Hm, ob die Synthiwelt jetzt wirklich einen Taurus als Reissue gebraucht hat, sei mal dahingestellt. Der Preis ist mit 1700/1900 US$ sicherlich okay, aber in Relation zu dem, *was* man mit einem Taurus anstellen kann, sicherlich etwas bedenklich. *Den* muß man dann schon haben *wollen*, mit all seinen Limitierungen und seinem Nischenkonzept. Ansonsten: Wenn´s nur ein Bass sein soll, geht das auch anders. Im Prinzip ist ein Taurus-Reissue genauso ein Anachronismus wie dieses komische Memotron: Das kaufen Leute aus nostalgischen Anwandlungen heraus, weil sie Klang, Optik, Haptik, Lebensmodelle, Zeitgeist und Musikstile zu einem großen, ganzen Lebensgefühl kombinieren und einen "rehash" versuchen... wir laufen der verlorenen Zeit hinterher, oder so. Nostalgie halt.
Ich denke, das Teil war in den 70ern ein Nischengerät für Leute, die halt mal eben so einen dicken "Moog TM"-Bass haben wollten, aber zu doof (oder zu faul) waren, mit ´nem Mini Moog umzugehen. Die Leute, die den Taurus schlußendlich benutzt haben, haben natürlich auch dieses Gerät zum "Kult!"-Gegenstand werden lassen, weil es klanglich integraler Bestandteil ihrer Bühnenshow und ihrer Musik wurde (man denke nur an John Hackett, der den Taurus immer mit Fäusten spielte...). Egal, ob es The Police, Steve Hackett, Genesis oder Rainbow waren. Dabei fand ich den Taurus 1 nie wirklich *so* spektakulär; ich fand immer, der Prodigy klang ähnlich fett, und einen Mini Moog hat er mir nie ersetzen können bzw. ich hätte nie in Erwägung gezogen, mit einem Taurus 1 einem Mini Konkurrenz machen zu wollen. Allerdings hätte ich es manchmal wirklich cool gefunden, den Mini von einem Pedal aus spielen zu können, nur, um die Hände für andere Sachen freizuhaben.
Daß der neue Taurus anders klingt als der originale, dürfte wohl daran liegen, daß in den letzten 30 Jahren die Qualität elektronischer Bauteile ständig weiterentwickelt und verbessert wurde, sodaß heutige Geräte kaum mehr diese leichte Unschärfe, diese "fuzzy logic", dieses chaotische Moment haben. Der neue Mini Moog klingt ja auch anders und wesentlich "stabiler" als ein originaler mit frühem VCO-Board. Das mag man nun sehen, wie man will: Aus dreißig Jahre altem New Old Stock wird heute wohl kaum noch einer einen Synthi zusammenbraten.
Freuen wir uns also, daß wir heute die Auswahl haben. Wäre ich zehn Jahre später geboren worden und hätte ich nicht das Privileg gehabt, einige der Originale besitzen zu dürfen: Ich wäre dankbar, daß ich *nicht* auf die Originale zurückgreifen bräuchte, da es genügend Alternativen gibt, nach einer langen Dürreperiode der ROMpler und Workstations und Digitalorgeln...
Stephen