Marienberg VC Envelope Generator B (ein ADSR Labor)

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EDIT: Das Modul ist nun erhältlich und hier gibt es ein erstes Demo Video:

https://www.youtube.com/watch?v=X_sisnhd-nA

... und noch ein Video zum Patchen von nonlinearen Hüllkurven:

https://www.youtube.com/watch?v=6wLe4Otk-5E

... und noch ein Video, wie man den Hüllkurven Generator als Ratcheting Sequenzer verwenden kann:

https://www.youtube.com/watch?v=qviNAWCBdf4


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Hallo!
Ich möchte hier einmal über das bald erhältliche, neue Hüllkurvengeneratormodul von Marienberg Devices aus Hettstedt sprechen. Ich bin seit einem Jahr regelmäßig in Kontakt mit den Brüdern und Steffen hat mir zum Test letzte Woche einen Prototypen des VC Envelope Generator B (ab hier einfach ADSR B) geschickt.

Zu allererst: Ja, das Modul soll es auch im 5HE Moog Format (MU / dotcom) geben. Bisher konnten Module im Marienberg Format auch einfach in MU Gehäuse eingebaut werden, es brauchte aber ein Stromadapterkabel und man musste evtl. die Löcher der Frontplatten erweitern, wenn man keinen Holzrahmen im Gehäuse hatte.

Ein kurze Hintergrundgeschichte zum ADSR B Modul, aus Erzählungen von Steffen:
Die Marienberg Brüder und ihre Mitstreiter haben sich seit jeher mit der Analyse von klassischen Synthesizern beschäftigt und unter anderem auch dahingehend geforscht, wie Hüllkurvenformen und Filter- oder VCA-Charakteristiken klanglich zusammenhängen. Das Resultat war, dass der Klang eines Filters, oder gar eines Synths, extrem von dessen Hüllkurvenmodulation abhängt. Man spricht bei Hüllkurven z.B. oft von „Snap“, einem Gefühl von hartem Anschlag und dann weichem Ausklingen. Dieses Klangerlebnis hängt aber oftmals auch genauso viel von der Ansprache des Filters oder VCAs ab, der durch die Hüllkurve moduliert wird. Das heißt das Ergebnis kann mit derselben Hüllkurve ein Anderes sein, sobald man andere Module damit moduliert. Eigentlich logisch, aber Hüllkurven sind trotzdem oft eher statisch in ihren Formen, genauso wie Filter und VCAs ebenfalls meist nur in einer oder zwei festen Arten auf Modulation ansprechen (Stichwort: linear oder exponentiell). Die Idee war also einen Hüllkurvengenerator für 5HE Modularsysteme zu bauen, der es einem erlaubt Steuerspannungen flexibel zu erschaffen, sodass man z.B. entweder gegen eine feste Filtercharakteristik arbeiten, oder diese auch verstärken kann. Einen Hüllkurvengenerator der sich quasi auf alle Modulationsziele präzise einstellen lässt, sodass man den Klang erzeugen kann den man möchte. Der neue Marienberg ADSR B ist nun dieser Hüllkurvengenerator, zu dem es in Zukunft sogar auch noch eine Erweiterung geben wird.

Aber jetzt Butter bei die Fische! Hier ein Foto des Prototyps (Frontplatte ist nur ein blankes Alublech mit Aufkleber, also nicht wundern):
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Sieht jetzt erstmal komplizierter aus als es eigentlich ist. Ich werde in Zukunft aber auch Demovideos produzieren.

Generell handelt es sich hierbei um einen vollanalogen ADSR, dessen Attack, Decay und Release Stufen aus jeweils zwei Teilen mit individuellen Anstiegs-/Abfallzeiten bestehen. Der Trennungspunkt beider Teile wird durch einen Thresholdwert definiert. Simples Beispiel: Man stellt den Attack Threshold auf 5V und schickt ein Gate in die Hüllkurve. Attack 1 steigt nun bis 5V und dann übernimmt Attack 2 bis zum Maximalwert 10V. Von dort fällt die Kurve in Decay 1 bis zum Decay Threshold, nachdem dann Decay 2 kommt, etc.

