Boa ist das mies...

Meine Verwurstung des Prutzelpunkelektrogewabers ist inzwischen auf etwas über 2 Minuten angewachsen:

http://picosong.com/qJQG/

Falls mich die Lust am Ver-Trashen von Trash nicht verlässt, mache ich das Ding morgen fertig und sende es den Jungs als Videoantwort. Brauche nur noch Vorschläge, was ich da als gemeinfreies Videomaterial nehmen könnte. Hmm. Hat jemand Ideen?
 
interessante interpretation, was ist denn da fuer ein kurzzeitdelay drauf??
 
Lothar Lammfromm schrieb:
Ich hab mal spaßeshalber die erste Minute dieser, äh, hochkünstlerischen Performance genutzt, und diese mittels Schnippeln, Dehnen, Stauchen, Übereinanderschneiden etwas umgestaltet:

http://picosong.com/qJ95

Keine Ahnung, ob das jetzt eine Verbesserung ist...

sehr gut! :supi: das andere ist nichtskönnen auf hohem niveau...es sei denn, sie spielen das set "genau so" beim nächsten gig :D
 
Na ja es wird halt nicht besser
Je mehr man drüber lamentiert
es ist und bleibt eben wirklich mies
man kann es zwar nicht beweisen
aber es ist so
 
Lothar Lammfromm schrieb:
Brauche nur noch Vorschläge, was ich da als gemeinfreies Videomaterial nehmen könnte. Hmm. Hat jemand Ideen?

stockhausen_autogramm.jpg
 
Feldrauschen schrieb:
interessante interpretation, was ist denn da fuer ein kurzzeitdelay drauf??
Da gibt es drei mögliche Ursachen:

1. Bei manchen Sounds habe ich Delay durch hintereinander- und übereinander-schneiden kurzer Events imitiert.
2. Außerdem wurden sowohl Geräusch-Percussion-Schleifen, als auch lange Passagen übereinander gelegt, mit leicht unterschiedlichem Startzeitpunkt und teils massiven Unterschieden in der Grundstruktur. Wenn hier sich die Stereobewegung der Einzelbestandteile noch einmal voneinander unterschied, klang das strange und oft auch nach einem Kurzdelay mit merkwürdiger Stereobewegung.
3. Das, was du meinst, ergab sich wohl durch den Effekt "Pautstretch" in Audacity, mit dem viele Samples gedehnt wurden. Dieser Effekt liegt auf ca. 20 Prozent der verwendeten Samples drauf. Wenn man bei "Paulstretch" einen relativ hohen Dehnfaktor wählt (z.B. 8-fach) und das Analysefenster sehr klein wählt (z.B. 0,05 Sekunden), dann ergibt das diesen geisterhaften Kurzdelay-Sound, gleichzeitig wird das Material trotz der extremen Dehnung im Prinzip sehr gut erhalten. "Paulstretch" macht sich auch ziemlich gut für die Verfremdung von Sprachsamples.

Das Ganze klingt vermutlich so merkwürdig, weil ich Stereoeffekte im Prinzip nur zu Irritationszwecken eingesetzt habe. Das heißt, ich habe nicht, wie man es sonst macht, Instrumente oder Samples gezielt im Stereospektrum verteilt, sondern im Prinzip einen Monomix gemacht, und zur Irritation dann ziemlich willkürlich die miteinander verknoteten/überlagerten Geräuschschleifen im Stereospektrum bewegt. Das dämpft die Langeweile beim Hören etwas (die sich bei mir bei solcher, äh, Musik sonst schnell einstellt), nach dem Motto "Es passiert was!" - und hat auch eine leicht psychedelische, irritierende Wirkung.

Nunja, jetzt wo ich darüber schreibe, habe ich ein paar Ideen, wie ich beim Stück weiter mache.
 
