Die Performance

jaash schrieb:
wenn ein elektronischer akt live spielt dann sind die leute meißtens bei der sache =konzentriert [...] und ein konzentrierter mensch ist nicht noch nebenbei irgendwie performiker.
Als Rockmusiker sollte man auch halbwegs konzentriert bei der Sache sein. ;-)
Wüsste nicht warum die Bedienung einer Gitarre oder eines Drumsets weniger Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen sollte als die Bedienung eine Keyboards oder eines Laptops. Man muss sein Instrument natürlich einigermaßen beherrschen...
Als "Elektroniker" ist man gegenüber Sängern, Gitarristen und Bassisten im Nachteil weil man gezwungermaßen relativ unbeweglich dasteht. Selbst ein Schlagzeuger kann sich wesentlich mehr bewegen (und dabei ganz andere Kräfte walten lassen) als ein Laptop-Künstler. Ist doch wohl glasklar warum man mehr Leute mitreißen kann wenn man auf seine Trommeln einprügelt als wenn man klick-klick macht. Das ist menschlich - während der Mensch bei vielen Spielarten elektronischer Musik sehr in den Hintergrund rückt.
Deswegen ist die Musik nicht schlechter, aber deswegen ist Elektronik live einfach tendenziell öde.
 
soweit richtig _ aber die performance bei rock ist nichts anderes ans wenn jemand an seiner 808 wild am programmieren ist .... da sieht nur anders aus _ es sei denn man will noch mehr performance dazubringen als für die produktion der musik notwendig ist.

heißt ja auch performance http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=d ... erformance und doppelperformance :lol:

mich nerven solche sachen auch ungemein _ wenn sich björk 5 mal im concert umziehen muß oder ich mir wieder so ein supergeballer von lichperformance geben muß und beim heimlichen blick auf die bühne festellen darf, dass da ne cd läuft und der künstler gerede alle zum narren hält ....

warum soll denn der musiker noch hastdunichtgesehen auf der bühne abgehen ???

was anderes ist es wenn es eine cooperation von künstlern ist und diese auch so gefeatured werden. also wenn tänzerinnen _ musiker _ videokünstler usw _ nebeneinander gleichberechtigt interagieren. noch ein drummer und ne sängerin und ich bin glücklich .... aber wenn ich als act mich um den ganzen drumrumkram bemühen muß um musik machen zu können stimmt was nicht.

meißt ist es auch wirklich viel zuviel des guten _ man interpretiert das in den rezipienten schon hinein : das er (der zuschauer ) immer den kulturoverdose sucht - ich denke das stimmt nicht.

ich denke zum einen, das viele leute gar nicht wissen was ihnen gefällt und ob sie nun zu dubstep/minimal/funk oder wasweißich tanzen und es ist ihnen auch egal hauptsache am ende sind alle klischees einer partie erfüllt (die sind dann von szene zu szene unterscheidlich) über die leute braucht man nicht nachdenken, weil die 2 tage später eh nicht mehr wissen was phase war ...

so und alle anderen (minority) haben meißt sehr reduzierte wünsche


künstler mal aus der nähe sehen

künstler mal bei der performance beobachten können

livesound erleben und die stücke von zu hause in nem anderen kontext hören

überhaupt mal andere musik hören (warum sollte ich mir sonst ein dj-set anhören - es sei denn ich will wirklich nur ttanzen und es ist mir egal was da läuft)

musik mal richtig laut fühlen und dazu tanzen wo plattz ist

geemeinschaftliches erleben der musik bzw deer szenekultur


die performance kann das natürlich beegünstigen und unterstützen aber die performance wird dazu nicht benötigt !


ich habe schon concerte gesehen wo einfach nur weißes 2kw stropo in den nebel von hinten eine kleine hhübsche frau angeblitzt hat _ das war wirklich nicht zum aushalten und man konnte da auch nicht lange hinschauen obwohl diemkleine echt nice war _ und das ganze über sunden ... die gute hat sich auch nur minimal bewegt und eben gesungen ... naja zum ende ist sie etwas aufgetaut und das stropo wurde etwas gedimmt und zwei rote lampen kamen dazu _ aber performance war da kaum: das anfangsbild wurde eigentlich nicht verändert .... hinundher : all waren sehr glücklich und es war ein gelungeneer abend mit 3 lampen_einem stropo_einem micro_amiga500_und nem typen dahinter, der noch n paar tretmienen trat :mrgreen: #


lange rede kurzer sinn: die performance ist die livepproduktion der musik - nicht die immageveerbriung der person !

