Live ohne Computer?

Die Antwort liegt irgendwo in der Mitte.

1.) Das eine einzelne Person keine allzu komplexen Strukturen live darbieten kann, ohne auf
Teilkonserven (Sequencer, Drummachine, Einspielungen) zurückzugreifen, dafür habe ich
Verständnis. Ist für mich eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Wer Voll-Playback macht ist für mich unten durch,.
bzw. reicht es mir die CD zu hören, wenn sie gut ist. Wieviel bzw. wie wenig live ist legitim?

2.) Wäre noch die State-of-the-Art-Sache: Viele Künstler wollen live die Musik aufführen, die sie auch mühsam für ihre
jüngste CD-Produktion vorbereitet haben. D. h. sie wollen den Sound auch „live“ hinbringen und keine abgespeckte
Mager-Versionen präsentieren. Hier könnte man ansetzen: warum live nicht ganz andere Sachen machen, als im Studio?

3.) Daran, das „wir“ bzw. einige Alt-Synthesisten auf der Bühne nicht rumzappeln, still hinter den Synthburgen sitzen und keine
„Show“ abziehen, finde ich nichts Schlimmes. Charaktere und Musik müssen zusammen passen.
(Mir persönlich lieber als ein Pseudo-Koffeinös-nervöses Strampelmännchen. Es soll aber auch Leute mit Charisma geben)
 
Ich suche immer noch verzweifelt Leute aus Unterfranken für ne elektronische Live-Tanzband. Das Attribut "Live" verstehe ich trotz meines jungfräulichen Alters auf die konservative Weise: Keine Backing-Tracks und keine Sequencer, stattdessen Proben und Üben. Ich bin der Überzeugung, dass da sowohl Musiker als auch Zuhörer (noch) mehr Freude dran haben.

... allerdings gelingt es mir nicht andere davon zu überzeugen. Kacke.
 
Eben. Deshalb bedient man sich ja der ganzen sequenzer,drummaschinen und grooveboxen ...damit man ein playback hat zu dem man musikalisch agieren kann.

Es ist eben schwer G U T E leute zu finden !!
Da mach ich den käse doch lieber gleich alleine.. :D
 
psicolor schrieb:
Ich suche immer noch verzweifelt Leute aus Unterfranken für ne elektronische Live-Tanzband. Das Attribut "Live" verstehe ich trotz meines jungfräulichen Alters auf die konservative Weise: Keine Backing-Tracks und keine Sequencer, stattdessen Proben und Üben. .

so wie das apparat organ quartett?


letzten november mal live gesehen - ich fand's geil. meine 3 begleiter leider nicht :sad:
 
hertzdonut schrieb:
ich sehe hier einen generationenkonflikt. [...]

Ich auch. Vor allem in der Qualität der Äußerungen.

Zotterl schrieb:
[...]
1.) Das eine einzelne Person keine allzu komplexen Strukturen live darbieten kann, ohne auf
Teilkonserven (Sequencer, Drummachine, Einspielungen) zurückzugreifen, dafür habe ich
Verständnis. Ist für mich eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Wer Voll-Playback macht ist für mich unten durch,.
bzw. reicht es mir die CD zu hören, wenn sie gut ist. Wieviel bzw. wie wenig live ist legitim?
[...]

Womit wir wieder bei der Diskussion angelangt sind, die bereits im Thread "Zur Praxis des Livespielens" (oder so ähnlich) angestoßen wurde: Wo hört Pragmatismus auf und wo fängt Verarsche des Publikums an?

Zotterl schrieb:
[...]
2.) Wäre noch die State-of-the-Art-Sache: Viele Künstler wollen live die Musik aufführen, die sie auch mühsam für ihre
jüngste CD-Produktion vorbereitet haben. D. h. sie wollen den Sound auch „live“ hinbringen und keine abgespeckte
Mager-Versionen präsentieren.
[...]

So ist das. Die Frage ist, wie ich die beiden Enden zusammenbringe und welche Kompromisse ich zu machen bereit bin.