Lothar Lammfromm schrieb:
Meine Verwurstung des Prutzelpunkelektrogewabers ist inzwischen auf etwas über 2 Minuten angewachsen:

http://picosong.com/qJQG/

:supi:


Lothar Lammfromm schrieb:
Falls mich die Lust am Ver-Trashen von Trash nicht verlässt, mache ich das Ding morgen fertig und sende es den Jungs als Videoantwort. Brauche nur noch Vorschläge, was ich da als gemeinfreies Videomaterial nehmen könnte. Hmm. Hat jemand Ideen?



http://vimeo.com/creativecommons

"Here’s where you can browse all the videos on Vimeo that have a Creative Commons license applied to them. Creative Commons licenses enable members to grant copyright permissions on their videos so others can copy, distribute, edit, remix, and build upon them while giving credit to the original video’s creator. Learn more about Creative Commons. "
 
1) die angebliche fehlleistung scheint dem publikum ja zu gefallen ....

2) du nimmst das alles viel zu ernst.
 
womit den hippsters jetzt im endeffekt noch ihre leitsung bestätigt wird werden die zahlreichen remixe sein - irgendwann wird das video aus dem ersten post der ursprung einer vollkommen neuen musik und remixkultur sein ...


... begründer dieser kultur sind die ersten videoantwortremixe von hier ... ähnlich wie dieses videodingens wo alle zu so superscheißmucke ausgeflippt sind :roll:



=> wollte das nur dazwischnwerfen so als gedanken ansatz ;-)


-> das man mit sampeln aus jedem müll neues machen kann ist ja nun spätestens seit akai bekannt. ...


sehr schönen ansatz und auch sehr schöne kultur mit sampels aus dem nicht finde ich zb die technoschinken von der dame hier ...





und zum thema modular (wahrscheinlich - weiß nicht genau _ klingt aber so) aber passt musikalisch auf jeden fall zum startpost als kontrastaussage ...




=> was die remixaktion allerdings sehr gut offenlegt ist das ein für menschen erkennbarer und anscheinennd damit anthropoligischer gemeinsamer musikwiedererkennungswert im (verständlich) rhythmischen gibt -> harmonisch (afterbach) scheint nicht so wichtig zu sein ... je weiter man sich von diesem rhytmischen musikmerkmal verabschiedet um so weniger bzw. schwieriger scheint man/es vom rezipienten als musik erkannt/anerkannt zu werden.



nicht das ich jetzt schlecht finde das ihr euch mit dem remixen beschäftig = aber eben genau so entstehen diese komischen sinnlosen kulte an die sich nach 6monaten niemand mehr erinnert/erinnern möchte und dazwischen sind ne menge peinlichkeiten gewesen ...
 
kl~ak schrieb:
[...] sehr schönen ansatz und auch sehr schöne kultur mit sampels aus dem nicht finde ich zb die technoschinken von der dame hier ...

[ http://www.youtube.com/watch?v=GsSO4oS_Fn4 (•Youtube VIDEOLINK) ]

[ http://www.youtube.com/watch?v=z0cf0-8k2oU (•Youtube VIDEOLINK) ]

und zum thema modular (wahrscheinlich - weiß nicht genau _ klingt aber so) aber passt musikalisch auf jeden fall zum startpost als kontrastaussage ...

[ http://www.youtube.com/watch?v=nzPV80DT6kE (•Youtube VIDEOLINK) ]

[...]

Da diese Tracks von Andrea Parker in Zusammenarbeit mit David Morley entstanden, dürfen wir davon ausgehen, daß einiges an modularem Gerümpel (ARP 2500/2600, Buchla 200 etc.) auf den Titeln zu hören ist.

Banause, der ich bin, gebe ich zu, daß ich mit diesen Arbeiten wesentlich mehr anfangen kann als mit dem Rest, der hier vorgestellt wurde.

Bin aber doof (niederl. "taub"), von daher...