niemand woll den rücken von miles sehen !!! und auch bei jimmi sagt niemand: " oh ja der typ der so gut mit seiner zunge züngeln konnte" :mrgreen:


grüße jaash
 

...ein wunderbares potpourie an electro-klischees.
man draf sich nur nicht zu schade sein. ;-]
 
Schonmal daran gedacht mit seinem Geraffel über die Bühne zu stratzen?
Oder auf dem Tisch zu tanzen?
Lange Kabel, ein wenig Wahnsinn und ab dafür.

Wenn die eigenen Grooves nicht in die Beine gehen, sondern man dasteht als würde man einen Kaffeeautomaten bedienen,
ist man m.E. auf der Bühne deplatziert. Zumindest wenn man Party machen will.
 
Finde das Moving Electronix ganz nett. http://www.weltklang-music.de/html/body_tube_event.html
Auch das Sparkassen-Beschallungsding von Caracho http://www.youtube.com/results?search_q ... +jaja&aq=1 - also einen eh ungenutzten Raum genutzt und einfach was gemacht. Freunde haben auch mal eine Tiefgarage spontan beschallt - Kommt her, wir machen ein Video - es waren bald so 40 Leute da oder so, und sehr lustig. Und auch mal bei MCDings und irgendeinem Kaufhaus, aber kamen irgendwann die Aufräumer.
Batterien rein und das einzige Ding dabei ist die PA einigermaßen netzunabhängig zu bekommen.
Alles ganz nette Ideen.
 
Damals fand ich folgende Drumperformance mit einem "Drum trigger jacket" sehr beeindruckend (1984). Groovt zwar überhaupt nicht, aber die Idee war klasse!

Zu sehen ab ca. 6:15-7:30

 
Moogulator schrieb:
Wir wissen es alle. Elektronik machen bedeutet - die Leute können oft nicht nachvollziehen was man macht, dazu hat man sich mit der heutigen Bauart von Computern und Co. sogar schon per Design so zugebaut und erweckt die Erotik eines beim Frühstück gegenüber sitzenden zeitungslesenden (Ehe?)Partners. Die iPads machen das Problem nicht direkt kleiner.

Was tun?
Videos und Beamer, so wie "alle anderen auch"?

Ich hätte ein paar Ideen. Aber die verrate ich hier nicht, weil es dann sonst "alle anderen auch" machen. :mrgreen:
 
Moogulator schrieb:
Finde das Moving Electronix ganz nett. http://www.weltklang-music.de/html/body_tube_event.html
Batterien rein und das einzige Ding dabei ist die PA einigermaßen netzunabhängig zu bekommen.
Alles ganz nette Ideen.
Bei Weltklang hab ich ja des öfteren mitgemacht. Das ist schon nett, aber es erzeugt mehr Verwunderung (so im Sinne der Denkmaldarsteller in der Fußgängerzone) als ein Gefühl das Konzertbegeisterung entsprechen würde.

Man sollte auch mal relativieren. Die klassische Rockband auf der Bühne ohne Lightshow kann auch begeistern, obgleich sie "nur" ihre Musik runterspielt. Die Musik muss halt gut sein. Ich erinnere mich an ein Aerosmith Konzert in der Münchner Olympiahalle, als "Rock this way" rauskam: Schlagzeug mit Hängetom, Standtom, Snare, Bass, HH, Crash. Gitarristen einer mit einem Marshall top und einer Marshallbox, einer mit einem VOX, Bassist mit einem Peavey Bassamp, Sänger. Punkt. Keine Lichtanlage. Tylor hat nicht mal besonders rumgehampelt, die instrumentalisten sind ab und zu zum Mikro gegangen um mitzusingen, und sonst relaxt aber konzentriert da spielend gestanden. Aber die Musik hat mich einfach weggefegt. Das war vielleicht das geilste Konzert da ich je gesehen hab.

