Freien Kompositionsunterricht nehmen: erste Erfahrungen/Gedanken

Zum Thema Werkzeug und schreiben fällt mir noch etwas OT ein, und zwar
habe ich gelesen dass Nietzsche eine der ersten Schreibmaschinen hatte,
damals eher ein Kuriosum und kein Werkzeug zum Schreiben längerer Texte, denn die
Maschine hatte noch eine Besonderheit die spätere nicht mehr hatten:

das Blatt befand sich unter der Tastatur und man konnte das Geschriebene erst lesen wenn man das Blatt herausnahm.

Es wird behauptet, dass er deswegen diese kurzen prägnaten Aphorismen ersann.

Weiter wurde dort erklärt dass Stephen King einer der ersten war die Romane per Textverarbeitung an einem Computer schrieben, statt auf der Schreibmaschine,
und auch sein Stil, der heute übrigens nichts besonderes sondern fast schon ein Standard ist, wurde darauf zurückgeführt: die Länge der Texte, das Verschachteln unterschiedlicher Stränge die verschiedenen Protagonisten folgen, ein Stil der mit Schreibmaschine nur schwer zu entwickeln ist, beim (über)Arbeiten mit Textverarbeitung aber fast von selbst entsteht.
 
schon mal an AI gedacht, oder auch klassische Kompositionssoftware ( due gibt es )?
Mit KI möchte ich mich aus ethischen Erwägungen nicht befassen (würde der AG mich dazu zwingen, überlegte ich mir gar zu kündigen), und Kompositionstools programmier ich mir lieber selbst, um zu lernen, außerdem gehe ich so diesen auf schick statt funktionell getrimmten GUIs aus dem Weg, denn mit grafisch basierten Bedienschnittstellen bin ich nicht fein. Aber danke für den Ratschlag.
Es wird behauptet, dass er deswegen diese kurzen prägnaten Aphorismen ersann.
Hatte mal ein Tool programmiert, dass Eingaben nicht ausgab, aber in einer Datei speicherte, nur angab, wie regelmäßig die Zeitintervalle zwischen den Tastendrücken sind auf der Basis der Standardabweichung. Das brachte mich manchmal in einen ähnlichen Flow.
 
Im übrigen, so viel sei noch gesagt, motiviert mich meine ja bereits erfolgte Anstrengung in puncto Berechnung kontinuierlich-veränderlicher Tempi und Längenverhältnisse benachbarter Töne abhängig von ihrer Position im Takt, diese Möglichkeit auch zu nutzen in eigenen Werken.

Aber halt eigentlich (ich ahne, in Zusammenarbeit mit einer Komp.lehrerin muss ich da Kompromisse machen) erst dann, wenn die kompositorische Substanz steht. Warum nicht schon früher? Das liegt in meiner Ungeduld begründet, auch wenn sie im Vergleich zu euch Echtzeitfanatikern einer Engelsgeduld entspricht ;-): Je mehr Töne exakt gleich sind, um so weniger müssen berechnet, umso mehr können wiederverwendet werden bei der Assemblierung des Audiofiles. Die Kompilierung ist schneller fertig und ich kann also viel eher was hören, was ich verbrochen hab. Daher nehme ich das Feeling einer motorisierten Drehorgel solange in Kauf, wie noch alleweil Noten hinzuzufügen oder zu korrigieren sind.

Nachteil davon, früher im Schaffensprozess diese agogisch-mikrodynamischen Feinheiten der Phrasierung umzusetzen ist halt, dass ich parallel in Musescore (für die Lehrerin) und für mein Programm, das im Gegensatz zu Musescore diese Feinheiten verklanglichen kann, quasi "simultan übersetzen" muss. Wenn ich dabei Fehler mache oder die Synchronizität verliere, hört sie was anderes als in den Noten steht.
 
