Analoger machen !? Aber HALLO!

Moin, Guten Tag, Servus und Hallo,

bevor ich hier unhöflich mit einer Frage das Forum betrete, werde ich mich kurz einmal vorstellen.(zu einer Frage komme ich trotzdem noch)

  • Paul
    zwischen 22-25 Jahren
    zugezogener Hamburger
    Schlagzeuger
    neu im Bereich Elektronikspielzeug für Musiker

Nun aber mal zur Frage.

Ich hab irgendwo mal aufgeschnappt das es bei einigen VSTs oder evtl auch bei Hardware synths es so ein "Analog Effekt" gibt. Der irgendwas mit den Oscillatoren macht, die dadurch dann "analoger" klingen.

Was genau passiert da? Ich habe schon versucht mir das einmal selber zu erklären:

Meine Vermutung war, das es bei Analogen Geräten in der Elektronik mit Sicherheit Schwankungen gibt die dazu führen das die Oscillatoren nicht durchgängig "gleich" klingen. Das sich der Pitch verändert oder so. Demnach hab ich gedacht kann man sowas faken in dem man einfach einen LFO auf den Oscillator routet der dann ganz leicht den Pitch verändert.

Kann das Möglich sein? Oder ist das Totaler Schwachsinn was ich mir da gedacht habe. Ich hab noch nicht so viel Erfahrungen habe vor etwa 2 Monaten meinen ersten Hardware Synth gekauft. Grundlagen sind schon ein wenig vorhanden, aber solche Sachen kann ich mir einfach nicht erklären und wenn doch ist immer noch die Frage ob das Schwachfug ist. Selbst Google konnte mir nix sagen.... allerdings weiß ich auch nicht so genau was ich ihn fragen soll.(oder sie/es)

Wäre schön wenn mal jemand Licht ins Dunkle bringen könnte :).
 
Zunächst einmal :hallo:

Du sprichst hier eines der Themen an, die irgendetwas zwischen kontrovers und fanatisch doktrinär / emotional hier immer wieder diskutiert werden.

Hinter deiner Frage versteckt sich ein ganzes Bündel von fragen, die oft anstelle der ursprünglichen beantwortet werden, oder bei denen Antworten vorweggenommen werden , und das ist es was den Fanatismus bei diesen Diskussionen anheizt.

1.) ist "analog" besser als "virtuell analog" und ist das wiederum besser als "digital" ?
2.) ist Hardware besser als Software ?
3.) war früher eh alles besser ?
4.) was macht eigentlich analogen Klang aus ?

Wie du selber richtig anmerkst, kommt vieles von der "Lebendigkeit" der Klänge von Geräten mit analoger Tonerzeugung aus Bauteiltoleranzen und Schwankungen in den Versorgungs- und Signalspannungen. Die Auswirkungen dieser Abweichungen sind nicht vollkommen zufällig , sondern in einem bestimmten Rahmen statistisch und mathematisch vorherhersagbar. Sonst hätte klassische analogechnik niemals Produkte wie einen Fernseher hervorbringen können....

Diese Abweichungen eines bestimmten Schaltungsdesigns nun wiederum so zu bestimmen, dass man damit ein exaktes Signal modulieren kann, dass es wie das analog erzeugte Signal klingt, ist jetzt die Kunst des analog machens. Dies ist aber ganz bestimmt mehr als ein einfacher Lfo .
 
Das ist nur ein kleiner Teil, was Synthesizer tun, die Analog-Schaltungen simulieren.
Es gibt ja auch nur wenige, die das wirklich gut tun (zur Zeit besonders 2 Stück: fxpansion Synthsquad und Diva von U-he)

Da geht es um
1) Nichtlineare Sättigung und Verzerrung
2) Pegel vor und nach Filter - passt aber auch zu 1) verändern mehr als nur Lautstärke
3) Ungewollte Rauschanteile verändern oder "modulieren" Parameter durch ungenau sein. ZB PWM bei Puls-Wellen - so gemessen beim Moog Modular und Co.
4) Toleranzen und Drift anderer Baugruppen und Bauteile. Justage etc.
5) Drift zwischen den einzelnen Stimmen, wird zB bei Diva auch viel beachtet
6) sehr speziell reagierende Hüllkurven machen den Klang anders als "irgendwelche" Hüllkurvenverläufe zu verwenden.