Das gleiche Ding hatte ich vor zwei Jahren bei einem Gig mit "Ce-De" hier aus dem Forum: Wir treten als "Vorgruppe" von Darpanet auf, stinknormaler Elektromusiker-Aufbau, nix große Lightshow, aber der Laden ist voll (Samstag abend) und die Leute sind abgegangen wie Sau. Die Musik hat einfach allen gefallen, alle haben getanzt wie blöd. Punkt.

Ansonsten finde ich das Konzept gut, das enzo cage bei Spheric Lounge eingeführt hat: es gibt keine Bühne man steht mitten im Publikum. Wir haben das partiell für ambioSonics übernommen. Wenn man das Video von hawtin ansieht, macht der das da auch: Leute um sich rum, und die machen die "bühnenshow" weil sie seine Musik gut finden.


Florian

PS: irgendjemand hat weiter oben geschrieben Jarre sei auf der Bühne langweilig. Das kann ich nicht bestätigen. ich find seine Musik so la la, aber es macht total Spass ihm bei einem Konzert zuzusehen.
 
Also Notebook geht gar nicht, weil es bekanntlich so aussieht als rufe der Künstler gerade seine email ab.
Um aus der Statik herauszukommen brauchst du ein Instrument bzw einen Controller, der Bewegung herausfordert.
Da du als Keyboarder oder Noteboarder meist nicht rumrennen kannst, solltest du dir ein paar Drum-Pads oder ähnliches besorgen
um damit ein paar zu Samples triggern. So etwas verstehen die Leute auch.
Als Höhepunkt der Show kann man sich auch ein Umhängekeyboard anlegen und ala Chuck Berry über die Bühne hoppeln. ;-)
 
fogman schrieb:
Schonmal daran gedacht mit seinem Geraffel über die Bühne zu stratzen?
Oder auf dem Tisch zu tanzen?
:mrgreen:
Ich stelle mir grad vor, wie der Tisch unter meiner Last ächzend zusammenricht.
Och nö, da steh ich doch lieber nur doof rum.
 
Bernie schrieb:
fogman schrieb:
Schonmal daran gedacht mit seinem Geraffel über die Bühne zu stratzen?
Oder auf dem Tisch zu tanzen?
:mrgreen:
Ich stelle mir grad vor, wie der Tisch unter meiner Last ächzend zusammenricht.
Och nö, da steh ich doch lieber nur doof rum.


grins :supi:

also ich kann jetzt nur aus meiner erfahrung reden...
in clubs ist man definitiv nicht für liveacts eingerichtet...ich bin jedesmal stinksauer wenn ich in clubs spielen muss und ich/wir über den plattenspielern hinter der blende unf erhöht spielen muss. die leute kriegen einfach nichts mit...
und wenn noch ein laptop da steht ist man eh dj...egal wieviele controller oder andere hardware dabei ist...

letztens aber...konnten wir einen ganzen tisch auf publikumshöhe vor das dj-pult stellen und wir hatten "tonnenweise" hardware...na ja, ist empfindungssache ob das jetzt tonnenweise war oder nicht...auf jeden fall einiges mehr als alle anderen kontrahenten...

ich dachte ich träum, als die leute sich richtig interessierten, was wir denn da machen und das wir tatsächlich live an den geräten sachen einspielten und loopten usw.

ich hatte noch nie so tolle feedbacks und begeisterte leute die zum sound abgegangen sind und uns feierten! ...ansonsten waren es eher so möchtegern posertypen die irgendwas labberten von "mein kollege hat das gleiche programm und macht fettere beats als ihr...und auf die frage...na, wie macht den dein freund die beats auf dem programm...na ja mit dem program halt... :roll:

geil wären immer 2 bis 3 leute due mit cams herumlaufen und den/die performer filmen.auf der/die keinwand mischt ein typ dann die bilder live ineinanderer ....somit sehen die leute auch hinter die dj-theke...egal ob mit laptop oder ned...dann würden nämlich auch die meisten playbackheroes enttarnt...zumindest bei den interessierten...

aber es wurde ja auch schon gesagt...club=tanzen der rest ist egal...strobo und nebel können auch helfen (aussert dem performer) :mrgreen:
 
roechel schrieb:
...ansonsten waren es eher so möchtegern posertypen die irgendwas labberten von "mein kollege hat das gleiche programm und macht fettere beats als ihr...und auf die frage...na, wie macht den dein freund die beats auf dem programm...na ja mit dem program halt... :roll:
bei mir war das so,
"dein deepes zeugs fand ich mega geil, das minimale zeugs kann jeder..."
"ich habe freunde die machen auch live atcs, alles ist improvisiert, nix vorbereitet" musste im nachhinein feststellen, dass seine freunde nur mit laptop live spielen und das noch zu zweit, zu zweit ein improvisierter mix von vorbereiteten patterns, loops, mehr war da nicht.
"mit was machst du musik, was mit ableton live, ich habe reason, ich denke mit ableton live ist es viel einfacher"

während dem spielen
"kannst du mal einen track von paul kalkbrenner laufen lassen?"
 