Im übrigen, so viel sei noch gesagt, motiviert mich meine ja bereits erfolgte Anstrengung in puncto Berechnung kontinuierlich-veränderlicher Tempi und Längenverhältnisse benachbarter Töne abhängig von ihrer Position im Takt, diese Möglichkeit auch zu nutzen in eigenen Werken.

das ist auch wieder nur eine technik und die anwendung von theorie...

erst dann, wenn die kompositorische Substanz steht. Warum nicht schon früher?

genau.

wobei es sicherlich keine absolute regel ist, dass das eine erst komplett fertig sein müsste bevor man das andere macht oder so.

wie du weißt, bin ich dem reinen konzept als werksinhalt ja selbst nicht ganz abgeneigt.

ist aber nur ein möglciher inhalt von vielen. du kannst beim komponieren auch mit bildersprache anfangen oder in farben denken, oder live spielen, oder collagen erstellen aus material was du schon kanntest...

aber um mal ein gegenbeispiel zu nennen: bevor man anfängt zu komponieren, weiß man ja z.b. vorher schon, welcher stil es werden soll. von der tendenz her dürfte klar sein, dass im kopf erst das grobe da ist bevor das feine kommt.

erst hab ich hunger, dann schaue ich was da ist, dann entscheide ich mich für schinken, dann entscheide ich ob ich die finger oder eine gabel nehme. später entscheide ich, ob ich noch eine scheibe nehme.

aber ohne hunger keinen unbegründteten gabelgebrauch.
 
erst hab ich hunger, dann schaue ich was da ist, dann entscheide ich mich für schinken, dann entscheide ich ob ich die finger oder eine gabel nehme. später entscheide ich, ob ich noch eine scheibe nehme.

aber ohne hunger keinen unbegründteten gabelgebrauch.
In dem Alter, als ich den Gebrauch des Essbestecks erlernte, zitierte mich stets eine erziehungsberechtigte Person an den gedeckten Tisch, egal ob ich Hunger hatte oder nicht. Diese Bräuche mochten sich von Haushalt zu Haushalt unterscheiden, auch im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat gab es Kinder, die ihr Mittag vom nächsten Gulli kratzen durften, wenn sie Hunger hatten.

Vielleicht rührt daher auch meine Haltung, dass ich aus pseudozufälligen Tonfolgen sowas wie auch für fremde Ohren erkenntliche Übungsmusik machen können sollte, um dann, wenn mir tatsächlich mal aus der gelangweilten Riesenwalnuss in meinem Kopf ne echte Idee springt, sogleich zu Werke gehen kann und ich genau weiß, wohin die Reise geht.
 
Auf deinen Ausgangspost eingehend (vieles von den anderthalb Seiten dazwischen hab ich noch nicht mal verstanden, das ist aber in diesem Fall, glaube ich, egal) würde ich dir ganz grob raten, dich auf deine Lehrerin komplett einzulassen und abzuwarten, was sie dir beibringt und ob du das im Nachhinein für deine Musik verwenden kannst.

Vor Jahren habe ich zweimal an einem jeweils fünftägigen Workshop zum Thema "Professionelles Songwriting" teilgenommen.
Ich hatte nie die Absicht, hinterher professionelles Songwriting zu betreiben, aber ich konnte aus dieser Zeit auch für meine diametral unterschiedliche Musik (eher so Ambient-Drone-Soundscapes) eine Menge mitnehmen, und diese Arbeit (ich glaube, ich habe noch nie härter gearbeitet als da!) hat mir eine Menge Einblicke und neue Blickwinkel auf Musik und Komposition eröffnet, sodass ich hinterher recht genau wusste, wohin ich wollte, was ich nicht wollte, und welche Methoden ich für meine Musik adaptieren wollte.
Großartige Zeit!

Schöne Grüße
Bert
 
Zum Komponieren: Von den alten Meistern lernen.

Obwol sich das ultra-konservativ anhört, halte ich es für sinnvoll, die Kompositionstechniken anderer wenigstens ansatzweise zu kennen. (z.B. Palästrina, Bach, Schönberg. Auswahl beliebig). Daraus lassen sich Versatzstücke beliebig neu kombinieren. ;-)

Ja, das ist Mühe, und kostet Zeit.

