrachtest die Sache aus einem zu technischen Blickwinkel. Die Aussagen tendieren dann dazu, rein intellektuell messtechnische Unterschiede zu untersuchen, und den wesentlichen Aspekt zu wenig zu würdigen. Wie schon erwähnt und eigentlich auch überflüssig zu wiederholen, ist eine alte Elvisplatte messtechnisch miserabel, da geringe Wortbreite, aber dennoch aufnahmetechnisch brilliant. Deshalb dünkt mich der Parameter Wortbreite nicht relevant. Rein technisch gesehen hast Du selbstverständlich recht.

Wir befinden uns gerade in einer Zeit, wo wir erstmals die Gelegenheit haben, Vergleiche anzustellen. Vor PCM kannte man nichts anderes als Vinyl und Tonband, da waren technische Parameter wie Rauschabstand von grosser Bedeutung. Auch heute sind technische Werte von Wichtigkeit, doch wir haben auch gelernt, dass mit 48-bit Recording @ 384 kHz Samplingfrequenz das Optimum nicht zwingend erreicht ist. Wo liegt das Optimum? 96-bit Wortbreite @ 768 kHz? Ich denke, es liegt in der Mitte, also zwischen alter und neuer Technik: wenig oder keine Störgeräusche, viel Dynamik (die man nutzen kann oder auch nicht), wenig oder keine Verzerrungen (die man aber absichtlich dazufügen kann bei Bedarf).

Wesentlich finde ich die musikalischen "Parameter" wie Charme, Wärme, Druck, Dichte, Räumlichkeit. Das lässt sich nicht in Formeln ausdrücken, das lässt sich nur beschränkt oder gar nicht messtechnisch darstellen, ist aber der essentielle Teil von einer Aufnahme. Es sind schwammige Begriffe, die falsch verstanden, fehlinterpretiert und sogar missbraucht werden, aber das ist ein anderes Thema. Ich kann auch verstehen, dass einem Techniker solche "Parameter" unangenehm sind, genauso wie einem Musiker physikalische Fachtermini ein Greuel sein können.

Der Tonbandenthusiast ist nicht auf der Suche nach technischen Höchstwerten wie Wortbreite, sondern nach einem speziellen Klang. Das kann man sich "leisten", da man nicht auf die alte Technik beschränkt ist heute. Dem Enthusiasten minderwertige Messdaten unter die Nase reiben ist eben - unangebracht. Es ist wie wenn ich den Geschmack einer Karotte anhand ihrer chemischen Inhaltsstoffe beurteilen würde. Macht das für Dich Sinn, verstehst Du die Abneigung von einigen Lesern hier wegen Deinem Argument?

Fetz schrieb:
Der einzige Unterschied zwischen (typischem heutigen) Wandler und (typischem) Band ist ein unterschiedliches Rauschspektrum, wenn ich das original-Rauschspektrum der Bandmaschine haben will (ver-)brauche ich dafür etwas (nicht viel) extra Dynamik (so ca. 1 Bit) .
ich muss gestehen, dass ich Dir hier nicht folgen kann. Die Wortbreite wäre ja ein weiterer Unterschied, sowie auch der Klang. Muss ein Missverständnis sein. Vermutlich denkst Du zu schnell für meine Verhältnisse. :P
 
Worüber diskutiert Ihr da eigentlich? Auch wenn klar scheint, was da bei der Bandaufnahme so alles passiert - weniger Dynamik, Klangveränderung, mehr Rauschen etc. - wird es doch sicher seinen Grund haben, dass sich so einige Softwareentwickler bisher vergeblich bemüht haben ein Plugin zu programmieren, das all diese mathematisch und theoretisch so leicht nachvollziehbaren klanglichen Effekte einer Bandmaschine zufriedenstellend in die digitale Welt überträgt. Zahlenspielereien und noch so logisch erscheinende Schlussfolgerungen allein scheinen also nicht recht weiterzuhelfen?
Es geht auch mE mehr um das Aufprägen eines bestimmten klanglichen Charakters als um die Klangtreue (deswegen ist wohl die digitale Aufnahme im Klassikbereich immer beliebter und das Tape noch immer eher im Pop- und Rockbereich anzutreffen). Und scheinbar bekommt man diesen Charakter, sofern man diesen haben möchte, nicht ohne weiteres mit anderen Mitteln zufriedenstellend hin. Audioesotherik? Ich denke, grade in dem Fall eher nicht.
Die Frage ist doch viel mehr: Klingt die Aufnahme auf Band für den Hörer angenehmer? Bringen die eigentlichen Verschlechterungen der Klangtreue im Ergebnis sogar etwas positives? Und das wird der eine wohl klar bejahen, der andere eher nicht.
Was übrigens nicht ausschließt, das so mancher Tape-Fan im Blindtest die digitale Aufnahme vielleicht sogar vorziehen würde. Denn in diesem Punkt hat Fetz unbestreitbar Recht: Das eigene Unterbewusstsein kann einen herrlich an der Nase herumführen.
 
