Wie speichert Musik Emotionen, Informationen, usw?

Wenn ich wüsste, wie es funktioniert, hätte ich ja den thread nicht starten müssen.

Es ist auf jeden Fall für mich komplizierter als geräuschhafte Umsetzung.

Das eine hatte ich ja geschrieben: Es scheint umso einfacher zu codieren/dekodieren
zu sein, je grösser die Emotionen sind ("Freude schöner Götterfunken")
bzw je tiefer in der Menscheitsgeschichte angelegt (Tribal Dance) -
wobei ich mich da gern korrigieren lasse.

Aber das ist dir ja zu abgehoben. Insofern schwierig für mich,
dir da was zu schreiben, das für dich kein Gesülze ist.
 
xV// schrieb:
Aber das ist dir ja zu abgehoben. Insofern schwierig für mich,
dir da was zu schreiben, das für dich kein Gesülze ist.

Mal anders:

Wie sehen für dich grundlegendste Emotionen im direkten Zusammenhang von Tönen aus?

Mein Holzhammerbeispiel:

Übelkeit: Kinozuschauer werden mehr als 20 Minuten lang mit niederfrequenten Basswellen torpediert, bis diese in Scharen zur Toilette rennen müssen, um sich dort zu übergeben (vgl. Kinopremiere "Alien" (1979)).

Also, es gibt einen direkten physikalischen Zusammenhang zwischen theatralischem Tonspiel und Besucherreaktion!

Wieso ist das so schwierig, wenn hier ergebnisorientierte Meinungen hinterlassen werden könnten?
 
was ist "grundlegenst" ?


unmittelbarster Zusammenhang
oder
tiefstgehende Emotion / tiefstliegende Erinnerung oä
?
 
Die Wasserexperimente von Masaru Emoto finde ich
beschreiben sehr grundlegende erstaunliche Verknüpfungen
von Emotion, Codierung und Wirkung / Dekodierung.

Ebenso finde ich es äuserst erstaunlich, dass es Atheisten gibt,
die Bachs Musik als Gottesbeweis anführen.

Dass Menschen bei tiefen Frequenzen schlecht wird oder sie Angst bekommen
kann ich dagegen sehr gut nachvollziehen. Das ist relativ offensichtlich.
 
xV// schrieb:
was ist "grundlegenst" ?

Viel tiefer gehend und natürlich, als kotzend, pinkelnd, schreiend oder flüchtend kann man eine offensichtliche Abneigungs-Emotion (->Reaktion) wohl nicht mehr gestalten...

Das sind Sachen, die man quasi vorsätzlich erzeugen und dann auch durchziehen muss. Ridley Scott hat sich seinerzeit gesagt, dass das Publikum bei seinem Film Angst haben bzw. das Gesehene grundsätzlich ablehnen muss und zwar über sdas rein Optische hinaus!
Hier war der Bass im Kinosaal ein reines Werkzeug, um eben jene breite Ablehnung zu erzeugen.

Mittlerweile funktioniert das natürlich im Kinosaal nicht mehr. Da wird man heutzutage mit endlosen Wackelkameras, Dubstep und Zooms bis auf die Nahpickelerfahrung beglückt.
 
Emoto scheint eher was mit Schwingungen und so zu tun zu haben, weniger mit "Emotion". Wobei Emotion ist EMPFINDUNG. Naja, sehr direkt und wörtlich genommen ist das schon richtig, aber…
 
Der Zusammenhang bei Emoto ist (so wie ich es verstehe):

Emotion -> Musik -> Schwingung -> Wassermolekülform harmonisch bis chaotisch

Von seiner Homepage:
"Auch der Mensch vibriert. Jeder einzelne Mensch hat eine ihm eigene Schwingung. Und jeder Mensch hat auch einen Sensor, der Schwingungen aufnehmen kann.

