Poly61 vs. Poly800

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Murano

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Ich hatte letzte Woche eine kleine Diskussion mit einem Kollegen, welcher der analogen Billig-Korgs der bessere ist- der Poly61 oder der Poly800. Für Italo-Disco sind beide prima geeignet, in der Frage, welcher nun aber der bessere ist und welcher der bessere Kauf wurden wir uns nicht einig - ich kenne den 61er nicht, mein Kollege den 800er nicht...

Auf dem Papier scheint mit auf den ersten Blick der 61er klar die Nase vorn zu haben (zwei DCO's, Filter für jede Stimme), bezieht man aber die typischen 61er-Mängel wie Tiptaster-Bedienung für Parametereingaben, fehlendem Chorus, No Midi (ausser 61m) und Batterieprobleme in die Betrachtung mit ein, relativiert sich das aber wieder.

Deshalb die Frage an die Forumsgemeinde - wer kennt beide, und wer wagt die Einschätzung, welcher der bessere Kauf ist?
 
Ich kann kein unbefangenes Urteil abgeben, da ich einen Poly 800 II selbst habe.
Ich hatte jeoch mal die Gelegenheit einen Poly 61 zu spielen und auszuprobieren. Wenn die Tastatur egal ist und MIDI eine Rolle spielt würde ich mich, hätte ich keinen, wieder für den Poly 800 entscheiden. Die klanglichen Möglichkeiten scheinen bei ihm etwas umfangreicher zu sein. Gerade der Parameterbereich der Resonanz ist z.B. beim Poly 61 nur in 7 Stufen einstellbar, die Res. reicht auch nicht bis zur Selbstoszillation.
Meine Empfehlung:

Poly 800 II (der "IIer" ist einfach besser) mit nachträglich eingebauten Cutoff / Resonace-Potis. Für Italo-Disco und etliches anderes sehr gut zu gebrauchen. :mrgreen:
 
Der Sound vom 61er ist druckvoller und noch breiter wie ich finde.Der 61er kann zudem richtig schön trashig klingen...wofür beide
gut sind aber der 61er noch besser wie ich finde.
Der 800er ist halt etwas kleiner (75x30) als der 61er (100x30) und um einiges(!) leichter was ihn so gesehen praktischer macht.
Allerdings läuft der 800er nur mit externem Netzteil und der 61 hat es schon in den Eingeweiden.
Das editieren geht mit dem 61er viel schneller ab weil die matrix kleiner und somit übersichtlicher ist.
Missen will ich beide nicht.Kauf dir am besten beide solang sie noch günstig und zu haben sind.
Sollte ich wählen müsste der 800er "gehen"
Ich würde aber solange warten bis du einen 61M bekommst in gutem Zustand also am besten wenig benutzt weil wenn die Dinger
sehr oft gespielt wurden die Kohlekontakte abnutzen
 
und beim poly 800 gehen alle stimmen durch einen filter.. das hat auch einen bestimmten scharm, ist aber auch eine einschränkung bei poly sounds...
 
Der 800er ist gegenüber dem 61er ein ziemliches Spardesign. Unterschiede:

- Frequenzteilerschaltung statt DCOs
- nur ein VCF für alle Stimmen
- VCF ist Korg-Eigenentwicklung NJM2069, beim 61er noch OTAbasiert (LM13600)
- Softwarehüllkurven statt pro Stimme ein SSM2056
- nur noch ein Microcontroller für alles statt zwei
- Ab Werk MIDI
- Stepsequenzer
- externes Netzteil
- Batteriebetrieb möglich
- als Umhängekeyboard nutzbar

Die Bedienung ist bei beiden gleich bescheiden. Für den 800er gibt's das Hawk-Kit, welches ihn erheblich aufwertet, weil komplett neue Firmware etc.

BTW: ich hätte noch einen 800er mit "rumgedrehter" Tastatur abzugeben :)
 
microbug schrieb:
- Frequenzteilerschaltung statt DCOs

Wenn ich meinen Ohren trauen darf, dann ist "DCO2" vom Poly 61 genau eine solche Schaltung wie im Poly 800. Nur DCO1 ist ein richtiger DCO.
 
Jörg schrieb:
Wenn ich meinen Ohren trauen darf, dann ist "DCO2" vom Poly 61 genau eine solche Schaltung wie im Poly 800. Nur DCO1 ist ein richtiger DCO.

Ich widerspreche Dir nur sehr ungern, aber ich halte mich da lieber ans Servicemanual/Schaltplan. Beim Poly 61 stecken DCOs a la Roland drin, Basis bilden pro DCO je zwei 8253-Timerbausteine mit nachgeschalteter, analoger Sägezahnformung per OpAmp, und beide Schaltungen sind da identisch, nur daß DCO2 noch einen Teiler für die Intervalle dazwischengeschaltet hat.


Beim Poly 800 dagegen wird eine Masteroszillatorschaltung mit Anschließender Frequenzteilung verwendet (MSM5232), da steckt kein einziger 8255 mehr drin. Sind 2 völlig verschiedene Schaltungen, zumindest auf der Digitalseite. DCOs gegen Orgelprinzip sozusagen.
 