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Man hat also als Basis einen siebenstufigen, linearen ADSR Hüllkurvengenerator. Das alleine ermöglicht schon viele spannende Hüllkurvenformen. So richtig toll wird es aber, sobald man Rückkopplungen des ADSR Signals in seinen Patch einbaut, die einen die einzelnen Stufen verbiegen lassen. Geschieht die Rückkopplung durch einen Abschwächer (Attenuator oder Attenuverter), kann man den Steigungsverlauf präzise in exponentielle oder logarithmische Richtungen formen.

Zum Beispiel so:
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Gelb: Hüllkurve
Blau: Gate
Lila: Amplitude einer Sägezahnwelle durch ein moduliertes Marienberg VC Multimode Filter Modul (nur zum Spaß :mrgreen: hab ein neues Oszilloskop, hihi)


Es ist wirklich faszinierend! Ich muss gestehen dass ich anfangs gar nicht so scharf auf dieses Modul war, als mir Steffen davon das erste Mal erzählte. Dachte mir dass ich ADSRs schon kenne und diese einfach immer eher langweilig in Bedienung und Anwendung sind ... aber weit gefehlt! Seitdem ich das Modul hier im Rack habe, will ich die ganze Zeit nur noch Hüllkurven und deren klangliche Auswirkungen erforschen. Die Möglichkeiten sind verblüffend.

Folgend noch ein paar Beispiele was mit dem Modul als Basis möglich ist.

Klassiche analog-ADSR Form:
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... und andersherum:
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Einfach ein exponentieller Spike für einen kurzen Anschlag:
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... oder eine bauchige Kurve für viel Sustain, aber ohne allzu harte Ecken und Kanten:
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Diese vier Kurven sind ganz einfach nur mit dem ADSR B in Rückkopplung durch Attenuatoren erstellt. Geht aber auch komplexer, in dem man externe Modulationsquellen mit den ADSR B Gate Ausgängen synchronisiert und dazu mischt :banane:


Wie wär‘s mal mit einem Dreiecks-LFO als Releasephase? Klingt tatsächlich ziemlich cool.
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... oder einem Pulswellen-LFO, der durch eine AD Hüllkurve amplitudenmoduliert wird und dann in der Sustainphase sitzt? Alles natürlich synchronisiert und reproduzierbar.
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Diese hier nenne ich „Marienburg auf ... äh ... Marienberg“ :kiffa:
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Ihr seht, es gibt noch eine Menge zu erforschen auf dem Hüllkurvengebiet. Wie gesagt, Videos werde ich auch noch produzieren.

Wer bis dahin schon etwas mehr in die Marienberg Welt eintauchen möchte, findet in der aktuellen KEYS Ausgabe 4/2020 ein ausführliches Interview. Außerdem habe ich Holger letztes Jahr auf deutsch für meinen YouTube Kanal interviewt -> Hier geht’s zum Video
 
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Zu allererst: Ja, das Modul soll es auch im 5HE Moog Format (MU / dotcom) geben.
Das freut mich wirklich sehr, das der Kelch der Erkenntnis nicht ewig an Marienberg vorbeigegangen ist.
Es bleibt natürlich zu hoffen, das andere Module von Marienberg auch irgendwann in Standard 5U gefertigt werden.
Bisher konnten Module im Marienberg Format auch einfach in MU Gehäuse eingebaut werden, es brauchte aber ein Stromadapterkabel und man musste evtl. die Löcher der Frontplatten erweitern, wenn man keinen Holzrahmen im Gehäuse hatte.
Nein, das ist Bastelkram, da auch die Breite der Module ein Phantasiemaß hat, das mit nichts konform ist, auch die Bohrungen passen nicht.
Klar, in einem Holzgehäuse und mit gebastelten Blindpanels geht was, aber ich nuttze z. B. Aluminiumframes in 19" und da passt eben gar nix.
Es war großer ein Fehler, das Marienberg nicht gleich auf 5U und die gängigen Stromversorgungen umgeschwenkt hat, denn es gibt nicht einen vernünftigen Grund, hier sein eigenes Süppchen zu kochen.
 