Menschen, die tiefes Leid erfahren haben, strahlen auf der Wellenlänge der Trauer aus. Ein Mensch jedoch, der allem, was ihm widerfährt, mit Freude begegnet und es genießt, wird wohl auf einer Wellenlänge des hellen Lichtes senden. Wer andere Menschen liebt, strahlt Schwingungen der Liebe aus, und von Menschen, die Böses tun, gehen tiefdunkle, dichte Schwingungen aus.

Dasselbe gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Dinge und Orte. Warum gibt es z.B. Orte, an denen häufig Verkehrsunfälle geschehen, oder Orte, an denen es Glück bringt, einen Laden zu eröffnen, der dann auch ganz sicher sehr gut geht? Andererseits hört man immer wieder Geschichten von bestimmten Edelsteinen, die ihre Besitzer von einem Unglück ins nächste stolpern lassen.

Nicht nur materielle Objekte, auch die verschiedenen Phänomene in dieser Welt besitzen eine ihnen eigene Wellenlänge. Die Veränderungen der Energie der Erdatmosphäre lassen Gewitter und Wirbelstürme entstehen. Das sind gewaltige Energien, die großen Schaden anrichten können. Wenn man es aber recht bedenkt, ist dies nicht unbedingt etwas Negatives, denn wenn dabei, wie wir wissen, die schlechte Energie, die sich in der Welt angestaut hat, mit enormer Kraft weggewirbelt wird, dann sollten wir wohl eher dankbar sein für Gewitter und Wirbelstürme.

Dies lässt uns auch verstehen, warum Menschen von alters her Feste lieben. Wo sich viele Menschen versammeln, in festlichen Kleidern singen, tanzen und Spaß haben, da wirbeln auch fröhliche und gute Schwingungen herum. Wie gesagt, alle Dinge vibrieren und besitzen ihre eigenen Schwingungen. Wenn man das erkennt, kann man sein Verständnis von dieser Welt vertiefen. Man wird auch dessen gewahr, was man bisher nicht bemerkte oder ins tiefste Unterbewusste verdrängt hatte. Neue Entdeckungen und Gefühle verleihen dem Leben eine neue Dimension."
 
Insofern ist da nicht soviel Unterschied, ob Emoto Wasserkristalle hässlich aussehen
oder Ridley Scott seine Zuschauer kotzen lässt.

Beide benutzen dazu Töne.
 
Gehören die Ludovico-Methode (Clockwork Orange) und
Guantanamo-Musikanwendungen auch in das Thema?
 
Wenn Ultra-Tiefbass Brechreiz auslöst finde ich nicht, dass das eine Emotionale Komponente von Musik ist. Natürlich hat das Erbrechen dann auch eine Emotionale Reaktion, diese ist aber nur indirekt auf die Töne zurück zu führen. Der Brechreiz ist doch erst mal klar eine Physische Reaktion. Ich hab auch schon von Leuten mit Migräne gehört, dass einige (vor allem dissonante) Geräusche sie an ihre Anfälle erinnern und teilweise einen Anfall auslösen können. Für solche Menschen -sind dann diese Geräusche natürlich mit Gefühlen wie Schmerz oder Angst verbunden. Das ist aber auch wieder aufgrund einer zuerst einmal Physischen Reaktion.
Eine üble Kick-Drum hat ja auch über entsprechende PA eine physische Wirkung.

Sprich, wir können vielleicht wirklich unterscheiden zwischen emotionaler Wirkung von Musik die direkt im Gehirn statt findet und Einer Wirkung die indirekt über einen physischen Effekt der Schallwellen wirkt.

Was meint Ihr? Ist diese unterscheidung relevant oder ist es egal ob so eine Wirkung nur über das Gehirn oder auch über den Körper läuft? Kann man das irgendwie besonders effektvoll kombinieren?