Stephen
 
becker_mexico schrieb:
Jetzt kommt hier eine Verwurstung nach der anderen raus und es macht den Anschein, als versucht man sich mit seiner vollgesickten Hose hinter einem Scheisshaufen zu verstecken. Ja, wenn man erst eine musikalische Fehlleistung geistig sterbebegleitet hat, dann kann man wohl ungeniert seine Auffassung zu Ästhetik in eine noch schlechteres Ergebnis giessen, als das Original je gewesen sein kann. Endlich kann man sich mal rutschfrei mit Schwimmflügeln aufs musikalische Eis wagen und sagen: Ich weiss aber nicht, ob das gut ist. I smell fear. Das beschämt euch und ich gönne euch diese herzhafte Blamage. Und dann nennt das tatsächlich noch jemand, die eigene Ahnungslosikeit überdeckend, interessant. Pah, wie schmerzhaft zu lesen.
Weil bei dir Kreativität und Musik aus der Kälte (du schreibst vom Eis der Musik) kommen, damit einhergehend, dass du böse zwanghaft Angst vor "Blamagen", "Ahnungslosigkeit" und "Scham" hat - darum musstest du dir zum Ausgleich eine dich wärmende, ganz schön heftig dicke, imho gründlich eingeschissene, Hose anziehen. Okay. Jeder wie er mag. Du willst also im Grunde genommen auch ganz gerne deine musikalischen Ansätze präsentieren - oder gar deine besondere Könnerschaft? Fein. Na, dann lass mal hören! Ach, kannste gerade nicht? ...

Echt schade. Wirklich.

Im Übrigen hast du weder den Witz verstanden, noch den Spaß am Herumexperimentieren. Egal: Dein Problem. Nicht unseres.

@ Serge

Wenn sich die gemeinsame menschliche Ebene beim "Banausentum" einstellt, ist das schon einmal sehr schön, oder? Ein experimentierfreudiger Banause ist in fast jeglicher Hinsicht besser als eine verklemmte, herumkeifende Spaßbremse. Begründung: Fast alles (auch: in der Kunst) beginnt zunächst als Banausentum. Das ist bei mir so, bei dir so, und das war auch beim Herrn Schnabel ganz sicher so. Nicht das Banausentum, sondern die Angst vor dem Banausentum: Das ist der Tod der Kunst. Die dann nämlich höchstens noch als Erstarrung zu existieren vermag.
;-)
 
Was hier im Thread zur Schau gestellt wurde, waren für mein Empfinden erschreckend viele gegen die Aufführenden gerichteten Kommentare, und ich hätte (wie schon vor mehreren Seiten gefragt) immer noch gerne gewußt, wodurch diese gerechtfertigt sind. Der Großteil der übrigen Beiträge liegt auf dem Niveau der altbekannten, aber dadurch nicht besseren Vorurteile gegenüber abstrakter Malerei (um nur ein Beispiel zu nennen): "Das kann meine dreijährige Tochter auch", "das hat ein Affe gemacht" usw. usf. etc.

In diesen Reaktionen offenbart sich das Banausentum, nicht darin, dass einem diese Musik nicht gefällt.

@Lothar: Du schreibst von Banausen, meint aber Anfänger oder Erneuerer – das ist semantische Taschenspielerei.
 
für mich ist weniger das akutisch zur schau gestellt als die attitude der schausteller der aufhänger ... das wie macht es zum dem was es ist -> bei mir könnte so eine aufnahme auch mal zustande kommen wenn mir gerade mal so ist - den beiden typen kaufe ich da einfach mal überhaupt keine emotion ab -> ich kann da außer eigene bauchpinselei keine andere ausstrahlung feststellen. das macht für mcih das dargebote zu einem hohlen krug der mir als willkommenstrunk gereicht wird .... nicht mehr und nicht weniger
 
Man sollte nicht Banausentum mit Dilettantismus verwechseln. Letzterer kann interessant sein, ersteres ist in jedem Fall schlecht.
 
serge schrieb:
In diesen Reaktionen offenbart sich das Banausentum, nicht darin, dass einem diese Musik nicht gefällt.
@Lothar: Du schreibst von Banausen, meint aber Anfänger oder Erneuerer – das ist semantische Taschenspielerei.
Ich denke nicht, dass das eine "semantische Taschenspielerei" ist. Worum handelt es sich denn beim Vorwurf des "Banausentums" eigentlich genau? Es wird mit "Banausentum" Ahnungslosigkeit, fehlende Urteilskraft und ein unzureichendes Können, aber auch "ungerechtfertigte Unbefangenheit" vorgeworfen. Ziemlich genau das also, was eben auch für Anfänger, Experimentierer und Erneuerer gilt.

