Sichtweisen auf die eigene Musik

Ich hab mir in letzter Zeit sehr oft meine alten Aufnahmen angehört und kam dabei auf die Idee, einen Thread auf zu machen in dem es voranging um das Schaffen von Musik in der Vergangenheit geht und wie sie einen heute beeinflusst. Zumal ich wohl einer der jüngeren User hier bin (27), interessiert es mich auch sehr was die "Alten" hier unter uns früher so gemacht haben. Was waren eure Anfänge, und wie beeinflussen sie euch heute noch? Wer Beispiele, Lieder oder alter Aufnahmen hat kann sie gerne hier Posten und dann könnte man ja mal darüber reden. Vll habt ihr früher auch was ganz anderes gemacht und habt davon etwas mitgenommen in die Elektronische Musik?

Ich persönlich habe angefangen mit Metal Musik. Hab irgendwann eine Gitarre bekommen und eine Band gegründet mit der ich über 4 Jahre auf Achse war. Angefangen haben wir ganz Stümperhaft, mit 2-3 "Akkorden". Aufgenommen wurde mit Kassettenrecorder. Damal war das für uns die ultimative Aufnahmequallität. Man beachte das wir nur 2x 15 Watt Verstärker hatten und einen 30 Watt Bassverstärker für den Gesang^^ Nach den ersten 3 Proben haben wir unsere erste Demo-Kassette rausgehauen und unter Freunden verteilt. Aus dieser Anfangszeit hab ich eigentlich nur die Erfahrung mitgenommen nie aufzugeben. Da wir schon viele Schläge und Querhiebe aushalten mussten. Das fing damit an das niemand uns was zugetraut hat bis zu über uns lästern in der Öffentlichkeit. Dazu kam dann noch das uns der Bürgermeister unseres Proberaumes verwies, wegen unserer Menschverachtenden Texte die er sich mal durchgelesen hatte und wir daraufhin ein halbes Jahr Pause machen mussten da wir kein Proberaum fanden. Fakt ist aber das wir ein Jahr später zur Populärsten Death Metal Band der Region wurden. :phat:

Hier ein Track von dem 1. Demo-Tape. (Slasher of Pain - Massaker)

src: http://soundcloud.com/skulltum/slasher-of-pain-massaker

:mrgreen:

Nun hoffe ich auf weiter, spannende Beiträge^^

Grüße: Oli
 
Es gibt altes Zeug von mir, das ich interessant finde, weil es in gewisser Weise Dinge vorwegnimmt, die ich heute ausgereifter umsetzen kann, weil ich mehr Erfahrung und bessere Technik zur Verfügung habe. Es gibt auch musikalische ideen, bei denen ich mich wundere, wo ich die damals hergeholt habe bzw. Zeug, das so hanebüchen entstanden ist, daß ich mich wundere, wie es überhaupt funktionieren konnte.

Es gibt aber auch Zeug, das so scheiße ist, daß ich mit den Zähnen knirsche und mir wünsche, ich könnte es aus meiner Bio-/Discografie streichen. Das ist mir fast noch peinlicher, als hätte ich in irgendeinem schlüpfrigen Film mitgewirkt (obwohl ich da immer noch sagen könnte "Ich war jung und brauchte das Geld!"). Das sind Erfahrungen, die ich unter "so besser nicht mehr machen!" verbuche. Das sollte also eigentlich eine gute Sache sein, schätze ich.

Generell gilt für mich: Das, was ich bei meiner Arbeit scheiße finde, ist auch scheiße -- und zeigt mir, wie blöd und anspruchslos Hörer sein müssen, die mir auch noch weismachen wollen, wie toll das doch sei.