Soundwave schrieb:
während dem spielen
"kannst du mal einen track von paul kalkbrenner laufen lassen?"
Ach, was soll ich sagen. Meine Freundin kriegt zwar seit neunzehn Jahren mit, das ein Synthesizer kein Plattenspieler ist, aber wenn ich auftrete, dann sagt sie trotzdem zu Ihren Freundinnen "der Florian legt heute abend wieder auf" :roll:
 
florian_anwander schrieb:
Soundwave schrieb:
während dem spielen
"kannst du mal einen track von paul kalkbrenner laufen lassen?"
Ach, was soll ich sagen. Meine Freundin kriegt zwar seit neunzehn Jahren mit, das ein Synthesizer kein Plattenspieler ist, aber wenn ich auftrete, dann sagt sie trotzdem zu Ihren Freundinnen "der Florian legt heute abend wieder auf" :roll:
Wir hatten zu dritt einen Auftritt, keine Computer, nur Rhythmusmaschinen, Modulsynthesizer, Stepsequencer, keine Bühne, sondern Live-Geschraube auf Augenhöhe mit Publikum, …
…und dann beugt sich ein Typ zu mir rüber und fragt: "Habt Ihr hier drahtloses Internet?"
 
florian_anwander schrieb:
Ach, was soll ich sagen. Meine Freundin kriegt zwar seit neunzehn Jahren mit, das ein Synthesizer kein Plattenspieler ist, aber wenn ich auftrete, dann sagt sie trotzdem zu Ihren Freundinnen "der Florian legt heute abend wieder auf" :roll:
Wenn mein Schatzi nach fast zwei Jahrzehnten immer noch nicht weiß, was ich auf der Bühne so treibe, dann wäre das fast schon ein Trennungsgrund. Zeigt es doch, wie sehr sich mein Partner für mein Zeugs interessiert.
 
Warum nicht dazu stehen, dass es wenig Bewegung gibt? Bzw. die Bewegung
IN den Maschienn stattfindet - Fluß der Elektronen - nicht sichtbar; wäre zeitgemäß
Alles andere /Tänzer,Nebellmaschinen, Rumgehüpfe/ lenkt von der Musikab.
Wenn die Musik gut ist, sollte sie auch für sich alleine stehen können.

"Früher" ging auch Musik ohne Video durch - heut nich mehr wegzudenken. Übel.
Soll wohl davon abelnkeen dass viel Sch... dabei ist.
 
jaash schrieb:
ich verstehe das dilemma aber "jarre-gigantomie" ist da echt nicht gefragt _ mich nervt auch alles "wir sind ja so ausgeflippt und machen mit kunstblut rum ...)
Wobei Jarre ja von der Gigantomanie schon wieder runter ist. Es gibt mittlerweile etliche Acts, die größere Shows fahren als er. Deshalb kann er es sich ja auch erlauben, jedes Jahr (seit 2008) zu touren. Selbst die Projektionen hat er heruntergefahren. Gut, vielleicht mal ein paar Zahlen beim Statistics Adagio oder bei Equinoxe 7 eine Kamerafahrt durch ein fettes, 3D-gerendertes Moog-Modularsystem, das fast ein Viertel so groß ist wie das von Bernie, aber meiste Zeit gibt's nur bunte Lichter, Moving Heads und ein paar Laserscanner, also kleines Besteck.

