Welche Bücher lest ihr gerade...

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"Und ich werde mich niemals damit abfinden, dass man nichts tut. "
Gudrun Ensslin

Die Geschichte der RAF.
Leseanregung durch die aktuelle ARD-Doku. Mit der unglaublichen Lilith Spangenberg als Ensslin.

Erstaunliche Bezüge zum Jetzt.
Gaza, das neue Vietnam.
Die Totaldiskreditierung der "wertebasierten Ordnung" zu ihrem Ende.

Parallel zum Buch wiedergefunden ein kurzer, vor Jahren zerlegter Ensslintext, gesprochen von Sophie Lutz.




Was hab ich eigentlich mit dieser Ensslin?
 
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gerade mal wieder die "Bibel der Skeptiker":
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\Edit: wenn ich schon dabei bi, kann ich mir gelegentlich auch mal wieder Humes "Untersuchung über den menschliches Verstand" und die "Essays" Montaignes vornehmen :)
 
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würde mich auch interessieren; ich kenne ihn nur aus dem Fernsehen ("unser Kosmos"), und das ist schon seeehr lange her.
 
Ich werde mich heute abend ans Cubase 14-Manual und an die Tutorials für den Legend HZ machen.

Nebenbei werde ich morgen meinen Geburtstag vorfeiern und bekomme von meiner Mum die Spektrum und die Bild der Wissenschaft als auch die aktuellen c't-Magazine mitgebracht bekommen. Und dann hab' ich noch den neuesten Schmöker von Andreas Eschbach hier im Regal: Die Abschaffung des Todes

Cool ! :huepfling:
 
Habe grad 3 Hörbücher hintereinander weggehört von Yuval Noah Harari

Eine kurze Geschichte der Menscheit
Homo Deus: Eine Geschichte von Morgen
Nexus

Allesamt gut und eine schöne Reise.
 
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Tolles Buch: auch für Nichtfachleute in flottem Stil geschrieben. Und eben nicht nur die Ereignisse selbst, sondern auch, wie die Machtverteilung vorher in England war, welche Interessen und Verbindungen es im Nordseeraum gab, was Engländer und Normannen miteinander zu tun hatten. Bonus: das Ganze in eher kleinere Kapitel aufgeteilt. Für mich ein echter Lesespaß.
 
Den Teppich von Bayeux schau ich mir diesen Sommer an. Wahrscheinlich wäre es geschickt, sich vorher ein bisschen was anzulesen. :)
 
Und dann hab' ich noch den neuesten Schmöker von Andreas Eschbach hier im Regal: Die Abschaffung des Todes
Weder den noch den davor hat mir meine Frau zu Weihnachten geschenkt (was eigentlich seit Jahren Tradition hatte).
Ist wohl nachlässig geworden.
Ich prangere das an!
Aber ich bin ja derzeit eh noch in meiner Karl-May-Schleife gefangen...

Schöne Grüße
Bert
 
Den Teppich von Bayeux schau ich mir diesen Sommer an. Wahrscheinlich wäre es geschickt, sich vorher ein bisschen was anzulesen. :)
Der Autor nutzt einige Ausschnitte aus dem Teppich zur Illustration :); ich habe das Gefühl, dass Du mit dem Buch als Vorbereitung gut fahren würdest.
 
Was mich an Geschichte vor allem so fasziniert ist die Tatsache, daß unsere moderne Kultur erst seit etwa 150 bis 200 Jahren existiert. Davor gab's nur Plumpsklo und kaltes Waschen, niemand hat sich damals vorstellen können wie wir heute leben. Das ging ab einem bestimmten Zeitpunk alles so rasend schnell; ich glaube, daß die Entwikclung des realen Christentums, d.h. alle Befürworter und Anhänger der Religion daran maßgeblich einen Anteil hatten. Wissenschaft und Technologie wie wir sie heute kennen hätten unter anderen Bedingungen gar nicht erst aufkommen können, oder erst sehr viel später.
 
mal was ganz Anderes: hat hier zufällig jemand "Holly" von Stephen King auf Deutsch?
Meine Frau liest gerade den englischen Text, und uns würde die deutsche Übersetzung des von Holly selbsterfundenen Witzes interessieren.
 
mal was ganz Anderes: hat hier zufällig jemand "Holly" von Stephen King auf Deutsch?
Meine Frau liest gerade den englischen Text, und uns würde die deutsche Übersetzung des von Holly selbsterfundenen Witzes interessieren.
Wenn Du den Witz hier postest, kann ich eine Übersetzung versuchen. Kings amerikanisch kann durchaus manchmal tricky sein.
 
Nicht unbedingt eine Biografie, eher einen Aneinanderreihung von Gedanken, mehr oder weniger historisch geordnet.
Daher als Zweit-Neil-Young-Buch auf jeden Falll interessant, für den Einstieg eher nicht. Aber den hatten wir ja schon in den 70ern, wir Boomer...