Willst du, wie erwähnt, einfache Gebrauchsmusik erzeugen, ist es evtl. etwas weniger Mühe.
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: oli
In dem Alter, als ich den Gebrauch des Essbestecks erlernte, zitierte mich stets eine erziehungsberechtigte Person an den gedeckten Tisch, egal ob ich Hunger hatte oder nicht. Diese Bräuche mochten sich von Haushalt zu Haushalt unterscheiden, auch im sozialistischen Arbeiter- und Bauernstaat gab es Kinder, die ihr Mittag vom nächsten Gulli kratzen durften, wenn sie Hunger hatten.

Vielleicht rührt daher auch meine Haltung, dass ich aus pseudozufälligen Tonfolgen sowas wie auch für fremde Ohren erkenntliche Übungsmusik machen können sollte, um dann, wenn mir tatsächlich mal aus der gelangweilten Riesenwalnuss in meinem Kopf ne echte Idee springt, sogleich zu Werke gehen kann und ich genau weiß, wohin die Reise geht.

§1 anarchistenverordnung

eltern, staat, schule, kirche einfach ignorieren.

denn die alle haben weder generell recht noch generell unrecht, also ist es egal was sie zu sagen haben. du kannst nichts davon ableiten.
 
Zum Komponieren: Von den alten Meistern lernen.

Obwol sich das ultra-konservativ anhört, halte ich es für sinnvoll, die Kompositionstechniken anderer wenigstens ansatzweise zu kennen. (z.B. Palästrina, Bach, Schönberg. Auswahl beliebig). Daraus lassen sich Versatzstücke beliebig neu kombinieren. ;-)

Ja, das ist Mühe, und kostet Zeit.

Willst du, wie erwähnt, einfache Gebrauchsmusik erzeugen, ist es evtl. etwas weniger Mühe.
th
 
  • Daumen hoch
M.i.a.u.: oli
Man müsste mal erkunden um welches Level es geht. Einen simplen Song schreiben oder "hochwertige" Musik schreiben. Sind wir hier bei circle of fifths oder bei irgendwelchen abgefahrenen Harmonien? Willst du ganz simple Songwriting-Musiktheorie oder irgendwelche hochgestochenen Orchester-Sachen? Geht es um so simple Sachen wie Toneleiter, passenden circle of fifths, Meldodie und Melodie Resolve? Mehr braucht man nicht für einen Hit und das ist schon mehr als Metallica bei ihrem ersten Album wussten ;-)
 
Ja, ich würde auch gerne mal Anschauungsmaterial (zum Hören) haben, damit wir wissen worüber wir hier diskutieren. Musik kann man wohl irgendwie diskutieren aber am Ende geht es um das Hören.

Also eigentlich funktioniert das auch am besten. Man klöppelt seine Musik zusammen und zeigt sie anderen Leuten, wenn man selbst halbwegs damit zufrieden ist.
 
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Man müsste mal erkunden um welches Level es geht.
Songwriting. Konkret Vertonung fremder, fertiger Gedichte. Text wird danach weggeworfen, ist quasi nur der Luftballon, seiner Aufgabe entledigt, sobald das Pappmaché drumrum, der Kleister ausgehärtet ist. Die metrische Struktur der Verse, die Abfolge der betonten, unbetonten, der langen und kurzen, der offenen und geschlossenen Silben und vage auch der Sinngehalt der Worte dient als Richtschnur für die Melodie.