Nee, Jarre baut jetzt auf andere Faktoren. Einer ist Gearporn. Die Show ist kleiner, das Zeugs auf der Bühne ist aber mehr geworden (mit Ausnahme der EMS-Synthis, die er früher schon mal im halben Dutzend mitgebracht hat). Bei der Oxygène-Tour 2008 hat er ja sogar einen Schwenkspiegel über der Bühne aufhängen lassen, damit auch die ganz hinten jedes Gerät sehen können. Der Experte kriegt dabei Stielaugen und vielleicht auch GAS. Und selbst der Laie denkt: "Heilige Maria von Bahia, hat der Unmengen an Maschinerie da stehen!" Ich meine, vier Keyboardburgen, von denen eine wohl alle Größenrekorde sprengt. Ist allerdings auch gerechtfertigt, weil fast die Hälfte von Jarres Synths nicht mal schnell auf andere Sounds umschaltbar ist, seit er wieder vermehrt auf Vintage macht. Wenn du einen Xils 3 hast, kannst du ratzfatz zwischen etlichen Sounds durchschalten. Wenn du einen echten VCS3 oder Synthi AKS hast, geht das nur sehr erschwert, und wenn du mehrere Sounds brauchst, brauchst du eben auch mehrere Exemplare von dem Gerät.

Der zweite Punkt: Der Mann rockt auf der Bühne mehr ab als zu Zeiten seiner Millionenshows. Gut, da hätte ihn auch kaum jemand abrocken sehen können. Aber er springt demonstrativ von einem Synth zum anderen, er heizt das Publikum an, er hängt sich mit gut 60 Jahren einen mehr als sechs Kilo schweren Moog Liberation um und macht Dinge damit, die sich sonst kaum ein Moog-Liberation-Owner trauen würde (und sei es, weil es ihm peinlich wäre). Nach anderthalb Stunden steht er auf der Bühne mit völlig verschwitztem Hemd, aber überglücklich. Und es scheint ihm auch ziemlich wurscht zu sein, daß alle seine drei Mitstreiter eigentlich fitter an den Tasten sind als er. Ernsthaft, als er noch geplaybackt hat, hatte er nicht annähernd so viel Fun. Man vergleiche das mal mit Acts, wo sich jeder hinter einem Laptop mit 25-Tasten-USB-Keyboard versteckt, sofern man das verstecken nennen kann.

A propos Playback, der dritte Punkt ist, daß Jarre auf totale Perfektion bei seinen Shows verzichtet. Zum einen kann so ein Echtanaloger mal aufmucken, selbst wenn ein Patrick Pelamourgues ihn wartet. Total Recall gibt's ja auch nicht bei einem Fuhrpark aus Instrumenten, die zu einem erheblichen Teil vor 1980 gebaut wurden. Zum anderen hört man bei jedem Jarre-Konzert spielerische Abweichungen von dem, was man von den Alben gewohnt ist. So spielt er die Zwei-Finger-Hackfigur von Oxygène 2 jedes Mal anders, das Liberation-Solo von Oxygène 5 sowieso. Auch die Laser Harp spielt er nicht genau nach Noten, sondern baut immer ein paar kleine Abweichungen ein. Das macht die ganze Sache organischer, als wenn einer einfach nur Sequenzen und gesamplete Phrasen aus Ableton Live abfeuert, und außerdem kommt so nicht so leicht der Verdacht auf, daß er und seine Leute Vollplayback machen und/oder die Laser Harp ja eh nur eine Attrappe ist. Wobei, daß die Laser Harp echt ist, sollte jeder wissen, der mal miterlebt hat, wie sie rumzickt, wenn nicht alles 100% optimal ist. Unterm Strich klingt auch alles ein bißchen unsauber, Rolling-Stones-auf-Elektronik-mäßig, damit man auch hört, daß da elektronische Musik per Hand gemacht wird.

Es ist, als hätte Jarre sich angeguckt, was andere, moderne Elektronik-Acts so machen, und dann beschlossen, davon genau das Gegenteil zu machen.

Nur was haben wir davon, außer einer geilen Show zum Angucken, Anhören und vielleicht Ein-paar-Tricks-Mitnehmen? Herzlich wenig, denn selbst um so eine Show abzuziehen, braucht man irrsinnig viel Geriebenes, irrsinnig viel Platz, irrsinnig gute Nerven (mal spontan einen Sound woandersher holen, weil der Memorymoog wieder Sperenzien macht) und einen irrsinnigen Technikerstab. Ich meine, den meisten ist es schon zuviel, ein echtes Rhodes oder einen Juno mit auf die Bühne zu nehmen, weil zu anfällig. Und selbst eine Burg à la Joe Zawinul, die im Zeitalter von Viren, Novations, Waldorfs und Softsynths eigentlich auch schon überflüssig wäre, ist noch nicht groß genug, um die Leute mit Macht vom Hocker zu hauen.