Ach, so schlimm ist das gar nicht. Bei mir im Rack tummeln sich gerade MU, MOTM und Marienberg Module und der „Bastelkram“ hielt sich in Grenzen die für mich voll okay waren, was auch anderen Modularfreunden so geht. Aber egal, wird doch alles gut jetzt :frolic:

Was mich eher interessieren würde @Bernie, sind deine Hüllkurvenerfahrungen. Welche Formen nutzt du gerne und was sind da deine Erkenntnisse? Als alter Modularsynthhase (wenn ich das mal so ausdrücken darf) hast du ja schon eine Menge Module und Synthies genutzt und kannst uns hier sicher interessante Einblicke geben. Dazu darf der Thread auch gerne genutzt werden ? Finde das Thema Hüllkurven muss mal ordentlich konstruktiv diskutiert werden.
 
Alleine die Oszilloskopbilder sehen schon sehr lecker aus. Wenn das, was mir Steffen noch erzählt hat, auch mit drin geblieben ist, kann die Hüllkurve auch im Millisekundenbereich arbeiten, und das dann als Modulation wieder zu nutzen, getriggert vom S&H oder LFO... Ich muss meinen Modularkoffer wieder aus dem Keller holen ! xD

@Berni, ja auch die anderen Module sollen überarbeitet werden, so wie ich hörte... :roll:
Aber das Ding mit der Stromversorgung bleibt wohl, ist aber auch verständlichen, denn die Stromversorgung ist doch ein etwas aufwendigeres Thema. ;-)
Ich bin jedenfalls froh, die in meinem Koffer zu haben. Damit läuft das System stabil egal bei welcher Temperatur, und so wie ich es zuletzt ausgeschaltet hab. ^^

Zurück zum Prototyp : Mir fällt auch keine Hüllkurve ein, die über die Möglichkeit verfügt von Exponentiell in Linear zu wechseln, und das Stufenlos.
Man möge mich darauf hinweisen, wenn es das doch schon gab... ;-)

Ansonsten kenne ich auch nur die Alt-gebackenen Klassiker. Die vom JX-10 sind mir zu linear, im CS-15 finde ich die Funktion schön, das Timing umschalten zu können,
und ganz nett finde ich die Idee aus dem D-50.

Bin jedenfalls schon gespannt auf das fertige Modul, und eins davon kommt auch in meinen Koffer. :D
 
Es gibt einige nicht modulare Synths mit variablen Kurven Charakteristik der Hüllkurven-Segmente. Aber in 5U Modular habe ich das bisher noch nicht gesehen.

Aus Erfahrung mit Synths mit umschaltbarer oder gar variabler Charakteristik, bzw. durch Modulation von digitalen Hüllkurven mit sich selber (Beispiel für Blofeld), kann ich die erhebliche Klangveränderung bestätigen. Aber was Marienberg da macht ist wieder einmal absolute Spitzenqualität.

Und wenn es Marienberg Module demnächst in 5U Dimensionen gibt, dann würde ich ein zweites Netzteil in Kauf nehmen.

Beispiele für umschaltbare Charakteristik:
Modal 002 (Decay und Release: lin oder exp)
Waldorf Quantum (Attack: lin, RC (steigt schnell und dann wird es langsamer), exp; Decay und Release einzeln: lin, exp, alternative exp)

Beispiele für per Parameter veränderbare Charakteristik:
Waldorf rackAttack
Moog One
 
So wie ich das verstanden habe, funktionieren die Marienberg Module auch normal mit anderen +/-15V Stromversorgungen. Es kann nur sein dass dann bei bestimmten Modulen, wie z.B. dem VCO A, geringfügige Abstriche bzgl. Stabilität oder Präzision akzeptiert werden müssen. Ob das aber tatsächlich hörbar ist, ist eine andere Frage. Bei mir ist‘s aber auch andersherum. Habe Marienberg Strom, mit dem ich meine MU und MOTM Module betreibe.