§1 anarchistenverordnung

eltern, staat, schule, kirche einfach ignorieren.

denn die alle haben weder generell recht noch generell unrecht, also ist es egal was sie zu sagen haben. du kannst nichts davon ableiten
Süß. Und dann heißts für die einen Anarchisten aber in der Fußgängerzone Passanten anbetteln, bewaffnet mit Sechserpack Veltins und Hund. Die anderen haben die Kurve gekratzt und glänzen spießig mit Goldkettchen und Bugatti-Slipper. Toller Lebensentwurf. Der von ihnen gehasste Staat hats ja, gedeckter Tisch.
Gut, anderes Thema. Du hast angefangen, okay?
 
ob du betteln gehst oder zuhälter wirst ist dir selbst überlassen, für mich wäre beides nix.

aber wenn du als künstler nur dann eine gabel in die hand nimmst wenn irgendeine mami es dir befiehlt, dann wird das mit dem werk nichts mehr in diesem leben.

ich entscheide immer noch selbst wann und wo welches akustische ereignis in meinem kunstwerk stattzufinden hat und lehrbücher about how to write a rock song wandern in einseinsnullhausen direkt in die tonne.

du machst es doch vom grundsatz her auch so: du hast in der schule nie gelernt wie man software schreibt sondern hast das meiste davon alleine herausgefunden. durch einfach machen, verstehen durch erfahrung.

teilweise sogar so idiosynkratisch, dass selbst kollegen probleme haben dir zu folgen (wenn du z.b. gerade mal wieder schinken mit stäbchen essen willst und das mit durst begründest.)

herrschaft (also die echte, im sozialen kontext) verklebt einem doch komplett das gehirn und deswegen sind doch die meisten künstler auch entweder arm oder selbstständig - und nur sehr selten beamte oder soldaten.
 
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Konkret Vertonung von Gedichten?

Ich glaub, ich mach (fast) das Gleiche. Nur am Klavier, weil ich zu schlecht im Synthprogramming bin und mit eigenen Gedichten. (Deutsch)
Die sich nicht reimen, sonst wird mir das zu sehr musisch-organisch.

Weil: Die erste und wichtigste Klangästethik der dt. Sprache liegt mE in den Beats der Silben, Worte, Zeilen.
Der Text ist die Beatbox
Damit diese Ästhetik rauskommt, sprech ich diese Silben der Texte rhythmisch aufgelöst – also in einem Tempo.
Aber nicht als Rap, sondern so normal wie möglich, unmerklich quasi. Aber auch nur als Vorgabe.

Das ist meine einzige konkrete, organische Verbindung zur klassischen Musikkomposition: Tempo.
Das, was dir solche technischen Probleme macht (Timing), lasse ich absichtlich zu.
Das gehört zum Konzept.

Chords = Colors:
Die Gedanken in den Texten sind ja Bilder. Wie Stills oder Szenen aus Filmen. Diese werden dann dazu "vertont".
Score of thoughts
Chords as panavision
Plus dem, was ich pianistisch so "erspüre" in meinen Texten.

Man könnte das Ergbenis problemlos hochaufgelöst als Midi-Events samplen
und als Synthsounds umarrangieren.

Nun aber genug von mir.
Ich will dir ja deinen Thread nicht zumüllen mit meinem Kram.
Nur sagen: Hallo, Bruder im Geiste. :cool:
 
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aber wenn du als künstler nur dann eine gabel in die hand nimmst wenn irgendeine mami es dir befiehlt, dann wird das mit dem werk nichts mehr in diesem leben.
Wenn ich aktiv eine Lehrerin engagiere, mich an ihrem Wissen über Musik teilhaben zu lassen, mit ihrer Hilfe Wissen aus der Literatur besser, und vor allem praktischer zu verdauen, ich dafür sogar bereit bin manchen Kompromiss in meiner gewohnten Vorgehensweise zu machen, damit ich das Geld nicht über sie zum Fenster rauswerfe ... so ist das nach deinem Verständnis wirklich der Akt eines obrigkeitshörigen Duckmäusers oder so? Ich glaube mal, so naiv bist du nicht und wenn doch, tja, sags ruhig frei heraus, nur sehe ich dann erst recht keinen Grund mehr, mit dir darüber zu diskutieren.

ich entscheide immer noch selbst wann und wo welches akustische ereignis in meinem kunstwerk stattzufinden hat und lehrbücher about how to write a rock song wandern in einseinsnullhausen direkt in die tonne.
Entscheide gerne selbst. Mach ich ja auch: könnte mein Geschäft in der Schüssel einfach mal Kunstwerk nennen, kichern und spülen. Juchei, das hätt doch was von Banksy, so subversiv bin ich.