Wir reden hier auch wieder einmal über Stile und das, was für diese Stile notwendig ist: Klassische, elektronische Tanzmusik benötigt traditionell nicht mehr als eine Rhythmusmaschine und eine Bassmaschine -- das ist praktikabel und transportabel, warum sollte man das noch gegen einen Rechner bzw. ein Playback eintauschen? Bei Gitarrenfolk braucht man auch keine 120 Gastmusiker auf der Bühne, sondern einen Instrumentalisten, der sich selbst und sein Instrument beherrscht und das Publikum mit dem, was er macht, in seinen Bann zieht.

Stephen
 
fanwander schrieb:
Bernie schrieb:
Du hättest Dich jetzt nicht angesprochen fühlen müssen, als Trigger meinte
Trigger schrieb:
...opas die cool sein wollen ?
:lollo:
Als Alien zähle ich mich völlig außer Konkurrenz und habe mich auch nicht angesprochen gefühlt. Ich bin eh so cool, das der Boden unter meinen Füßen gefriert, wenn ich im Sommer über die Straße gehe. Dachte da mehr an die ganzen spießigen Opas hier.
:phat:
 
ppg360 schrieb:
Wir reden hier auch wieder einmal über Stile...
Auf jeden Fall. Eine ambient-orientierte Musik läßt sich einfacher von einem Musiker
live bewältigen als eine durch und durch strukturierte Musik.
... braucht man auch keine 120 Gastmusiker auf der Bühne,...
Interessant, dass nicht mehr Leute auf die Idee kommen, Automatismen durch
Personal zu ersetzen. Laß mich erklären: gab/gibt ja immer wieder die Idee, eine
Synthband zu gründen, bei der jeder Spieler nur ein Keyboard/Synth spielt; also das
was mit zwei Händen geht, dafür eben wirklich live.
Sequencer oder Drummachines sind dabei tabu. D. h.
die Drum (wenn es eine sein muß) wird - ähnlich wie (früher) bei Kraftwerk - manüll
gespielt. Der Mann, der den Sequencer ersetzt, wird eine stupide Sequenz im Laufe der Zeit abwandeln und interessanter machen wollen usw.

Selbst wenn die Band dann aus 4 oder mehr Personen besteht (was zugegebenermaßen
gagentechnisch nicht so doll ist ;-) ) dürfte das Ergebnis organischer und lebendiger sein.
Find aber mal 3, 4 Leute, die auf einer Wellenlänge sind und von einem Teil ihres Egos
ablassen können. Eigentlich das was in einer normalen Band stattfindet (stattfinden sollte)
 
Zotterl schrieb:
ppg360 schrieb:
Wir reden hier auch wieder einmal über Stile...
Auf jeden Fall. Eine ambient-orientierte Musik läßt sich einfacher von einem Musiker
live bewältigen als eine durch und durch strukturierte Musik.
[...]

Das stimmt. Vielleicht sollte ich nur noch Drones live machen. "Backstein auf Keyboard" (Amir Baghiri). Ich setze mich dann solange ins Publikum oder geh ein Bier trinken.

Zotterl schrieb:
[...]
Interessant, dass nicht mehr Leute auf die Idee kommen, Automatismen durch
Personal zu ersetzen. Laß mich erklären: gab/gibt ja immer wieder die Idee, eine
Synthband zu gründen, bei der jeder Spieler nur ein Keyboard/Synth spielt; also das
was mit zwei Händen geht, dafür eben wirklich live.
Sequencer oder Drummachines sind dabei tabu. D. h.
die Drum (wenn es eine sein muß) wird - ähnlich wie (früher) bei Kraftwerk - manüll
gespielt. Der Mann, der den Sequencer ersetzt, wird eine stupide Sequenz im Laufe der Zeit abwandeln und interessanter machen wollen usw.

"Wer soll das bezahlen? / Wer hat soviel Geld? / Wer hat soviel Hinkepinke? / Wer hat das bestellt?"

Ja, die Idee ist nicht verkehrt, aber... ich hätte keine Lust mehr, mit einer Band zu arbeiten, und wenn sie nur aus zwei Leuten besteht. Ich bin mittlerweile einfach zu alt, um mich mit anderen Egos rumzuschlagen außer meinem eigenen. Hatte ich alles schon, brauche ich nicht mehr -- außerdem möchte ich es niemandem mehr zumuten, mit einem Arschloch wie mir zusammenarbeiten zu müssen. Das wäre schlecht für mein Karma.