PS. Eine dritte Variante wären vielleicht auch noch mal die sog. "Binaural Beats": um ein paar (ca. 0,5-70) Hz verschobene Schwingungen über Kopfhörer werden vom Gehirn als die Frequenz zwischen den beiden Frequenzen wahrgenommen und man kann dann beobachten, dass die "Hirnschwingungen" sich auf die Differenzfrequenz einschwingen was wiederum Gemütszustände induzieren kann, die mit den jeweiligen Frequenzen zusammen hängen (z.B. 6,5 - 8 Hz Entspannung/Meditation). Das ist auch erst mal eine physische Reaktion, aber trozdem noch im Gehirn.
 
VoidPointer schrieb:
Was meint Ihr? Ist diese unterscheidung relevant oder ist es egal ob so eine Wirkung nur über das Gehirn oder auch über den Körper läuft?

Ist egal, denn der menschliche Körper IST ein (musikalisch schlechter) Resonanzkörper und damit ein erweitertes Hörorgan.

Blödes, aber holzhammermäßiges Beispiel: Nehmt euch eine Stimmgabel, schlagt sie an und haltet euch das Ding an einen Schneidezahn des Oberkiefers. Wer so was noch nie gemacht hat, dürfte eine Überraschung erleben...

Als Macher von Musik hat man nun mal auch die Verantwortung, dass man seine Zuhörer nicht verletzt. Da ist ein mindestmaß an Kenntnissen über Physik und Biologie schon erforderlich, wenn man mit Instrumenten agiert, die einem bei entsprechendem PA-Output sprichwörtlich Kopfschmerzen bereiten können...
 
@VoidPointer: Ich halte Deine Unterscheidung für durchaus relevant im Sinne dieses Thread. Es gilt zu unterscheiden zwischen rein physiologisch Effekten (z.B. die Körperschallübertragung im Stimmgabelbeispiel; Unwohlsein, Schmerzen, Gehörschädigungen bis hin zum Tod durch zu hohe Schalldruckpegel) einerseits und eher psychologischen Effekten (z.B. Dur=fröhlich/Moll=traurig, um mal etwas ganz Einfaches zu nehmen) zu unterscheiden. Bei diesen psychologischen Effekten kann man dann versuchen, weiter zu unterteilen nach Effekten, die kulturell gleichsam "erlernt" worden sind, und solchen, die man "angeboren" sein könnten.
 
VoidPointer schrieb:
[...] Ich hab auch schon von Leuten mit Migräne gehört, dass einige (vor allem dissonante) Geräusche sie an ihre Anfälle erinnern und teilweise einen Anfall auslösen können. [...]

Ja, das stimmt -- in meinem Falle wäre das die Stimme von Shakira: Voices as weapons.

serge schrieb:
@VoidPointer: Ich halte Deine Unterscheidung für durchaus relevant im Sinne dieses Thread. Es gilt zu unterscheiden zwischen rein physiologisch Effekten (z.B. die Körperschallübertragung im Stimmgabelbeispiel; Unwohlsein, Schmerzen, Gehörschädigungen bis hin zum Tod durch zu hohe Schalldruckpegel) einerseits und eher psychologischen Effekten (z.B. Dur=fröhlich/Moll=traurig, um mal etwas ganz Einfaches zu nehmen) zu unterscheiden. Bei diesen psychologischen Effekten kann man dann versuchen, weiter zu unterteilen nach Effekten, die kulturell gleichsam "erlernt" worden sind, und solchen, die man "angeboren" sein könnten.

Es gab zu diesem Thema mal schöne Experimente von Throbbing Gristle, die mit ihren Konzerten die Leute im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen gebracht haben. Ich empfehle die Lektüre des Buches "Wreckers of Civilization" von Simon Ford in diesem Zusammenhang.

Ich bekam auch mal Schimpfe, weil bei einem Konzert eine Viertelstunde lang ein Stroboskop flackerte und es höllisch laut war.

Da wäre ich auch gerne bei gewesen.

Stephen
 


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