Welches war die wichtigste und prägendste Dekade in der elektronischen Musik?

Ja, da sind es aber Bands, du brauchtest also einen Schlagzeuger, einen Gitarristen, einen Bassisten usw (es sei denn man ist krasser Multiinstrumentalist) und einen Sänger bzw Sängerin... und jemand der das alles aufnehmen konnte.

In den 90ern konnte man dann als Einzelperson wirklich einen kompletten Song ganz alleine machen.

Und das gab es vorher in der Form und dem Zugang für fast alle eben so nicht.
Das konnte man (ich) aber auch schon lange in den 80er mit Synths, Drummaschine und Bandmaschine (noch ohne Computer), weswegen ich die 90er explizit nun nicht als "den Beginn" der Homerecording-Dekade für Jedermann bezeichnen würde.

Mein älterer Bruder machte das bereits auch schon alleine in den 70er als Multiinstrumentalist via Ping-Pong Recording... und mein Großvater hatte schon seine eigenen Bänder aus den 50er.

Das gab es in insoweit der Form und Zugang für alle daher eigentlich schon, nur der Computer als zentrales Kompositionsinstrument fehlte halt, davor war man auf Talent angewiesen.
Musik und jene Einzelkämpfer gab es aber eben auch schon vor dem Atari etc.
 
Das gab es in insoweit der Form und Zugang für alle daher eigentlich schon, nur der Computer als zentrales Kompositionsinstrument fehlte halt, davor war man auf Talent angewiesen.
Wieso sollte jemand, der ohne Computer gearbeitet hat, bitte sehr mehr Talent haben?

Jean-Michel Jarre und Mike Oldfield haben schon in den 70ern das Gegenteil bewiesen. War nur etwas umständlicher und teurer.

Ja, deswegen meine ich ja, dass das erst in den 90ern so richtig fahrt aufgenommen hat.
 
Gerne du. Zumindest für dich selbst. Allgemeingültigkeit wird es hier bestimmt nicht geben. Jeder Jeck denkt anders darüber und wurde unterschiedlich geprägt.

Und es sind doch die 70er. 😜
Für mich ist das jetzt und hier wichtig. Wir haben alle sehr leistungsfähige Computer, auf denen unzählige PlugIns und Instrumente laufen. Wir haben mehr Möglichkeiten, als wir uns erträumen lassen.
Ich muss nicht mehr das Modularsystem stimmen und die Tonbandmaschine säubern. Ich starte einfach die Software und komponiere.
 
Wieso sollte jemand, der ohne Computer gearbeitet hat, bitte sehr mehr Talent haben?
Mehr Talent möchte ich jetzt nicht unbedingt behaupten.
Aber man konnte nachträglich nichts mehr editieren, war schon froh, wenn man einen Vierspur-Cassettenrecorder hatte.
Es wurde immer direkt auf Tape recorded und wenn man sich dabei verspielt hat, dann musst man es üben und eben so oft wiederholen, bis die Aufnahme okay war.
Quantisieren oder langsamer einspielen -das gab es alles nicht. Daher war die Musik früher ehrlicher.
Heute pappt man ein paar fertige Loops zusammen, nagelt einen Beat drüber und hat dann etwas "komponiert".
 
Heute pappt man ein paar fertige Loops zusammen, nagelt einen Beat drüber und hat dann etwas "komponiert".

Komponieren ist der Fachbegriff für "zusammenpappen und drübernageln", insofern ist dieser Kritikpunkt ein ganz kleines bisschen schwach.
Beethoven konnte auch kein Orchester selbst live einspielen.
 
Wieso sollte jemand, der ohne Computer gearbeitet hat, bitte sehr mehr Talent haben?
Möchte ich natürlich nicht über den Kamm gebürstet pauschalisieren, aber es gibt doch einige wesentliche Unterscheidungsmerkmale, die zumindest ich in der Prä-PC Zeit als gute Schule durchlebt habe.

Ohne Rechner war ich "gezwungen", Stücke von vorn bis hinten, Spur für Spur, komplett durchzuspielen.
Zum einen festigte ich dadurch meine Fertigkeiten als Tastenquäler (Step by Step-Eingabe war nicht) , sowie auch meine Live-Fertigkeiten.
Komposition und Arrangement ging mit einer Merkfähigkeit einher, weil es mir damals noch nicht via Overdubbing möglich war, einfach irgendwo im Song zu halten und irgendwo weiter zu machen. Immer komplett durchspielen, den Ablauf im Kopf zu haben und sich zurechtfinden zu müssen... und ordentlich sollte es auch noch klingen.