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Wenn Du den Witz hier postest, kann ich eine Übersetzung versuchen. Kings amerikanisch kann durchaus manchmal tricky sein.
Lieb gemeint, aber meine Frau versteht den Witz, geht aber davon aus, dass ein Übersetzer Nervenzusammenbrüche bekommt. Daher das Interesse an der Lösung in der deutschen Übersetzung.

Im Original: "A new Millionaire walks into a Bar und orders a mai-tai. When the bartender goes to make it, she hears a voice saying: "Your deserve that money, Holly. Every cent". She looks around and sees no one. She's the only customer at the bar. Then she hears a voice on the other side. It says: "You look very pretty tonight, Holly". The bartender comes back and she says "I keep hearing voices saying nice things about me, but when i look, no one's there". (...) And the bartender says "we charge for the drinks, but the nuts are complimentary."

Meine Frau hält das Wortspiel .... we charge for the drinks ... für unübersetzbar ("nuts" Bekloppte/Nüsse, "complimentary" evtl. auch mehrdeutig)
 
Ja, das ist schwierig. Üblicherweise greift man zu einem anderen Witz mit einer ähnlichen Moral. Ich würde den auch eher nicht übersetzen, sondern einen anderen suchen (vor allem einen besseren). "complimentary" ist hier auf jeden Fall mehrdeutig. Ich kannte den Witz, wusste nicht, dass er von King ist, vielleicht ist er auch nur ein Zweitnutzer.
 
Mein Klampf von Vicki Vomit. Ich hatte das Vergnügen, der Lesung im Rahmen des Wave Gotik Treffens beizuwohnen. Und dann gleich die Gelegenheit genutzt, Buch und eine LP inklusive Signatur mitzunehmen.

Toller Einblick in die frühen Jahre eines charismatischen DDR-Punkrockers und selbstverständlich urkomisch in dem ihm eigenen Wortwitz geschrieben. Wer seine Comedynummern neben der Musik kennt, weiß bescheid.
 
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Nach Jahren mal wieder das für mich humorigste Werk deutscher Sprache:

Eckhard Henscheid, Trilogie des laufenden Schwachsinns: Die Vollidioten /Geht in Ordnung - sowieso -- genau --- /Die Mätresse des Bischofs.

Das erste Mal wohl in den späten 80er, seitdem alle paar Jahre wieder hervorgekramt.
Eine, nein, drei!, Perlen für die Ewigkeit.
 

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The Dawn of Everything: A New History of Humanity
David Wengrow, David Graeber - 2021

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Bin auf Seite 240 von 600. Die Autoren greifen eine ihrer Ansicht nach falsche, aber weitverbreitete These zur Frühgeschichte der Menschheit an:

Als Jäger und Sammler lebte die Menschheit in Freiheit. Mit der Landwirtschaft kam die Ungleichheit.

Hauptsächlich geht es um Anthropologie und Archäologie, aber es ist das politischste Buch aus dieser Ecke, das mir seit Stephen J. Gould untergekommen ist. Unter den Anthropologen herrscht Konsens, dass Jäger und Sammler egalitär lebten. Sie hatten, entgegen dem Klischee, keine Häuptlinge und keine Herrscher - oder zumindest keinen, den die Leute nicht dulden wollten. Lange Geschichte, wer mehr wissen will, Christopher Boehm ist ein Einstiegspunkt.

Die egalitäre Gesellschaft der Jäger und Sammler ist weder in der Schule, in Film, Funk oder Print ein großes Thema. Das ist eine bedauernswerte Auslassung. Freiheit, Gleichheit, Hierarchie und Besitz sind sehr politische Themen. Gut, dass die beiden Davids auf den politischen Aspekt ihrer Arbeit hinweisen. Ein Blick auf unsere Geschichte könnte augenöffnend sein für die Gegenwart.

Die Autoren gehen zurück bis Rousseau und kontrastieren dessen Sicht vom "edlen Wilden" mit der Hobbesschen Philosophie des Leviathans, der Gesellschaft, die Kontrolle braucht.


"Aufklärung inspiriert von nordostamerikanischen Indianern"​


Graeber und Wengrow behaupten, die europäische Aufklärung sei in Teilen von der Weltsicht Nordostamerikanischer Indianer beeinflusst worden, den Algonkin, den Wendat und den Miq'mak. Sie nennen Kondiaronk, dessen Ansichten von Louis-Armand de Lom d’Arce in Europa veröffentlicht wurden. Zeitgenossen hielten die Veröffentlichung für einen Schwindel, bei dem d'Arce Kondiaronk zu seinem erfunden Sprachrohr macht, um selbst dem Verdacht aufrührerischer Ideen zu entgehen.

Ich kann das nicht beurteilen. Aber ich erinnere mich an eine Stelle bei Kant, in der er über die Irokesen schreibt, sie seien von allen Völkern eins der Fortgeschrittensten und würden in manchen Aspekten sogar die Europäer übertreffen, weil sie eine Art von Gleichberechtigung der Geschlechter entwickelt hätten. Was auch stimmt. Das Matriarchat ist ebenfalls über mehrere Seiten Thema im Buch.

