Was versteht ihr unter Weiterentwicklung in der Musik?

Zwei Cents von mir:

aber der style ansich mit der glatten bassdrum ist doch fertig. ;-)

Aus der Entfernung gesehen war der Style aber wohl die eigentliche Weiterentwicklung. Was dann die nächsten Jahre(-zehnte) in den Sub(-sub)-Genres rumgefrickelt wird, ist eher nur Variation.

Und nicht immer nur an die Musiker denken. Was keine Hörer findet, verschwindet im Vergessen. Die Hörer sind schlau, lernen dazu, sind wahnsinnig, kennen als Fans jedes Stück. Und selbst Musiker waren zuerst nur Hörer...
 
Ist doch für alles Platz da und nix ist unnütz.
Da hast du Recht. Weiterentwicklung indes war hier das Thema und uns gelingt es nicht an objektiven Kriterien festzumachen, wann es Weiterentwicklung ist und wann nur ein weiteres Etikett, das es längst gibt, das es aber nicht unbedingt schon geben muss.

Es wäre ein leichtes, jedes Subgenre des Techno mit einer Variante für F#-Lokrisch zu bereichern, dann zu behaupten "F#-Lokrisch Progressive Hardtek" hätte mit Progressive Hardtek nichts gemein. Was halt lächerlich ist.

Die Publika einer Mutterausprägung und einer Kindvariante ein und derselben Musikform sollten schon nicht dasselbe sein, mehr hinreichend disjunkt (kleine Schnittmenge)aber beide vorhanden. Dann könnten wir uns entscheiden, von einer Weiterentwicklung zu reden.

Alles an Musik, wo es nur einen zufriedenen Zuhörer gibt, ist doch vollkommen richtig auf dieser Welt.
Instrumentale Musik betreffend unterschreib ich. Leider sind Vocals, wo vorhanden, mehrheitlich nichtssagend, schnulzig (das wäre noch ok) über frauenverachtend bis hart gegen Minderheiten (das nicht). Da enthalt ich mich.
 
Die Hörer sind schlau, lernen dazu, sind wahnsinnig,
Wann wart ihr als Musikschaffende denn zuletzt wahnsinnig, schlau und lernend?

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"Wahn" muss ja nicht (nur) trügerisch oder pathologisch, also mit Enttäuschung und Leidensdruck verbunden sein. Als kreativer Zustand ist er sogar sehr brauchbar:

ChatGPT, Schätzung (musikhistorisch, kultursoziologisch):

60–70 % der Musikentstehung ist ursächlich auf Leidensdruck, innere Konflikte oder emotionale Not zurückzuführen.
30–40 % entstammen freudvollen, feiernden oder ekstatischen Momenten.

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Wenn ich mich selber frage, wie oft ich denn als/wie ein Wahnsinniger Musik mache, fällt die Antwort ernüchternd aus. Aber wenn es passiert, ist am Ende immer etwas dabei herausgekommen, bei dem ich mich selbst besser oder anders (neu) kennengelernt habe. Es fand also eine Weiterentwicklung statt – wenn nicht klanglich, dann wenigstens persönlich.

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Scheinbar ist einer von vielen möglichen Logic Flows für eine erfolgreiche Weiterentwicklung in der Musik dieser:

Wahnsinn
Handeln (Musizieren)
Wahnsinniges Musik-Ereignis
Persönliches wahnsinniges Erleben
Persönliche (positive) Erkenntnis = Like
Veröffentlichung des Ereignisses
Kollektives Erleben des wahnsinnigen Musik-Ereignisses
Kollektive (positive) Erkenntnis = Like:
"Wahnsinn!"

Da kann man jetzt jeden beliebigen musik-systemischen Aspekt drankleben.
 
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ist denn "Weiterentwicklung" im musikalischen Kontext von anderen Arten von Entwicklung (z.B. Zurückentwicklung) zu unterscheiden?
Oder: Ist "Entwicklung" in diesem Kontext grundsätzlich etwas anderes als "Veränderung"? 🤔
 
Schwer zu sagen, ist Weiterentwicklung hier eine Veränderung zu einem "besseren", wenn ja wie definiert man das?