Stephen
 
Ok, also so peinlich ist mir jetzt nix, das ich es gern streichen würde^^ Ich sage mir bei allem das es eben zu mir gehört. Mein aller erstes lied was ich je aufgenommen habe kling kaaaaataaastrophaaal!!!! Ich wusste da noch nix von bpm in ner daw. Ich hab eine akkustic gitarre gehabt (für 30€ von ebay) und ein mikrofon (15€) hab dann das mikro angeschlossen, auf ne tischkante gelegt und mit der gitarre ganz nah davor nen riff eingedudelt. Dann kam das beste, ich hab mit den drum vst ein beat erzeugt, und war mich ständig am wundern warum das nie passte. Letztendlich hab ich den beat vollkommen zerschnitten und immer wieder angepasst was zu holpern, aussetzen, verschiebungen im ganzen lied usw kam. Ich muss mal schauen ob ich das finde. Da passt echt garnix, so das man heute da nur mit den kopf schütteln kann und denkt: Ohhhh backe!! Was ne scheiße!! :)
 
ppg360 schrieb:
Es gibt aber auch Zeug, das so scheiße ist, daß ich mit den Zähnen knirsche und mir wünsche, ich könnte es aus meiner Bio-/Discografie streichen. Das ist mir fast noch peinlicher, als hätte ich in irgendeinem schlüpfrigen Film mitgewirkt (obwohl ich da immer noch sagen könnte "Ich war jung und brauchte das Geld!").
Ich kann auch auf genug produzierten Schrott zurückblicken. Das ist mir aber nicht wirklich peinlich, schließlich war mir einfach mal danach und ich fands zumindest auch mal so gut, das ich der Meinung war, es auch veröffentlichen zu müssen. Manche schrägen Sachen sind sogar fast schon Kult geworden -naja, guter Geschmack ist was anderes...
Es gibt bekannte große Künstler, die viel größeren Müll herausgebracht haben, wenn ich da z. B. nur mal an Yoko Ono denke...
 
Bernie schrieb:
Es gibt bekannte große Künstler, die viel größeren Müll herausgebracht haben, wenn ich da z. B. nur mal an Yoko Ono denke...

Ja das stimmt^^ Aber ich persönlich achte schon sehr darauf was ich veröffentliche. Vorallem unter den Namen eines festen projektes. Man hat ja immerhin einen ruf zu verlieren ;-) Früher war mir das schnurz, da war (ok, bin ich auch immer noch) stolz auf jede aufnahme, auch wenns nur von ner kassette war^^
 
.. Was den Ruf betrifft.. Ich finde, man produziert Musik ja auch fuer sich selbst, solang Sie Dir gefaellt find ich, ist das wichtigste schonmal im Kasten !
 
Ich bilde mir ein, dass meine Musik ebenso wie meine physikalische Präsenz ein angenehmes Gefühl von Gelassenheit, Zufriedenheit, Freude und Staunen ausstrahlt, die den Menschen gut tut. Dadurch habe ich beim Musik machen auch immer das Gefühl etwas sinnvolles zu tun.

Das is natürlich ne ziemlich überhebliche Einstellung, geb ich auch zu, aber als Ausrede kann ich hier bedenkenlos auf meine schwere Kindheit verweisen :)
Generell bin ich ein 100%iges Opfer meiner Zeit und leb das auch voll aus. Retrospektiv kann ich sagen, dass schon meine ersten eigenen Stückchen, die ich als braver Klavierschüler zusammengeschustert hab purer Funk waren, der nur noch ein paar Feinschliffe benötigte.

Dass ich nie das explizite Bedürfnis hatte "ernsthafte" oder "anspruchsvolle" Musik zu machen ergibt sich daraus eigentlich von selbst: Der Sinn von Musik ist mMn das Leiden der Menschen zu verringern bzw davon abzulenken. Ob Musik wirklich ernsthaft und anspruchsvoll ist hat dann für die Erfüllung ihrer Funktion keine wesentliche Bedeutung mehr. Gerne spiele ich die Symphonie #5 von Beethoven auf dem Klavier, aber nicht wegen ihrer Seriösität, sondern einfach, weil es ein Riesending ist, bei dem man permanent am Staunen ist. Und Scooter hat einfach die dicksten Beats :selfhammer:
 
habe als vorbereitung für den verkauf meiner mc808 vorgestern mal eine vierstündige aufnahme gemacht, wo ich ALLE patterns, die ich je auf der kiste gemacht habe (was auch gleichzeitig fast alles ist, was ich je in meinem leben gemacht habe), nacheinander aufgenommen habe und auf ne extra spur noch kommentiert haben. sinn war, dass ich falls irgendwann mal sein sollte, einzelne tracks nachbauen kann, auch ohne wieder ne MC zu brauchen. das ganze war wie eine zeitreise, da ich bei den meisten tracks noch gute erinnerungen hatte wie und unter welchen einflüssen sie entstanden sind. erst kam meine techno-phase, dann meine triphop-phase, dann dub und dubstep, zum schluss wieder etwas hiphop.

