Deinen perfekten workflow wirst du selbst finden müsssen. Wenn wir, wie du vorschlägst, jetzt alle unsere jeweiligen Lieblingsansätze posten, stellt sich die Frage, wieviel schlauer du am Ende wirklich bist.
Auch ist es bei weitem nicht so, dass wir alle jeweils nur *einen* Prozess hätten, der sich für uns als "perfekt" herausgestellt hätte. Ich denke, die meisten hier, auch und vor allem die mit teilweise jahrzehntelanger Routine, haben für sich mehrere Ansätze gefunden, zwischen denen sie nach Lust und Laune, oder nach Art des angestrebten Ergebnisses wechseln.
Ich z.B. bin kein Live-Mensch. In meinen fertigen Aufnahmen ist nur sehr wenig zu hören, das nicht auf irgendeine Weise programmiert ist. Was ich im Sequenzer vorher einprogrammieren kann, das programmiere ich auch. Manuell während der Aufnahme werden nur die Regler bedient, die nicht automatisierbar sind, aber dennoch im Verlauf des Stück moduliert werden sollen: Fader und AUX-Regler am Pult, Soundparameter usw. an nicht-midifizierten Maschinen, analoge Delays, Reverbs etc.
Alle Synths, die sich nicht selbst sequenzieren, kriegen ihre Daten von einem zentralen Sequenzer, meist die RS7000. Kann aber auch, wenn's nicht ganz ernst sein soll, das Tenori-On sein. Manchmal aber auch der PC, auf dem Renoise läuft, das ich aber fast nur als MIDI-Schleuder verwende. Manche Geräte sequenzieren sich natürlich selbst, z.B. xoxbox, 101, oder die meisten Drumcomputer (außer ich habe Lust auf komplexere Drum-Patterns mit mehr Variation über die Zeit, dann nutze ich die Drummies nur als Expander, ebenfalls vom Sequenzer aus gefüttert).
Das Arrangement entsteht meist so, dass ich erst eine Art "Maximal-Loop" aufschichte (es können auch mehrere, sehr unterschiedliche solcher Loops sein, die dann die Makro-Teile eines größeren Songs bilden), von wo aus ich dann, wenn der steht, das Arrangement auf der Zeitachse mache (das, was gerne als "Mischen" bezeichnet wird, im Sinne der klassischen Rock-Aufnahme-Methodik, gibt es bei mir eigentlich nicht: EQing, Laustärkeverhältnisse, Effekte sind bereits Teil des Loop-Bauens). Diesen Weg vom Loop zum fertigen Arrangement unterstützt die RS sehr schön durch ihren Dreischritt aus den Modi "Pattern", "Pattern Chain" und "Song". Wenn das ganze Stück als "Song" steht, nehme ich "Takes" auf, also mehrere Durchläufe, die sich nur durch Feinheiten hinsichtlich der o.a. manuell geregelten Dinge unterscheiden.
Eine DAW zur Verarbeitung von Audiodaten spielt bei mir keine Rolle. Alles läuft im Mischpult zusammen und von da raus in einen Zweispurrekorder, wo es zum ersten und letzten Mal digitalisiert wird. Also kein Schneiden, Schichten, Schieben von unabhängig aufgenommenen Audiospuren.
Wenn ich mich einmal entschieden habe, einen Take als den "perfekten" zu deklarieren, alles wieder entkabelt, zurückgesetzt und neu verpatcht habe, gibt es kein Zurück mehr. Ich kann nicht, z.B. auf Anraten eines Masteringtechnikers, beigehen und in einer zwei Jahre (oder auch: zwei Wochen) alten Aufnahme die Snare etwas runterschrauben.
Sich damit abzufinden, dass ab einem bestimmten Punkt die Dinge sind, wie sie sind, war ein nicht ganz leichter, aber unheimlich produktiver Schritt, als ich irgendwann vom In-The-Box-arbeiten zu dieser Arbeitsweise übergegangen bin. Dort nämlich war der Preis für das Sich-immer-flexibel-halten-können und das beliebige Total Recall der, dass schlichtweg nichts fertig wurde, und ich bis heute, wie wahrscheinlich jeder zweite hier, mehrere Tausend Fitzelchen von Trackideen in allen möglichen Formaten von FastTrackerII bis hastenichgesehen auf der Festplatte habe.
"Coole Idee, hebste dir am besten gleich mal auf und arbeitest morgen dran weiter"