Damals hatte ich auch noch keinen Sampler oder ROMpler und wenn ich eine Gitarre drin haben wollte (A und E), musste ich "in echt" die Gitarre spielen... die ich teils auch noch erlernen musste... und dann kam auch noch ein Bass hinzu und später auch noch ein bissl Schlagzeug (wurde mir aber von Opa in die Wiege gelegt).
Das "Talent" bezog sich nun Prä-PC viel mehr darauf, mehrere echte Instrumente beherrschen zu müssen, wenn man sie als Einzelkämpfer in seinen Songs haben wollte.
Weil immer nur Tape to Tape natürlich ein "berauschendes" Ergebnis war, musste auch noch das Verständnis für vernünftiges Analog-Recording nebst zugehöriger Peripherie her. So kam schließlich eines zum anderen, nicht nur als Musiker, sondern auch als Tonmensch.
 
Naja da gibt es beides.
Du kannst heute zu jedem style fertige constructions kit kaufen wo alles gleich super passt was sicher auch viele machen.
Diese Sample Cd's gibt es ja ohne Ende.
Auf der anderen Seite kann man natürlich auch am Rechner von Grund auf mit one shot Sounds alles selber machen.
 
Um Musik zu machen, die Leute berührt und auch andere inspiriert braucht es erstmal nur ne Idee und den Willen. Deswegen war auch die frühe Punk- und NDW-Zeit in Düsseldorf so wichtig. Bands wie S.Y.P.H. haben es vorgemacht und auch ohne Talent, Übung und frei von jeglicher Virtuosität große Musik geschaffen. Dieser DIY-Spirit hat ja auch Techno viel geholfen.
 
Möchte ich natürlich nicht über den Kamm gebürstet pauschalisieren, aber es gibt doch einige wesentliche Unterscheidungsmerkmale, die zumindest ich in der Prä-PC Zeit als gute Schule durchlebt habe.

Ohne Rechner war ich "gezwungen", Stücke von vorn bis hinten, Spur für Spur, komplett durchzuspielen.
Zum einen festigte ich dadurch meine Fertigkeiten als Tastenquäler (Step by Step-Eingabe war nicht) , sowie auch meine Live-Fertigkeiten.
Komposition und Arrangement ging mit einer Merkfähigkeit einher, weil es mir damals noch nicht via Overdubbing möglich war, einfach irgendwo im Song zu halten und irgendwo weiter zu machen. Immer komplett durchspielen, den Ablauf im Kopf zu haben und sich zurechtfinden zu müssen... und ordentlich sollte es auch noch klingen.

Damals hatte ich auch noch keinen Sampler oder ROMpler und wenn ich eine Gitarre drin haben wollte (A und E), musste ich "in echt" die Gitarre spielen... die ich teils auch noch erlernen musste... und dann kam auch noch ein Bass hinzu und später auch noch ein bissl Schlagzeug (wurde mir aber von Opa in die Wiege gelegt).
Das "Talent" bezog sich nun Prä-PC viel mehr darauf, mehrere echte Instrumente beherrschen zu müssen, wenn man sie als Einzelkämpfer in seinen Songs haben wollte.
Weil immer nur Tape to Tape natürlich ein "berauschendes" Ergebnis war, musste auch noch das Verständnis für vernünftiges Analog-Recording nebst zugehöriger Peripherie her. So kam schließlich eines zum anderen, nicht nur als Musiker, sondern auch als Tonmensch.

Aber deswegen würde ich es nicht Talent nennen. Jemand der mit einem Tracker in den 90ern Musik gemacht hat, hat ja auch Talent, bloß eben anders. Deswegen würde ich die Musik jetzt auch nicht besser oder schlechter finden, sondern eben anders.

Außerdem gibt es ja genug Genres, bei denen man gar nicht im klassischen Sinne komponiert oder die man gar nicht von Anfang bis Ende durchspielen könnte, zumindest nicht in der Schaffungsphase, weil man mit ganz anderen Elementen anfängt oder es mehr auf Sounddesign drauf ankommt.

Und vieles davon kommt halt aus den 90ern oder hatte da zumindest seinen ersten Höhepunkt, auch wenn die Grundlagen sicherlich schon früher entstanden sind.