tja was soll ich sagen... die erste hälfte war richtig scheiße. und in der zweiten war auch noch ganz schön viel müll dabei...

btw: ha, ich bin jünger (22). ;-)
 
Ja, manchmal ist es echt erschreckend, wenn man sich anhört, was man früher für ne Scheisse gebaut hat.
Naja, keiner wird als Genie auf die Welt geschissen (sorry, mir fällt die gehobene Version des Sprichworts nicht ein).
 
the acid test schrieb:
Ja das stimmt^^ Aber ich persönlich achte schon sehr darauf was ich veröffentliche. Vorallem unter den Namen eines festen projektes. Man hat ja immerhin einen ruf zu verlieren ;-)
Ich möchte meinen Ruf als mittelmäßiger Schrottmucker auch nicht verlieren, daher darf ich garnicht besser werden. :phat:
 
psicolor schrieb:
Ich bilde mir ein, dass meine Musik ebenso wie meine physikalische Präsenz ein angenehmes Gefühl von Gelassenheit, Zufriedenheit, Freude und Staunen ausstrahlt, die den Menschen gut tut. Dadurch habe ich beim Musik machen auch immer das Gefühl etwas sinnvolles zu tun.
Naja, als ganz so sinnlos sehe ich die Existenz meiner Pklatten auch nicht, schließlich muß auf jeder Party mal Schluß sein. Wenn die Leute mal wieder nicht nach Hause wollen, kann man mein Zeugs ganz gut auflegen, das leert sich dann sichtlich schnell.
Oder als Hintergrundmucke fürs Klo, hilft gut beim Kotzen.
:phat:
 
mintberry crunch schrieb:
(...)tja was soll ich sagen... die erste hälfte war richtig scheiße. und in der zweiten war auch noch ganz schön viel müll dabei...


Dann lass mal was hören :lol:
Immerhin soll das ja mal so nen "cooler" Retrospectiv (oder wie immer man das nennt) Thread sein. Peinlichkeiten sind also inklusive :phat:

@Bernie: Hab grad das gefühl übelst Kotzen zu müssen^^ Lass ma was von deiner Durchfall-Mukke hören :mrgreen:

psicolor schrieb:
Ja, manchmal ist es echt erschreckend, wenn man sich anhört, was man früher für ne Scheisse gebaut hat.

Ja das kann ich nur bestätigen. Ich hab mal, in meiner Black Metal Phase ne "Solo" Kassette aufgenommen. Hab das Schlagzeug gespielt und aufgenommen (mit ner Videokamera, aber eben nur den Ton, da unser Kassettenrecorder da schon kaputt war), dann daheim auf Kassette gespielt, die laut über Stereoanlagen laufen lassen, dazu dann Gitarre improvisiert und das wieder aufgenommen. Dann wieder alles auf Kassette und wieder laut abgespielt und drauf "Gesungen". Also "Oldschool East Germany Kassetten Overdubing""^^

Kostprobe gefällig?? :mrgreen: :mrgreen: :phat: :agent:
 
the acid test schrieb:
... Ich hab mal, in meiner Black Metal Phase ne "Solo" Kassette aufgenommen.
...Also "Oldschool East Germany Kassetten Overdubing""^^

Kostprobe gefällig?? :mrgreen: :mrgreen: :phat: :agent:

Na aber auf jeden!
Black Metal ist die (dunkle Seite der) Macht!
 
Bernie schrieb:
ppg360 schrieb:
Es gibt aber auch Zeug, das so scheiße ist, daß ich mit den Zähnen knirsche und mir wünsche, ich könnte es aus meiner Bio-/Discografie streichen. Das ist mir fast noch peinlicher, als hätte ich in irgendeinem schlüpfrigen Film mitgewirkt (obwohl ich da immer noch sagen könnte "Ich war jung und brauchte das Geld!").
Ich kann auch auf genug produzierten Schrott zurückblicken. Das ist mir aber nicht wirklich peinlich, schließlich war mir einfach mal danach und ich fands zumindest auch mal so gut, das ich der Meinung war, es auch veröffentlichen zu müssen. [...]

Ich fand´s noch nicht einmal gut -- ich hatte nur nichts Besseres.