Am Ende landet man wieder bei der Frage was Gute Musik ist und schon das ist schwer, oder?
 
@Rolo
Ich bin ganz ähnlich wie Du musiksozialisiert worden (was Wunder - uns trennen nur 3 Jahre Lebensalter) und bin glücklich, Teil diverser technoider Warehousepartys gewesen zu sein.
Plus OldSkool HipHop.
Gegen Ende der neunziger ging alles den Bach runter.
Ende der Neunziger wurden einige ursprünglich eher undergroundige Subkulturen immer mehr Mainstream.
Und HipHop wurde leider richtig übel - grosser Backlash.

Als dann die Scherbenhaufen der Subkulturen zusammengekehrt wurden, kam: Dupstep.

Dazu: Ich habe in den 00er-Jahren eine Weile in Wuppertal gelebt und war einige Male im U-Club (als "Alterspräsident" ;-))
Der U-Club ist auf basslastige Musik spezialisiert (Dub, Reggae, ...) und hat die wahrscheinlich mächtigste Bass PA Deutschlands :lol:
Ich kann Dir sagen, dass Dubstep damals in diesem Club eine herausfordernde körperliche Erfahrung war - bissken wie wummernder 90ies-Techno, aber noch 'ne Schippe drauf.
Und: Musikalisch radikal reduzierter und minimalistischer als viel Elektronisches und Breakiges zuvor - evtl. eine musikalische Rückentwicklung? ;-)

(ich mag den Style immer noch - und Donnerstags auf byte.fm um 21:00 Uhr wird in Marcus Maacks Sendung "BTTB - Back To The Basics" regelmässig der coolste Shit vorgestellt - bissken wie damals D&B "Raum & Zeit" mit Klaus Fiehe)

EDIT: Markus Maak -> Marcus Maack
 
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Kann aber nicht sagen daß Ende 90er schluss war.
Finde schon das es ne art 00er jahre sound auch gibt.
Der house zb. Klang schon etwas anders wie der 90er house zb.
Jetzt auch nicht als Weiterentwicklung zu sehen aber der Zeit zuzuschreiben finde ich.
 
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Ach, so um die 2010er fand ich es wieder angenehm, z.B. Deadmou5, der völlig ohne Harmonie Kenntnisse und ohne Keyboard recht schöne Sachen gemacht hat: (Ok, ist natürlich Geschmackssache)
 
Definition "Weiterentwickung"?
Ich hab mir mal 10 Minuten Gedanken gemacht und schlage Folgendes ohne Anspruch auf Richtigkeit und Vollständigkeit vor:

Weiterentwicklung hat (mindestens oder teilweise) folgende Eigenschaften:

- Bekanntes erscheint in einem weiteren (schönen, neuen) Licht
- Weiterentwicklungen müssen deutlich erlebbar sein: Zauber, Erhabenheit, als Community, als emotionale oder kognitive Besonderheit (Freude, Faszination, Erkenntnisgewinnung)
- Offenheit ist die Grundvoraussetzung sie zu erkennen. (Haltung)
- Der Zeit-Geist ist wahrscheinlich als Türöffner beteiligt – oder als Abschluss (Etwas wurde ausentwickelt)
- Es wird sehr wahrscheinlich eine Umdeutung stattgefunden haben: Es gab eine Idee
- Dafür ist eine wertschöpfende Grenzüberschreitung nötig
- Eine Weiterentwicklung ist nie eindimensional, eher ein Gesamtkunstwerk (Person, Technologie, Kontext, Kultur, Design etc)


Jimi Hendrix hat gemerkt, dass er Feedback und elektrische Artefakte so musikalisch findet, dass er sie nicht nur als Gag oder Effekt nutzen wollte (das haben andere vor ihm sicher auch ein bisschen), sondern als kultivierten, persönlichen musikalischen Ausdruck. Soweit die Idee. Und das ist ihm – in Verbindung mit traditionellem Blues-Gitarrespiel – mit einer klanglichen Vielfalt, Hingabe, Konsequenz, Überzeugung, Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit gelungen. Sogar so wirksam, dass es auch andere Gitarristen auf den eigenen persönlichen musikalischen Ausdruck angewendet haben – so wurde es zum ganz normalen Stilmittel beim E-Gitarrespielen.