Ich schließe mit den Worten, die nicht meine sind: Um einmal bestimmte Regeln befolgen oder brechen zu können, sollte man sie kennen. Unbewusstes Ignorieren von Regeln ist nur Ignoranz im Sinne von Dummheit.
 
Ja, ich würde auch gerne mal Anschauungsmaterial (zum Hören) haben, damit wir wissen worüber wir hier diskutieren. Musik kann man wohl irgendwie diskutieren aber am Ende geht es um das Hören.

Also eigentlich funktioniert das auch am besten. Man klöppelt seine Musik zusammen und zeigt sie anderen Leuten, wenn man selbst halbwegs damit zufrieden ist.
Ob man diese Übungsmusik anderen als dem Lehrer, dem Tutor zeigen muss, bezweifle ich nur.

Wenn ich doch mal Lust dazu habe, dann gewiss nicht in diesem Thread. Das war eigentlich eher als Erfahrungsaustausch mit Unterrichtsangeboten im Fach Komposition/Musiktheorie/etc. gedacht. Danke für die beiden anderen Beiträge, die in dieses Horn stoßen.
 
Songwriting. Konkret Vertonung fremder, fertiger Gedichte. Text wird danach weggeworfen, ist quasi nur der Luftballon, seiner Aufgabe entledigt, sobald das Pappmaché drumrum, der Kleister ausgehärtet ist. Die metrische Struktur der Verse, die Abfolge der betonten, unbetonten, der langen und kurzen, der offenen und geschlossenen Silben und vage auch der Sinngehalt der Worte dient als Richtschnur für die Melodie.


Süß. Und dann heißts für die einen Anarchisten aber in der Fußgängerzone Passanten anbetteln, bewaffnet mit Sechserpack Veltins und Hund. Die anderen haben die Kurve gekratzt und glänzen spießig mit Goldkettchen und Bugatti-Slipper. Toller Lebensentwurf. Der von ihnen gehasste Staat hats ja, gedeckter Tisch.
Gut, anderes Thema. Du hast angefangen, okay?

Gedichte sind nicht immer einfach zu vertonen, deshalb sind es ja Gedichte und keine Lieder und das hat jetzt auch gar nichts mit elektronischer Musik zu tun. Kleiner Spass zum ausprobieren, nimm ein Gedicht und die A-Moll Tonleiter, du fängst von A an, wiederholst beliebig oft, dann H beliebig oft, dann C usw. , wichtig ist nur das ein Abschnitt (eine Zeile, zwei Zeilen, ein Absatz, je nach Gedicht) mit G endet. Dann fängst du wieder mit A an.
 
Wenn ich aktiv eine Lehrerin engagiere, mich an ihrem Wissen über Musik teilhaben zu lassen, mit ihrer Hilfe Wissen aus der Literatur besser, und vor allem praktischer zu verdauen, ich dafür sogar bereit bin manchen Kompromiss in meiner gewohnten Vorgehensweise zu machen, damit ich das Geld nicht über sie zum Fenster rauswerfe ... so ist das nach deinem Verständnis wirklich der Akt eines obrigkeitshörigen Duckmäusers oder so?

nein, ich habe ich doch ja sogar darin bestärkt, den austausch fortzuführen.

der duckmäuser wäre hier dann schon eher sie, weil sie das, was sie so weiß und kann ja fast ausschließlich in der uni gelernt hat und demzufolge unter quasi-herrschaftsverhältnissen stand, die sie jetzt immer noch im kopf hat, wenn sie komponiert.

und damit meine ich nicht die theorie oder die technik oder die philosophie... da ist grundlagenwissen sinnvoll und natürlich ist es auch wie du sagst, dass dieses unter umständen sogar zeitlich vorher da sein sollte, um überhaupt auf ideen zu kommen, was man so machen könnte.