fogman schrieb:
Schonmal daran gedacht mit seinem Geraffel über die Bühne zu stratzen?
Oder auf dem Tisch zu tanzen?
Lange Kabel, ein wenig Wahnsinn und ab dafür.
Genau dafür gibt's Keytars. Das traut sich bloß keiner, weil die Leute mit Keytars nicht Jarre oder Hancock assoziieren, sondern Modern Talking und die ganzen anderen Poser mit absurden Frisuren und absurden Klamotten in den späten 80ern. Und heutzutage wird in der Elektronik nur noch wenig händisch gespielt, und ein Ableton-Live-Controller zum Umhängen wäre Quatsch – nicht nur, weil es bescheuert aussehen würde, sondern weil eine Keytar blind spielbar ist, Ableton Live allerdings visuelle Rückmeldung erfordert.

florian_anwander schrieb:
PS: irgendjemand hat weiter oben geschrieben Jarre sei auf der Bühne langweilig. Das kann ich nicht bestätigen. ich find seine Musik so la la, aber es macht total Spass ihm bei einem Konzert zuzusehen.
Endlich mal einer, der das merkt.

Bernie schrieb:
Och nö, da steh ich doch lieber nur doof rum.
Und das sagt der, der hier von allen am ehesten einen Hradschin aus Synthesizern mit entsprechender Bewegungsfreiheit aufbauen könnte.

roechel schrieb:
geil wären immer 2 bis 3 leute due mit cams herumlaufen und den/die performer filmen.auf der/die keinwand mischt ein typ dann die bilder live ineinanderer ....somit sehen die leute auch hinter die dj-theke...egal ob mit laptop oder ned...dann würden nämlich auch die meisten playbackheroes enttarnt...zumindest bei den interessierten...
Wenn du für den NDR spielst, kannst du das durchaus haben. Ist uns mal passiert, und den On-Stage-Kameramann haben wir aus Platzgründen direkt neben meinem Platz halb einmauern müssen. Ich weiß nicht, wie oft der auf meinen Submixer gehalten hat...

serge schrieb:
…und dann beugt sich ein Typ zu mir rüber und fragt: "Habt Ihr hier drahtloses Internet?"
Vielleicht wollte er sein Händyvideo von euch mal eben in die Duröhre stellen, bevor ihm jemand zuvorkommt.

Andererseits, Festplattenstreaming von einer Festplatte, die gar nicht im selben Haus steht, hm...
 
Irgendwie verstehe ich den thread nicht so richtig.
Geht ihr etwa auf ElektroPartys weil ihr eine Rocktypische Performance sehen wollt?

das besondere hier ist doch die Soundqualität, bzw. lautstärke die man so zuhause nicht geboten bekommt.
auserdem spielt ein liveKünstler von spannungsbogen zu spannungsbogen, bei keinem anderen konzert kann man Stundenlang durchtanzen sondern muss immer warten bis ansage kam und das nächste lied gestartet hat. hier verschmelzen die lieder aber ineinander.
auserdem hört man bei einem live set viel eher was der Künstler drauf hat + es ist niemals das selbe was ich von einigen livebands nicht so ganz behaupten kann.

des weiteren feiert man mit vielen Leuten...aber wenn ich dann nach vorne schauen würde und sehe das der künstler davorne rumhampelt würd ich mir sehr verarscht vorkommen.!
er soll doch daran arbeiten das wir alle durchgehend gut tanzen können und nicht für uns tanzen... ; )
 
Es gibt ja auch noch Musikdarbietungen, zu denen man mal nicht tanzen kann oder wo dies von Stück zu Stück variiert und es einfach Spaß macht, dem Vortragenden zuzuschauen. Ich habe vom Computeract bis zu großen MOdulardarbietungen diverse Acts gesehen und fand, dass es auf jedem Gebiet sehr sehenswerte und sacklangweilige Darbietungen gibt. Es spielt vielleicht keine Rolle, ob es mechanisch anspruchsvoll ist, jedoch kann ein Publikum mit dieser oder jener Geste oder Bedienelement oder was auch immer auch nachvollziehen was geschieht. Schwitzende Katzendarmschwinger vermisse ich dabei nicht. Aber man geht ja auf verschiedenste Konzerte und nimmt mal mehr mal weniger "mit". Die Musik sollte natürlich ohnehin perfekt sein.