Definitiv ein Teiler mit (bis zu) 16-Stufen-Treppe als "Wellenformer". Der wird aus einem programmierbaren Teiler 8253 versorgt, anders als in einer Orgel, wo das an einer festen Teilerkette hängt. Findet sich vergleichbar auch im BitOne/Bit99/Bit01 und im Elka Synthex.
 

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Ich hab einen 800er und hatte 2x einen Polysix, aber einen 61er höchstens mal geliehen. Demnach haben die beim DCO2 an der Sägezahnerstellung gespart, beim Poly800 muß ich mir das nochmal genauer anschauen, ist aber auch ein ziemliches Spardesign.

@nordcore: ja, den hab ich auch gesehen und dem aber den Intervallen zugeordnet. Mal doch besser auf dem großen Bildschirm anschauen statt aufm iPad :)
 
Es sind eben beide ziemliche Low-Cost-Geräte damals gewesen. Der Poly61 war mein erster Synth, für Brot&Butter-Synthpopsounds garnicht so schlecht, dank
PWM auch als Flächenleger oder Stringmaschine brauchbar. Alles in allem eher ein Synth für den Background, der hier mal gerne eine Fläche,dort mal
mal ein Arpeggio besteuern darf.Mehr darf man aber auch nicht erwarten.Für kleines Geld ist er aber sicher eine Überlegung wert.

Achja: Gute Effekte dahinter (Chorus/Reverb) sind zu empfehlen.

P.S.: Mit Behringer CC300 Chorus und CHD MIDI-Interface ist er sicher der bessere Kauf,siehe oben.
 
Der Poly 800 ist ja der Brüller... der "DCO" ist mit einem Spielautomaten-Tongenerator aufgebaut, der macht beide "Oszillatoren" mit Treppen.
 
habe damals erlebt, dass musiker ihre orgel ( korg cx-3 ) und den trident ins musikgeschäft zum weiterverkauf trugen, weil der poly61 nun ja alles konnte.
juno 6 und juno 60 standen wie blei, weil alle 2 oszis haben wollten...
aber schlecht ist der 61 nicht, limitiert eben
 
nordcore schrieb:
Definitiv ein Teiler mit (bis zu) 16-Stufen-Treppe als "Wellenformer". Der wird aus einem programmierbaren Teiler 8253 versorgt, anders als in einer Orgel, wo das an einer festen Teilerkette hängt. Findet sich vergleichbar auch im BitOne/Bit99/Bit01 und im Elka Synthex.

5 bit beim Bit und 8 bit beim Synthex. Beim Bit kommt die Clock von 2 VCOs, je einer pro DCO. Der Tuning Regler addiert einfach eine Spannung auf die Ansteuerung der VCOs. Cool auch die Erzeugung der Dreieckwelle, folgt einem Moog'schen Foldover-Design.
 
nordcore schrieb:
Der Poly 800 ist ja der Brüller... der "DCO" ist mit einem Spielautomaten-Tongenerator aufgebaut, der macht beide "Oszillatoren" mit Treppen.

Genauso isses, Hab auch gelacht, als ich den Schaltplan das erste Mal sah. Wenn man den pimpen wöllte, dann müßte man ihm anständigen Sägezahn spendieren. Naja, ich will aber an dem Ding nicht basteln, sonst wäre da längst ein HAWK drin :)
 
... und ich habe mir immer schon gedacht dass die Oszis vom Synthex einfach mies klingen.
Jetzt weiß ich auch warum...
 
Jörg schrieb:
... und ich habe mir immer schon gedacht dass die Oszis vom Synthex einfach mies klingen.
Jetzt weiß ich auch warum...

So einfach ist das nicht. Die Synthese ist nämlich, bis zu einer Bandgrenze durchaus *völlig* korrekt. Und bei 8 Bit liegt der Fehler des erzeugten Sägezahns, außer im Tief-Bass, außerhalb des Hörbereichs.
Das kann man sich recht einfach überlegen: zeichne mal die Differenz zwischen "Original" und "Fälschung": das ist ein Sägezahn, dessen Amplitude eine Treppenstufe hoch ist, und dessen Frequenz das 2^n fache der Bitbreite "n" ist. Bei 8 Bit ist die Fehlersignal-Amplitude also 1/256 (48dB unter Nutzsignal), und die Frequenz das 256-fache, bei 50Hz also 12,8kHz.
 
Überzeugend!
Danke!

Dann ist es vermutlich eher die Starrheit des Signals die mich so stört.
Beim zweiten "DCO" des Poly 61 ist es tatsächlich so, dass der Sägezahn nicht nach Sägezahn, sondern eher nach Pulswelle klingt.
 
Wie tönen denn Poly61 und Poly800 im Vergleich? Gibt's da grosse Unterschiede?
 
Jörg schrieb:
Überzeugend!
Danke!