Aber wieder zurück zum ADSR B. Hier eine erste kleine Sound Demo diverser statischer, schneller Hüllkurven:


https://www.youtube.com/watch?v=h3GMQi160y4
 
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Was mich eher interessieren würde @Bernie, sind deine Hüllkurvenerfahrungen.
Mein liebster Envelope Generator war sicherlich der PPG 307, ist aber doch eher eine Rarietät.
Der neue EG von Marienberg ist sicher einzigartig von seinen Möglichkeiten, da kenne ich nichts vergleichbares.
Hier hat man tatsächlich die ausgetretenen Pfade verlassen und étwas völlig Neues entwickelt, was ja heute eher selten der Fall ist.
 
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Ob das aber tatsächlich hörbar ist, ist eine andere Frage. Bei mir ist‘s aber auch andersherum. Habe Marienberg Strom, mit dem ich meine MU und MOTM Module betreibe.
Aber wieder zurück zum ADSR B. Hier eine erste kleine Sound Demo diverser statischer, schneller Hüllkurven:
Die Möglichkeiten des Moduls sind phantastisch, aber hat das tatsächlich dann so großen Einfluss auf die Musik?
Die hübschen Bildchen auf dem Oszilloskop hört man nicht und das, was dann so hübsch ausschaut ist klanglich auch nicht immer ein Knaller.
Was nutzt mir die optisch perfekte Sägezahn Wellenform eines Serge VCOs, wenn der Sound statisch und analytisch klingt.
Letztendlich zählt am Ende nur der Sound.
Es mag aber durchaus ein paar Sounds geben, wo diese Hüllkurve wirklich einen Sound prägen kann.
Den Schwenk auf 5U finde ich jedenfalls klasse, Marienberg hat ja auch sehr gute andere Module und mit einem zweiten Netzteil könnte ich leben. Ich setze das 5U nicht live ein, muss es nicht ständig schleppen. Dafür habe ich ja Eurorack,
 
Die Möglichkeiten des Moduls sind phantastisch, aber hat das tatsächlich dann so großen Einfluss auf die Musik?
Die hübschen Bildchen auf dem Oszilloskop hört man nicht und das, was dann so hübsch ausschaut ist klanglich auch nicht immer ein Knaller.
Die Bilder zeigen die Vielfalt des Hüllkurvengenerators sehr gut, finde ich. Klanglich wirkt sich das natürlich auch immer aus, aber was in welcher Situation notwendig ist oder „schön“ klingt, entscheidet ja jeder Musiker selbst. Ich mag auch ganz oft einfach nur eine nette, simple Release Hüllkurve, ohne ADS davor. Was ich aber toll finde, ist dass ich jetzt nicht mehr in die oben schon von @KneToNatoR beschriebene Situation komme, in der ich eine Hüllkurve z.B. zu linear finde. Das habe ich selber schon oft erlebt, dass ein bestimmtes Hüllkurvenmodul einfach nicht „gut“ zusammen mit einem Filter oder VCA klingt. Mit dem ADSR B hab ich ganz schnell den Sound den ich will, egal was ich damit moduliere.

In den Bild- und Videobeispielen oben sind dann ja auch noch synchronisierte und hinzugemischte andere Steuerspannungen enthalten. In dem Zusammenhang merke ich, dass der ADSR B hier ein tolles Kernstück für Modulation darstellt, mit dem ich andere Modulationsquellen ansteuern kann. Mit den 12(!) Gate Ausgängen kann man z.B. extrem komplexe Verkettungen herstellen. Ich werde auch noch ein Video mit Beispielen langsamer Hüllkurven produzieren, die sich z.B. für spannende Flächensounds oder Drones eignen. Ich hab‘s noch nicht gemessen, aber der ADSR B kann auch sehr sehr lange Hüllkurven generieren.
 