Es ist ein Vorwurf der Arrivierten gegenüber den Übrigen - und passt als solcher wunderbar zum Hochkulturbetrieb, in dem sich damit zugleich auch eine Klassenstruktur vollzieht, nicht nur seitens intensiv gebildeter Bürgerstände gegen die hochkulturrell weniger beflissene Restbvölkerung, sondern beispielsweise auch des (auch "kulturell") gefestigten Besitzbürgers gegen den "Emporkömmling", dessen "verrohter" oder "ordinärer" Musikgeschmack mit "banausisch" abqualifiziert wird. Es ist eine Abwertungsfloskel, ihre Funktion ist ein gegen andere gerichtetes "Fresse halten!" - während man das eigene kulturelle Wissen auf diese Weise hoch leben lässt...

Insofern halte ich es oft schon für eine Form des Treppenwitzes, wenn in Kunst- und Kulturfragen so bereitwillig mit derartigen Abwertungs- und Selbstaufwertungsformeln gearbeitet wird. Wobei es vielleicht spannend wäre zu fragen, wo sich die größeren Scheuklappen befinden: Bei denen, die mit derartigen Performances nichts anfangen können und die beiden Typen im Video für Blender halten - oder bei denen, die derartige Kritik und Häme für völlig überzogen halten, und diejenigen, welche Derartiges äußern, für völlige Banausen.

(ich glaube, die Antwort auf diese Frage ist ziemlich offen - Scheuklappen sehe ich nämlich da wie dort)

Grundsätzlich ist es - imho - nicht sehr einfach, derartige musikalische Ansätze zur Aufführung zu bringen. Dafür, dass sie es versucht haben, und noch mehr auch dafür, dass sie einem Publikum offenkundig Freude gemacht haben, haben die beiden durchaus meinen Respekt. Aber war das wirklich gut, was sie veranstaltet haben? Nach meinem Dafürhalten halt nicht. Mir war es sehr deutlich zu fad. Macht mich diese Sichtweise nun zum "Banausen"?

Die Frage ist vielleicht auch, inwieweit du als Person in Fragen der Musik oder der hier beurteilten Performance massiv urteilsfähiger bist als andere. Genau das steckt ja im Begriff des Banausentums - wenn man ihn an andere richtet. Ich will nicht ausschließen, dass du hochmusikalisch bist, Serge. Aber immerhin dürften einige hier doch auch so manche musikalische Erfahrung haben, vielleicht sogar richtiggehend talentiert sein. Und die sind also aus deiner Sicht alle "Banausen", bzw. Musikbanausen, wie du sagst? Was bringt dich genau in die Position, andere als "Banausen" zu kennzeichnen? Im Übrigen halte ich die spielerische Auseinandersetzung, zumal in Form der Umsetzung des Ausgangsmaterials in Musik bzw. Geräusch-Kollagen, für dezidiert nicht-banausisch.

(bin aber sehr weit entfernt davon, meine Geräuschkollage für irgendwie kunstvoll oder sonstwie übermäßig großartig zu halten)

Für mich entscheidend: Es hat mir und anderen Spaß gemacht.

Beim Herumspielen mit dem Ausgangsmaterial habe ich entdeckt, dass die relativ laute Hintergrundgeräusche im Video die aufgeführte Performance stark beeinträchtigt hatten, sogar überraschend stark. Nimmt man nämlich ein gezieltes Entrauschen - anhand eben dieses Hintergrundgeräusches - vor, dann wird das Material etwas spannender, griffiger.

Besonders aufregend oder aufführenswert finde ich aber trotzdem nicht, das die beiden da auf die Beine gestellt haben. Das, was die da auf der Bühne veranstaltet haben, wirkt auf mich reichlich planlos. Umso spannener fand ich darum für mich die Frage: Was kann ich mit solchem - aus meiner sicht ziemlich fern liegenden und faden Zeugs - anfangen, wie lässt daraus etwas anderes machen? Etwas, das hoffentlich etwas mehr als das Ausgangsmaterial eine Geschichte erzählt bzw. das Vorstellungsvermögen anregt - ohne jetzt von der Machart übermäßig anders zu sein.

Also, der gute alte Traum als Alchemiker: Aus Scheiße Gold machen.

(ich würde sagen, ich habe hier aus Scheiße buntfarbigen Modder gemacht, Gold ist das also noch längst nicht, nicht mal Messing)

Das Schöne daran ist, und das ist dann etwas, was eben nur mit einer gewissen Offenheit und Experimentierfreude möglich ist: Mir hat mein "Banausentum" (d.h. die offene Auseinandersetzung mit dem Ausgangsmaterial und seine experimentierfreudige Verwurstung) wirklich etwas gebracht. Wer sich über so etwas mokiert ("Banause!"), der hat imho höchstens ein paar schlechte Gefühle.

