mnb schrieb:
[...] weleche komplexitaet mit den chips so moeglich waere. [...]
Genau das ist die interessante Frage.
Schade, dass in dem Interview dem so ausgewichen wird.
Bei dem Chip dürfte es sich um den AN231E04 handeln. Ich habe mir das Datenblatt mal angeschaut.
Um erst mal das Phantasiegestammel der Medienmeldungen zurechtzurücken:
Bei FPAAs werden keine Transistoren umverdrahtet, sondern Operationsverstärker als komplette Einheiten, sowie Teile von deren passiver Beschaltung. Bei diesem Chip hier auch Komparatoren, und zusätzlich eine nichtlineare Einheit, ein Art Waveshaper. Das war's. Man kann also nicht "alles" damit bauen, was analog ist. Man kann nur bestimmte analoge Sachen bauen, und darunter sicher einige nur auf unübliche Art. Simuliert wird aber nichts, die Schaltungen sind echt™.
Allenfalls könnte man das für die Widerstände behaupten, die durch die Switched-Capacitor-Technik ersetzt worden sind. (Letztere halte ich übrigens bei diesen Chips mit bis zu 4MHz Taktfrequenz für angemessen dimensioniert, damit sollte man halbwegs ernsthaft Audio machen können.)
Ich finde den Komplexitätsgrad ziemlich enttäuschend:
Nur 8 Operationsverstärker und 4 Komparatoren. Ich kann mir höchstens einen sehr primitiven monophonen Synth ganz darin unterzubringen vorstellen. Oder ein paar Teile eines komplexeren, z. B. Filter.
Wenn man nun viele FPAAs zusammenschalten würde, wären deren Verbindungen untereinander fest.
Es gibt nur 4 audiogeeignete I/Os, die jeweils entweder als Eingang oder Ausgang programmiert werden. Plus 3 weitere I/Os ohne Anti-Aliasing-Filter, wobei ich aber vermute, dass man die für Verbindungen innerhalb eines Netzwerks mehrerer FPAAs ohne Nachteil verwenden könnte, identische Taktfrequenz vorausgesetzt.
Ich schätze, diese Routing-Ressourcen wären bereits bei 2...4 vernetzten FPAAs für so manche Schaltung zu knapp.
Spannungssteuerung: Gibt es nicht, nur Programmsteuerung. Exponentiator, Multiplizierer oder Ähnliches? Negativ.
Jener Waveshaper: Dürfte kaum als solcher verwendbar sein, ist nämlich anscheinend eine halb-digitale 8-Bit-zu-8-Bit Look-Up-Table. Also höchstens für Ungewöhnliches, vielleicht mal eine Art Segmentkurven-Oszillator oder so?
Das Gefühl wie bei FPGAs, so richtig aus dem Vollen schöpfen zu können, stellt sich bei mir nicht ein.
Fazit: Die FPAAs eignen sich immerhin gut dazu, dass man "Ist ANALOG!!!" hinausposaunen kann. Das ist formal nicht gelogen. Es könnte vielleicht sogar ein Stück billiger werden als mit den Bergen an Diskretbauteilen, die andere brauchen, wer weiß.
Aber die klassischen Schaltungen bekommt man damit nicht. Ich sehe die Mehrvondemselbenaberganzbillig-Leute schon enttäuscht. Dass digitale Oszillatoren in das Gerät hinein sollen, sehe ich als ein Indiz dafür, dass einiges wohl doch nicht mit den FPAAs ging. Und ein Modularsystem, wo ALLES geht, wird es sicher nicht werden.
Dieser Synth dürfte sehr "anders-analog" werden.
Falls sie es denn hinkriegen.