In einem Satz: Hendrix hat Lärm zu Emotionen gemacht. Der Gitarrenkrach und das Häßliche, das Schrille und Verzerrte, das Wilde und Brutale findet dabei auf wenigen Zentimetern, ja Millimetern eines Saiteninstruments statt und wird mit kleinen, feinen Fingerbewegungen unter höchster Konzentration und mit höchster Ausdruckskraft erzeugt. Dieser Gestus, diese Hingabe an diese Art der Klangformung mit diesen Instrumenten, Geräten und Bühnensituationen war überraschend, erfrischend, neu. Bekanntes erscheint in einem weiteren (neuen) Licht

So entstanden magische, erhabene Momente – Eindrücke, die nur angemessen eingeordnet werden können, wenn die Hörenden (auch Hendrix selbst!) die geistige Haltung "Offenheit" dafür mitbringen: Man ist bereit nicht nur Lärm hören zu wollen, sondern Lärm, Kontext, Künstler, Bilder, persönliche Reaktionen ... alles eben ... zusammen resonieren zu lassen. Der Zeitgeist muss das möglich machen – Zeit ist ja ab Werk in Weiterentwicklung eingeschrieben. In Verbindung mit seiner Gestik, Mimik und Hingabe wurdn Jimi Hendrix und seine virtuose Musikalität, sein Instrument, die Elektrizität und die Schallwandlung zu einem brachial-feinfühligen entrückt-gewaltigen Gesamtkunstwerk. Es geht eben scheinbar nicht nur um Musik per se, wenn sie sich weiterentwickelt hat

Nun sind das Leid, der Schmerz und die Feinsinnigkeit nicht nur im Blues immer Teil des Hörerlebnisses und nicht zwangsläufig Teil einer Weiterentwicklung. Und es ist auch nicht unbedingt eine Weiterentwicklung das Brachiale oder Schrille emotional aufzuladen. Das Entscheidende: Ich würde sagen, dass das, was Hendrix gemacht hat, erstmal eine Umdeutung war: Hendrix hat ein Phänomen (Krach) umgedeutet in Gefühl. Das ist die geistige Leistung. Zu dieser Umdeutung gehört die Fähigkeit der technischen Umsetzung. Hendrix kann seine neuartige Klangvorstellung so praktizieren, dass sie auch für andere (Viele, "Unwissende" UND "Wissende") positiv nacherlebbar wird – "positiv erlebbar" meint Freude an der Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung (Spüren, Fühlen, Denken, Erkennen. Liken).

Das alles beschreibt "Entwicklungen", aber nicht "Weiterentwicklungen". In dem Wort "Weiter" befindet sich ein versteckter Komparativ – das hat etwas Bewertendes. Es erweckt den Eindruck, das Entwickeln alleine genüge nicht für ein befriedigendes Ergebnis. Technologisch und Wissenschaftlich mag das stimmen – in der Kunst geht es weniger ums Ergebnis, denn um die Wirkung. Der Höhlenmaler in der Steinzeit wird es langweilig finden, dass 1.400 Generationen später eine KI das "Festhalten in Bildern" übernimmt - es geht ja nicht nur ums Ergebnis, sondern vor allem um den Zweck: Oh! Wahnsinn! Schöööön! etc. Der Wert ist innen, nicht außen. Hat eine künstlerische Weiterentwicklung stattgefunden, dann ist jemand "Weiter gegangen beim Entwickeln" als üblicherweise erwartet, sonst kommt "es" ja nicht "weiter rein, als sonst", es lässt einen eher kalt, erreicht einen nicht so sehr.