Serge, wenn du mir erzählt hättest, warum du das musikalisch spannend und aufregend findest, oder künstlerisch anspruchsvoll, was die beiden da veranstaltet haben - und warum du das findest: Das fände ich interessant. Mir fehlt da der Zugang, sorry. Wenn du einen hast: Umso besser.
 
Dreh- und Angelpunkte der Spotterei sind m. E. zwei Punkte:

1.) Die ziemlich ungelenke und nicht wirklich kompetent wirkende Selbstdarstellung der zwei Knöpfchendreher, noch dazu durch ein ziemlich pubertär-unelegantes Kraftwerk-Zitat (rotes Hemd, schwarze Krawatte... sic!) ins Peinliche übersteigert; statt Shoegazing betreiben die beiden Nerds halt Banana Plug bzw. Pin Matrix Board Gazing;

2.) Die offenbar ziemlich ziel-, plan- und zwecklos erscheinenden, unkoordiniert wirkenden Geräuschekaskaden aus zwei extrem teuren Klangerzeugern, denen man -- bei entsprechender Beherrschung der Materie -- wesentlich mehr Interessanteres hätte entlocken können (womit bewiesen ist, daß die Limitierungen nicht im Instrument, sondern allenfalls im das Instrument Bedienenden liegen).

1.) + 2.) in der Summe ergibt dann die Frage, was das eigentlich soll und wieso es Leute gibt, die auch noch klatschen.

So habe ich das hier interpretiert.

Ich habe aber sowieso keine Ahnung.

Stephen
 
Lothar Lammfromm schrieb:
Etwas, das hoffentlich etwas mehr als das Ausgangsmaterial eine Geschichte erzählt bzw. das Vorstellungsvermögen anregt -

Das ist doch nur Deine subjektive Prämisse, dass Musik eine Geschichte erzählen muss, um gut zu sein.
John Cage z.B. wollte genau dies gerade vermeiden in seiner Musik.
 
serge schrieb:
Warum also diese teilweise ins Persönliche gehenden hämischen Kommentare?


SImples Unverständnis führt bei manchen Leuten zum reflexhaften Verhöhnen. In Deutschland übrigens alles andere als selten. Einfach nur zu sagen: Kann ich nix mit anfangen, reicht wohl nicht. Ein derartiges Feedback zu kriegen, halte ich mittlerweile für ein Kompliment, denn es belegt zumindest, dass da jemand weit weg von stilistischen Format-Betonfüßen und Stromlinienförmigkeit ist, sowie auf jegliche Anbiederei gemütlich verzichten kann. Im Grunde halte ich diese Verhöhnungen für invertierte Komplimente, denn die Betreffenden haben selber einen ziemlichen Bammel vor dieser Art Freiheit auszuleben. Sie beinhaltet nämlich das Risiko, dümmlich verlacht zu werden, was auch dem selbstbewusstesten Menschen nicht gerade angenehm ist. Ich gehe jede Wette ein, dass so ein Basher weint und heim zu Mami rennt, würde man ihn genauso behandeln.
 
Lothar Lammfromm schrieb:
serge schrieb:
@Lothar: Du schreibst von Banausen, meint aber Anfänger oder Erneuerer – das ist semantische Taschenspielerei.
Ich denke nicht, dass das eine "semantische Taschenspielerei" ist.
Du kannst es drehen und wenden wie Du willst, aber die Bedeutungen der Begriffe "Banause" einerseits und "Anfänger", "Erneuerer", "Experimentierer" oder "Dilettant" sind nicht identisch. Du verwendest sie aber so, als ob sie das Gleiche meinen würden, um Deine Argumentation stichhaltiger erscheinen zu lassen.