Die Leute die früher so Musik gemacht haben, haben meinen größten Respekt aber ich würde so gar nicht Musik machen wollen, ich bin eben in meiner DAW zuhause und bin froh, dass es diese ganzen Möglichkeiten gibt. Daher sind die 2000er als man richtig Audiobearbeitung und VST (ja das gab es schon früher aber hier ging es auch erst so richtig los) am PC hatte für mich zB technisch sicherlich sehr wichtig.
 
Auf der einen Seite wird es zwar einfacher dank moderner Tools, auf der anderen Seite steigen aber auch die Ansprüche - gerade bei elektronischer Musik.
 
Es gab also einen Augenblick, von dem an man auch als talentloser Mausschubser Musik machen konnte. Diverse Hürden, die wegfielen wurden ja genannt.

Okay ... wann gab es wohl mehr Leute, die Musik gemacht haben? Vor oder nach diesem Augenblick? Einfach mal so ins Blaue hinein raten...
 
Bin mit Bandmaschine domestiziert worden. Man lernt da schon eher spielen.
Andererseits bin ich nach vielen Jahren gerne auf DAW umgestiegen (und spiele dennoch
das Meiste händisch ein. Fehlerkorrekturen sind bequemer). Wozu noch tapen?

Jeder sollte sich selbst fragen, ob er eher der Spieler/Virtuose ist oder ob das Augenmerk eher auf Komposition liegt.

Aber: Um mitreden zu können, sollte man beide Varianten kennen gelernt haben.
 
Es gab also einen Augenblick, von dem an man auch als talentloser Mausschubser Musik machen konnte. Diverse Hürden, die wegfielen wurden ja genannt.

Okay ... wann gab es wohl mehr Leute, die Musik gemacht haben? Vor oder nach diesem Augenblick? Einfach mal so ins Blaue hinein raten...

Leider nach diesem Augenblick. Mit diesen Ergüssen werden wir heutzutage ja überschwemmt, da nahezu jeder Mensch heutzutage meint, Musik produzieren zu können. Und die vielen Hilfsmittel täuschen über mangelndes Talent und fehlendes musikalisches Basiswissen hinweg.
 
nach diesem Augenblick.
Würde ich auch meinen.

Das ist wiederum ein weiteres Indiz dafür, dass elektronische Musik von den 90ern an größer, verbreiteter, prägender, einflussreicher war als vorher. Mehr Leute konnten sich austoben und ihrerseits neue Dinge erschaffen, die zum Teil direkt auf die Produktionsmethoden zurück gingen.

Es ist sicherlich kein Zufall, dass bestimmte Musikstile zu bestimmten Zeiten durch die Decke gingen. Das ging Hand in Hand. Leute haben zu Musik gefeiert und wollten diese dann auch machen. In den 20ern hat man zu z.B. Bebop getanzt und hatte (als ungebildeter, armer Mensch) gar keine Chance da irgendwie hinzukommen. Das hat sich immer mehr geändert, bis zu dem Punkt an dem Musik in Massen produziert werden konnte - Musik, die andere auch hören wollten und konnten wohlgemerkt und nicht irgendwelche Kassettenexperimente.
 
Alter, mach einfach den Kopf zu..


Warm Leatherette The Normal

Inspiriert von der 1977 veröffentlichten EP Spiral Scratch der Buzzcocks und der aufkommenden Do-it-Yourself-Bewegung, bei der Bands ihre Werke ohne die Hilfe großer Musiklabels veröffentlichten, kam Daniel Miller die Idee, ein Independent-Label zu gründen und dort eigene Musik zu veröffentlichen.


„Ich weiß nicht, ob ich überhaupt eine von den Platten gehört habe. Aber ich habe mich von der Energie anstecken lassen, die The Bicycles in dem Melody-Maker-Artikel rübergebracht haben, wo sie davon sprachen, wie einfach es ist, eine Platte zu machen.“
– Daniel Miller[1]
Auf einem Korg 700S erzeugte er die Musik und nahm dazu in seinem eigenen Vierspur-Ministudio einen von J.G. Ballards Roman Crash[2] inspirierten Text auf. Die Single wurde mit einem Cover, das Crashtest-Dummys am Steuer und auf der Rückseite Millers Adresse zeigt, unter der Katalognummer MUTE001 bei Mute Records veröffentlicht.


