Epigonentum in der "Elektronischen Musik" bes. Techno /House

Ich habe jetzt nicht die noch kommenden zwei Seiten des Threads gelesen, aber es sei schon mal darauf geantwortet:
kann es sein dass du den begriff genre mit dem begriff plagiat verwechselst ?
Kann es sein, dass schon beim Threaderöffner diese Verwechslung erliegt, er aber ablehnende Schlußfolgerungen zieht?
 
Je näher das an etwas dran war, desto eher ein Lob. Oh, klingt ja wie..
ist für mich(!!!!) eine bremse für meine bemühen besser zu werden. Man denkt, man sei schon da, dabei ist man überhaupt noch nicht da...
Du bist also der Meinung, dass das, was Du momentan machst, schlecht ist? Richtig? Hast Du mal die anderen gefragt?

sozialer Zurückweisung [...] sozialer Anerkennung
Danke für diese offene Darstellung. Das habe ich mich so nicht getraut, weil es entlarvt wie sehr wir in unserem gesamten Verhalten immer noch in Urinstinkten und Urängsten stecken.
Bei allem was über Essen, Sex, Schlafen hinausgeht, hat der Mensch einen Kernleitgedanken: das Selbstwertgefühl.

Warum?

Der Mensch ist ein Herdentier. Manche sagen "soziales Wesen" dazu, aber das verharmlost den natürlichen Zwang, der hinter diesem Sozial-Sein steckt. Ein Herdentier kann nur gemeinsam mit den anderen überleben. Ohne "die Anderen" stirbt das Herdentier Mensch. Er kann nicht alleine gegen den Höhlenbären kämpfen, der ihn bedroht. Er kann nicht alleine das Mammut fangen, das seine Ernährung über den Winter sicherstellt. Er muss sich bei BMW anstellen lassen, weil er nicht alleine BMWs bauen und verkaufen kann. Er braucht als selbstständiger Grafiker die anderen als Auftraggeber. Der Mensch ist für sein Überleben auf die anderen angewiesen. So weit, so einfach und klar.

Jetzt kommt das Selbstwertgefühl ins Spiel. Die stete Angstfrage des Menschen lautet nämlich: "Bin ich es wert, dass die anderen zu mir halten? Bin ich es (ihnen, den anderen) wert, dass sie, die anderen, mit mir den Bären bekämpfen? Bin ich es wert, dass die anderen mit mir das Mammut jagen? Bin ich es wert, dass die anderen mit mir BMWs bauen und verkaufen, und mich deswegen einstellen, bzw mir nicht kündigen?" etc...
Wegen dieser Überlebensangst beobachten wir ständig, wie die anderen uns sehen. Und wenn - wie im Falle des im einsamen Kämmerlein vor sich hin Musizierenden - keine anderen da sind, dann muss man plötzlich eigene Wertvorstellungen anlegen, aus denen heraus man annimmt, dass einen die anderen toll finden würden. Die Menschen sind dabei mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen ausgestattet: solche mit solider Selbstherrlichkeit gehen da anders durchs Leben als solche mit (meist unberechtigten) Selbstzweifeln.

Und bei den unberechtigt Selbstzweifelnden kann es halt dann zu verqueren Ansichten kommen. Dass man - womit wir jetzt wieder hier im Threadthema sind - zum Beispiel in der Herde vorgeblich nicht toll gefunden wird, weil man epigonenhafte Musik macht.

Fazit: in meine Bewertung, ob ich mit der Musik, die ich mache, gut oder schlecht bin, sollte ich immer(!) die Bewertung der anderen (=der Herde) einfließen lassen. Genau deswegen sollte dieses "Oh, klingt ja wie..." das beste sein, was Deinem Selbstwertgefühl passieren kann.

[EDITs: Tippfehler und sprachlich exaktere Ausdruckweisen]
 
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[Auf die von Nick aus anderen Gründen gelöschte Frage, was daran positiv sei]:

Die Natur zu bewerten, deren Teil wir sind, ist obsolet. Sie ist einfach so. Ich bin so, Du bist so, es ist einfach so.

Du stellst ja auch nicht die Schwerkraft in Frage. Du lebst mit ihr.
 
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Deine theorie in ehren, aber für mich ist das ein gestaltungsproblem, mit dem man sich auseinandersetz oder auch nicht.
Wie immer, man kann alles tun - man muss nur wissen, was man tut und in welchem kontext das steht.

Zum thema "kopieren" - heisst für mich: Kopieren und kapieren! (Wer hat das gesagt?)