Lothar Lammfromm schrieb:
Worum handelt es sich denn beim Vorwurf des "Banausentums" eigentlich genau?
Das habe ich bereits in meinem vorherigen Beitrag geschrieben:

Was hier im Thread zur Schau gestellt wurde, waren für mein Empfinden erschreckend viele gegen die Aufführenden gerichteten Kommentare, und ich hätte (wie schon vor mehreren Seiten gefragt) immer noch gerne gewußt, wodurch diese gerechtfertigt sind. Der Großteil der übrigen Beiträge liegt auf dem Niveau der altbekannten, aber dadurch nicht besseren Vorurteile gegenüber abstrakter Malerei (um nur ein Beispiel zu nennen): "Das kann meine dreijährige Tochter auch", "das hat ein Affe gemacht" usw. usf. etc.

In diesen Reaktionen offenbart sich das Banausentum, nicht darin, dass einem diese Musik nicht gefällt.


Es ist mir also weder darum getan, die in den Videos zu hörende Musik zu verteidigen, noch Deinen Remix zu beurteilen, geschweige denn, irgendeine mir von Dir in den Mund gelegte elitäre Kunstauffassung oder gar ein ebensolches Gesellschaftsbild zu propagieren.

Mich machen nur die Kommentare stutzig, die sich in hämischer Art und Weise mit dem Wert der Instrumente, dem Verhalten der Musiker sowie der Wahl ihrer Kleidung befassen. Wären diese ausgeblieben, wenn die Musik gefälliger gewesen wäre? Bedarf es – zugegebenermaßen polemisch überspitzt gefragt – wirklich einer Fashion Police, die Urteile darüber abgibt, welche Klamotte man zu welchem Synthesizer bei öffentlichen Auftritten zu tragen hat?

Festzuhalten bleibt, dass die beiden Herren offenbar wiederholt eingeladen worden sind, ihre Musik öffentlich aufzuführen. Bleibt als Erklärung nur die hier im Thread beschworene Perversion des Kunstbetriebs, der Gutes nicht mehr von Schlechtem zu unterscheiden vermag?
 
Musik -> Schrott
Ausführende -> Vollidioten

Erinnert mich durchaus an eine Performace beim letzten Treffen in Fischbach, die ich hier auch entsprechend gewürdigt habe.

Ich nehme für mich in Anspruch, durchaus etwas von Elektronischer Musik und Performance zu verstehen.
 
Markus Berzborn schrieb:
Lothar Lammfromm schrieb:
Etwas, das hoffentlich etwas mehr als das Ausgangsmaterial eine Geschichte erzählt bzw. das Vorstellungsvermögen anregt -
Das ist doch nur Deine subjektive Prämisse, dass Musik eine Geschichte erzählen muss, um gut zu sein.
John Cage z.B. wollte genau dies gerade vermeiden in seiner Musik.
Ich gehe davon aus, dass er bei diesen Absichten eher gescheitert ist. Jedenfalls war er (ich sehe es als Gesamtkunstwerk aus Theorie und Musik) ganz offenkundig ziemlich anregend. Was imho seinen Erfolg erklärte...

Ich halte viel von der Idee, mit Instrumentalmusik keine statische, festgelegte Geschichte zu erzählen - sondern Freiräume für die Fantasie der Zuhörer zu lassen. Hörgewohnheiten nicht nur zu nutzen, sondern auch gezielt zu brechen. Aber wenn nun das Vorstellungsvermögen der Hörer durch die Musik nun rein überhaupt nicht angeregt wird, z.B. durch das stundenlange, monotone Vorspielen der Geräusche einer Waschmaschine?

Ergibt als Performance vielleicht immer noch Sinn, z.B. als "Kritik an der Geschlechterordnung" - und wäre so vielleicht nicht mal blöd - aber mir persönlich wäre es als Musik halt zu wenig. Zu fad. Ich mag einfach keine fade Musik. Und das ist eben mein Vorwurf an die beiden Geräuschkünstler, dass sie eigentlich nur ziemlich uninspiriert rumgedaddelt haben und dabei fade blieben. Vielleicht haben im Wesentlichen auch nur deren eigene Freunde geklatscht. Würde mich jetzt nicht übermäßig überraschen. Ich kenne sowas aus der Kleinkunstzene. Meine Einstellung zu Musik ("nur nicht fade") soll jetzt aber keine allgemeine sein.