Dem, der das erste Mal Erzählungen verzaubernd "gut" gemalt und nicht "gesprochen" hat, ist eine wertschöpfende Grenzüberschreitung gelungen: Der Wert ist das Staunen und die Erhabenheit, die die Zeichnung erzeugt, nicht (mehr nur?) die bekannte Leistung eines Geschichtenerzählers. Auch in der Höhle wurde etwas umgedeutet: Worte werden zu Abbildungen (oder andersum, wer weiss): Eine Erzählart löst die andere ab.
 
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Musik ist Kommunikation. Muss die sich denn weiter entwickeln? Das sind doch alles nur Dialekte. Die können parallel existieren und sich wie ein Sumpf mischen.

Wichtig ist doch eigentlich das wir kommunizieren, fragen stellen, Poesie schreiben, Antworten formulieren, usw.
 
Kann aber nicht sagen daß Ende 90er schluss war.
Finde schon das es ne art 00er jahre sound auch gibt.
Klar gab es in den 2000ern auch in den alten Genres und Verzweigungen und Layers gute Sachen. Auch heute gibt es die noch. Aber für meinen Geschmack
ist es halt zu wenig was mich berührt und wo ich sagen kann daß es mich nicht nervt sondern von A-Z fasziniert. Das gibt es dann und wann aber nicht
mehr in dem Maße wie in den Jahrzehnten 60-einschl. 90
Man sagt ja immer daß es heutzutage besonders viel Musik gibt so daß Musik gar nicht mehr den Stellenwert hat wie früher weil es zu viel gibt. Ich finde das nicht.
Es gibt einfach zu viel Schrott. Es gibt unwahrscheinlich viele Artists aber auch ist es für mich nur ein ganz kleiner Prozentsatz für mich wo A) es mein Genre ist B)
mir der Stil gefällt, C) Hörbar Leidenschaft dahintersteckt und Hand & Fuß ,D) der Artist über eine Individuelle Ausdruckskraft verfügt ,man zwar seine Handschrift erkennt aber kein Werk dem anderen ähnelt.
Und dann am Ende muß für mich jedes Lied gut sein auf dem Album und mindestens ein Knaller drauf sein. Nur dann kaufe ich das. Ich hasse EP's oder Alben mit
8 Musikstilen drauf nur daß ja viel verkauft wird. Klar gibts Artists die sich nicht nur auf ein Genre festlegen ,aber ich finds halt nicht gut ne Platte zu haben
auf der ich nur mit 1-2 Songs was anfangen kann.
Hab schon Artists erlebt die bös nachgelassen haben im Laufe der Zeit oder sich zu sehr nach niergendwo entwickelt haben. Als Musikkonsument höre ich
das genau und denk mir dann daß man manchmal besser einen Rückschritt macht um sich weiterzuentwickeln. Man kann sich als Artist ganz schnell die Hörerschaft vergraulen. Manchmal ist es besser unter einem anderen Pseydonym zu veröffentlichen wenn man mal extrem experrimentiert hat. Dafür nützt das. Oder halt
die crassen Songs sich dann aufheben und step by step raushauen um niemanden zu vergrämen ;-)
 
Ich werde meine alten Sachen auch mit 70 noch mal gerne anmachen.
Ich auch, wenn ich so alt werde. Ich werde bis zuletzt meine Platten die ich mit 12, 13,14,15,16,17,18 usw.. gekauft habe hören und immer wieder gerne hören.
Ach vor 12 hatte ich ja auch schon ein paar...war halt noch kein Electro.
Ist doch klar. Hör ich bis zuletzt immer wieder. Gibt nur gaanz wenig wo ich heute denke "na was fürn Schrott habe ich den da gehört?". Die Scheiben hab ich natürlich verkauft mit den Jahrzehnten.
Beim Musik kaufen bin ich mehr als kritisch. Ich schleiche bis zu einer Woche rum um ein Album. Nur wenn es immer wieder rockt,turnt,flasht,begeistert usw. dann
wirds gekauft. Die meisten Sachen sind nach 1x schon totgehört oder ich hör direkt "zu schnell, zu laut, zu kommerziell, zu hektisch zu klischeehaft,
zu langweilig, zu nichtssagend, zu unmusikalisch zu unrythmisch/statisch usw"
 
Ja, das Leute die glauben das Musikmachen verstanden zu haben, nach ein zwei Hits nicht mehr in der Lage sind das zu wiederholen sieht man ziemlich häufig. Gute Musik zu machen scheint wohl auch viel Zufall zu sein.

