Bug2342 schrieb:
Scaramouchè schrieb:
Aber warum die Roli-Leute es mit dem Continuum vergleichen (siehe letzte Pressemitteilung zum Editor/Plugin) finde ich vermessen bzw.unpassend. Das Seaboard benutzt ein paar wenige Artikulationseffekte des Continuums, mehr aber auch nicht. Es wird aber so getan, als würde es dasselbe können wie das Continuum - mitnichten. Wenn ich Deinen Kommentar lese, merke ich auch da, dass du das Continuum nur peripher kennst.
Das Continuum wertet ständig polyphon 4 Werte aus: W=Gate, X-, Y- und Z-Achse. Das kann das Seaboard nicht. Was am Seaboard angeblich dreidimensional sein soll, ist mir nicht klar. Bei den Ribbon-Controllern oben und unten, ist mir noch nicht mal klar, ob die polyphon sind und ob die wenigsten die Z-Achse bzw. Aftertouch oder Anschlagdynamik auswerten.
Das sehe ich (teilweise) anders. Erstmal noch ein paar Infos:
Die"Ribbon-Controller" sind beim Seaboard ein ganz normaler Teil der Spielfläche. Das heißt, man kann darauf polyphon Noten anschlagen und es wird die jeweils die Velocity (=Strike in Roli-Sprech), der polyphone Aftertouch und der polyphone Pitchbend ausgewertet. Gleiten tut sichs wie erwähnt auf dem Continuum trotzdem besser, da die Seaboard Oberfläche etwas zäh rutscht und die "Gleitstreifen" relativ schmal sind, so dass man grade so Noten aneinander vorbeigleiten lassen kann, aber nicht gemütlich.
Die drei Dimensionen sind etwas geschummelt, sind eher 2,5. Die Parameter sind Aftertouch und Pitchbend, die auch nach dem Notenanschlag veränderbar sind, und zusätzlich "Strike", was wohl die Anschlagsstärke/Velocity ist. Gate nimmt das Seaboard natürlich auch mit (muss ja). Beim EganMatrix Handbuch querlesen klang es so, als würde das Continuum keine Velocity auswerten. Wie Du schon anmerktest hab ich da aber nur gefährliches Halbwissen. Klar, dem Seaboard fehlt die Y-Achse. Das ist schade, ich glaube aber momentan, dass ich damit leben könnte.
Zum reinen wohltemperiert gestimmt spielen: Über bzw. unter den "Tasten" lassen sich auch "krumme" Töne anschlagen. Beim Continuum wird man allerdings denke ich z.B. Vierteltöne leichter Treffen. Das Seaboard hat zwar im Hintergrund einen Algorithmus laufen, der beim Anschlag Pitch-Korrekturen durchführen kann, der ist aber angeblich "smart". Krumm spielen geht jedenfalls, ist mir das eine oder andere mal (meist ungewollt) passiert.
Ich glaube auch nicht, dass ein quantisiertes Continuum alles kann, was das Seaboard kann. Ich denke die Haptik und das "Einrasten" von Fingern führen zu einer anderen Spielweise als eine reine Software-Quantisierung.
Die Klassifizierung "mehrdimensional" und das Anspielen auf Soundplane, Linnstrument, Eigenharp und Continuum ist denke ich OK, weil dass halt die Instrumente sind, die auf einzelnen "Tasten" zumindest nochmal 2 Parameter modulieren lassen. Der PR-Satz mit der ersten Multidimensionalen Sound-Engine ist natürlich grober Unfug.
Wenn ich Deinen Kommentar lese, merke ich nur, dass du das Continuum unterschätzt. Die Unterschiede zwischen Continuum und Seaboard sind für mich so groß, dass ich mir beide sehr gut nebeneinander vorstellen kann. Was das Seaboard kann, kann das Continuum mit links. Was das Continuum kann, kann aber das Seaboard nicht. Deshalb finde ich Vergleiche sehr schwierig. Das Seaboard ist vom Tasteninstrument her gedacht, das Continuum eher von Streichinstrumenten.