Die Welt der Musik ist viel größer - da ist genug Platz für alles Mögliche. Musik mag z.B. zur Vertreibung von Seeräubern dienen und somit einer vom Publikum abgekoppelten Logik folgen. Dem Vernehmen nach sind die Hits von Britney Spears und Justin Bieber dafür optimal. Wer Drogen nimmt, hat - je nach Droge - ggf. Verwendung für maßgeschneiderte Musik. Muzak soll de-orientieren und damit Kaufwiderstände überwinden helfen. Weichgepülter Schlager taugt hierfür. Für Folter wiederum soll melodiearmer Heavy Metal geeignet sein. Ich habe "Musik" gemacht, die dank ihrer besondere Merkmale auf Katzen (!) anregend wirkt. Und angeblich soll es sogar Menschen geben, die jeden Tag 12-Ton-Musik hören - mit ehrlicher Begeisterung.

Geht alles. Allerdings halte ich es grundsätzlich für eine gute Idee, ein Publikum musikalisch wirklich unterhalten zu wollen. Das mag jetzt vielleicht etwas engherzig klingen.
 
Lothar Lammfromm schrieb:
Aber wenn nun das Vorstellungsvermögen der Hörer durch die Musik nun rein überhaupt nicht angeregt wird,

Weißt Du doch gar nicht!
Du kannst höchstens sagen, dass DEINS nicht angeregt wird.
Jeder kann nur dies sagen!
Die Menschen sind alle verschieden.

Davon abgesehen wird hier etwas an der Sache vorbei diskutiert.
Ich glaube nicht, dass das ursprünglich hier vorgestellte Video eine Aufführung dokumentiert, die für die Musiker ein großartiges "Kunstwerk" darstellt.
Dagegen spricht schon die mangelnde Aufmerksamkeit in diesem Aufführungsrahmen.
Es ist einfach eine nette musikalische "Untermalung", mehr nicht. "Musique d'ameublement".
 
ich denke die erklaerung hat eher damit etwas zu tun dass einige der freidenkenden,
die sich ua in der kuenstlerszene tummeln, ziemlich die schnautze voll haben von gleichgerichteter medienduempelei, daher ist das abstrakte, losgeloeste von leistung und koennen, recht erfrischend, im zen buddismus spricht man auch vom geist des neuen....
das mag naiv disharmonisch sein, ist ein schlag ins gesicht der sich abkranpfenden, ich will was darstellen persoenlichkeit, musikalische antistars, polarisiert, entbloest blamable kleinkarierte schrebergartenkultur... ich hab am 11 nov live auftritt i d mato fabrik offenbach, kuenstler konglomerat, tag der offenen tuer, da sind einige ganz scharf drauf
modular abstraktes zu hoeren... ich nehm das ding als samplebasis mit und verwurste das live..... oder die verwurstung der verwurstung, mal schauen, wird lustig, cooles experiment... das das ding der beiden naja , duempelt etwas, ok, immerhin, mir fehlt da der spannungsbogen, und breaks, waere viel interessanter, n paar sprachsamples usw,
schade dass hier im deutschen forum so viel gebasht und niedergemacht wird...
anstatt das creative an der basis zu wuerdigen, konstruktive kritik an den tag zu legen,
noobs zu helfen, die versuchen das ding zu schaukeln... bei muffs geht s da vieel collegialer zu...
 
Lothar Lammfromm schrieb:
Geht alles. Allerdings halte ich es grundsätzlich für eine gute Idee, ein Publikum musikalisch wirklich unterhalten zu wollen.

Es gibt Musiken, die sind für den einen eine Körperverletzung, für einen anderen eine Beleidigung und für den nächsten eine kurzweilige Unterhaltung.

Sich auf diese Ebene als Musiker/Künstler etc. zu begeben, hat Folgen. Darunter fallen sich anbiedern, Geld für's zuhören haben wollen, manchen reicht lieb gehabt zu werden.

Umgekehrt wird für's Publikum auch ein Schuh draus: Es ist eine gute Idee, einer Darbietung zuhören zu wollen.

Da gibt's also viele Perspektiven.
 
Wenn schon, denn schon.