Stephen
 
Bernie schrieb:
psicolor schrieb:
Ich bilde mir ein, dass meine Musik ebenso wie meine physikalische Präsenz ein angenehmes Gefühl von Gelassenheit, Zufriedenheit, Freude und Staunen ausstrahlt, die den Menschen gut tut. Dadurch habe ich beim Musik machen auch immer das Gefühl etwas sinnvolles zu tun.
Naja, als ganz so sinnlos sehe ich die Existenz meiner Pklatten auch nicht, schließlich muß auf jeder Party mal Schluß sein. Wenn die Leute mal wieder nicht nach Hause wollen, kann man mein Zeugs ganz gut auflegen, das leert sich dann sichtlich schnell.
Oder als Hintergrundmucke fürs Klo, hilft gut beim Kotzen.
:phat:

ähm, also ich kenne nur die CD die Du mir in Bonn auf Treffen geschenkt hast.
Die finde ich echt gut.
Schöne Musik für Sonntag morgens, finde ich.
 
the acid test schrieb:
Ich persönlich habe angefangen mit Metal Musik.
Nun hoffe ich auf weiter, spannende Beiträge^^

Nunja, eine der ganz wenigen Aufnahmen, wir nahmen sonst nichts auf weil uns der Moment wichtiger war. Ausserdem steckte jeder Pfennig in Instrumenten und da blieb nichts übrig für Aufnahmeequipment. Das hier ist ein Ausschnitt aus einer der unzähligen Übungsraumsessions bei der einer der Gäste mitschnitt.

play:
 
j[b++] schrieb:
the acid test schrieb:
...Deine Ohren sterben mögen :opa: ...

Die Musik war eindeutig BM und hatte was.
Aber die Vocals, das ging ja so gar nicht ins kehlkopfkrebsige...



Haha, was soll ich sagen: ich war unschuldig und ... :) Hey, aber dafür das dies meine 1. (!!!) aufnahme war die ich je in mein leben gemacht habe, und ich nicht singen kann (und noch nie konnte) is das doch ganz gut ;-)
Und was is heut aus mir geworden...ein Ableton electronic music kontroll freak :)
 
the acid test schrieb:
Haha, was soll ich sagen: ich war unschuldig und ... :) Hey, aber dafür das dies meine 1. (!!!) aufnahme war die ich je in mein leben gemacht habe, und ich nicht singen kann (und noch nie konnte) is das doch ganz gut ;-)
...

scheiße...das ist so TRVE! :phat: :phat: :phat:
 
darsho schrieb:
ähm, also ich kenne nur die CD die Du mir in Bonn auf Treffen geschenkt hast.
Die finde ich echt gut.
Schöne Musik für Sonntag morgens, finde ich.
Das war wahrscheinlich "Behind the blue Room" - dieses Ambient Gedudel.
 
Ich habe 1995 mit einer Art Eurodance angefangen, das ging dann über Trance, House, Techno über ins Progressive Techno-Lager.
Nebenbei habe ich immer Musik mit dem Hintergrund der frühen 80er (Italo, Disco, Synthpop) gemacht, das wollte zu dieser Zeit (um 2000) aber niemand hören.

Wenn ich heute meine damalige Musik höre muss ich sagen, dass sie mir auch heute noch gefällt und ich auch dazu stehe. Man muss das auch immer im Zeitkontext sehen. Ich war damals auch einfach zu faul, das Zeug an irgendein Label zu schicken, war ja nur ein Hobby. Heute finde ich, dass es im Vergleich zu manch anderer Produktion aus dieser Zeit durchaus eine Daseinsberechtigung gehabt hätte.

Ich staune eher, mit welchen kargen Mitteln ich damals solche Tracks bauen konnte. Not macht erfinderisch.
Nur um ein Master zu erstellen bin ich 1997 mit meinem Tower-PC unterm Arm mit der Bahn zum Kumpel gefahren und wir haben den Ausgang meiner Soundblaster AWE32 mit prallen 8MB Sample-RAM an den Eingang seiner Soundkarte angeschlossen, um eine Master-Wave-Datei von den Tracks zu bekommen. Was für ein Aufwand. Einen DAT-Recorder oder MD konnte ich mir damals noch nicht leisten. :selfhammer:
 


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