Unter´m Strich bin ich Elektroniker geworden, weil ich diese ewige Standard-Bandnummer irgendwie immer doof fand. Da halte ich es mit Klaus Schulze: "Alleine kann ich mich viel schneller entwickeln und kann jederzeit Musik machen. Da brauche ich nicht erst auf andere zu warten." Hat er Recht.

Stephen
 
Sehr löblich, klassisches "live sequencing", habe auf Youtube ein paar Sachen angesehen (Boiler Room live). Mir reicht sowas als "live" Ansatz im elektronischen Sektor. Man sollte aber auch ab und zu in die Philharmonie gehen und sehen wie "richtige" Musik gemacht wird und verstehe wie irrsinnig viel komplexer sowas ist. Nichts für ungut, ich liebe ja meine x0x, aber ich würde mich nie Musiker nennen.

Auch sehr gut, dass immer mehr Frauen kreativ dabei sind (das meine ich ehrlich!).

Die Musik ist wie immer Geschmackssache, die 808 State Vögelchen auf dem Youtube Track mag ich aber sehr. Der Artikel ist aber Panne.
 
ppg360 schrieb:
Das stimmt. Vielleicht sollte ich nur noch Drones live machen. "Backstein auf Keyboard" (Amir Baghiri). Ich setze mich dann solange ins Publikum oder geh ein Bier trinken.

Dem weniger kleingeistigen Leser empfehle ich den Besuch eines Konzertes von z. B. Sarah Lipstate, Rob A. A. Lowe oder Barn Owl.
 
ppg360 schrieb:
ich hätte keine Lust mehr, mit einer Band zu arbeiten, und wenn sie nur aus zwei Leuten besteht. Ich bin mittlerweile einfach zu alt, um mich mit anderen Egos rumzuschlagen außer meinem eigenen. Hatte ich alles schon, brauche ich nicht mehr -- außerdem möchte ich es niemandem mehr zumuten, mit einem Arschloch wie mir zusammenarbeiten zu müssen. Das wäre schlecht für mein Karma.
Ich gehe gerne auch mal mit anderen Leuten zusammen auf die Bühne. Finde das total erfrischend und inspirierend und finde es durchaus angenehm auch mal im Hintergrund zu stehen.
Aber das sind meistens unkommerzielle Sessions, die so nur aus dem Spaß am gemeinsamen Musikmachen entstehen. Ansonsten spiele ich meine Konzerte lieber alleine, schon deshalb weil sonst von der Gage ja nix mehr übrigbleibt. Dem Veranstalter ist es doch schnurz, ob da einer oder fünf Leute auf der Bühne herumhampeln, der hat sein festes Budget und da geht er nicht drüber.
 
Bernie schrieb:
[...] Ansonsten spiele ich meine Konzerte lieber alleine, schon deshalb weil sonst von der Gage ja nix mehr übrigbleibt. Dem Veranstalter ist es doch schnurz, ob da einer oder fünf Leute auf der Bühne herumhampeln, der hat sein festes Budget und da geht er nicht drüber.

Weißte Bescheid?

Und von den paar Eiern soll ich noch jemanden für´s Doof-Rumstehen und Blöd-in-die-Gegend-Glotzen bezahlen? Das kann ich alleine besser.

Das nenne ich dann "Konzert".

haesslich schrieb:
ppg360 schrieb:
Das stimmt. Vielleicht sollte ich nur noch Drones live machen. "Backstein auf Keyboard" (Amir Baghiri). Ich setze mich dann solange ins Publikum oder geh ein Bier trinken.

Dem weniger kleingeistigen Leser empfehle ich den Besuch eines Konzertes von z. B. Sarah Lipstate, Rob A. A. Lowe oder Barn Owl.

Ich bitte, das nicht falsch zu verstehen. Ich mache gerne Drones, auch ganze Konzerte, wenn´s sein muß. Aber das ist mir auf Dauer einfach zu wenig (auch wenn´s die bequemere Lösung ist, was den technischen Aufwand angeht) .

Stephen
 
ppg360 schrieb:
(auch wenn´s die bequemere Lösung ist, was den technischen Aufwand angeht) .

wenn für dich masse mit klasse wichtig ist, dann auf das nächste rhys chatham konzert? der aufwand kann schon erheblich sein. klanglich ist das auch nicht "zu wenig". musikalisch für mich vielleicht aber schon - punkt für dich ;-)
 


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