Ich versuche es einmal zu erklären: Das Continuum kennt im Grunde genommen keine Controllerwerte wie das Seaboard - es hat eigentlich kein Pitchbend, kein Aftertouch und keine Anschlagsdynamik. Damit wird nur versucht, die für Synthesizer doch sehr stupide Tastatur etwas aufzupolieren. Mehr nicht! Das Continuum besitzt nur die vier Werte von W=Gate/Fingerkontakt, X-, Y- und Z-Achse. Controllerwerte die das Continuum ausspuckt ist nur für die Kompatilität mit der Aussenwelt vorhanden und Ableitungen der Werte. Diese Werte werden 16-fach polyphon abgegriffen und steuern durch mathematische Verknüpfungen die einzelnen Module des modularen Synthesizers Eaganmatrix, deshalb besitzt das Continuum auch keine Potis, weil es sie schlicht nicht braucht. Die Potis werden sozusagen von jedem Finger gesteuert. Die Finger steuern sozusagen nicht nur die Tonhöhe, die Dynamik usw. sondern, wie bei einem akustischen Instrument auch noch den Klang.
Das Seaboard ist, wie man jetzt am Editor/Plugin gut erkennen kann, einfach ein normales Tasteninstrument mit ein paar zusätzlichen Controllern, was ich persönlich sehr toll und innovativ finde. Ich finde es großartig, wenn ich damit z.B. mein Pianoteq ansteuern und meine Artikulationen am Piano vermehren kann. Aber ich habe nicht die Flexibilität wie am Continuum. Der Editor/Plugin des Seaboard besitzt Hüllkurven, die sind beim Continuum nicht nötig, weil man im Spiel den Klang formt.
Am besten hörst du dir das Hörbeispiel "Gesang des Eaganmatrix" von meinem Test auf amazona an:
https://www.amazona.de/test-haken-audio ... nthesizer/ Das ist einfach nur ein Oszillator der ein Sinus ausspuckt mehr nicht. Mit dem Seaboard wäre diese Spielweise einfach nicht möglich. Es ist nicht realisierbar. Das Continuum reagiert wie ein akustisches Instrument mit dem ich Klang, Tonhöhe usw. gleichzeitig forme. Ich habe immer alle Möglichkeiten des jeweiligen Patches unter meinen Fingern.
Die Ribboncontroller beim Seaboard sind polyphon und anscheinend dynamisch spielbar, vielleicht hat es auch einen polyphonen Aftertouch. Damit kann man aber nur sehr bedingt das realisieren, was das Continuum beherrscht. Durch die mathematische Verküpfung der vier Werte stehen mir gleichzeitig 24 unterschiedliche Controller pro Finger zur Verfügung, von denen ich 20 bearbeiten und verändern kann.
Thema "einrasten": Das Seaboard ist diatonisch ausgelegt, das Continuum besitzt eine Spielfläche mit einer diatonischen Einteilung. Beim Continuum kann ich das "Einrasten" einschalten und dann bestimmen wie stark das "Einrasten" sein soll. Ich lasse es bei den meisten Klängen nicht "eingerastet", da ich mir dadurch viel von den Klangmöglichkeiten des Continuum beraube (einfach mal das Soundbeispiel "Kirmes-Orgel" entsteht nur dadurch, dass es nicht exakt intoniert habe, ansonsten würde es wie mehere Flöten klingen). Ich kann simpel gesagt eine A-Moll-Tonleiter diatonisch spielen oder aber die einzelnen Tönen interpretieren, indem ich sie frei intoniere. So kann ich eine reine Quinte spielen, wenn ich das möchte, aber auch eher ein CIS als ein DES spielen usw. Die Stimmung kreiere ich beim Continuum selbst. Theoretisch ist dies auch auf den Ribboncontrollern des Seaboard möglich aber durch die geringe Spielfläche eher schwierig bzw. nicht dafür vorgesehen, dass müsste ich aber intensiv testen - ob es stimmt. Völlig davon abgesehen, dass mir, wie oben beschrieben, die Klangformungen des Continuum fehlen.
Das Continuum "rastet" aber auch frei ein. Das heißt, ich kann eine Viertelton-"Rasterung" vornehmen, wenn ich das möchte - also 24 Rasterpunkte in der Oktave. Das geht beim Seaboard nicht. Ich kann nicht nur meine eigenen Stimmungen kreieren, sondern habe durch die Spielfläche des Continuum die Möglichkeit z.B. mir ein Bohlen-Pierce-Instrument zu kreieren. Das besitzt 13 Tonstufen und übergeht die Oktave, weil es die Duodezime einteilt und nicht die Oktave. Dafür braucht man ein komplett anderes Tastenlayout des Seaboard.
Das Continuum gibt es übrigens mit drei Spieloberflächen: 1. mit angerauten und bemerkbaren "schwarzen Tasten", 2. mit einer glatten Oberfläche, wo die diatonische Tastatur gekennzeichnet ist und 3. ein Spieloberfläche die komplett nur rot ist und keine Einteilung besitzt.