aber wie man sich ein kunstwerk ausdenkt, das kann nur von innen kommen. das lernt man nicht in einer staatlichen ameisenisierungsanstalt, die die karmische ebene ignorieren und wo disziplin die einzige erlaubte emotion ist.


der akt der schöpfung funktioniert in freiheit am besten.

so wie bei michelangelo, der lustigerweise beim erschaffen eines werkes mit dem arbeitstitel "schöpfung", das die schöpfung adams durch gott zum inhalt hatte, alle grenzen gesprengt hat, die man so sprengen kann:

er hatte einen klaren auftrag bekommen ein bild zu malen, hat ihn angenommen, obwohl er nach s einer eigenen einschätzung eigentlich gar nicht malen konnte, hat es dann komplett anders gestaltet als in auftrag gegeben, hat es 10 mal so groß gestaltet wie vorgegeben.
er hat rund um die uhr unter lebensgefährlichen bedingungen obsessiv dinge an die decke gemalt, bei denen man sich bis heute noch fragt wie er das überhaupt geschafft hat, hat sensationellen schrägen humor, der seiner zeit weit voraus war ins bild mit eingebaut und ist damit steinreich geworden obwohl er das nie vorhatte - und hat letzlich eines der größten kunstwerke geschaffen, die die welt je gesehen hat.

dass er so manches auch schon in einer langjährigen ausbildung gelernt hatte, was man dazu braucht um das umzusetzen ist schon klar. allerdings hat er sich auch das bereits als kind mit allere kraft gegen seinen vater erkämpft anstatt das zu lernen, was der gerne gehabt hätte. und da geht es nämlich schon los. (und deswegen ist selbstermächtigung auch kein widerspruch zu einer konventionellen ausbildung)


ich war als jugendlicher mal in einem trommelkurs, dort wurde erst mal 10 minuten zu musik getanzt, dann ein paar witze erzählt und gelacht, und dann erst getrommelt.

bei meinem kontrabasslehrer hingegen begann der unterricht mit einem tadel weil ich zu spät kam, ging dann mit einem tadel wegen nichtgeübthabens weiter und endete mit einem tadel wegen der schlechten handhaltung.
da arbeite ich echt lieber auf einer baustelle als so zu musizieren. das einzige, was mir das künstlerisch gebracht hat ist, dass ich hinter wusste, was ich nicht will.


Ich schließe mit den Worten, die nicht meine sind: Um einmal bestimmte Regeln befolgen oder brechen zu können, sollte man sie kennen. Unbewusstes Ignorieren von Regeln ist nur Ignoranz im Sinne von Dummheit.

die frage, die für das konkrete experiment zu stellen ist, ist eine andere: kann diese lehrerin nur komposition lehren oder komponiert sie auch selbst?
ich frage zum einen, weil das einen unterschied machen könnte, und zum anderen, weil du bislang noch nicht wirklich erzählt hast was die eigentlich so gemacht oder gesagt hat.

der austausch über das "how do you do it" in sachen komposition, egal ob nun bei bild und ton, ist nämlich nicht nur äußerst selten anzutreffen, sondern er ist aus #gründen oft auch gar nicht so einfach.
 
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aber wie man sich ein kunstwerk ausdenkt, das kann nur von innen kommen. das lernt man nicht in einer staatlichen ameisenisierungsanstalt, die die karmische ebene ignorieren und wo disziplin die einzige erlaubte emotion ist.
Man kann sich kein "Kunstwerk ausdenken". Das Machen ist erst die Kunst, der gedankliche Teil ist allenfalls der Stoff und der Ausdruckstrieb. Und daran haperts bei mir noch ganz gewaltig, aber ich geh d'accord damit. Ist halt witzig, wenn ich an meinem Digitalpiano sitze und eine Melodie kurvt mir im Kopf herum und alles was ich auf die Tasten bringe ist etwas müdes anderes, und damit ist die Vorstellung dann auch verfälscht und kaputt und braucht eine Pause.