Dann ist es vermutlich eher die Starrheit des Signals die mich so stört.
Beim zweiten "DCO" des Poly 61 ist es tatsächlich so, dass der Sägezahn nicht nach Sägezahn, sondern eher nach Pulswelle klingt.

Das ist beim Synthex sowohl ein Nach- als auch ein Vorteil. Wegen der DCOs kann man Sounds bauen, die man sonst nicht hinbekommt. Für den Rest gibt´s ja ´nen Chorus :) Oder man nimmt halt einen anderen Synth...
 
Ich habe schon länger den 800er hier stehen und hatte auch mal den 61er. Sie klingen schon unterschiedlich, je nachdem, was man spielt, fällt es eben schon ins Gewicht, ob alles durch einen Filter läuft, oder jede Stimme einzelnd. Und sie laden durch unterschiedliche Ausstattung zu unterschiedlichen Sachen ein (Sequencer vs. Arpeggiator).
Als (Zwischen-)Fazit würde ich einfach mal sagen: beide limitiert, beide billig, deswegen bei Interesse beide kaufen, ausprobieren, vergleichen und ggf. verlustfrei weiterverkaufen. Hätte ich mehr Platz, würde ich mir auch wieder einen 61er hinstellen.
 
Ich hatte beide (bzw. vom 800er die Pult-Version = EX-800).
Nun, wenn man die beiden Korg (klanglich) mit Autos vergleichen könnte, dann wäre der 61er ein solider Jeep, wogegen der 800er irgendwo zwischen einem Dacia und einem Moped einzuordnen wäre.

Der 800er kann sich - wenn, dann - nur mit seinem technischen Blatt (ausgedruckt) mit dem 61er messen, sonst gar nicht.
Der 61er mit seinem brachialen Klang und dem massiven Holzgehäuse ist eine ganz, ganz andere Hausnummer, als der dünn-klingende, kleine 800er. Gar kein Vergleich.
Poly-61 ist klanglich in der Liga des Polysix einzuordnen -> der 800er dagegen irgendwo bei freeware-Plugins oder höchsten bei Synths, wie dem SY-22, K1 oder MT32 oder sowas.

Der 61 hat mehr Pfund im Sound.
Immerhin ist einer seiner Oszillatoren analog, beim 800 sind afaik beide digital.
Ganz genau. Und so klingt das auch bei dem einen und dem anderen.
 
Zuletzt bearbeitet:
der 800er dagegen irgendwo bei freeware-Plugins oder höchsten bei Synths, wie dem SY-22, K1 eoder MT32 oder sowas.
Nix gegen den Poly-800! Ich bin doch immer leicht erschrocken, wie unterschiedlich Ansichten sein können. Mein alter Poly800 mkI ist ein toller Synth, der sich herrlich im Mix einfügt. Ich liebe ihn. Aber auch dem alten K1 entlocke ich wunderbare digital angehauchte Pads und Klanglandschaften, die ich so aus keinem anderem Gerät bekomme, sorry fürs OT.
 
Nix gegen den Poly-800! Ich bin doch immer leicht erschrocken, wie unterschiedlich Ansichten sein können. Mein alter Poly800 mkI ist ein toller Synth, der sich herrlich im Mix einfügt. Ich liebe ihn. Aber auch dem alten K1 entlocke ich wunderbare digital angehauchte Pads und Klanglandschaften, die ich so aus keinem anderem Gerät bekomme, sorry fürs OT.
Sofern man damit zufrieden ist, ist auch alles gut. Ich habe den 800er lange Zeit bezwingen versucht, bis ich zum ähnlichen Fazit kam, wie auch seinerzeit mit dem OB-12.
Für mich ist das nix - aber für andere vielleicht schon. Der K1 kann (ähnlich wie der SY-22) interessante Sachen (Pads/Strings) - in seiner Gesamtheit ist es aber ein sehr einfacher Synth, der nicht wirklich viel kann und dem entspr. limitiert ist (auch bei dem MT-32 ist das so). Der 800er ist für seine Strings bekannt, die recht lowfi'80s rüberkommen. Vergleicht man aber z.B. einen typischen Lowpass-Bass oder einen sanften Lead-Sound eines Poly-61 mit dem 800er, so klingt der 800er stark verdünnt und fast schon digital (was er teilweise auch ist). Aus dem Poly-61 habe ich dagegen teils LFO-Bässe rausbekommen, die meine Lautsprecher fast gesprengt haben.

Deshalb mein Resume zum Vergleich der beiden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aus dem Poly-61 habe ich dagegen teils Bässe rausbekommen, die meine Lautsprecher fast gesprengt haben.
Hast du dazu evtl. die Parameterliste und würdest die mir freundlicherweise schreiben? ;-)

Poly-61 ist klanglich in der Liga des Polysix einzuordnen
Ich weiß nicht ob es nur an meiner Programmierung oder fehlendem Chorus liegt, aber für mich klingt der Poly-61 dünner als der Polysix (zumindest in Youtube-Videos)...
 
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