Du sprichst von feiern, das ist halt EIN Aspekt von vielen. Nämlich Party und Tanz. Das mag ich auch, aber halte es nicht für die einzige Freude. Ich zB hab bei guten Aufführungen nicht immer das Bedürfnis selbst zu tanzen, außer es passt halt grade. Bei Skinny Puppy tanze ich weniger, bei Stockhausen auch, könnte aber hin und wieder. Bei Air würde ich auch eher zuhören und bei Aphex Twin wild zwischen beidem hin und her wechseln, wenn mir danach ist, bei Robert Babicz geh ich vermutlich sogar gleich hin, weil ich mich bewegen mag. Deshalb sind in Clubs auch oft keine großen Möglichkeiten für "Performance", aber man kann sie sich auch schaffen. Ich mag das jedenfalls.

Vortänzer brauche ich aber auch nicht. Aber ich spreche wirklich sehr allgemein von Musik, welche elektronisch ist (mit oder ohne akustische Instrumente erstmal und wegen der einfacheren Erklärungslage ganz ohne Gitarren. Und die kann man auch gelangweilt festhalten, besonders zu viert. ;-)

Und übrigens :hallo: - Falls du nicht schon "in" so ein Schild geguckt hast.
Nunja, ich muss aber zugeben, dass mir aufgelegte Sachen nur Spaß machen, wenn sie wirklich gnadenlos gut sind und ich eben zum tanzen komme. Ob einer mit seinem Rechner dran sitzt kann man von Weitem auch nicht erkennen.
Wenn du so willst- Autechre ist auch genau so, es gibt nichts zu sehen, da geht es dann darum diese Dinger zu hören. Es wäre für mich verständlich, wenn man das langweilig fände, aber wenn man die Musik mag, halt nicht. Ich mochte aber, wie das Herr Bob Humid vor schon recht vielen Jahren kombiniert hat (Live aber wirklich extrem gut tanzbar und auch so, dass man sich nur schwer entscheiden kann da zuzugucken oder mal auf die Fläche zu wechseln oder eben beides.

Dogmen sind halt doof. Ich pers. mag sehr die Abwechslung, sowohl als Musiker als auch als Hörer. Bin aber in Teilen ein sehr blöder Zuschauer, da ich dazu neigen könnte, die Sachen einfach nur so wirken zu lassen und motorische Dinge zu deaktivieren. Ganz nach Sound.


Dazu passend wäre ggf. noch das Interface, was man so vor sich hat und was man spiel und was man abfeuert und so weiter. Aber vermutlich müssen bestimmte Bedingungen und Erwartungen berücksichtigt werden bei der Frage..?
 
MvKeinen schrieb:
Die Physische Erzeugung eines Tones durch kinetische Energie ist ja nicht nötig bei elektronischer Musik.

Genau deshalb finde ich das Rumgehampel einiger DJs eher albern (oder "peinlich", wie Du schreibst).
Aber da geht es wohl eher um den Animationscharakter für die Party-People.

"Früher" durfte (oder konnte?) die Musik für sich alleine stehen. Dann kamen irgendwann
die Videoclips, um die Musik zu "supporten". Warum muß unbedingt eine Performance her?
Weshalb noch mehr Artifizialität herbeizaubern? Was ist mit "akzeptieren, dass es so ist"?

Ein weiterer Aspekt: die Leute, die elektronische Musik machen - also wir - sind
auch eher verinnerlichte Typen a la Schulze, denn Jimi-Hendrix-like. Da würde ich nicht zu
viel überschwengliche Emotionen auf der Bühne erwarten. Dies ist keinesfalls herablassend
oder wertend gemeint. Iss halt so.
 
also mir isses lieber, der liveact schraubt an den knöpfen rum oder klickt mit der maus, anstatt auf der bühne (oder am tisch) rumzuhüpfen und die lieder einfach als mp3 abzuspielen.



so gehts natürlich auch, das is dann aber schon wieder band und nicht liveact.

