Re: Was denkt ihr über den mks70 in der heutigen Studiowelt
audiotrainer schrieb:
Ich habe mir so ein EPROM brennen lassen (damals von einem netten Forumsmitglied hier) - und selbst mit der Colin Fraser-Modifikation funktioniert mein JX10 MIDI-/SysEx-mäßig noch nicht korrekt

(möglicherweise gibt es noch ganz andere Hardware-bedingte Gründe, die ihn nicht ganz korrekt funktionieren lassen)
Der Colin-Mod rüstet nur einen Teil der beim MKS-70 vorhandenen Sysex-Funktionalität nach, das schreibt er auch auf seiner Seite. Das hat übrigens keinerlei hardware-bedingte Gründe (die Hardware der Assignerboards ist bis auf den beim MKS-70 nicht bestückten Tastaturabfrage-ASIC identisch), sondern ist eine reine Software-Sache. Er hat die Basisfunktionen so eingebaut, wie es für ihn paßte, dann das Ding aber verkauft und daher daran nicht weitergearbeitet. Man könnte die komplette MKS70-Funktionalität einbauen, das wäre nicht das Problem, muß nur jemand machen, ist aber auch Aufwand, weil man am Besten den Code komplett neu schreibt (siehe Hinweise dazu auf seiner Seite). Die Vorarbeit dafür hat er durchs Reassemblieren bereits geleistet. Ich hab mir seinerzeit den Code angeschaut, den Kopf geschüttelt und mich genau wie Colin gefragt, wer um alles in der Welt so eine Grütze programmiert hat. Er hatte früher dazu einen etwas deftigeren Kommentar dazu auf seiner Seite stehen ...
Die Tastatur des JX-10 ist, wenn sie denn funktioniert, so schlecht nicht, aber wehe man muß sie reinigen. Wer auch immer diese Mechanik konstruiert hat, gehört genauso geteert und gefedert wie derjenige, der beim Wurlitzer-Piano das Stimmen über Lötzinnpunkte erdachte
Das von reznor beschriebene Phänomen mit dem Zap liegt in der Grundkonstruktion (an etlichen Stellen gespart) dieser Geräte und der Softwarearchitektur begründet. Tastendruck oder MIDI-Kommando wird im Assignerboard verarbeitet, die beiden Voiceboards mit jeweils eigenem Prozessor sind über eine serielle Schnittstelle angebunden, die intern ebenfalls MIDI ist und sogar mit MIDI-Befehlen arbeitet, Sonderbefehle werden über "illegale" MIDI-Kommandos an die Voiceboards geleitet und dort erst in klingenden Ton umgesetzt. Die MIDI-Ausgabe zB geht, da an der Assigner-MCU keine Serielle mehr frei war, über die Prozessoren des einen Voiceboards.
Wenn der Code der Voiceboard-MCU genauso ein Murks ist wie beim Assigner, kommt es alleine schon aufgrund der miesen Firmware zu Verzögerungen, weil die eingehenden MIDI-Daten zwar im Interrupt angeliefert, aber da nicht gleich abgefertigt werden. Durch das Durchschleifen der MIDI-Befehle über einen weiteren Prozessor, der dann die Ausgabe macht aber auch Stimmen verwalten muß, ist dieser mehr ausgelastet als der des zweiten Voiceboards, und je nachdem welche Stimme von welchem Board gerade dran ist, kommt der Zap eben nicht.
Die interne serielle Kommunikation hätte man normalerweise ja durchaus flotter ablaufen lassen können als mit der MIDI-Datenrate, also zB mit den maximal möglichen 15200Bits/s, denn das können auch die MCUs der Voiceboards. Da eines der Voiceboards aber auch MIDI ausgeben muß und AFAIR die eingebaute Serielle der verwendeten 8049 keine getrennten Bitrraten für Senden und Empfangen kann, blieb man komplett bei der MIDI-Datenrate von 31250 Bit/s auch intern.
Mit einem einfachen 6850 auf dem Assignerboard, der MIDI auch nach außen bedient, wäre genau das Problem gelöst gewesen, aber offensichtlich wollte oder mußte man diesen Chip einsparen.
Eine konsequente Modifikation eines JX-10, MKS-70 und JX-8P würde also aus einem nachgerüsteten 6850 auf dem Assignerboard und einer komplett neuen Firmware für Assigner und auch die Voiceboards bestehen.