Ich mein, wahrscheinlich kannst du alles über Musik wissen und es nicht schaffen von deiner Musik allein zu leben.

Auch bei mir gibt es Sachen die ich bis ins hohe Alter hören werde. Das liegt aber nicht daran dass das gute Musik ist, sondern dass ich die in meiner Prägephase gut gefunden habe, also was total subjektives.
 
ich denke daß der Druck sich unbedingt weiterentwickeln zu müssen fatal sein kann. Viel wichtiger ist es denke ich
eine gewisse Treue sich selbst gegenüber bzw. man selbst zu bleiben und sein Handwerk immer besser zu beherrschen.
Das reicht eigentlich. Dann entwickelt man sich automatisch immer weiter weil es leichter wird sich auszurücken und weil
man von Fehlern gelernt hat. Sich selbst Druck zu machen um anderen gerecht zu werden die meinen daß es immer weiter
gehen muß werde ich zumindest nicht machen. Die persönliche Freiheit ist doch das allerbeste an der Kunst bzw. am Musikschaffen.
Das Gefühl ganz unabhängig was auf die Beine gestellt zu haben ist doch unbezahlbar. Da macht es für mich keinen Unterschied ob jemand
300 oder 3000 Platten verkauft. Bei 300.000 denk ich natürlich dann anders:mrgreen: Aber sich prostituiren für ne Plattenfirma ,irgendeinen
Produzenten der in seinem Furzsessel bestimmt wie was zu klingen hat. Neee...da fahr ich lieber Bagger und bedien die Abrissbirme ;-)
 
Ja, das Leute die glauben das Musikmachen verstanden zu haben, nach ein zwei Hits nicht mehr in der Lage sind das zu wiederholen sieht man ziemlich häufig.
Ja ich denk das ist einfach nur großes Glück, wobei ich den Trubel nicht bräuchte. Schön ist wenn man von Leben kann und alles selbst arrangiert.
Aber ohne Manager und Produzent und Firma wird wohl kein großes Geld gemacht. Ist doch mit allem So. es gibt tausende Schauspieler in Deutschland und
nur ca.300 sind so bekannt daß sie gut davon Leben können hab ich mal irgendwo gelesen. Das heisst aber nicht daß der ein oder andere von den
anderen hier und da einen guten Job macht. Die sind dann halt immer auf der Jagd nach nem Dreh und können sich auch nicht das aussuchen was sie wollen.
Aber letztendlich bestimmt am Ende immer der Regisseur. Cool ist wenn einer Regisseur und Hauptdarsteller ist :cool: ...und Produzent :cool:
 
Ich find es ein wenig enttäuschend dass hier Weiterentwicklung zwangsweise mit Erfolg, Fanbase, finanziellem Gewinn etc. gleichgesetzt wird. Das ist aus meiner Sicht eher ein Hemmschuh wenn es das Ziel ist sich bzw. die eigene Musik weiter zu entwickeln. In manchen Fällen greift irgend einer die Idee irgendwann nochmal auf, wenn gerade die Zeit reif dafür ist und verbucht den Erfolg dann für sich oder jemand nimmt vielleicht erst nach dem Tod des Künstlers Notiz davon.
 
Weiterentwicklung ist nun mal auch in dieser kapitalistisch geprägten Welt, in der wir leben, dass sich die Musik dem großen Geld hinterher entwickeln muss. Wäre ja zu schön, man bräuchte nur sagen "Ey'sch bin Musi Ker, sch'mach Töne, Geräusche und Gebumm und stell misch auf de Bühn, gib mir ma Moneten für Mädels, Essen un Koks" und kriegst gleich n 10.000-Fantastaler-Schein zugesteckt.