Mein liebster Envelope Generator war sicherlich der PPG 317, ist aber doch eher eine Rarietät.
....

Meinst du vielleicht den PPG 307 Envelope Generator?
Und wenn ja, was ist daran, abgesehen von der Delay Time vor der Attack-Phase, das Besondere?
 
Meinst du vielleicht den PPG 307 Envelope Generator?
Und wenn ja, was ist daran, abgesehen von der Delay Time vor der Attack-Phase, das Besondere?
Stimmt, 317 ist falsch.
Es gab ja verschiedene EGs bei PPG, die ich auch beide in meinem System hatte.

Ich meinte eigentlich den 307, er hatte zwei Decay-Time Regler für komplexere Hüllkurven.
P307_DualEnvelope.jpg


Dann gab es noch den 308, das ist der EG mit der vorgeschalkteten Delay-Time.

P308_DualEnvelope.jpg


Hatte nie knackigere Hüllkurven, weder Moog Modular noch Roland System 700 können da mithalten.
Die Werte lassen sich auch sehr präzise einstellen.
 
...
Ich meinte eigentlich den 307, er hatte zwei Decay-Time Regler für komplexere Hüllkurven. ...
Hat das der liebe Herr Palm bei seinem ADSR vielleicht einfach nur "Release" als "Final Decay Time" bezeichnet?
War ja bei den Minimoog Prototypen (Model B) mit "Fall 1" und "Fall 2" ähnlich gleich lautend und trotzdem nur ein ADSR (die späteren Minimoogs hatten dann keinen echten ADSR mit vier Parametern).
 
Habt ihr ein Oszilloskop und wenn ja, mögt ihr eine Messung/Visualisierung der 307er Kurven posten? Dann würde ich einmal probieren diese mit dem ADSR B nachzubauen ?
 
In meinem Muffwiggler Thread zu dem Modul wurde gefragt ob man damit auch eine ADADSR Hüllkurve generieren kann. Prinzipiell ist der VC Envelope Generator nur ein ADSR, aber man kann in der Tat sehr einfach eine externe AD Hüllkurve in die Sustain Phase mixen:
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Außerdem gibt es zwei sehr interessante Designentscheidungen seitens Marienberg bzgl. der Modulation des Sustain Parameters.

Generell fällt ja die Decay Spannung immer vom Maximalwert 10V runter bis zum Sustain Wert. Was passiert aber nun wenn man während der Decay Phase den Sustain Wert moduliert?

Nimmt man z.B. das Decay Gate, invertiert es und zieht es vom Sustain Wert ab, sodass dieser negativ wird, erreicht die Decay Phase diesen Sustain Wert niemals, da der Hüllkurvengenerator bei negativen Hüllkurvenwerten resettet und wieder bei Attack startet. D.h. damit bekommt man einen AD Loop solange bis das Keyboard Gate ended:

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Blau ist hier das Keyboard Gate. Man sieht wie der AD Loop danach ended und in die Release Phase geschaltet wird.


Was passiert aber wenn man mit einem abgeschwächten, invertierten Decay Gate den Sustain Wert während der Decay Phase nicht ins Negative moduliert, sondern z.B. nur ganz knapp über 0V? Dann erreicht das Decay den Sustain Wert und schaltet auf die Sustain Phase um. Nun springt der Sustain Wert aber auf den Ursprungswert zurück (weil ja das Decay Gate ended, das wir zur Modulation verwendet haben). In dem Fall wird wieder die Attack Phase eingeleitet, aber nur bis zum neuen Sustain Wert:

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Damit bekommt man also quasi einen ADASR Generator. Auch toll!