Wer glaubt, dass eine gute Studiobandmaschine die Dynamik des Musiksignals begrenzt und den Klang Vorband/Hinterband deutlich verändert, hat wohl noch nie mit einer gearbeitet.
Ich kenne im Gegenteil Profis, die an den Bandmaschinen gerade schätzen, dass sie den Klang weniger verändern als digitales Equipment.

Warum der rechnerische Rauschabstand nichts mit Auflösung zu tun hat, kann ich an einem einfachen Praxisbeispiel verdeutlichen: nehmt eine gute Bandmaschine mit 38 cm/s ohne Rauschunterdrückung. Dann nehmt eine mit Telcom C4. Beides optimal eingemessen, versteht sich. Der Unterschied wird sein, dass das letzte Restrauschen, das ohne Kompander schon sehr gering war, völlig verschwindet. Klang und Klangfülle/Informationsvielfalt werden sich dadurch aber in keiner Weise verbessern, im günstigsten Fall wird sich der Klang nicht veschlechtern.

Dass bei Klassikproduktionen heute kaum Bandmaschinen zum Einsatz kommen, hat mit dem Klang überhaupt nichts zu tun. Es hat reine Praktikabilitätsgründe, die auch jedem einleuchten dürften, der mal ein bisschen nachdenkt.
 
Ja, die guten alten Profis. Ich kenne Profis, die froh sind dass sie nicht mehr mit Bandmaschinen arbeiten müssen (ich selbst auch) - und? Was beweist das? Dass Vorlieben bei Klang und Arbeitsweisen unterschiedlich sind?
Und dass eine bis in die Sättigung ausgesteuerte Bandaufnahme keinen veränderten Dynamikumfang im Ergebnis bewirken würde, ist nicht Dein Ernst oder? Einmal 24 Spuren aufs Tape und wieder zurücküberspielt bringt keine klangliche Veränderung? Dann beschränkt sich meine Erfahrung wohl nur auf schlecht eingemessenes Equipment.
 
Keiner zwingt einen, ein Band bis in die Sättigung zu fahren. Das ist ja gerade das schöne - ich kann selber entscheiden, ob ich die Maschinen als Effektgerät oder für gute Aufnahmen einsetzen möchte.
24 Spuren halte ich persönlich für zu viel bei analoger Technik. Da sind Klangveränderungen in der Tat nahezu vorprogrammiert.
Davon abgesehen sind solche Maschinen äußerst wartungsintensiv. Viele laufen gar nicht, wie sie sollten.
 
Markus Berzborn schrieb:
Keiner zwingt einen, ein Band bis in die Sättigung zu fahren. Das ist ja gerade das schöne - ich kann selber entscheiden, ob ich die Maschinen als Effektgerät oder für gute Aufnahmen einsetzen möchte.

Da haste Recht. Das bisschen Rauschen stört ja nicht.

Edit, ich sehe schon, wir reden da auch über unterschiedliche Dinge: Mehrspur vs. Mastermaschine. Anderer Stiefel.
 
Bei gängigen Mehrspurmaschinen braucht man natürlich im Gegensatz zu Mastermaschinen Kompander.
Am besten nimmst Du Telcom oder Dolby A, dann hast Du Ruhe.