Das Problem ist so gesehen nicht die Musik, sondern, dass manche nichts anderes können. Und sich prostituieren. Und die Produzenten das natürlich refinanzieren, indem sie die Veranstalter zubuchen und die Hot rotations zubetonieren mit ihrem Schrott, wegen der Tantiemen.

Um wirklich frei zu sein von diesen Zwängen: Hört auf, zu veröffentlichen in Aussicht auf ein paar Cent. Wer davon zu leben versucht: Schult um und macht Musik nur noch in euren Wohnungen in der Freizeit für euch selbst, Familie und Freunde. Wenn wir das durchhalten und die ersten fairen Musikvertriebe entstehen und KI mit den ersten Atomunfällen verpönt ist. Und dann kann die Welt mal sehen, wie sich eure Musik weiterentwickelt hat.

Mit dem Musikbusiness heute ist Weiterentwicklung gar nicht im Interesse der Produzenten. Viel zu viel Risiko. Da beschäftigen sie doch lieber die KI.
 
Es ist schon tragisch, wie sich das Blatt wandelte. Früher konnte man sein Ding durchziehen und hat dennoch bisschen was verdient. Ein Durchschnittslohn war relativ leicht erreichbar, ohne dass man sich verbiegen musste. Jetzt läuft man der Hörerschaft hinterher, die scheinbar kein großes Interesse an Musik an sich hat.

Da läuft halt was nebenbei und da wird auch alles gehört, aber diese breite, musikalische Begeisterung, auch ihne ein Instrument zu spielen, ist völlig abhanden gekommen.

Das zieht sich auch durch die Endgeräte. Hifi ist dann eher was für die gesetzte Generation ü40, wenn überhaupt.

Denke ich zurück, wie ich mit Vaddern noch Lautsprecher selbstgebaut hatte und stundenlang am Radio hing, um Lieblingstitel ohne Gelaber zu recorden oder den "Ostermarathon" komplett auf Kassette aufnahm und mir nachts alle 45 Min den Wecker stellt. Gibts sowas noch?
 
und dabei sind drum and bass oder waltzer durchaus zum tanzen geeignet, und besonders schwer ist ist das alles auch nicht. :)

ich mag ja black techno oder goatrance wirklich gerne, und da gehört das bum bum auch hin. aber warum man in den letzten 20 jahren selbst bei schlager und volksmusik immer dieses geisteskranke und völlig unpassende bumm bumm drunterlegen muss werde ich nicht mehr verstehen.
Hier mal EDM triolisch.
Höre ich viel zu selten, aber ich liebe das. Einfache Idee mit großer Wirkung.
Das gibt einen richtig genialen groove.



 
Es gibt doch nicht nur techno.
Wer Metal oder Rock hört geht ins Konzert.

das auf konzerten getanzt wird ist allerdings auch die ausnahme.

ich sach ja, früher gabs in frankfurt nacht- und tanzclubs, szene- und kommerzparties mit black, goa, acid, rock, funk, rap, trance, dnB, wave, gothic und hastenichtgesehen - heute gibt es nur noch house scheiß der marke kaufhausmusik überall, "bumm bumm guck mal mama ich habe zwei ableton loop packs miteinader kombiniert" musik, und hin und wieder ein bischen hip hop oder schlager und das ist auch meistens bumm bumm.

da bleib ich lieber im studio sitzen oder gehe in die oper, ehe ich mir sowas antue.

ich vergleiche diese four on the floor simplifizierung der musik immer gerne mit lebensmitteln: in supermärkten gibt es hunderte von zuckerlimonaden, die im prinzip alle nur aus leitungswasser, zucker und zitronensäure bestehen - weil es einfach und billig herzustellen ist und man es in allen erdenklichen farben einfärben kann um vielfalt zu suggerieren.

aber versuch mal im discounter einen gescheiten lose tee zu bekommen, oder einen reinen kirschsaft oder ein schwarzbier... das gibt es alles noch... am rande... aber die meisten anbieter und konsumenten reduzieren sich auf buntes zuckerwasser.
 