Addiert man nun wieder eine externe AD Hüllkurve zur Sustain Phase, bekommt man einen ADADSR bei der das erste Decay bis auf 0V runter geht:
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Wer möchte, kann also auch sehr tief in den Marienberg ADSR B einsteigen. Ein „ADSR Labor“ halt :mrgreen:
 
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Hat das der liebe Herr Palm bei seinem ADSR vielleicht einfach nur "Release" als "Final Decay Time" bezeichnet?
War ja bei den Minimoog Prototypen (Model B) mit "Fall 1" und "Fall 2" ähnlich gleich lautend und trotzdem nur ein ADSR (die späteren Minimoogs hatten dann keinen echten ADSR mit vier Parametern).
beim 307 isses wahrscheinlich so, hab den Kram seit 7 Jahren nicht mehr. Und der 5te Regler beim 308?
 
308 sieht nach DADSR Hüllkurve aus?
Das Poti für Release (Final Decay Time) ist nur vor Sustain angeordnet.
 
Nochmal ein kurzes Update aus dem Muffwiggler Thread. Dort wurde folgender (englische) Sound on Sound Artikel von 1999 verlinkt, der sich ebenfalls mit dem Thema Hüllkurven und der Limitierung der allgegenwärtigen, normalen ADSRs befasst:

Daraufhin kam die Frage wie man eine Hüllkurve ähnlich der eines Blechblasinstruments realisieren würde, die beim Anfang des Blasimpulses kurz in die Höhe schnellt, dann aber langsamer, bis über den ersten Attack Punkt ansteigt:
SOS-SynthSecrets-SpitBrassEnv.gif

Ein bisschen kommt man mit dem ADSR B und einem Attenuverter ran, wie auch schon oben ähnlich gezeigt:
IMG_9072.jpg

Da es aber nur einen Attack Parameter gibt, sind beide Attack Steigungen hier immer gleich. Außerdem fährt der erste Attack immer bis auf den Maximalwert hoch.

Nun kann man aber wieder ganz einfach zum gleichspannungsgekoppelten Mixer greifen und eine externe AD Hüllkurve zum ADSR B synchronisieren und schwächer dazumischen:
IMG_9073.jpg

Hier nur die Hüllkurve des ADSR B's in dem Fall:
IMG_9074.jpg
Hier nutzte ich den ersten Teil der Attack Stufe um der externen AD Hüllkurve Raum zu geben, und auch durch den Attack Threshold einen unteren Wert zu definieren, bevor er wieder hoch zum Sustain Level geht.


Folgend noch ein ganz anderes, witziges Beispiel. ADSR B alleine ohne irgendwas gepatched:
IMG_9075.jpg

... und jetzt ähnlich, aber mit Attack und Decay von einem LFO moduliert:
IMG_9077.jpg
Der Modulations-LFO des Attacks ist eine Pulswelle und der des Decays ein Dreieck (deswegen ist die Decay "Treppe" runder). Synchronisiert man die LFOs z.B. mit einem Stufen Gate Ausgang des ADSR B's, bleibt die Hüllkurve immer statisch, d.h. sie kann bei jedem Tastenanschlag exakt reproduziert werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das sieht ultra interessant aus, die Hüllkurve wird immer faszinierender...
Jetzt muss ich aber mal fragen, um noch hinterher zu kommen, was wird da genau moduliert, die Zeit in der der eine Teil der Kurve abgefahren wird, oder der Treshold ?

Bisher hat man ja nur eine Ansteuerung mit Puls oder Rechteck, um die Hüllkurve auszulösen, und das was man raus bekommt. Nun kann man also auch die z.B. Attack Zeiten noch extra Regeln und damit verformen ?

Ich frage nur weil ich glaube noch irgendwo einen Denkfehler habe, denn je schneller die Zeit durch eine schnellere Modulation ist, sollte sich auch die Kurve immer schneller dem Ende nähern (sähe bestimmt auch lustig aus xD). In den Bildern sehe ich aber, dass die Zeit gar nicht beeinflusst wird, und normal weiter läuft, deshalb bin ich gerade noch etwas verwirrt... :D
 
Ich bin mir nicht sicher ob ich deine Frage richtig verstanden habe, @KneToNatoR. Hier ein Modulationsbeispiel.