Wobei das sowieso ein sehr teurer und aufwändiger Spaß ist mit Mehrspur. Man muss ja bedenken, dass ein gutes 2 Zoll-Band wie SM900 an die 200 Euro kostet. Bei ca. 20 Minuten Laufzeit kann man sich die Kosten pro Minute Musik ausrechnen. :)
 
Analoge Vintage Synthesizer sind, rein technisch gesehen, eine katastrophe. Sie rauschen, verstimmen sich, übersprechen in den Bauteilen, ect. . Nachdem es hieß, digital sei sowieso in allem besser und technisch ist es das sicher auch, merkte man das genau diese Unzulänglichkeiten der alten Analogsynths "musikalischer" klingen.

Ich glaube das es sich bei Tonbänder ähnlich verhält. Auch hier ist rein technisch gesehen Digitaltechnik überlegen, aber das sagt nicht viel über das Hörergebnis aus. Außerdem wie schon bemerkt wurde, ist das arbeiten mit einer Bandmaschine ein gänzlich anderes und wem das liegt, der kommt damit zu besseren Ergebnissen.
So sehe ich auch nicht Band vs. digital klingt besser oder schlechter, sondern nur es klingt anders und das arbeiten damit ist verschieden.
 
...<OT-mode-ON>...

...hmmm, sowas halte ich echt für Mißbrauch der Edit-Funktion...hier ein harmloser Fall, aber es gab jetzt schon ein paar Fälle, wo es nicht so harmlos war...

Roadrunner schrieb:
(gestrichen, das Thema ist ja offenbar ausdiskutiert)

...besonders nervig finde ich die darin versteckte Nachricht: 'Ihr habt mich mundtot gemacht', 'meine Gedanken und Ideen sind offensichtlich nicht erwünscht'...

...aber vielleicht aber vielleicht sehe ich das ja auch einfach falsch...

...<OT-mode-OFF>...
 
:D

ausdiskutiert, aber immer wieder Anlass für lebhafte Diskussionen und verschiedenen Meinungen und Vorlieben. Fast wie bei PC/Mac Themen.
 
fairplay schrieb:
...<OT-mode-ON>...

...hmmm, sowas halte ich echt für Mißbrauch der Edit-Funktion...hier ein harmloser Fall, aber es gab jetzt schon ein paar Fälle, wo es nicht so harmlos war...
Kein Missbrauch der Edit-Funktion, habe nur nach dem Posten gesehen, dass andere das Thema aufgegriffen hatten und meinen Inhalt bereits selbst angebracht hatten. Da ich die Diskussion mit Fetz nicht neu aufreissen wollte weil off-topic habe ich mir vorbehalten, meinen Post zu loeschen. Dass das zweimal da steht liegt daran, dass ich offenbar nicht Herr ueber meine Tastatur/Maus war und einmal daneben geklickt habe. :mrgreen: Also sorry. 8)
 
DamDuram schrieb:
was die unterstellung angeht, sein unterbewusstsein zu verarschen, ich glaube nicht, das deutlich hörbare unterschiede eine selbstverarsche sind. wer möchte, kann sich bei mir ja mal mit seinem eigenen material davon überzeugen. vielleicht sollte man selber erst einmal erfahrungen mit bandmaschinen machen, bevor man solche aussagen macht.

Falls ich damit gemeint bin: Sorry, das war dann wohl missverständlich, weil ich meine das in dem Zusammenhang so nicht . Dass man niemals Unterschiede zwischen Band und Digitalaufnahme heraushören könnte, habe ich nicht geschrieben und auch nicht so gemeint. Dass es keine Unterschiede gibt, auch nicht. Im Gegenteil - So verallgemeinert wollte ich das nicht verstanden wissen. Wer aber den absolut reinen Klangvergleich machen will und dabei wirklich herausfinden möchte, welches Medium ihm persönlich rein klanglich besser gefällt, kommt wohl um einen Blindvergleich nicht herum. Und dann natürlich mit genau der Maschine, die man auch benutzen möchte.

Denn dass bei Hörtests das Unterbewusstsein IMMER eine Rolle spielt, darüber sind wir uns hoffentlich einig.
Ich glaube, jeder hat doch schon die Erfahrung gemacht, am EQ des Mischpultkanals zu drehen und zu denken: "Ok, so ist es besser" und dann festgestellt, dass man am EQ eines inaktiven, nebenliegenden Kanals geschraubt hat.
 


Neueste Beiträge

News

Zurück
Oben