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Ja das stimmt die 808 war was völlig neues ,jeder Sound von der.
Die Leute will ich mal sehen ,die die 808 beim ersten mal hören als Flop abgestempelt haben.
Ich fand die 808 scheußlich.
Ich bin von metal ziemlich schnell auf techno gekommen, in den 2000dern. Habe mich damals gerade dort umgeschaut und war ganz schnell von Synthesizern fasziniert. Bei amazona oder so gabs dann einen Bericht zur 80, wie kultig die ist und wie toll der analoge Sounds ist.
Ich hab mir das angehört und dachte nur, was sind das für spielzeugsounds. Wer? und vor allem wie soll man sowas in Musik einsetzen. Kann man damit überhaupt gute Tracks machen?
Das war die erste analoge drummachine, die ich gehört hatte. Damals war ich der Meinung, dass samples tausend mal besser sind. Ichh könnte blind 50 Samples heraussuchen, die alle besser sind, als jeder Sound der 808. Die bd war ok, aber nix dolles. Die toms, cowbell, highhats fand ich damals so außerirdisch schlimm.

Generell waren mir analoge drummachines in Zeiten von samples suspekt. Auch die toms der 909 haben mich geschockt. Die 606 fand ich noch am besten. Auch heute noch finde ich die zu unterbewertet. Liegt aber eher an der mageren Austattung denke ich.
Mittlerweile ist das natürlich anders, aber damals habe ich die Welt nicht verstanden, dass sowas gut sein soll.
Also ich weiß noch als ich sie das erste mal gehört habe. Für mich war
das eine absolute Weiterentwicklung zu dieser schnarrenden CR78. An der 808 war einfach jeder einzelne Sound was völlig neuartiges.Es sind ja nicht immer nur die Musiker die dafür sorgen daß sich Musik weiterentwickelt. Sondern auch Ingenieure bzw. Erfinder..

Also ich weiß noch genau wie crass die Entwicklung allein von 1983er Electro in zwei Jahren bis 1985 war und dann
ab 1986 sich das ganze in Hip Hop wandelte ,und dann 1987 Electro nochmal mit einer Freestylewelle kurz aufflammte und dann in den frühen 90ern der Newschoolelectrotechno aus Detroit richtig fahrt aufnahm.
Die 80er waren so bewegend und ich bin happy das miterlebt haben zu dürfen. 1986 (da war ich 16 Jahre alt)als Acidhouse aufkam. Hab ich miterlebt. War ne verrückte Zeit.
Same here. Ich habe sie selbst nicht miterlebt, aber ich bin großer fan der 80er Musik.
Du musst dir mal oneothrix point never anhören. Wenn du ihn noch nicht bereits kennst.
Das ist für mich Paradebeispiel für innovative Musik. Auch sehr viele Anlehnung an die 80er.
Von dem Klangkollagen ohne perkussive Elemente, bis zu den neuen Sachen. Das ist wirklich ungehörtes und zu recht mittlerweile bekannt.
Das ist zum Beispiel ein wahrer Künstler.
Deswegen. Jeder könnte etwas ganz eigenes schaffen. Man glaubt nur zu leicht, das Musik begrenzt ist, aber das stimmt nicht.
Was soll da noch kommen? Sowas!
Musik war halt in allen Belangen dynamischer in den 80er und frühen 90er Jahren. 70er und 60er find ich aber auch Super. Und genau davon war auch noch Einfluss in der Musik zu spüren. (Mehr Percussion, mehr distortion)Gegen Ende der neunziger ging alles den Bach runter. Aus meiner Sicht zumindest. Will damit nicht sagen daß es ab da nicht hier und da was gutes gab, aber ab da mußte man mit der Lupe auf die Suche nach gutem Stoff gehen. Aus meiner Sicht und nach meinem Empfinden und Geschmack zumindest. Andere mögen das anders sehen. Für mich ist das Verhältniss Müll zu gutem Stoff heutzutage 90 zu 10, und bei den 10 vieleicht 2 Prozent echte Perlen.
Es gibt heute eben viel, viel, viel mehr Musik. Jeder kann im Kinderzimmer am Laptop anfangen. Auch instrumente sind sehr billig geworden zum Einstieg.
Man könnte meinen, es müsste viel mehr Neues entstehen, aber ich denke es ist klar, dass genau das nicht der Fall sein kann.
 