Was du ansprichst wird schon im JD800 (nicht analog) - also einem Sample-basierten Rompler-Synth als Analog Feel verwendet. Das soll dem entgegenwirken, dass analoge Synths frei laufende Oszillatoren haben, auch das ist wichtig, dass die Phase sich ändert und die OSCs ansich nicht neu gestartet werden, wenn man einen Ton spielt.

es gibt noch mehr wie Kennlinen und Verlauf von VCAs, Unterschiede der Schaltungen und Wärmeverhalten, Stabilität etc.
Seiteneffekte durch Leiterbahnführung und Aufbau etc.

und was sonst noch alles denkbar ist.
LFOs, etwas Sample & glide, S/H und andere Modulationen können einen Teil davon abfangen, ja..
aber manches hiervon wird von vielen Herstellern von "VAs" und "analog klingender Software" oder ähnlichem nicht einbezogen. Oder es wird künstlich Höhen erzeugt und führt dann wieder zu neuen Artefakten (http://sequencer.de/synth/index.php/Schwurbel Schwurbel™=Exciter-ähnliche Artefakte) - Das klingt dann auch wieder "nicht analog".

PS: weil ein Beitrag dazwischen kam: Glaube es geht nicht darum, ob analog besser ist, sondern nur ob und wieso anders und was das aus macht, oder?
 
kann ein laie da überhaupt einen unterschied hören??? ..... gehen im mix die unterschiede nicht sowieso unter???

für mich ist der unterschied in erster Linie in der Haptik zu finden...... knöpfe, potis, Patchkabel usw...... das ist einfach ein völlig anderes /besseres gefühl als sich durch menuseiten zu quälen oder mit einer maus Parameter zu ändern.
 
krismopompas schrieb:
kann ein laie da überhaupt einen unterschied hören??? ..... gehen im mix die unterschiede nicht sowieso unter???

für mich ist der unterschied in erster Linie in der Haptik zu finden...... knöpfe, potis, Patchkabel usw...... das ist einfach ein völlig anderes /besseres gefühl als sich durch menuseiten zu quälen oder mit einer maus Parameter zu ändern.

Das mit dem "im Mix hört man die Unterschiede nicht" ist ne Aussage die man NICHT pauschal treffen kann! Denn das kommt voll auf dem Mix und auch auf den Song an sich an. Klaro, wenn Du ne dicke zugebombte Dance oder Techno Nummer als Vergleich her nimmst, dann wirst du kaum Unterschiede hören, denn da regieren Kompressoren und Effekt Ketten und Dynamik wirst da auch kaum mehr finden in so ner platten Loudness Summen End Wave.

Aber es gibt halt auch noch andere Musik auf dieser Welt, man glaubt es nicht ... und tatsächlich mischen auch noch einige Musiker nicht so dynamiklos und zugeklatscht. Es gibt auch Songs die haben insgesamt nur 12 Spuren, davon sind 10 Spuren der Beat und die anderen 2 sind Main Synths die man im ganzen Song sehr vordergründig und vorne heraus hört

Zudem sollte man auch mal endlich anfangen den Soundcharakter an sich mal unterscheiden zu lernen. Grad auch was Filter betrifft, die Unterschiede sind grad da immens!

Digital und analog kann beides genial sein, also es muss nicht alles analog sein oder so ... aber das nur auf den Mix zu reduzieren ist einfach falsch!

Am besten wirklich mal anhören die verschiedene Syntharten, dann lichtet sich so einiges in den Ohren. Kommt aber auch auf die Geräte an die man sich anhört.

Und ja es gibt ne Menge Features die auch in VSTs zum Beispiel, das "analoge Feeling" zu simulieren versuchen, mal bei den OSCs auch die Features richtig angucken, was die so machen zum Teil ... gibt auch Effekte die sowas "drauf legen" ... aber ob das immer so wirklich super simuliert muss man halt testen, hängt voll vom Produkt ab, vom Algorithmus ... das ist alles nicht pauschal zu beantworten ...
 
Danke für eure Antworten :supi:

Also steckt da schon ein wenig mehr dahinter.
Aber ich hatte ja auch nicht vor meinen Sound analoger zu machen, es ging allein ums Verständnis was so ein "analog effekt" machen soll. Jetzt kann ich mir auf jedenfall mehr drunter vorstellen. Danke :kaffee:
 
Hier mal ein Beispiel:
http://www.sonicprojects.ch/opxpro2/description.html

Dort wird z.B. die Drift (leiche Stimmungsschwankungen) der VCOs eines Oberheim OB-X als Plugin Parameter simuliert, d.h. man kann es "analoger" od. "wärmer" bzw. "fetter" klingen lassen oder auch nicht, wenn man die Drift runterregelt. Es gab glaub ich auch Simulationen, bei denen gab es Klangunterschiede durch CPU Performance, d.h. man konnte bessere Analogsimulation vs. CPU Ressourcenverbrauch einstellen.
 


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