Mit den jeweils zwei A, D und R Potis am Modul stellen wir die sechs Phasenwinkel ein und können diese mit den CV Eingängen ebenfalls modulieren. Je höher der Wert, desto flacher der Winkel und desto länger dauert eine Phase. Eigentlich genau wie alle anderen ADSRs sonst auch; zumindest die die mir bisher begegnet sind.

Hier ein Foto der Attack Sektion des Moduls (wie gesagt, ist ein Prototyp, d.h. auf dem Front Panel ist nur ein Aufkleber):
IMG_9118.jpg

Nehmen wir folgende Hüllkurve:
IMG_9115.jpg
A1 Wert < A2 Wert
D1 Wert < D2 Wert
R1 Wert < R2 Wert
Rote Striche sind die Thresholds.

Die 1er Phasen haben geringere Reglerwerte als die 2er Phasen, also sind die 1er Winkel steiler und deren Phasendauer ist kürzer.


Nun nehmen wir einen etwas abgeschwächten Dreiecks-LFO und modulieren damit die gesamte Attack Phase, d.h. A1 und A2 gemeinsam, mittels des "Entire Attack" CV Eingangs:
IMG_9113.jpg



Die Attack Phase näher gezoomt:
IMG_9114.jpg

Wie zu erwarten, ist der Winkel bei geringen LFO Werten steiler, d.h. die Phasendauer verkürzt sich.
Bei hohen LFO Werten wird der Winkel flacher, d.h. die Phasendauer verlängert sich.

Dadurch verändert sich auch die Gesamtdauer der Attack Phase.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nochmal ein kurzes Update aus dem Muffwiggler Thread. Dort wurde folgender (englische) Sound on Sound Artikel von 1999 verlinkt, der sich ebenfalls mit dem Thema Hüllkurven und der Limitierung der allgegenwärtigen, normalen ADSRs befasst:

Daraufhin kam die Frage wie man eine Hüllkurve ähnlich der eines Blechblasinstruments realisieren würde, die beim Anfang des Blasimpulses kurz in die Höhe schnellt, dann aber langsamer, bis über den ersten Attack Punkt ansteigt:
Anhang anzeigen 71175

Ein bisschen kommt man mit dem ADSR B und einem Attenuverter ran, wie auch schon oben ähnlich gezeigt:
Anhang anzeigen 71176

Da es aber nur einen Attack Parameter gibt, sind beide Attack Steigungen hier immer von gleicher Geschwindigkeit. Außerdem fährt der erste Attack immer bis auf den Maximalwert hoch.

Nun kann man aber wieder ganz einfach zum gleichspannungsgekoppelten Mixer greifen und eine externe AD Hüllkurve zum ADSR B synchronisieren und schwächer dazumischen:
Anhang anzeigen 71177

Hier nur die Hüllkurve des ADSR B's in dem Fall:
Anhang anzeigen 71178
Hier nutzte ich den ersten Teil der Attack Stufe um der externen AD Hüllkurve Raum zu geben, und auch durch den Attack Threshold einen unteren Wert zu definieren, bevor er wieder hoch zum Sustain Level geht.


Folgend noch ein ganz anderes, witziges Beispiel. ADSR B alleine ohne irgendwas gepatched:
Anhang anzeigen 71180

... und jetzt ähnlich, aber mit Attack und Decay von einem LFO moduliert:
Anhang anzeigen 71181
Der Modulations-LFO des Attacks ist eine Pulswelle und der des Decays ein Dreieck (deswegen ist die Decay "Treppe" runder). Synchronisiert man die LFOs z.B. mit einem Stufen Gate Ausgang des ADSR B's, bleibt die Hüllkurve immer statisch, d.h. sie kann bei jedem Tastenanschlag exakt reproduziert werden.
Sollte man das nicht recht leicht mit einem makenoise maths hinbekommen?
 


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