„Ich habe nie daran gedacht, ein Major Label anzusprechen. Die konnte ich nicht leiden, weil sie einige meiner Lieblingsbands zugrunde gerichtet haben.“
– Daniel Miller in einem Interview mit dem New Musical Express 1981[1]

Die Single verkaufte sich mit 30.000 Exemplaren überraschend gut.[1] Die aufgedruckte Adresse weckte das Interesse zahlreicher Künstler, die Miller ihre Demobänder schickten. Der erste Künstler, den Miller so unter Vertrag nahm, war Frank Tovey (Fad Gadget).
 
... Das ging Hand in Hand. Leute haben zu Musik gefeiert und wollten diese dann auch machen. In den 20ern hat man zu z.B. Bebop getanzt und hatte (als ungebildeter, armer Mensch) gar keine Chance da irgendwie hinzukommen. Das hat sich immer mehr geändert, bis zu dem Punkt an dem Musik in Massen produziert werden konnte - Musik, die andere auch hören wollten und konnten wohlgemerkt und nicht irgendwelche Kassettenexperimente.
Ich bin mir nicht sicher, ob wir in Zeiten des Internets und der SW-Instrumente die höchste "Musikbeliebigkeit" erreicht haben ... ;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Trautonium und sonst nix! Allem anderen, späteren Billigkram geht einfach diese Wärme im Sound ab. Im Grunde macht alles andere nur Krach. Dass dann nur noch Banausen damit spielen wollten, liegt auf der Hand.

na vor allem ist die hammond orgel - das war 1935 - das einzige bzw. älteste instrument, was zweifelsfrei bis heute noch eine immense bedeutung hat.

aber das trautonium ist eine schönes beispiel für das, was ich oben ansprach.

um 1900 herum ging es ratz fatz: erst wurde der widerspruch zwischen dur und moll aufgehoben, dann der zwischen tasteninstrumenten und instrumenten, die man normalweise in reiner stimmung spielt. dann kam die 12-ton musik und mit diesen elektronischen unterton-generatoren hatte man plötzlich tasteninstrumente, die man frei stimmen konnte.

die stimmung und den klang eines instrumentes selbst zu machen und das in den kompositorischen prozess mit einzubeziehen, das was in den dreißigern hip, während später bei kraftwerk dann plötzlich synthesizer (teilweise) wieder "nur" dazu benutzt wurden, streicher nachzumachen. und als dann der sampler kam, war die "elektronische musik" im prinzip tot - da mit der akustischen wiedervereinigt.


https://youtu.be/uIGBaYcIuEI?t=344
 
Wobei man das nicht weiß.
Eventuell hat der Hobbymusiker nebenan die Melodie der Neunten mal nachts geklimpert.

hätte er eh nicht gehört. er kann es maximal abgeschrieben haben.

außerdem ist es vollkommen egal, ob die beethovens oder die shakepeares ihren kram selbst geschrieben oder geklaut haben.

irgendeiner hat es jedenfalls gemacht, und es ist genial, und nur darauf kommt es an.
 
Versuch nicht dich rauszureden und verkauf mich hier nicht für blöde.
Musik, die andere auch hören wollten und konnten wohlgemerkt und nicht irgendwelche Kassettenexperimente.
Darauf bezog sich mein The Normal Verweis.


Die Aussage ist, dass es in den 90ern förmlich explodierte.
Nein. Die anfängliche Aussage, bevor man zurückgerudert ist, war:
Außerdem konnten dort zum ersten Mal einzelne Leute...
aber erst in den 90ern konnte jedermann Musik machen,...
In den 90ern konnte man dann als Einzelperson wirklich einen kompletten Song ganz alleine machen....

Und das gab es vorher in der Form und dem Zugang für fast alle eben so nicht....
Niemnd bestreitet dass es in den 90ern durch die Decke ging. Aber es fing da nicht an.
Was ist daran so schwer zu verstehen?
Frag Quentin!
 
Ich bin mir nicht sicher, ob wie in Zeiten des Internets und der SW-Instrumente die höchste "Musikbeliebigkeit" erreicht haben ... ;-)
Durch das Internet kann heute jeder Erguss sofort in die Welt entlassen werden. "Früher" sind die Kassettenexperimente von Onkel Herbert eben auf dem Dachboden verstaubt.

Für vieles, was veröffentlicht wird und dem Künstler offensichtlich Kohle bringt, also durchaus Erfolg hat, fehlt mir das Verständnis. Gibt genug Musik, die ich nicht "verstehe" oder billig und austauschbar finde. So ist das halt... :cry:
 


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