Die Lehrerin komponiert selbst und mit Theorie überschüttet sie mich auch nicht (zu wenig). Hab ich hoffentlich schon weiter oben geschrieben, dass sie mir meine Entwurfsmelodie mit aufrichtigem Genuss und bühnentauglich phrasiert vorinterpretiert hatte, sie bedauerte, dass Computer (genauer, das Notensatzprogramm) das ja nur so mechanisch hinkriegen. Letztens schrieb sie mir, sie hätte von meiner Idee geträumt. Womöglich will sie mich als Kunden umgarnen, aber womöglich darf ich mir auch ein bisschen was drauf einbilden. Sollt ich meine Melodie in ihrem kommenden Bühnenwerk wiederfinden, sähe ich das mit einem lachenden und weinenden Auge, aber Inspiration ist es für sie.
 
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…wenn ich an meinem Digitalpiano sitze und eine Melodie kurvt mir im Kopf herum und alles was ich auf die Tasten bringe ist etwas müdes anderes, …
Ist es keine Alternative, die Melodie zu singen/pfeifen/summen und das mit Smartphone, Cassetten- oder Fieldrecorder spontan aufzunehmen?
 
Ich glaube, ich kann hier auch nicht so wirklich mitreden, weil mir das ganze Wissen um Komposition und Musiktheorie fehlt bzw. auch nicht so sehr interessiert aber folgendes funktioniert bei mir ganz gut. Manchmal habe ich eine verschwommene Idee im Kopf oder spiele etwas was ich später nicht so wirklich wieder hinbekomme. Aber ein paar Noten bleiben doch hängen, die programmiere ich am Sequencer ein und spiele die Sequenz dann ab. Und während sie so spielt kann ich nebenher total locker ausprobieren welche Noten dazu passen würden und so mache ich aus einer ganz kleinen Idee dann häufig eine etwas größere :D

Man muss nicht sofort alles fertig haben, es ist vollkommen legitim sich iterativ der Lösung anzunähern und meistens ist weniger mehr.
 
Man kann sich kein "Kunstwerk ausdenken".

der eine kann es, der andere nicht.

Ist halt witzig, wenn ich an meinem Digitalpiano sitze und eine Melodie kurvt mir im Kopf herum

also kannst du es doch...

und alles was ich auf die Tasten bringe ist etwas müdes anderes

dann willst du klavier spielen lernen, und nicht komponieren.

wobei ich ja wie gesagt nicht widerspreche, dass man natürlich auch irgendein tool beherrschen muss und diverse weitere bedigungen (von genug zu essen bis zu freizeit und inspiration) benötigt, weil komposition ganz ohne geräusche auf dauer nicht überleben kann.

dennoch ist synkopierung oder phrasierung halt nicht nur eine frage von fingerübungen, sondern man kann (soll?) einer pause oder betonung an einer bestimmten stelle eben auch irgendeine bedeutung zuschreiben.

und deine programmersprache hat nicht nur nachteile gegenüber dem klavier, in vielen sachen ist sie auch besser. sie hat bei bedarf auch 13 finger und sie kann auch 1/128tel noten spielen, wenn die gerade in deinem kopf herumkurven.

Letztens schrieb sie mir, sie hätte von meiner Idee geträumt. Womöglich will sie mich als Kunden umgarnen

oder sie sucht einen mann, der ihr das frühstück ans bett bringt. :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich unterrichte nun auch schon eine ganze Weile, mitunter auch Songwriting/Komposition. Meist liegt das Problem darin, dass die eigene Fragestellung nicht präzse genug ist. Da kann kein Lehrer der Welt auf die schnelle helfen. Entweder lässt man sich auf die langfristige Lösung ein, dem Unterricht Schritt für Schritt zu folgen und eben darüber einen neuen Blick auf die eigenen Ideen zu bekommen oder man geht nochmal radikal ehrlich in sich und versucht zu entziffern was wirklich gebraucht wird.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass meist die Verknüpfung von Gehör und der eigenen Palette an Wissen/Technik sehr diffus ist. Und nicht jede Fragestellung macht je nach Level gerade Sinn, egal wie sehr man das möchte.
 