 
wir sind in den 90zigern als eletronik duo aufgetreten, incl. gesang mit frontmanshowgedöns (bei einigen stücken).... damals war es gar nicht so einfach alles live zu machen (atari als midisequenzer, nen haufen sampler und synths). wir haben dann immer ein stück playback vom dat gespielt in denen gesanglich performt wurde, während ich damit beschäftigt war die geräte für den nächsten livesong vorzubereiten (discjockey im wahrsten sinne des wortes, sampler und synths mit disketten füttern... nix total recall)... von daher waren wir immer gut in bewegung...

heute wäre es natürlich viel einfacher mit laptop und nem controller, aber weniger authentisch und das spüren die leute. unsere auftritte waren nie perfekt mit technischen und menschlichen aussetzern, aber genau zeigt, dass man mit dem publikum kommuniziert. Das publikum möchte mit dem künstler in interaktion stehen, dann kann man von einer gelungenen performance sprechen.
 
drop it schrieb:
also mir isses lieber, der liveact schraubt an den knöpfen rum oder klickt mit der maus, anstatt auf der bühne (oder am tisch) rumzuhüpfen und die lieder einfach als mp3 abzuspielen.

Absolut oberpeinlich dieser sich selbst feiernde Geck. Ich dachte, so krass wäre das nur hier bei einer relativ kleinen Veranstaltung mit ca 250 Leuten auf einer "Halloween-Party" gewesen. Vor dem offiziellen Beginn schraubten 2 Leute noch am Mixer rum, dann wurde aber der Abend per MP3 abgespielt und oft saßen "DJ" und "Lichtmensch" an der Bar. Nur hin und wieder gröhlte mal einer was unverständliches ins Mikrofon oder drückte mal auf den Auslöser der Nebelmaschine. Imerhin, laut war's, eine Etage tiefer sprangen die Türschilder ab und tanzten an Türdrückern herum. Die Veranstaltung lief insgesamt sehr seicht ab, die Leute kamen, ließen sich an der Bar volllaufen, standen in kleinen Gruppen an aufgestellten Bartischen herum, niemand tanzte, es gab aber auch keinen größeren Streß, Prügeleien oder so. (altersgruppe: 16-25 Jahre etwa)
 
Moogulator schrieb:
Die iPads machen das Problem nicht direkt kleiner.

Was tun?
Videos und Beamer, so wie "alle anderen auch"?
Im Prinzip kann man für grössere Bühnen nicht viel mehr tun als eine Kamera auf die Hände und eine Zweitkamera auf das Gesicht zu zielen, und das Ergebnis in gross zu projezieren. Wenn man also wirklich möchte, dass die Detailhandarbeit sichtbar wird. Ansonsten sollte ja die Musik ausreichen für eine Kommunikation/Austausch mit dem Publikum im Idealfall.

Andere Videos, die mehr oder weniger synchron oder passend parallel zur Musik laufen sind zwar nett, bringt aber nicht viel wenn die Musik Schrott ist und vor allem nicht wirklich live. Live in der elektronischen Musik bedeutet für mich einfach mehr Freiheitsgrade für die Musikkontrolle zu haben als bei normalen Platten/Mp3's/Wav's. Da kann man ja nur Fader hoch/runter, EQ Manipulationen, Geschwindigkeit hoch/runter, Pitch hoch/runter. Die nächste Stufe wären einfach mehr Effekte die an- und ausgeschaltet werden. Das wäre immer noch nicht genug um dazu "live" zu sagen.

Erst wenn der Track aus mehreren Einzelbestandteilen zusammengesetzt wird, die in Echtzeit kontrolliert und effektiert werden, wird es live. Jetzt kommt es nur noch auf den Fluss, die Übergänge, die Interaktionsdichte an, im Idealfall passend zur Publikumsreaktion. Dafür sind echtzeitfähige Livecontroller mit maximalen Freiheitsgraden* notwendig, die man noch nicht kaufen kann. Wenn das Publikum lauter wird sollte auch die Musik agressiver, schneller, lauter werden und kein Break folgen.

iPads haben nichts mit Musik zu tun. Kurz: Schrott.

*: Schnelle und langsame Klangveränderungen müssen möglich sein. Momentane Klangveränderungen auch. Davon 100 oder mehr parallel.

Was ist gute Livemusik? :nihao: Je mehr gefühlvolle Improvisation umso besser!
 


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