PS: Im Buch heißt es, in der Sprache der Algonkin bedeute Irokese sowas wie "gefährlicher Killer".



"warrior kings vs. protestantic pacifism"​


Die Autoren erzählen von der amerikanischen Pazifikküste. (Sie verorten das auf 1800 BC. Es ist mir entgangen, woher sie das so genau wissen.) Im Norden lebten "warrior king"-Stämme, die sich von saisonalem Fischfang ernährten und Krieg gegen Nachbarstämme führten, um Sklaven zu erbeuten. Die kalifornischen Stämme hingegen führten keine Kriege, hatten keine Sklaven und lebten von Eicheln und Nüssen.

Graeber und Wengrow fragen sich, woher der Unterschied in der Lebensweise kommt.

Warum betreiben die kalifornischen Stämme keinen Fischfang, obwohl sie könnten und verlegen sich stattdessen auf die arbeitsintensive sammelei? Sie betrachten mehrere Möglichkeiten.

- Saisonaler Fischfang heißt, du mußt Vorräte einlagern, die Begehrlichkeiten bei anderen wecken.
- Niemand hingegen wird dir deine Eicheln klauen, die vor dem Verzehr erst aufwendig gemahlen und verarbeitet werden müssen, um genießbar zu sein.
- Was die Autoren aber sofort wieder relativieren. Ohne Lasttiere wie Pferd oder Esel, sei es nicht rentabel, getrocknete Fische zu rauben, weil der Stoßtrupp auf dem Heimweg den Großteil der Beute verzehren müsste.
- Sie landen bei dieser Erklärung: Weil die Nordostindianer egalitär waren, ließ sich das Stammesvolk nichts von ihren Häuptlingen sagen. Die Häuptlinge konnten nur deshalb warrior kings sein, weil sie Sklaven hatten, die für sie arbeiteten.
- Am Ende sagen die Autoren, die Nordost-Indianer und die kalifornischen Stämme hätten sich für ihre jeweilige Lebensweise entschieden.

Das erscheint mir ein bisschen herbeigezogen, woran auch immer.

Graeber und Wengrow stellen sich damit gegen die Thesen der behavioral economists, die behaupten, eine Gesellschaft entwickle eine optimal foraging strategy = sie nutzt das beste, was materiell zum Überleben zur Verfügung steht, was die Entwicklung bestimmter Gesellschaftsformen begünstigt.

Die Erklärung "die Stämme haben sich für ihre Lebensweise entschieden" - ist eine Sackgasse. Damit läßt sich alles erklären - und letztlich nichts. Es geht darum, Muster zu finden, warum sich Gesellschaften zu etwas entscheiden.


"Die landwirtschaftliche Revolution - war keine"​


Die Autoren schildern nachvollziehbar, dass die landwirtschaftliche Revolution im fruchtbaren Halbmond 3000 Jahre gedauert hat. Passt. Aber wofür oder wogegen ist das ein Argument? Es gibt Berichte, dass Bier zu brauen zwanzig oder dreißigtausend Jahre alt und damit lange vor der Landwirtschaft entstanden ist. Von daher erscheint es mir naheliegend, dass die Entwicklung der Landwirtschaft etwas gedauert hat.

Dennoch haben Graeber und Wengrow ein sehr starkes Argument. Warum ging es nicht schneller? - nach theoretischen Überlegungen hätte es schneller gehen müssen. Exponentielles Wachstum und so.


Einer meiner persönlichen Highlights im Buch: Laß den Fluß die Arbeit machen.

Landwirtschaft ist arbeitsintensiv. "Im Schweiße deines Angesichts" sollst du den Acker pflügen. Die Menschen im lower fertile crescent haben es sich einfach gemacht. Sie haben den Fluß die Arbeit des Pflügens machen lassen und dann im Schwemmland gesät.



Vorläufiges Fazit:

Mir das Buch manchmal etwas zu weitschweifig oder repetitiv. Aber die Autoren haben zehn Jahre am Buch gearbeitet und es ist reich an Geschichten und Geschichtchen, also werde ich mich nicht beschweren. Mit den Folgerungen der Autoren bin ich nicht immer einverstanden. Dennoch: ihr Buch ist ein überzeugender Wink mit dem Zaunpfahl, dass man es sich nicht zu einfach machen sollte mit gutklingenden, etablierten Erklärungen. Meist ist die Wirklichkeit komplizierter, als man denkt.

Was das Buch nicht ist: beim Titel Dawn of everything denke ich an die Menschheitsgeschichte seit Lucy. Bisher geht es im Buch nur um die Menschheitsgeschichte seit der letzten Eiszeit. Damit lassen die Autoren den Zeitraum aus, der erklärt, warum wir anders als Lucy sind war. In dieser Zeitspanne würde ich die Menschwerdung verorten.

Manchmal haben Autoren keine Kontrolle über die Titel ihrer Bücher. Vor der Erfindung der Landwirtschaft wäre das nicht passiert ...:opa: ;-)
 
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