Man kann sich kein "Kunstwerk ausdenken". Das Machen ist erst die Kunst, der gedankliche Teil ist allenfalls der Stoff und der Ausdruckstrieb. Und daran haperts bei mir noch ganz gewaltig, aber ich geh d'accord damit. Ist halt witzig, wenn ich an meinem Digitalpiano sitze und eine Melodie kurvt mir im Kopf herum und alles was ich auf die Tasten bringe ist etwas müdes anderes, und damit ist die Vorstellung dann auch verfälscht und kaputt und braucht eine Pause.
Falls Du vor allem bei der Übersetzung "Melodie im Kopf" auf "Melodie gespielt" Fortschritte machen willst, hilft meiner Meinung nach Gehörbildung am meisten (ist aber halt sehr dröge), gefolgt von Improvisationsunterricht (bei dem ein guter Lehrer Dich sowieso auch zur Gehörbildung motiviert).
 
Ich unterrichte nun auch schon eine ganze Weile, mitunter auch Songwriting/Komposition. Meist liegt das Problem darin, dass die eigene Fragestellung nicht präzse genug ist. Da kann kein Lehrer der Welt auf die schnelle helfen.

ich finde es schon schwierig so etwas zu unterrichten. vieles, von dem ich denke, dass es doch selbstverständlich sein sollte, würde eh niemand verstehen, anderes wäre ich gar nicht der lage zu beschreiben ohne vorher mal 3 tage darüber zu reflektieren.

zu allem überdruss gibt es auch sachen, die einem gelingen ohne dass man hinterher weiß wie - und andere, von denen man denkt dass man sie kann und tut, sie aber in wahrheit noch nie wirklich gemacht hat.
 
ich finde es schon schwierig so etwas zu unterrichten. vieles, von dem ich denke, dass es doch selbstverständlich sein sollte, würde eh niemand verstehen, anderes wäre ich gar nicht der lage zu beschreiben ohne vorher mal 3 tage darüber zu reflektieren.

zu allem überdruss gibt es auch sachen, die einem gelingen ohne dass man hinterher weiß wie - und andere, von denen man denkt dass man sie kann und tut, sie aber in wahrheit noch nie wirklich gemacht hat.
Ja, eigtl genau was ich schreibe ;-) Das meiste steht und fällt mit der eigenen Wahrnehmung und dem Gehör, das kann man aber auch ganz gut traineren. Es stellt sich nur die Frage an welcher Stelle der andere abgeholt werden kann. Man kann das nach einer Weile ganz gut einschätzen, wo Verbesserungspotenzial beim Gegenüber ist. Ob das dann aber auch dann in die Richtung geht, in die man möchte, muss man selbst entscheiden.
 
Bei vielen hapert es gar nicht beim Hören. Ich würde sogar sagen, viele gescheiterte Musiker haben zu viel auf das Hören anstatt auf das Fühlen wert gelegt und bevölkern jetzt die Musikschulen, um ihr gescheitertes Konzept weiter zu geben. Ok, ketzerisch und überspitzt. Es kann nicht jeder Orchestermusiker werden und nur dafür braucht man hochgestochene Musiktheorie. Bei Pop-Musik entscheidet viel stärker der Groove, der Ausdruck, das Gefühl. Das muss man vermitteln.
 
Bei vielen hapert es gar nicht beim Hören. Ich würde sogar sagen, viele gescheiterte Musiker haben zu viel auf das Hören anstatt auf das Fühlen wert gelegt und bevölkern jetzt die Musikschulen, um ihr gescheitertes Konzept weiter zu geben. Ok, ketzerisch und überspitzt. Es kann nicht jeder Orchestermusiker werden und nur dafür braucht man hochgestochene Musiktheorie. Bei Pop-Musik entscheidet viel stärker der Groove, der Ausdruck, das Gefühl. Das muss man vermitteln.
Ohne hören, wenig fühlen ;-) und auch fühlen kann man kultivieren, wenn man es denn möchte.
 


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