Musik und sozialisation ist ein ganz ander sachverhalt, den man natürlich diskutieren kann - aber hier garnicht gemeint ist.
Vorallem ist epigonentum ein gesellschaftliches problem!
JM2C:koch:
 
ein synth kollege von mir sagt, wie soll ich eine fanbase aufbauen, wenn ich querbeet durch alle musikstile surfe?
da hat er nicht unrecht. er hat sich auf eine richtung festgelegt, macht nur das eine, und erreicht über soundcloud so 2000-6000 zuhörer.
bei mir sind es 50-100, wenn man das als maßstab ansetzen möchte.

allerdings, wenn mich nicht festlegen mag, und mir das spaß macht, ist das doch okay, oder?
allerdings erfolg wird man auf diese weise nicht haben.
Wenn du das beabsichtigst, dann kannst du alternativ mit verschiedenen SC Accounts und Projekt Namen arbeiten....
 
Ist es bei Techno nicht so das strukturell zu viele Dogmen bedient werden müssen die eine entsprechende Vielfalt in der Musik unterbinden bzw. dafür sorgen das sich sehr vieles ähnelt?

Z.b.: 1-2 Minuten Intro / Outro, weitgehender Verzicht auf Melodie, Verzicht auf Akkordprogressionen...

Vor kurzem hatte mich als nicht Techno-Experte die Frage beschäftigt wie schwer es wohl sein mag den Hörer bei einem kurzen anspielen / durchskippen zu begeistern.
 
Wie immer, man kann alles tun - man muss nur wissen, was man tut und in welchem kontext das steht.
Kontext bedeutet auch "warum man das tut". Und über das "Warum" rede ich in meiner Theorie.

Das mit der "Gestaltung" ist übrigens noch ein schöner Begriff aus der frühen Aufklärung, als die Menschheit zu erkennen glaubte, dass sie alles nach freiem Willen gestalten könne und nicht in Kontexte (sic!) eingebunden sei.
 
Und wenn es, als Beispiel, nur noch 1 gibt der in eine bestimmte Richtung etwas macht, dann kann man doch nicht von tot reden - genau genommen. Vielleicht habe ich dich aber auch falsch verstanden. Ab wann ist für dich denn etwas tot? Wenns Epigonen gibt?

wörtlich was ich gesagt habe: wenn es überall läuft, also z.b. auch im ZDF oder im kaufhaus. dann ist es tot.

als konsument sowohl als auch als künstler finde ich dinge eher interessant, wenn man ein bischen danach suchen muss, weil es das in jeder stadt nur an 2 orten oder an 2 tagen pro monat gibt.

nimmst du noch wild style graffitis bewusst wahr? oder jugendstilhäuser? du sieht diese dinge doch jeden tag.
 
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Vor kurzem hatte mich als nicht Techno-Experte die Frage beschäftigt wie schwer es wohl sein mag den Hörer bei einem kurzen anspielen / durchskippen zu begeistern.
Techno funktioniert zu 99% über den Sound. Wenn Sound scheiße, dann Stück scheiße.

Als ich in Ende der 90er noch stapelweise Techno Vinyls in den Plattenläden durchhörte, hatte ich pro Stück glaube ich dreimal die Nadel aufgesetzt. Wenn da nix war, nächster Track.... :)
 
Der Mensch ist ein Herdentier.......

Ich stimme dieser Einschätzung zu. Und aus diesem Grund beschleicht mich immer ein Gefühl des Zweifels, wenn mir jemand im Leben sagt, er tue das nur für sich und es sei ihm egal was andere davon halten. Ich sage bewusst, es ist ein Gefühl weil ich hier niemanden was unterstellen möchte. Das ist es was ich mit meinem Posts vorher auch andeuten wollte. Ich bastel vor mich, habe aber das Gefühl, das juckt eh keinen, also bleibts bei "musizieren, produzieren ohne Ziel und Abschluss". Ergo ich tue es für mich und gerne, aber im Hinterkopf ist ja trotzdem immer der Gedanke etwas zu schaffen was jemand interessieren könnte da draussen.
 
Ich stimme dieser Einschätzung zu. Und aus diesem Grund beschleicht mich immer ein Gefühl des Zweifels, wenn mir jemand im Leben sagt, er tue das nur für sich und es sei ihm egal was andere davon halten.

das ist weder falsch noch richtig. auf der metaebene allerdings langt das konstrukt vollkommen aus.
d.h. es kommt weniger auf seine biologische disposition an, sondern nur darauf, dass er denkt, seine arbeit stünde eher nicht in einem sozialen kontext.

und dieser unterschied ist auch leicht nachweisbar. die hälfte aller kunstschaffenden haben noch niemals in ihrem leben etzwas veröffentlicht. die sterben dann irgendwann und die nachwelt entdeckt den ein oder anderen schatz in ihrem keller.

viele andere sagen ganz offen, ja, ich will millionen von menschen damit erreichen, ich will geliebt werden, ich will reich werden, ich will, dass meine botschaft ankommt. bei einigen geht das soweit, dass sie sich nur noch vermarkten, ohne überhaupt ein werk geschaffen zu haben.
 