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Wiener Aktionismus 1962 fand in Muehls Kelleratelier in der Perinetgasse (im 20. Wiener Gemeindebezirk) die erste aktionsähnliche Veranstaltung „Die Blutorgel“ statt, an der Muehl selbst sowie Adolf Frohner und Hermann Nitsch beteiligt waren. Die Idee wurde im Frühjahr 1963 zusammen mit Nitsch im „Fest des psycho-physischen Naturalismus“ radikalisiert. In einem programmatischen Aufsatz zum „psycho-physischen Naturalismus“ heißt es u. a.: „manchmal [habe ich] das Bedürfnis, mich wie eine Sau im Schlamm zu wälzen. Mich provoziert jede glatte Fläche, sie mit intensivem Leben zu beschmutzen. Ich krieche auf allen Vieren darauf herum und schleudere den Dreck nach allen Richtungen.“ Im Herbst führte Muehl in seinem Wohnatelier vor der Kamera seine erste Materialaktion, „Versumpfung eines weiblichen Körpers“ durch. Die Aktion „Versumpfung einer Venus“ war im Rahmen des „Fest des psycho-physischen Naturalismus“, das Muehl zusammen mit Hermann Nitsch veranstaltet hatte, geplant gewesen, konnte aber wegen polizeilicher Intervention nicht stattfinden.

Von 1964 bis 1966 führte Muehl zahlreiche sogenannte „Materialaktionen“ durch, die zum Teil vom Filmemacher Kurt Kren, zum Teil vom Fotografen Ludwig Hoffenreich festgehalten wurden. 1966 entwickelte er in enger Zusammenarbeit mit Günter Brus einen neuen Aktionstyp, bei dem der Körper selbst und seine Funktionen als das eigentliche Material begriffen werden. Diese Aktionsform war stark politisiert, Muehl formulierte dazu das „aktions-politische“ Programm „Zock“.

In der Folgezeit unternahm Muehl Aktionstouren auch durch Deutschland. Im Juni 1968 organisierten Muehl, Brus und Oswald Wiener zunächst im Hörsaal 1 des NIG (Neues Institutsgebäude) der Wiener Universität die Aktionsveranstaltung „Kunst und Revolution“. Dazu gehörte die Pissaktion Muehls, wobei drei nackte Männer um die Wette urinieren.[4] Die erreichten Weiten wurden gemessen und an der Tafel notiert. Aufgrund seiner Anfragen an Veranstalter in anderen Städte kam es teilweise zu Protesten und gerichtlichen Auseinandersetzungen. So wurde eine geplante Aktion in Bremen, bei der ein Schwein geschlachtet werden sollte, von Tierschützern vereitelt, nach seiner Ansicht „sabotiert“, worauf gegen den Retter des Schweins ein Gerichtsverfahren eröffnet wurde, bei dem es allerdings hauptsächlich darum ging, wer rechtmäßiger Eigentümer des Tieres ist. Am 17. Dezember 1969 wurden bei einer Aktion mit Hermann Nitsch in der Kunsthochschule Braunschweig auf Einladung des AStA ein Schwein geschlachtet und dabei Blut, diverse Materialien, Urin und Kot über eine nackte Frau geschüttet, dazu Weihnachtslieder über Lautsprecher gespielt.

Die Aktionen wurden von der Presse als Skandal dargestellt und führten schließlich zu Haftstrafen für Brus, Muehl und Wiener. Brus wurde wegen „Herabwürdigung der österreichischen Staatssymbole“ verurteilt und emigrierte nach Berlin.

Muehl führte einige psychodramatische Aktionen mit sexueller Dynamik durch und begann in einem Reflexionsprozess, seine Idee der „Aktion“ von der sich als Kunstform etablierenden Happening- und Fluxus-Kunst abzugrenzen. Er folgte einer Reihe von Einladungen, u. a. in die USA, an Universitäten und in Ausstellungen Aktionen durchzuführen. Er sah im „Happening eine durchaus bürgerliche Kunst, eben Kunst. Wir wollen diese blödsinnige Kunst überwinden.“

Die lose organisierten Aktivitäten dieser Zeit wurden in der Kunstgeschichte später unter dem Begriff Wiener Aktionismus als eigene Form behandelt.

Quelle: Wikipedia
 
I’m not so sure I would claim to have a great understanding of synthesizers, more I think I just love to work with them. My approach is the same with each; I treat them like a radio. I just try to find stuff with them.

(Don Hassler)
 


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