Das stimmt, man soll nicht jeden zum Musik machen zwingen, das bringt nichts. Zum Beispiel haben meine Schwester und ich gleichzeitig mit Klavier spielen angefangen. Sie empfand das aber wirklich immer als "Pflicht" und stellte sich einen Wecker neben das Klavier, weil der Lehrer gesagt hatte, man soll jeden Tag mindestens eine halbe Stunde üben. Und nach zwei oder drei Jahren warf sie das Handtuch.
Bei mir war es genau umgekehrt, ich konnte manchmal gar nicht mehr aufhören zu spielen und habe weit mehr gemacht, als ich "musste".
Es ist ein Irrglaube, jeder sei irgendwie "musikalisch" und man müsse das nur fördern. Nein, diese Eigenschaft ist da oder nicht. Man kann auch nicht jeden zum Fußballspieler machen.
Ich finde übrigens eine "klassische" Ausbildung sehr sinnvoll, gerade was das Erlernen musikalischer Zusammenhänge angeht. Auch einen möglichst strengen Lehrer, der einem keine Fehler durchgehen lässt, halte ich für angebracht. Nicht im Sinne eines grundlos autoritären Diktators, sondern eher wie ein Zen-Meister, der einen von hinten mit dem Stock schlägt, wenn man sich mal gehen lässt und nicht aufpasst.
Bei mir war es so, dass ich die ersten fünf Jahre bei einem ortsansässigen Organisten Unterricht hatte, ich komme ja vom Dorf. Dann meinte der schließlich, er könnte mir nichts mehr beibringen, und dann kam ich zu einem wirklichen Konzertpianisten mit klassischem Background.
Und da konnte ich die fünf Jahre erst mal abhaken. Der sagte: Du sitzt falsch, Du hast die falsche Technik usw. - Dann durfte ich erst Mal einen Monat lang keinen Ton mehr spielen, sondern nur noch Lockerungsübungen und einfachste Fingerübungen machen.
Dafür bin ich ihm heute noch dankbar.
Gruß,
Markus