und dieser unterschied ist auch leicht nachweisbar. die hälfte aller kunstschaffenden haben noch niemals in ihrem leben etzwas veröffentlicht. die sterben dann irgendwann und die nachwelt entdeckt den ein oder anderen schatz in ihrem keller.
Im Prinzip nicht falsch, aber die Realität ist dann doch so, dass zumindest Familie und Freunde eine Meinung dazu haben. Und nicht zu vergessen: Nehmen wir an, es gibt eine Millione Kunstschaffende, davon veröffentlichen 500.000 was. Die anderen 500.000 produzieren für den Nachlass im Keller. Aber Schätze liegen halt nur in vier oder fünf dieser Keller, und der eine oder der zweite (Satz abwandel, sorry) wird gefunden. Bei den anderen 499.995 war jetzt nicht so richtig was dabei, was in einer breiten Öffentlichkeit die Einschätzung findet, es wäre ein Schatz.

viele andere sagen ganz offen, ja, ich will millionen von menschen damit erreichen, ich will geliebt werden, ich will reich werden, ich will, dass meine botschaft ankommt. bei einigen geht das soweit, dass sie sich nur noch vermarkten, ohne überhaupt ein werk geschaffen zu haben.
Dass das seine Kehrseite hat ist nicht zu leugnen.
 
Ich hab noch mal nachgedacht. Man sollte auch mal dran Denken das Musik auch Spaß ist und nix Ernstes. Was ich selber für mich nicht gut finde kann für mich bei anderen aber inordnung gehen. Solange er es auch ehrlich verkauft und sagt aus welchen Schema heraus der Track entstanden ist. Beispiel : ich hab vor kurzem ein Interview von dj Jauche gehört. Der ist ein riesen Fan von Kevin Yost. Als der Moderator ihm fragte wie die einzelnen Tracks entstanden sind erklärte er jeden einzelnen Track. Und ein Track war darunter da klang das im Gespräch so :

Jauche:... Kennst du Kevin Yost?.... Moderator:... Ja klar.... Jauche:... Ich bin ein riesen Fan von ihm da wollte ich auch mal so eine ähnliche Nummer machen.

Ist für mich völlig legitim und inordnung weil er verkauft es ehrlich. Wobei ähnliches was anderes ist wie kopieren. Aber auch das ist ok solange der jenige ehrlich ist. Doof finde ich im Grunde sowas nur total wenn jemand unehrlich total nachmacht und kopiert und es als seine eigene Erfindung verkauft und damit auch noch in einem riesigen Erfolg badet. Und das größer wie der eigentliche Erfinder selbst.

Soviel nochmal zum sozialen Aspekt dem gegenüber. Hoffe habs Verständlich rüber gebracht. In diesem Sinne... Musik ist Spaß. ;-)
 
Im Prinzip nicht falsch, aber die Realität ist dann doch so, dass zumindest Familie und Freunde eine Meinung dazu haben.

dass andere später eine meinung von etwas haben, sagt nichts darüber aus, ob deren potentielle meinung mich schon bei meinem schaffen beeinflusst.

denn unter den rezipienten gibt ja noch mehr :) leute, die nicht mal erkennen, was ein kunstwerk ist und was nicht, als es offenbar bei den erzeugern gibt.

allerdings muss ich zugestehen, dass es natürlich aus sozialwissenschaftlicher sicht durchaus so ist, dass auch vermeintliche oder tatsächliche unabhängigkeit des individuums letztlich immer eine soziale frage ist - aus den gründen, die oben jemand über das tier mensch richtig benannt hat.

auch ein eremit, der seit 30 jahren alleine lebt und zu sich selbst sagt "ich lebe hier ganz allein", der denkt das in einem sozialen kontext.
 
Rein statistisch kommen die meisten Epigonen aus den metropolen und nicht vom "land".

Ist ja auch klar, in der stadt/city ist der anpassungsdruck viel grösser. Die meissten Freigeister kommen vom land - das ist nicht dispektierlich gemeint, ganz im gegenteil - auf´m land gibt es noch die nötigen freiräume!:kaffee:
 
Aufm Lande muß man das Vakuum selbst füllen;
in der Stadt gibt's viel Vorgekautes.
 
Die sind aber auf dem Land gerade heute durch das Internet auch nicht mehr uniformiert. Unsere erste Techno House war damals 1993 auf dem Land. Wo hatten wir das alles her? Na aus der Stadt. :lol:
 
Die sind aber auf dem Land gerade heute durch das Internet auch nicht mehr uniformiert.
Uniformiert?! Ach, uninformiert!!

Diese Land Sache (also wirklich Land, nicht Provinz) ist ehr darauf zurückzuführen das es dort keinerlei Szenen gibt, somit auch kein Zugehörigkeitsgefühl zu irgendwas.

Zum anderen inspiriert eine bebaute Stadt zu anderer Musik, als dass Land mit Felder und Bäume. Industrial Music for Industrial People sozusagen....
 

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