Musik ist Kommunikation. Muss die sich denn weiter entwickeln? Das sind doch alles nur Dialekte. Die können parallel existieren und sich wie ein Sumpf mischen.

Wichtig ist doch eigentlich das wir kommunizieren, fragen stellen, Poesie schreiben, Antworten formulieren, usw.
Dieser Gedanke kann, besonders für Popkultur, wirklich von Bedeutung sein.
Musik war mal so etwas wie Poesie übertragen, Gefühle, ein Lied ist eine Geschichte, ein Traum,…
Wenn das die Sache ist, wäre es egal, ob Reinhard Mey oder Sophie Hunger oder Sarah Lesch (oder Harald) das singt, das "klingt ja eh alles irgendwie gleich", wenn alle Gitarrenlieder schon gesungen sind - ich kondensiere das mal richtig fies klein zusammen.
Kommt es bei "soner Musik" wirklich auf die Akkorde an? Ist das Einizigartig oder das was dahinter steht?

Technik könnte auch diese Musik sein, Elektro, was auch immer.
Ich halte das nur hin, um es etwas entrückt vielleicht doch nachvollziehen zu können.

Nehmen wir uns zu wichtig als Urheber und Macher, und es geht eigentlich um - dies!? Kunst ist ja da auch nicht so weit weg…

Ich finde es auch eher erstaunlich, dass Club/Gebrauchsmusik bzw Funktionsmusik die große Diskussion breiter macht, was aber keine Verächtlichmachung meinerseits sein soll. Es ist nur nicht der Stil, der mir zuerst einfiele bei der Hauptfrage. Genau, wegen der Austauschbarkeit und Wiederholbarkeit.

Ich denke auch gern noch einmal nach, ob der Kram den ich mache nicht auch ein bisschen zu hoch steht, ob es Kunst, Bedeutung oder Originalität hat. So ist es gemeint. Akademisch ist sie ansich nicht, muss sie aber auch nicht.
 
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Wenn das die Sache ist, wäre es egal, ob Reinhard Mey oder Sophie Hunger oder Sarah Lesch (oder Harald) das singt, das "klingt ja eh alles irgendwie gleich", wenn alle Gitarrenlieder schon gesungen sind - ich kondensiere das mal richtig fies klein zusammen.
Es gibt auch nonverbale Kommunikation, Sound kann Gefühle erzeugen oder besser noch im Zusammenspiel mit Melodien intensivieren.
 
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ich vergleiche diese four on the floor simplifizierung der musik immer gerne mit lebensmitteln: in supermärkten gibt es hunderte von zuckerlimonaden, die im prinzip alle nur aus leitungswasser, zucker und zitronensäure bestehen - weil es einfach und billig herzustellen ist und man es in allen erdenklichen farben einfärben kann um vielfalt zu suggerieren.

aber versuch mal im discounter einen gescheiten lose tee zu bekommen, oder einen reinen kirschsaft oder ein schwarzbier... das gibt es alles noch... am rande... aber die meisten anbieter und konsumenten reduzieren sich auf buntes zuckerwasser.
Nur das gute Zeug, was?
Deswegen ist es auch viel schwieriger herauszustechen.

Was einfach ist, ist noch lange nicht schlecht.
Ein guter Tee ist etwas sehr einfaches.
Ein guter Tee kann auch four to the floor sein.

Es kann auch jeder einen Bleistift nehmen und zeichnen. Deswegen heißt es noch lange nicht, dass jeder gut zeichnen kann.

Ich war damals der einzige im Freundeskreis der Techno gehört hat - ich höre sowas heute immer noch Zuhause - und musste mich nicht selten vor Typen rechtfertigen, die Punk hörten.
Gaga.
 


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